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Home Inhaltsverzeichnis : Umgang mit der Demokratie

Der Wille des Volkes
Teil I
Das Volk

Inhaltsverzeichnis:

01 Das Volk im Grundgesetz
02 Wer ist das deutsche Volk?
03 Wir sind das
Volk
04 Das Volk des Björn Höcke
05 Das Völkische im deutschen Volk
06 Das Nationale im 20. Jahrhundert
07 Die Nation des Adolf Hitler
08 Das Wiedererwachen nationaler Identitäten
09 Staat – Volk – Nation
10 Das neue Schwarz-Rot-Gold?
11 Ist die Nationalhymne noch zeitgemäß?
12 Ist das Wort Nation schon rechtsradikal?
13 Vaterland oder Zusammenland
14 Die Neue Rechte in Deutschland
15 Nationale Interessen - Rassismus und Faschismus
16 Identitäre Bewegung von heute
17 Bindewirkung Volk und Nation
18 Das Volk der Postmoderne
19 Das Volk der Konsumenten

20 Quellen

01 Das Volk im Grundgesetz

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Präambel
Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen,
von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben.

Art 1 Abs. 2 GG
(2) Das
Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.

Art 20 Abs. 2 GG
(2) Alle
Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.

Art 21 Abs. 1 Satz 1 GG
(1) Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des
Volkes mit.

Art 28 Abs. 1 Satz 1 GG
(1) Die verfassungsmäßige Ordnung in den Ländern muss den Grundsätzen des republikanischen, demokratischen und sozialen Rechtsstaates im Sinne dieses Grundgesetzes entsprechen. In den Ländern, Kreisen und Gemeinden muss das
Volk eine Vertretung haben, die aus allgemeinen, unmittelbaren, freien, gleichen und geheimen Wahlen hervorgegangen ist.

Art 38 GG
(1) Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt. Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen.

Art 56 GG
Der Bundespräsident leistet bei seinem Amtsantritt vor den versammelten Mitgliedern des Bundestages und des Bundesrates folgenden Eid:

Ich schwöre, daß ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“

Der Eid kann auch ohne religiöse Beteuerung geleistet werden.

Art 139 GG
Die zur „
Befreiung des deutschen Volkes vom Nationalsozialismus und Militarismus“ erlassenen Rechtsvorschriften werden von den Bestimmungen dieses Grundgesetzes nicht berührt.

Was ist damit gemeint?

BVerfG, Beschluss vom 27.09.1951 - 1 BvR 70/51: Entscheidungen, die aufgrund der Rechtsvorschriften zur Befreiung des deutschen Volkes vom Nationalsozialismus und Militarismus ergehen, können mit der Verfassungsbeschwerde nicht angefochten werden. [...]. Somit ist eine Verfassungsbeschwerde gegen rechtskräftige Entscheidungen eines Gerichts nur zulässig, wenn diese nach dem 16. April 1951 wirksam geworden sind.

Da es meines Wissens nach heute keine Gesetze mehr gibt, die vor dem oben genannten Datum erlassen wurden und die heute noch gelten, dürfte es sich bei dem Artikel 139 des Grundgesetzes wohl nur um ein Überbleibsel aus vergangene Zeiten handeln. Dieser Artikel lässt sich aber auch als eine Verpflichtung verstehen, sowohl den Nationalsozialismus als auch den Militarismus nachhaltig zu bändigen.

Art 146 GG
Dieses Grundgesetz, das nach Vollendung der Einheit und Freiheit Deutschlands für das gesamte
deutsche Volk gilt, verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist.

02 Wer ist das deutsche Volk?

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Diese Frage lässt sich aus rechtlicher Sicht relativ leicht beantworten, denn dabei kann es sich nur um die Summe von Menschen handeln, die im Sinne von Art 116 GG über die deutsche Staatsangehörigkeit verfügen.

Art 116 Abs. 1 GG
(1) Deutscher im Sinne dieses Grundgesetzes ist vorbehaltlich anderweitiger gesetzlicher Regelung, wer die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt oder als Flüchtling oder Vertriebener deutscher Volkszugehörigkeit oder als dessen Ehegatte oder Abkömmling in dem Gebiete des Deutschen Reiches nach dem Stande vom 31. Dezember 1937 Aufnahme gefunden hat.

Nähere Ausführungen zum Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft sind im Staatsangehörigkeitsgesetz (StAG) geregelt.

§ 3 StAG - Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft

Unabhängig davon sind damit aber noch längst nicht alle Fragen beantwortet, die sich aus der Sprachfigur „Deutsches Volk“ ergeben, denn bei der Suche nach Antworten lassen sich schnell zwei, drei, fünf, wahrscheinlich auch noch mehr Antworten finden, die mit durchaus nachvollziehbaren Argumenten belegen, was es mit dem Deutschsein so auf sich hat. Im Gegensatz dazu sind juristische Aussagen eindeutig:

Deutscher ist, wer die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt.

Die juristische Sicht der Dinge sah, zumindest was das Deutschwerden anbelangt,  zumindest noch vor 100 Jahren anders aus als heute. Damals war die Staatsangehörigkeit im Staatsangehörigkeitengesetz anders geregelt.

Übrigens: Dieses Gesetz wurde nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland in der Form von 1913 übernommen.

Staatsangehörigkeitsgesetz (StAG) vom 22. Juli 1913 (RGBl. S. 583)

Ein kurzer Blick in die deutsche Vergangenheit der Hitlerdiktatur:

In den Nürnberger Gesetzen vom 15. September 1935 wurde die deutsche Staatsangehörigkeit wie folgt geregelt:

Gesetz über das Reichsbürgerrecht:

§1
(1) Staatsangehöriger ist, wer dem Schutzverband des Deutschen Reiches angehört und ihm dafür besonders verpflichtet ist.
(2) Die Staatsangehörigkeit wird nach den Vorschriften des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes erworben.

§2
(1) Reichsbürger ist nur der Staatsangehörige deutschen oder artverwandten Blutes, der durch sein Verhalten beweist, daß er gewillt und geeignet ist, in Treue dem deutschen Volk und reich zu dienen.

Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre

§1
(1) Eheschließungen zwischen Juden und Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes sind verboten. Trotzdem geschlossene Ehen sind nichtig, auch wenn sie zur Umgehung dieses Gesetzes im Ausland geschlossen sind.

§2
Außerehelicher Verkehr zwischen Juden und Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes ist verboten.

Grafik zum Originaltext

Im Zusammenhang mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der damit verbundenen Entnazifizierung – zumindest was gesetzliche Regelungen betraf , über den Rest schwiegt man lieber – wurde, wie bereits schon festgestellt, auf das bereits oben genannte Staatsbürgerschaftsgesetz aus dem Jahr 1913 zuerst einmal zurückgegriffen.

Auf der Grundlage dieses Gesetzes wurde das Staatsbürgerschaftsrecht in Deutschland später weiter entwickelt und im August 2023 letztmalig modifiziert.

Was damit gemeint ist, dass kann einer Pressemitteilung des Bundesinnenministeriums vom 19.05.2023 entnommen werden, in der es heißt:

Pressemitteilung BMI 2023: Mehrstaatigkeit soll möglich werden / Einbürgerungen nach fünf oder drei statt acht Jahren / Würdigung der Gastarbeitergeneration. [...]. Die Mehrstaatigkeit soll möglich und der Weg zum Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit einfacher werden. Eine Einbürgerung soll in der Regel nach fünf statt wie bisher nach acht Jahren möglich sein, bei besonderen Integrationsleistungen kann die Voraufenthaltszeit auf bis zu drei Jahre verkürzt werden.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser: Ich freue mich sehr, dass wir mit dem neuen Staatsangehörigkeitsrecht eines der wichtigsten Fortschrittsthemen der Ampel umsetzen. Wir wollen, dass Menschen, die Teil unserer Gesellschaft geworden sind, unser Land auch demokratisch mitgestalten können.

Davon hat zwischenzeitlich die neu gegründete Partei DAVA Gebrauch gemacht.

DAVA: Die im Januar 2024 gegründete „Demokratische Allianz für Vielfalt und Aufbruch“ (DAVA) ist derzeit formal eine Wählervereinigung. Sie will aber als Partei bei der Europawahl am 9. Juni 2024 antreten. Auf Tagesschau.de vom 5.2.2024 heißt es zu den Zielen der Partei, dass der Schutz des Islam, die Stärkung „traditioneller Werte“ und ein starker Sozialstaat zu den Kernthemen des Wahlprogramms gehören würden, mit denen die politische Vereinigung DAVA vor allem muslimische Migranten erreichen will.

Ein paar Tage später geht die FAZ vom 23.2.2024 bereits der Frage nach, was die etablierten Parteien der DAVA überhaupt entgegenzusetzen haben.

FAZ.net vom 23.02.2024: Die politische Vereinigung DAVA will zur Stimme aller Menschen mit Einwanderungsgeschichte und insbesondere von Muslimen in Deutschland werden. Wie groß ist das Wählerpotential von DAVA? Die Vertreter der Partei sprechen von fünf Millionen Muslimen in Deutschland, teils sogar von sieben Millionen. Von denen sind zwar längst nicht alle wahlberechtigt, auch weil viele von ihnen keinen deutschen Pass haben. Die Vertreter setzen aber darauf, dass die Zahl der wahlberechtigten Muslime durch Einwanderung sowie die von der Ampelkoalition beschlossene Liberalisierung des Staatsbürgerschaftsrechts weiter steigen wird.

Zurück zur Pressemitteilung des BMI.

Pressemitteilung BMI 2023: Gute Beispiele wie Kanada zeigen uns, dass diese Perspektive auch entscheidend ist, um die Fachkräfte zu gewinnen, die wir dringend brauchen. Viele Zugewanderte fühlen sich als Deutsche, wollen aber den Bezug zu ihrem Herkunftsland nicht komplett kappen. Sie werden künftig nicht mehr gezwungen sein, einen Teil ihrer Identität aufzugeben. Wir vollziehen den lange überfälligen Paradigmenwechsel und lassen die Mehrstaatigkeit zu. Zugleich ermöglichen wir die Einbürgerung schon nach fünf statt nach acht Jahren. Wer besonders gut integriert ist, kann diesen Zeitraum auf bis zu drei Jahre verkürzen. Das gilt für Menschen, die sehr gut Deutsch sprechen, im Job herausragende Leistungen erzielen oder sich ehrenamtlich engagieren. Die enorme Lebensleistung der Gastarbeitergeneration für unser Land wollen wir würdigen. Deshalb sehen wir für sie deutliche Erleichterungen bei der Einbürgerung vor. Der Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit ist das stärkste Bekenntnis zu Deutschland. Wer Deutsche oder Deutscher wird, bekennt sich zum Leben in unserer freiheitlichen und vielfältigen Gesellschaft. Deshalb gilt auch: Rassismus, Antisemitismus oder jede andere Form von Menschenfeindlichkeit steht einer Einbürgerung entgegen – da gibt es keinerlei Toleranz. Wer unsere Werte nicht teilt, kann nicht Deutscher werden.

Ende 2021 lebten rund 72,4 Millionen Menschen mit deutscher und rund 10,7 Millionen mit ausländischer Staatsangehörigkeit in Deutschland, von denen sich rund 5,7 Millionen bereits seit mindestens zehn Jahren in Deutschland aufhielten. Der Anteil von Einbürgerungen im Inland im Verhältnis zu der seit mindestens zehn Jahren in Deutschland lebenden ausländischen Bevölkerung befindet sich dauerhaft auf niedrigem Niveau; im Jahr 2021 lag er bei nur 2,45 Prozent. Auch im EU-Vergleich hat Deutschland eine besonders niedrige Einbürgerungsrate.

Die Einbürgerung ist für alle Beteiligten ein Grund zum Feiern. Die Eingebürgerten können gleichberechtigt am politischen Leben in Deutschland teilnehmen [En01].

Was ist dazu anzumerken? Vielleicht eine Feststellung von Paul Feyerabend, im Hinblick auf die Wahrheit und die Meinung von Fachleuten, die als Experten zu wissen meinen, was ein Volk benötigt, um in Wohlstand weiter leben zu können. In seinem Buch "Erkenntnis für freie Menschen" heißt es in dem Kapitel, das die Überschrift „Erkenntnis für freie Menschen“ trägt, wie folgt:

Paul Feyerabend: Fachleute sind voll von Vorurteilen, man kann ihnen nicht trauen und muss ihre Empfehlungen genau untersuchen.

An anderer Stelle heißt es:

Ein Grund dafür liegt in der Natur der Erkenntnis selbst. Jede Erkenntnis enthält wertvolle Bestandteile, Seite an Seite mit Elementen, die die Entdeckung neuer Dinge verhindern. Diese Elemente sind nicht einfach Irrtümer. Sie sind wesentlich für die Forschung: Fortschritt in eine Richtung kommt nicht ohne Aufhebung der Möglichkeit zum Fortschritt in eine andere Richtung zustande [En02].

Anders ausgedrückt: Wenn jährlich 400 000 ausländische Arbeitskräfte benötigt werden, der Flüchtlingsstrom weiter anhält und Personen, denen kein Asyl gewährt werden kann, das Land nicht verlassen müssen, weil niemand weiß, wohin mit ihnen, dann ist abzusehen, dass in absehbarer Zeit die deutsche Bevölkerung „sozusagen im eigenen Land zur Minderheit“ wird. Wer das bezweifelt, weil nicht sein kann, was nicht sein darf, der bezweifelt letztendlich gut abgesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Mehr dazu an anderer Stelle.

03 Wir sind das Volk

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Wer ist dieses Wir? Sind das die gut 85 Millionen in der Bundesrepublik Deutschland lebenden Menschen, oder sind das nur die so genannten Bio-Deutschen, also die, die sozusagen über mehrere Generationen über eine deutsche Abstammung verfügen?

Die Masse des Volkes: Zum 30. September 2023 lebten 84 607 000 Personen in Deutschland, davon gut ein Viertel mit Migrationshintergrund. Bleibt die Zuwanderung auf dem Niveau des vergangenen Jahrzehnts, könnten im Jahr 2070 etwa 90 Millionen Menschen in Deutschland leben.

Diesbezüglich heißt es auf der Website des „Sachverständigenrats für Integration und Migration“ (SVR) wie folgt:

SVR: In Deutschland lebten 2022 laut Mikrozensus rund 83,1 Millionen Menschen. Mit rund 23,8 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund hat mehr als jede bzw. jeder Vierte (28,7 %) eine eigene oder eine über mindestens einen Elternteil mitgebrachte Zuwanderungsgeschichte. Mehr als die Hälfte aller Personen mit Migrationshintergrund (in 2022 rund 12,2 Mio.) besitzt die deutsche Staatsangehörigkeit.

An anderer Stelle heißt es sinngemäß:

In NRW (33,5 %), Hessen (36,8 %) und in Baden-Württemberg (36,3 %) ist der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund besonders hoch. In den ostdeutschen Bundesländern liegt dieser Anteil im Schnitt bei gut 10,5 Prozent. Ausnahme Berlin mit 36,4 % [En03].

Hinweis: Bedingt durch den demografischen Wandel und die Tatsache, dass die Geburtenrate bei deutschen Frauen sich auf einem niedrigen Niveau befindet, so dass mit einer Geburtenrate von 1,4 Kind pro Frau der durch Demografie bedingte „Bevölkerungsschwund“ nicht ausgeglichen werden kann, dürfte es unbestreitbar sein, dass, wenn dieser Rückgang durch Einwanderung ausgefüllt wird, eine Zukunft zu erwarten ist, in der sozusagen „die Bio-Deutschen im eigenen Land“ zur Minderheit werden könnten.

Bertelsmann-Stiftung 2015: Für die Zukunft wird erwartet, dass der Einfluss der Alterung – und längerfristig des Bevölkerungsrückgangs – immer stärker wird und das Erwerbspersonenpotenzial deshalb aus rein demographischen Gründen sinkt. Es sieht so aus, als ob das Potenzial bei „normalem“ Umfang der Zuwanderung aus dem Ausland nicht mehr auf dem heutigen Niveau gehalten werden kann.

4.1.1 Fertilität
Die sogenannte „Zusammengefasste Geburtenrate“ (Total Fertility Rate = TFR) liegt in Deutschland aktuell unter 1,4 Kinder pro Frau im Alter von 15 bis 49 Jahren. Damit werden in Deutschland rund ein Drittel weniger Kinder geboren, als es für den langfristigen Bevölkerungserhalt notwendig wäre, denn der „bestandserhaltende“ Wert der TRF beträgt gegenwärtig knapp 2,1 Kinder. Obwohl die TFR seit Längerem nahezu konstant ist, nimmt die Zahl der geborenen Kinder langsam ab, weil die Mütterkohorten immer kleiner werden [En04].

Die sich daraus ergebenden Folgen für die Zukunft des „deutschen Volkes“ lassen sich zurzeit wohl nur erahnen, auch wenn Computermodelle nicht nur einen Rückgang der „biodeutschen Wohnbevölkerung“, sondern auch einen Anstieg der „Wohnbevölkerung mit Migrationshintergrund“ erwarten lassen. Ob diese Wirklichkeit aber wirklich Wirklichkeit wird, das wird dennoch trotz aller Computeranalysen niemand ernsthaft behaupten wollen, denn Wissenschaft wird auch heute noch, in Anlehnung an Paul Feyerabend betrieben, „ohne dass wir uns auf eine stabile wissenschaftliche Methode verlassen können.“ An anderer Stelle heißt es:

Paul Feyerabend: Man kann sich auf die Wissenschaftler einfach nicht verlassen. Sie haben ihre eigenen Interessen, die ihre Deutung der Evidenz und der Schlüssigkeit dieser Evidenz färben, sie wissen nur sehr wenig, geben aber vor, weitaus mehr zu wissen, sie verwenden Gerüchte, als handle es sich um wohlbestätigte Tatsachen, fromme Wünsche, als handle es sich um grundlegende Prinzipien des wissenschaftlichen Denkens, und selbst die sehr detaillierten Forschungsergebnisse beruhen auf Annahmen, die die Wissenschaftler oft nicht kennen und deren Inhalt und Reichweite sie nicht verstehen [En05].

So zumindest verstehe auch ich das folgende Zitat, das auf der Website „Zukunftsentwicklung.de“ nachgelesen werden kann.

Zukunftsentwicklung.de: Der größte Unsicherheitsfaktor bei Bevölkerungsprognosen liegt in den Annahmen zur jährlichen Nettozuwanderung. So will die deutsche Wirtschaft in den kommenden Jahren mehr Fachkräfte im Ausland anwerben, um den bereits spürbaren Arbeitskräftemangel zu kompensieren (zurückgehende Zahl der Menschen im Erwerbsalter). Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Zahl der Asylbewerber/innen. So schwankte die Zahl der Asylerstanträge in den letzten Jahren zwischen 722.370 im Jahr 2016 und 102.581 im Jahr 2020. Im Jahr 2023 gab es 329.120 Erstanträge. Das Statistische Bundesamt vermeldete, dass Ende 2022 rund 482.300 Personen Asylbewerberleistungen erhielten. Ferner flüchteten rund 1,05 Millionen Ukrainer bis Ende 2022 nach Deutschland. Wie lange sie bleiben werden, wird von dem weiteren Verlauf des Krieges mit Russland abhängen. Insgesamt lebten Ende 2022 laut Statistischem Bundesamt circa 3,08 Millionen Menschen als Schutzsuchende in Deutschland.

In den kommenden Jahren werden noch viele Ausländer/innen zuwandern, da für Deutschland mehr Wirtschaftswachstum als für andere EU-Staaten erwartet wird, die politische und wirtschaftliche Situation in vielen vorderasiatischen und afrikanischen Ländern angespannt bleiben dürfte und mit mehr Klimaflüchtlingen zu rechnen ist. Asylant/innen und Flüchtlinge werden weiterhin hohe Kosten verursachen, die eine rasch alternde Gesellschaft immer schwerer aufbringen kann. Auch könnte der wachsende Anteil von Migrant/innen an der Bevölkerung zu mehr Fremdenfeindlichkeit und Konflikten mit Deutschen führen [En06].

Wie dem auch immer sei: Wer sich anmaßt, bereits heute die Zukunft von 2030, geschweige denn die von 2050 voraussagen zu können, dessen Aberglaube dürfte wohl nachhaltig den Recht noch vorhandener Vernunft verdrängt haben, denn erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.

Noch einmal ein paar Zahlen aus der Bertelsmann-Stiftung zum Thema: „Zuwanderungsbedarf aus Drittstaaten in Deutschland bis 2050“. Hinsichtlich der Zuwanderungszahlen heißt es dort sinngemäß wie folgt:

2015 bis 2025 betrug die Zuwanderungsrate 450.000, 2026 bis 2035 lag sie bei 600.000 und 2036 bis 2050 ist mit einer Nettozuwanderung von 550.000 Menschen pro Jahr zu rechnen. Über den gesamten Zeitraum beträgt damit die durchschnittliche Nettozuwanderung 533.000 Personen pro Jahr.

Dennoch: Die Migration wirkt weiterhin verjüngend auf die Bevölkerung Deutschlands. Unbeantwortet lässt die Studie jedoch die Frage der Familienzusammenführung, denn eine Nettozuwanderung von 533.000 Personen lässt erwarten, dass diese Anzahl durch Familienzusammenführung deutlich ansteigen wird.

04 Das Volk des Björn Höcke

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Die folgenden Zitate wurden dem online vorgehaltenen Buch von Björn Höcke: „Nie zweimal in denselben Fluss“ entnommen [En07].

Die nachfolgenden Textstellen aus diesem Buch gehen davon aus, dass im Dritten Reich Verbrechen begangen wurden, deren sich ein Volk nicht entziehen kann. Unter Bezugnahme auf das Zivilisationsverbrechen des Holocaust heißt es in dem Buch, bei dem es sich um ein Gespräch zwischen Björn Höcke und Sebastian Hennig handelt, wie folgt:

Björn Höcke: Wenn man unter einem Volk eine Gemeinschaft versteht, deren Angehörige in einer schicksalhaften, generationsübergreifenden Verbindung stehen, dann kann ich mich als Deutscher nicht einfach mit der Bemerkung aus der Verantwortung stehlen, das ginge mich gar nichts an, weil ich erst nach den Ereignissen geboren wurde. Damit würde ich ja wieder in ein „atomistisches“ Selbstverständnis zurückfallen, das ich vorhin bereits bemängelt habe. Wenn in meiner Familie ein enger Verwandter etwas Schlimmes getan hat, dann fühle ich mich zwar nicht direkt schuldig, verspüre aber eine gewisse Scham, dass diese Person zu meiner Familie gehört.

Sebastian Hennig: Der Apfel pflegt ja nicht weit vom Stamm zu fallen.

Björn Höcke: Genau. Wenn man den Begriff „Volk“ im Sinne Edmund Burkes als ideelle Gemeinschaft der Toten, Lebenden und noch nicht Geborenen ernstnimmt, muss man auch die damit verbundenen Komplikationen akzeptieren. Es kann einem dann nicht egal sein, was die eigenen Vorfahren an Gutem und Bösem getan haben. Die Annahme einer kollektiven Verantwortung heißt aber nicht, dass diese auf selbstzerstörerische Weise geschehen muss.

Ein Volk kann als eine dynamische Einheit aus Abstammung, Sprache, Kultur und gemeinsam erlebter Geschichte beschrieben werden. Es ist eine menschliche Gemeinschaftsform, die nicht so „eng-verschwitzt“ wie eine Sippe oder ein lokaler Stamm ist, wie Günter Zehm einmal geschrieben hat, aber auch nicht so entfernt-abstrakt wie die Menschheit. Eine gute Größenordnung, die zwischen dem Einzelnen und der Gattung Mensch vermitteln kann.

Ein Volk ist nicht nur Verwandtschaft, sondern auch Verbandschaft und zu dessen Grundlage gehört der Wunsch oder zumindest die Bereitschaft, dazu zu gehören. Wenn sich niemand mehr dem eigenen Volk innerlich-willentlich verbunden fühlt, dann hat es sich auch bei Vorliegen aller anderen Faktoren einfach in Luft aufgelöst. Darin besteht heute das größte Problem. Die Pflege eines gesunden Nationalbewusstseins, ohne Überhöhung oder narzisstische Verklärung, bleibt eine stetige Aufgabe.

Sebastian Hennig: Nun wollte schon Ihre ehemalige Parteikollegin Frauke Petry das Wort „völkisch“ wieder rehabilitieren.

Björn Höcke: Rein etymologisch betrachtet lag sie richtig, denn es leitet sich ja vom Begriff „Volk“ ab. Dennoch halte ich diese Bezeichnung politisch-inhaltlich nicht für glücklich und habe sie auch nie für meine eigene Position verwendet. Sie steht nämlich für eine bestimmte politische Richtung Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts, deren Inhalte und Forderungen ich nicht teile. Den Hintergrund kennen unsere Gegner natürlich und verwenden daher das Wort umso bewusster und gezielter. Unabhängig davon halte ich die Bezeichnung „volksverbunden“ oder „volksfreundlich“ für besser. Sie entlarvt nämlich die Gegner als eben nicht volksverbunden, ja volksfeindlich. Wir sollten ganz selbstbewusst darauf hinweisen, dass die Kategorie „Volk“ der zentrale Orientierungspunkt in unserem politischen Denken und Handeln ist. Und dass das Eigene an erster Stelle kommt. Was soll auch daran verwerflich sein, sich seinem eigenen Volk mehr verbunden und verpflichtet zu fühlen als einem anderen? Eltern tun das ebenso mit ihren Kindern, ohne deswegen gleich zu Menschheitsfeinden zu mutieren [En08].

05 Das Völkische im deutschen Volk

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Dabei handelt es sich um eine Bewegung, die ihre Anfänge in der Reichsgründungszeit, also in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts hatte, dem so genannten völkischen Kaiserreich. In dem Buch von George L. Mosse mit dem Titel: Ein Volk - ein Reich - ein Führer - die völkischen Ursprünge des Nationalsozialismus heißt es:

George L. Mosse: Der Mensch sei vom Schicksal dazu ausersehen, nicht in der Stadt, sondern in seiner heimatlichen Landschaft mit Natur und Volk zu zerschmelzen. Nur durch diesen Vorgang in der ihm angestammten Umgebung würde jeder Mensch seine Identität und Individualität finden können. Die völkischen Denker beriefen sich aus dem guten Grund ständig auf den Begriff der "Verwurzelung". Er entsprach jener Korrespondenz von Mensch und Landschaft durch seine Seele und demzufolge mit dem Volk, wobei das Volk den Lebensgeist des Kosmos verkörperte. Die "Verwurzelung" war außerdem das wesentliche Verbindungsglied in der völkischen Lebenskette und diente - als "ländliche Verwurzelung" dazu, den Gegensatz zu der städtischen Erschütterung oder der so gennannten "Entwurzelung" bewusst zu machen (Seite 24).

Da Juden keine Heimat hatten, entstand durch dieses Andersseit der Antisemitismus.

Diesbezüglich heißt es an anderer Stelle:

George L. Mosse: Die Feindseligkeit [völkischer Denker] gegenüber der Großstadt hatte einen entscheidenden Antgeil am Emporkommen völkischen Denkens. In dieser Zeit wurde "Berlin ist die Heimat der Juden" als Ausdruck dieses Gefühls geprägt oder, wie ein anderer Autor schreibt, dass die Großstädte die Gräber Deutschlands seien (Seite 32). 

Im Kern handelte es sich bei der völkischen Bewegung um eine antisemitische Bewegung, deren Ziel es war, eine völkische Gesinnungsgemeinschaft entstehen zu lassen.

Anders ausgedrückt: Bei dieser Bewegung handelte es sich sowohl um eine rassenhygienische Bewegung, als auch um eine Kultur- und Lebensform.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erlebte diese Bewegung in der Weimarer Republik sozusagen eine Wiedergeburt, was die nachfolgenden Schlüsselwörter belegen sollen: der Deutschvölkische Schutz- und Trutzbund, der Deutschbund, die Deutschsozialisten, die völkische Jugend, das Völkische in der NSDAP, die Deutsche Glaubensbewegung.

Die beiden folgenden Zitate sollen verdeutlichen, was unter der Sprachfigur des „Völkischen“ im Wesentlichen zu verstehen ist.

In der Zeitschrift „Hammer 24, aus dem Jahr 1925“, herausgegeben vom „Bund für Deutsche Kirche“, der 1921 gegründet wurde, heißt es:

Hammer 1925: Germanisches Kulturerbe, so ein „Dr. H.“, sei wohl, „bei den germanisch aussehenden Volksgenossen am selbstverständlichsten“ zu vermuten, doch sei auch „jeder andere Volksgenosse [...] Germane, wenn er germanisch denkt und fühlt! Der Unterschied zwischen beiden liegt vielleicht nur darin, dass es dem Reinrassigeren leichter fällt, sich das völkische Kulturgut zu eigen zu machen, während der andere schwere Kämpfe in seinem Innern gegen die dunklen Mächte der Mischblütigen ausfechten muss.“ Völkische Aufgabe sei es daher, „die deutschgermanische Seele in all den deutschen Volksgenossen zu befreien, die sie besitzen oder in sich ahnend fühlen. Dann wird vielleicht auch in fernen Zeiten das Innenleben die äußere Erscheinung nach der Vorväter Art gestalten, denn der Geist bildet den Körper [En09].

Und im Hammer 10 aus dem Jahr 1911 heißt es, die Vertreibung der Juden betreffend, wie folgt:

Hammer 1911: Die in den letzten 5 Jahren eingewanderten Juden haben Deutschland binnen 3 Jahren wieder zu verlassen, die in den letzten 6 - 10 Jahren zugewanderten binnen 5 Jahren, die in den letzten 10 - 20 Jahren zugewanderten binnen 8 Jahren, in den letzten 20 - 30 Jahren zugewanderten binnen 10 Jahren und die seit länger als 30 Jahren zugewanderten Juden haben Deutschland binnen 12 Jahren zu verlassen. Darüber, ob Jude oder Nichtjude, entscheidet nicht die Konfession, sondern Blut und Rasse [En10].

Diese Vorstellungen erleben heute sozusagen eine Wiederbelebung in den Vorstellungen der „Identitären“, zumindest lassen sich so die Ausführungen von Martin Sellner interpretieren, wenn er sich über die Remigration von Migranten äußert.

Hinweis: Martin Michael Sellner ist ein österreichischer rechtsextremer Aktivist und Autor. Von 2015 bis 2023 war er Sprecher der Identitären Bewegung in Österreich. Er ist auch als Akteur der Neuen Rechten in Deutschland bekannt und propagiert rassistische, völkische Positionen. Seine Vorstellungen, die die Remigration von Migranten betreffen, soll er angeblich anlässlich des Geheimtreffens in der Villa Adlon in Potsdam im November 2023 vorgetragen haben. Dieses Geheimtreffen, oder wie man das auch immer bezeichnen mag, hat zu bundesweiten Massendemonstrationen zum Schutz der Demokratie vor Verfassungsfeinden geführt. Zwischenzeitlich mehren sich aber die Hinweise, dass es sich bei dieser vom Magazin Correctiv ausgelösten Protestbewegung um eine Inzenierung ganz besonderer Art gehandelt hat, die nicht auf Tatsachen, sondern auf Annahmen und auf Werturteilen beruht.

06 Das Nationale im 20. Jahrhundert

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Dass Menschen begeistert in den Ersten Weltkrieg zogen, weil sie davon überzeugt waren, dass es sich dabei lediglich um einen Sonntagsspaziergang handeln würde, macht deutlich, dass eine nationale Selbstüberschätzung die Vernunft mehr als nur zu vernebeln vermag. In seinem Buch "Höllensturz - Europa 1914 bis 1949" beschreibt Ian Kershaw die Aufbruchsstimmung bei Kriegsbeginn wie folgt:

Ian Kershaw: An seinem Beginn war der "Große Krieg" ein populärer Krieg. In allen kriegführenden Ländern wurden Soldaten, die zur Front aufbrachen, an den Bahnhöfen von jubelnden Mengen verabschiedet. Der tränenreiche Abschied der Mütter, Ehefrauen und Kinder wurde begleitet von patriotischen Liedern und begeisterten Äußerungen über einen raschen Sieg und ein baldiges Wiedersehen (Seite 70).

Wie dem auch immer sei: Der Glaube an die Kraft und an die Bedeutung der eigenen Nation ging auch nach dem Großen Krieg nicht verloren, denn in der so genannten Zwischenkriegszeit (1918 bis 1939) entstand, trotz der Katastrophe des Ersten Weltkrieges, erneut ein Nationalgefühl, das von Franz Schauwecker 1939 in einem Buch mit dem Titel „Aufbruch der Nation“ beschrieben wurde und in dem der Autor romanhaft aufzeigt, wie sich der deutsche Soldat an der Front bewährt und trotz der Niederlage dafür gesorgt hat, dass trotz der Niederlage dennoch etwas „Gutes“ dabei herausgekommen sei.

Der Schlusssatz dieses Buches lautet:

Wir mussten den Krieg verlieren, um die Nation zu gewinnen.

07 Die Nation des Adolf Hitler

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Das, was Adolf Hitler verwirklichen wollte, das war ein germanischer Staat deutscher Nation. Die folgenden Zitate wurden seinem Buch „Mein Kampf“ entnommen.

Adolf Hitler
Mein
Kampf
Zwei Bände in einem Band
Ungekürzte Ausgabe: Zentralverlag der NSDAP., Frz. Eher Nachf., G.m.b.H., München
851.–855. Auflage 1943
Alle Rechte vorbehalten
Copyright Band I 1925, Band II 1927 by Verlag Franz Eher Nachf.,
G.m.b.H., München
Printed in Germany
Gesamtauflage sämtlicher Ausgaben
10 240 000 Exemplare

Mein Kampf: Begreift man aber, dass die Wiedererhebung der deutschen Nation eine Frage der Wiedergewinnung unseres politischen Selbsterhaltungswillen darstellt, so ist es auch klar, dass dem nicht genügt wird durch eine Gewinnung von an sich schon wenigstens dem Wollen nach nationalen Elementen, sondern nur durch die Nationalisierung der bewusst antinationalen Masse.
Seite 366 (Die Wiedergewinnung der politischen Macht)

Nur kurzsichtige Borniertheit, wie man sie leider häufig in unseren Unternehmerkreisen findet, kann verkennen, dass es auf die Dauer keinen wirtschaftlichen Aufschwung für sie gibt und damit auch keinen wirtschaftlichen Nutzen mehr, wenn die innere völkische Solidarität unserer Nation nicht wiederhergestellt wird.
Seite 370 (Die Nationalisierung der Massen)

Die Nationalisierung der breiten Masse kann niemals erfolgen durch Halbheiten, durch schwaches Betonen eines sogenannten Objektivitätsstandpunktes, sondern durch rücksichtslose und fanatisch einseitige Einstellung auf das nun einmal zu erstrebende Ziel. Das heisst also, man kann ein Volk nicht „national“ machen im Sinne unseres heutigen Bürgertums, also mit soundso viel Einschränkungen, sondern nur nationalistisch mit der ganzen Vehemenz, die dem Extrem innewohnt.
Seite 371 (Die Nationalisierung der Massen)

08 Das Wiedererwachen nationaler Identitäten

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Wir verzeichnen heute, gut 75 Jahre nach der Verkündung des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland, erneut ein Wiedererwachen des nationalen Bewusstseins, nicht nur in Deutschland, auch in Italien, Frankreich, in den Niederlanden, in Dänemark und auch in England. Dieses Wiedererwachen ergänzt lediglich das in Polen und in Ungarn bereits seit langem vorhandene Bewusstsein, sowohl als Volk als auch als Nation eine Schicksalsgemeinschaft zu sein, die zu erhalten sozusagen eine Überlebensfrage ist. Und auch in den USA nimmt das nationale Interesse ein Ausmaß an, dass sich am besten mit dem Meme: "America first!", zusammenfassen lässt, denn dieses Meme bringt eine politische Einstellung zum Ausdruck, die nur als amerikanischer Nationalismus verstanden werden kann.

Wie dem auch immer sei: Kaum jemand hat in Deutschland die Ursachen für das Wiedererwachen nationaler Identitätenbildung schonungsloser analysiert als Rolf Peter Sieferle. In seinem erstmals 1994 erschienenen Werk »Epochenwechsel - Die Deutschen an der Schwelle zum 21. Jahrhundert« geht Sieferle bereits von der Annahme aus, dass: 

  • durch die Umweltkrise

  • durch Migrantenströme

  • sowie durch den Abbau des zu teuer gewordenen Sozialstaates

  • durch Produktionsverlagerungen in Entwicklungsländer

  • durch die fortschreitende Globalisierung

  • sowie durch Digitalisierung und die damit verbundene Wegrationalisierung von Arbeitsplätzen

  • sowie durch das Erreichen von Wachstumsgrenzen und dem damit verbundenen Ende des Fortschrittsglaubens 

nicht nur die Demokratie Deutschland bereits unter Druck geraten ist, sondern zunehmend weiter unter Druck geraten wird.

Insbesondere minderqualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie auch Angehörige des so genannten Mittelstandes, so Sieferles Analyse, werden unter diesen Veränderungen zu leiden haben, so dass Verteilungskämpfe unvermeidbar sein werden.

In Verbindung mit der Aufnahme einer großen Anzahl von Migranten, so Sieferle, würde sich diese Situation weiter zuungunsten der minderqualifizierten Arbeitnehmer verschlechtern, die ihre Arbeitsplätze verlieren werden, so dass diese dann dazu gezwungen wären, in Zukunft Arbeit zu Konditionen anbieten zu müssen, die gerade noch auf dem Arbeitsmarkt erzielt werden könnten.

Kurzum: Sieferle ging bereits 1994 davon aus, dass die Ansprüche eines Großteils der deutschen Bevölkerung in den vor uns liebenden Jahren zurückgefahren werden müssen und dass es im Rahmen dieser Veränderungen sowohl Gewinner als auch (massenhaft) Verlierer geben wird.

Im Original liest sich das wie folgt:

Rolf Peter Sieferle: Der Nationalist [gemeint ist derjenige, der im Wiedererstarken des deutschen Nationalstaates Rettung vor dem gesellschaftlichen Abstieg erwartet = AR] kann bestenfalls versuchen, das Tempo zu verlangsamen, mit dem er (oder seine Nation) den Abhang der Nivellierung hinunterrutscht. Der Universalist [der Globalisierungsgewinner = AR] will dagegen dieses Abrutschen beschleunigen, da er in ihm eine Bewegung moralisch besserer Zeiten vermutet [En11].

An anderer Stelle heißt es:

Im Nationalismus kommen die künftigen Verlierer des Globalisierungsprozesses zur Sprache, also diejenigen minderqualifizierten Massenarbeiter und Angehörigen der Unterklasse, die von einer Internationalisierung der Arbeitsmärkte, einer Bildung globaler Netzwerke und dem Abbau des Sozialstaats bedroht sind, sowie die territorial gebundenen Mittelschichten.

Die Position des Universalismus entspräche dagegen den Interessen der (realen und eingebildeten) Globalisierungsgewinner, also etwa der Spezialisten innerhalb der Industrieländer, aber auch der aufstiegsorientierten Zuwanderer, die sich von einer globalen Mobilisierung der Arbeitsmärkte reale Chancen versprechen können [En12].

Die Position der Globalisierungsgewinner skizziert Sieferle wie folgt:

Der humanitäre Universalist muss die unbegrenzte Einwanderung zulassen, da er keine prinzipiellen Unterschiede zwischen Menschengruppen wie Nationen anerkennen kann. Er wird somit zu einem Faktor zur Auflösung des Sozialstaats als Nationalstaat und zur kulturellen Selbstzerstörung.

Der um Abgrenzung bemühte Nationalist dagegen kann seinen Selbstbehauptungswillen innerhalb einer von universalistischen Prinzipien geprägten Weltöffentlichkeit nicht argumentativ legitimieren. Er stellt sich ins völkische Abseits und gerät in einen grundlegenden Konflikt mit sämtlichen Universalisten dieser Welt, wobei auch sein Erfolg selbstzerstörerische Konsequenzen hätte [En13].

Was Sieferle damit meint, kann folgender Frage entnommen werden, auf die der Autor an anderer Stelle umfangreiche Antworten bietet:

Kann man wirklich weltweit investieren, Handel treiben, Anlagen errichten, Abkommen aushandeln, Spezialisten ausbilden und technische Normen vereinbaren, wenn man zugleich den eigenen nationalen Raum völlig einzäunen möchte? [En14]

Hinweis: In diesem Sachzusammenhang gesehen weist Sieferle darauf hin, dass die Abwehr von Einwanderung durch Abschottung nicht nur ein gesamteuropäisches, sondern ein Problem aller westlichen Industriestaaten ist und in zunehmendem Maße sein wird.

09 Staat – Volk – Nation

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Bei Menschen, die in Deutschland „rechts denken“ steht die Nation im Mittelpunkt ihres Denkens. Diese Vorstellungen paaren sich mit der Feindseligkeit gegenüber Einwanderern und Flüchtlingen und der Forderung nach einer strikten Kontrolle der Grenzen, verknüpft mit dem Ruf nach Law and Order, nach härteren Gesetzen und dem Wunsch nach klaren Feindbildern.

Rechtes Denken grenzt Gruppen von Menschen aus der als „Volk“ definierten Gemeinschaft aus und behauptet, die Interessen der einheimischen und leistungsfähigen Bevölkerung zu vertreten.

Den herrschenden Eliten wird der Vorwurf gemacht, sich zu sehr um die Interessen von Minderheiten zu kümmern, oder gar mit diesen zu kollaborieren, und dabei die „eigenen Leute“ zu vergessen. Rechtes Denken profiliert sich vor allen Dingen auf dem Rücken von Minderheiten. Diese Minderheiten werden mehr oder weniger deutlich als Feindbilder und Gefahr für Staat und Gemeinschaft ausgemacht.

Ob sich das durch Bildung ändern lässt, das hat Peter Waltenhorst in seinem Buch "Nation - Volk - Rasse" wie folgt beantwortet:

Peter Walkenhorst: Bildung ändert gar nichts. Wer glaubt, dass erlebte Ungerechtigkeit, einer der Hauptursachen für Demokratieverdrossenheit bis hin zur Demokratiefeindlichkeit, mit Bildung geheilt werden kann, der irrt. „Mir fällt tatsächlich kein in Deutschland relevantes Problem ein, für das Bildung eine Lösung sein könnte. Auch gebildete Menschen können rechtsradikal denken. Übrigens: Wer im Hitlerdeutschland einen Lehrstuhl haben wollte, der musste ein bekennender Nazi sein.

Staat - Volk - Nation: Diese drei staatstragenden Wörter gehören sozusagen zum Kern völkischen Denkens. Peter Walkenhorst hat eines dieser Wörter, das Wort "Nation" wie ich finde treffend charakterisiert, indem er schreibt:

Peter Walkenhorst: Eine Nation ist eine Gruppe von Menschen, die durch einen gemeinsamen Irrtum hinsichtlich ihrer Abstammung und eine gemeinsame Abneigung gegen ihre Nachbarn geeint ist.

Selbstverständlich entspricht so viel Ironie nicht dem Zeitgeist der Kaiserzeit, in der eine unüberschaubare Zahl von Rednern mit missionarischem Eifer die Nation als den „Körper eines Volkes“ verherrlichten, den es zu erschaffen galt, damit letztendlich die „ganze Welt am deutschen Wesen genesen könne“.

Dieser Satz stammt übrigens aus einem Gedicht von Emanuel Geibel „Deutschlands Beruf“ aus dem Jahre 1861, einem Gedicht, das Emanuel Geibel seinem geliebten Kaiser widmete und in dessen Schlusssatz es heißt:

„Und es mag am deutschen Wesen, einmal noch die Welt genesen.“

Genug Pathos: Das Jahr 1870/71 war für den deutschen Nationalismus und somit auch für die „Moderne“ ein bedeutsamer Wendepunkt. Durch die Gründung des Deutschen Reiches durch Bismarck erhielt die Vorstellung der deutschen Nation erstmalig eine staatliche Grundlage, denn der von Reichskanzler Bismarck durch viel diplomatisches Geschick geschaffene lang ersehnte Nationalstaat war durch eine "Revolution von oben" nunmehr Wirklichkeit geworden.

L. Mosse: Um zu verstehen, warum und auf welche Weise der Nationalismus eines der mächtigsten, wenn nicht das mächtigste soziale Glaubenssystem des 19. und 20. Jahrhunderts (Norbert Elias) werden konnte, ist es erforderlich, die Nation als ein relationales Konstrukt zu verstehen und ihre Verknüpfung mit Weltbildern, Deutungsmustern und Identitäten zu analysieren. [...] Nationalismus lässt sich mithin als der diskursive Raum definieren, innerhalb dessen verschiedene Varianten einer gedachten nationalen Ordnung um Deutungsmacht konkurrieren [En15].

Wie dem auch immer sei: Zu den die deutsche Nation ausmachenden Grundelementen gehörten nach völkischer Denkart insbesondere die deutsche Kultur- und Sprachgemeinschaft sowie das gemeinsame Schicksal, das für die deutsche Nation vorherbestimmt ist.

Solche Vorstellungen entsprechen wohl heute kaum noch dem so genannten „woken“ Zeitgeist, dessen Bemühungen sogar so weit gehen, der deutschen Sprache sogar ihre Schönheit zu nehmen (Gendersprache). Aber nicht nur allein das, denn Worte wie: Volk, Nation, Vaterland, Nationalhymne und Nationalflagge müssten nach dieser Sicht der Dinge zumindest „umbenannt“, am besten aber komplett beseitigt werden.

Anders ausgedrückt: Aus dem Vaterland würde ein Zusammenlebenland.

10 Das neue Schwarz-Rot-Gold?

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Im „woken“ Neusprech kann davon ausgegangen werden, dass es zeitgemäßer ist, das „Schwarz-Rot-Gold der deutschen Nationalflagge“, durch die Regenbogenfarben zu ersetzen, denn die ist ein sichtbares Zeichen für Versöhnung, weil sie gemeinschaftsbildend wirkt, und niemanden ausgrenzt.

Anders ausgedrückt: Deutschland soll eine „bunte Republik“ werden, die dem Banner des Regenbogens folgt. Ob dabei auch an das Versprechen des alttestamentarischen Gottes gedacht wurde, der Noah durch das Zeichen des Regenbogens versprach, nie wieder eine Sintflut über die Menschen kommen zu lassen, das sei dahingestellt ... wohl eher nicht.

1. Moses 9
Gottes Bund mit Noah:

1 Gott segnete Noah und seine Söhne und sprach: »Vermehrt euch und bevölkert wieder die Erde! 2 Alle Tiere auf der Erde, alle Vögel am Himmel und alle Fische im Meer werden sich vor euch fürchten müssen, denn ich gebe sie in eure Hand. 3 Von jetzt an könnt ihr euch von ihrem Fleisch ernähren, nicht nur von den Pflanzen, die ich euch als Nahrung zugewiesen habe. 4 Aber esst kein Fleisch, in dem noch Blut ist, denn im Blut ist das Leben. 5 Niemand darf einen anderen Menschen ermorden! Wer dies tut – ob Mensch oder Tier –, muss mit dem Tod dafür büßen. Ich selbst werde ihn zur Rechenschaft ziehen. 6 Wer also das Blut eines Menschen vergießt, mit dem soll dasselbe geschehen: Er muss hingerichtet werden. Denn ich habe den Menschen als mein Ebenbild geschaffen. 7 So seht nun zu, dass eure Nachkommen zahlreich sind. Vermehrt euch, bis es auf der Erde von euch wimmelt!« 8 Dann sagte Gott zu Noah und seinen Söhnen: 9 »Ich schließe einen Bund mit euch und mit allen euren Nachkommen, 10 dazu mit den vielen verschiedenen Tieren, die bei euch in der Arche waren, von den größten bis zu den kleinsten. 11 Und das ist mein Versprechen: Nie wieder werde ich eine so große Flut schicken, um die Erde und alles, was auf ihr lebt, zu vernichten.« 12-13 Weiter sagte er: »Diesen Bund schließe ich mit euch und allen Bewohnern der Erde, immer und ewig will ich dazu stehen. Der Regenbogen soll ein Zeichen für dieses Versprechen sein. 14 Wenn ich Wolken am Himmel aufziehen lasse und der Regenbogen darin erscheint, 15 dann werde ich an meinen Bund denken, den ich mit Mensch und Tier geschlossen habe: Nie wieder eine so große Flut! Nie wieder soll alles Leben auf diese Weise vernichtet werden! 16-17 Ja«, sagte Gott, »diese Zusage gilt für alle Zeiten, der Regenbogen ist das Erinnerungszeichen. Wenn er zu sehen ist, werde ich daran denken.

Dass diese Assoziationen aber auch heute noch in den Köpfen aller Menschen existent sind, die in ihrem Leben mit biblischen Geschichten in Berührung gekommen sind, davon kann dennoch ausgegangen werden, denn der  Regenbogen ist auch heute noch ein Zeichen der besonderen Art, der zum Verweilen, zum Anschauen und zum Fühlen Anlass gibt, wenn er in seiner vollen Pracht am „Himmel“ zu sehen ist.

Außerdem erinnert der Regenbogen, und somit auch die Regenbogenflagge, die ja als ein Symbol für den Regenbogen anzusehen ist, an das Lied „Over the Rainbow“ aus „Zauberer von Oz“, in dem es heißt: „Und die Träume, die du zu träumen wagst, werden tatsächlich Wirklichkeit“.

Ob sich die Regenbogenflagge aber auch als ein Ersatz für die Nationalflagge eignen würde, diese Frage wurde zumindest schon ansatzweise gestellt, denn anlässlich des Christopher-Street-Days (CSD) am 23. Juli 2022 wehten die Farben des Regenbogens zum ersten Mal in der deutschen Geschichte auf und vor dem Reichstagsgebäude, dem Sitz des Deutschen Bundestages.

Auf der Website des Deutschen Historischen Museums (DHM) heißt es dazu wie folgt:

DHM 2023: Mit dem Hissen der Regenbogenflagge 2022 wollte der Deutsche Bundestag seine Solidarität mit den Menschen zum Ausdruck bringen, die aufgrund ihrer sexuellen Identität diskriminiert werden und gleichzeitig ein Zeichen für die Akzeptanz und den Schutz dieser Vielfalt und gegen Queerfeindlichkeit setzen. Gehisst wurde die mehr als 30 Quadratmeter große Flagge auf dem Südwestturm des Reichstagsgebäudes, also dem Turm mit Ausrichtung zu den Straßen der CSD-Parade.

Symbole und Zeichen zählen zu den wichtigsten Instrumenten politischen Protests. Der Regenbogen, dessen Symbolgeschichte bis in das Alte Testament hineinreicht, wird heute international als ein Zeichen für Toleranz und für die Akzeptanz von sexueller wie gesellschaftlicher Vielfalt verwendet – mit Ausnahme von Staaten wie Saudi-Arabien, Russland oder dem Iran, die das Symbol queerer Selbstbehauptung mit offiziellen Verboten belegen.

Der Beflaggung des Südwestturms des Reichstagsgebäudes im Juli 2022 ging eine Änderung des Beflaggungserlasses der Bundesregierung durch die zuständige Bundesministerin des Innern und für Heimat Nancy Faeser voraus. Daran knüpfte Bundestagspräsidentin Bärbel Bas an und schlug dem Präsidium und dem Ältestenrat des Deutschen Bundestages eine Änderung der Beflaggungsordnung des Deutschen Bundestages vor. Fortan ist es möglich, das Zeichen für queere Sichtbarkeit und Emanzipation zu einem konkreten Termin und Anlass wie beispielsweise dem Christopher-Street-Day zu setzen [En16].

Anders ausgedrückt: Es bedurfte einer Änderung der Beflaggungsordnung des Deutschen Bundestages, um solch die Regenbogenfahne an einem Ort hissen zu können, der wie kaum ein anderer in Deutschland solch eine historische Bedeutung hat.

Regenbogenflagge auf dem Deutschen Bundestag

11 Ist die Nationalhymne noch zeitgemäß?

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Auch diesbezüglich gibt es Vorstellungen, sich von etwas zu trennen, was nicht mehr zeitgemäß ist, denn der Text der Nationalhymne enthält zumindest ein Wort, das so recht „gar nicht mehr“ in die Zeit passen will, das Wort Vaterland.

Übrigens: Bei Nationalhymne handelt es sich um die dritte Strophe eines Gedichts von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, das der Dichter am 26. August 1841 auf Helgoland niederschrieb.

Die dritte Strophe des Gedichts ist der Text der deutschen Nationalhymne.

Einigkeit und Recht und Freiheit für das
deutsche
Vaterland!

Danach lasst uns alle streben,
brüderlich mit Herz und Hand!

Einigkeit und Recht und Freiheit
sind
des
Glückes Unterpfand:

Blüh im Glanze dieses Glückes, blühe,
deutsches Vaterland!
Blüh im Glanze dieses Glückes, blühe,
deutsches Vaterland!

Die erste Strophe dieses Gedichtes zu singen, heißt in der Wahrnehmung von heute, nationalsozialistisches und faschistisches Gedankengut wieder beleben zu wollen, oder: der AfD oder der Neuen Rechten anzugehören.

Warum?

Während der Hitlerdiktatur war die 1. Strophe des Gedichts von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben der Text der damaligen Nationalhymne.

AfD singt „Deutschland, Deutschland, über alles“

Was mich erstaunt ist, dass der Text der ersten Strophe nicht zu den verbotenen nationalsozialistischen Kennzeichen gehört, die § 86a (Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen) unter Strafe stellt. Grund für diese Großzügigkeit dürfte wohl darin bestehen, dass dann auch die dritte Strophe hätte pönalisiert werden müssen.

12 Ist das Wort Nation schon rechtsradikal?

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Identitäre verhöhnen „Politgical Correctness“, deren Vertreter sie als „Tugendwächter“ bezeichnen, die keine Meinungs- und Entscheidungsfreiheit zulassen.

Identitäre beanspruchen auch das Recht auf einen positiv besetzten Patriotismus. Damit soll ein Gefühl des Erstarkens einhergehen, um dem vermeintlich erlebten Zustand, „fremd im eigenen Land“ zu sein, etwas entgegenzustellen. Eine solche Selbstbestärkung geschieht ungeachtet der Tatsache, dass die geltenden Herrschaftsverhältnisse jenen deutliche Privilegien zusprechen, die wie die Protagonisten der identitären Gruppen, weiße, männliche Staatsbürger aus meist gutbürgerlichem Hause sind.

Schlüssel dieser Politik des positiven Nationalismus, des positiven Patriotismus und der gleichzeitigen Abwehr all dessen, was nicht zum „Eigenen“ gehört, ist die Vorstellung, dass es so etwas wie eine „ethnische Kontinuität“ gäbe, wie es Götz Kubitschek bezeichnet. Der beschreibt „Kontinuität“ als „etwas, was nicht ohne Not aufgegeben werden sollte“.

Was ist eine Nation?

Ernst Renan 1882: Eine Nation ist eine Seele, ein geistiges Prinzip. Zwei Dinge, die in Wahrheit nur eins sind, machen diese Seele, dieses geistige Prinzip aus. Eines davon gehört der Vergangenheit an, das andere der Gegenwart. Das eine ist der gemeinsame Besitz eines reichen Erbes an Erinnerungen, das andere ist das gegenwärtige Einvernehmen, der Wunsch zusammenzuleben, der Wille, das Erbe hochzuhalten, welches man ungeteilt empfangen hat. Der Mensch improvisiert sich nicht. Wie der Einzelne ist die Nation der Endpunkt einer langen Vergangenheit von Anstrengungen, von Opfern und von Hingabe. Der Kult der Ahnen ist von allen am legitimsten; die Ahnen haben uns zu dem gemacht, was wir sind. Eine heroische Vergangenheit, große Männer, Ruhm (ich meine den wahren) - das ist das soziale Kapital, worauf man eine nationale Idee gründet. Gemeinsamer Ruhm in der Vergangenheit, ein gemeinsames Wollen in der Gegenwart, gemeinsam Großes vollbracht zu haben und es noch vollbringen wollen - das sind die wesentlichen Voraussetzungen, um ein Volk zu sein [En17].

Persönliche Anmerkung: Bei so viel Romantik fließt einem ja schlichtweg das Herz über. Im Übrigen wäre es richtiger, in der Rede von Ernest Renan den Chauvinismus der damaligen Zeit nicht nur zu erkennen, sondern auch beim Namen zu benennen.

Chauvinismus: Darunter ist ein aggressiv übersteigerter Nationalismus [militaristischer Prägung] verbunden mit Nichtachtung anderer Nationalitäten zu verstehen (Duden). Dieses Denken bestimmte die Epoche des europäischen Imperialismus (1882- 1914), nicht nur im Deutschen Reich, sondern überall in Europa. In einem Gedicht von Emanuel Geibel »Deutschlands Beruf« aus dem Jahre 1861 heißt es im Schlusssatz:

Und es mag am deutschen Wesen, einmal noch die Welt genesen.“

Diese Denkweise war der perfekte Nährboden für zukünftige Konflikte innerhalb Europas. Auch die Franzosen hielten sich für eine überlegene Rasse und eine überlegene Zivilisation. Auch französische Patrioten waren davon überzeugt: so viele Frankreich, wie es nur eben geht.

Noch einmal José Ortega y Gasset:

José Ortega y Gasset: Wenn die Nation nur aus Vergangenem und Gegenwärtigem bestünde, würde sich niemand damit befassen, sie gegen einen Angriff zu verteidigen. Die das Gegenteil behaupten, sind Heuchler oder Narren. Wir wollen eine Zukunft, in der unsere Nation weiterbesteht, darum rühren wir uns zu ihrer Verteidigung und nicht des Blutes, der Sprache oder der gemeinsamen Vergangenheit wegen. Wenn wir unsere Nation verteidigen, dann verteidigen wir unser Morgen, nicht unser Gestern [En18].

13 Vaterland oder Zusammenland

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Es würde durchaus der Cancel Culture von heute entsprechen, das Wort Vaterland, das mit einer Vielzahl von Assoziationen und Gefühlen unterschiedlichster Art verbunden ist, durch die Sprachfigur des „Zusammenlebenlandes“ zu ersetzen, denn schließlich wohnen, leben und arbeiten in Deutschland ja letztendlich viele Kulturen und Menschen mit unterschiedlichsten kulturellen Prägungen zusammen.

Die Frage, die sich in diesem Sachzusammenhang stellt, lautet: Ist das wirklich so? Besteht in Deutschland tatsächlich ein auf Zusammengehörigkeit beruhendes Gefühl der Verwandtschaft zwischen Deutschen und Migranten?

Ich denke, dass diese Frage bereits 2010 von der damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zutreffend beantwortet wurde.

Auf dem Deutschlandtag der Jungen Union (JU) in Potsdam sagte die Kanzlerin 2010:

Der Ansatz für Multikulti ist gescheitert, absolut gescheitert!“

Drei Jahre später, am 6. Februar 2013, wurde die AfD in der Kleinstadt Oberursel im Taunus (Hessen) gegründet. Heute ist diese Partei in allen Länderparlamenten vertreten. Im 20. Deutschen Bundestag verfügt die AfD bereits über 78 von insgesamt 735 Sitzen. In einigen Länderparlamenten gelang es der AfD sogar, zur stärksten Oppositionspartei zu werden. Bei den anstehenden Wahlen im Herbst 2024 in drei ostdeutschen Bundesländern kann sogar nicht ausgeschlossen werden, dass die AfD dort zur Mehrheitspartei aufsteigt.

Anders ausgedrückt: Mehr Vaterland und weniger Zusammenlebenland.

14 Die Neue Rechte in Deutschland

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Bei Menschen, die in Deutschland „rechts denken“ steht die Nation im Mittelpunkt ihres Denkens. Diese Vorstellungen paaren sich mit der Feindseligkeit gegenüber Einwanderern und Flüchtlingen und der Forderung nach einer strikten Kontrolle der Grenzen, verknüpft mit dem Ruf nach Law and Order, nach härteren Gesetzen und dem Wunsch nach klaren Feindbildern.

Rechtes Denken grenzt Gruppen von Menschen aus der als „Volk“ definierten Gemeinschaft aus und behauptet, die Interessen der einheimischen und leistungsfähigen Bevölkerung zu vertreten.

Den herrschenden Eliten wird der Vorwurf gemacht, sich zu sehr um die Interessen von Minderheiten zu kümmern, oder gar mit diesen zu kollaborieren, und dabei die „eigenen Leute“ zu vergessen. Rechtes Denken profiliert sich vor allen Dingen auf dem Rücken von Minderheiten. Diese Minderheiten werden deshalb mehr oder weniger deutlich als Feindbilder und Gefahr für Staat und Gemeinschaft ausgemacht.

15 Nationale Interessen - Rassismus und Faschismus

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Es vermag insoweit nicht zu verwundern, dass der zu erwartende Protest gegen das Wiedererstarken des nationalen »Wir« mit einer Sprache geführt wird, die den Eindruck erweckt, dem Bösen in dieser Welt allein durch den Gebrauch geächteter Vokabeln Einhalt gebieten zu können.

Mit anderen Worten: Wer heute in Deutschland national denkt, der ist aus der Perspektive des humanitären Universalismus:

  • mindestens ein Rassist

  • erkennbar ein Faschist und

  • wahrscheinlich auch ein Nazi, wenn er vom deutschen Volk und von dem Recht dieses Volkes spricht, über sich selbst bestimmen zu können.

Wie dem auch immer sei: Dass es sich bei dem Erfolg der AfD wohl kaum um eine Partei handeln dürfte, deren Mitglieder nicht wissen, wozu der deutsche nationalsozialistische Staat in der Lage gewesen ist, der macht es sich zu einfach.

So viel Dummheit kann es nur in Einzelfällen geben.

Rolf Peter Sieferle: Ein Blick über den Zaun auf die westeuropäischen Nachbarländer, sogar auf solche Horte von Demokratie und Menschenrechten wie Frankreich, Großbritannien oder die Niederlande, [zeigen in aller Deutlichkeit = AR], dass es sich bei der Abwehr von Einwanderern nicht um ein spezifisch deutsches, sondern um ein allgemeines industriegesellschaftliches Phänomen handelt [En19].

An anderer Stelle heißt es:

Rolf Peter Sieferle: Wenn daher heute in den europäischen Industriestaaten Wähler aus den unteren Schichten ihre Stimme zunehmend Parteien geben, die versprechen, Dämme gegen die Einwanderung zu errichten, so handelt es sich keineswegs nur um den Ausdruck dumpfer ausländerfeindlicher Ressentiments. Die Menschen artikulieren vielmehr eine Furcht, hinter der eine Interessenslage identifiziert werden kann. Es sind die künftigen Verlierer einer universalistisch-segmentierenden Auflösung des Nationalstaats, die hier antizipierenden Protest erheben. Der Prozess der Globalisierung, die Internationalisierung der Arbeitsmärkte, die Erosion des Sozialstaats und die sich neu bildenden Ordnungen des Behemoth sind Vorgänge, die zu ihren Lasten gehen werden [En20].

Behemoth: Bei dieser Sprachfigur handelt es sich um das Gegenstück des Leviathans, einer staatstheoretischen Schrift von Thomas Hobbes aus dem Jahr 1651, in dem Hobbes die ordnungsstiftende Wirkung eines starken Staates dem biblisch-mythologischen Seeungeheuer Leviathan überlässt, vor dessen Allmacht jeglicher Widerstand zwecklos ist, dessen Allmacht sich aber dennoch im ständigen Kampf mit seinem Gegenstück, dem Behemoth befindet, einem grasfressenden Ungeheuer, das als eine personifizierte Naturgewalt anzusehen ist (jeder gegen jeden, das Recht des Stärkeren etc.).

Anders ausgedrückt: Revolution um jeden Preis, das ist das Ziel des Behemoth.

Überträgt man die Analysen von Rolf Peter Sieferle auf die Flüchtlingskrise von heute, dann kann festgestellt werden, dass der heutige Sozialstaat anlässlich der Flüchtlingsströme vor schier unlösbaren Problemen steht, denn:

Rolf Peter Sieferle: Der harte Kern des Sozialstaats ist der bestehende Rechtsanspruch auf Gewährung von Sozialhilfe. Jeder, der sich innerhalb der Reichweite des Sozialstaats befindet, kann damit rechen, gesundheitlich betreut, materiell versorgt und geschützt zu werden, unabhängig davon, ob er selbst in der Lage ist, dafür zu bezahlen. Der Sozialstaat bildet gewissermaßen einen erweiterten Familienverband, innerhalb dessen die Fürsorge für die Bedürftigen ohne Ansehen der Person und ohne Forderung einer Gegenleistung aus reiner Solidarität heraus erfolgt [En21].

Die Frage, die sich dennoch stellt, lautet: Wer soll das auf Dauer bezahlen?

16 Identitäre Bewegung von heute

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Die Identitären von heute verhöhnen die Politgical Correctness, deren Vertreter sie als „Tugendwächter“ bezeichnen, die keine Meinungs- und Entscheidungsfreiheit außer ihrer eigenen zulassen. Identitäre beanspruchen somit das Recht auf einen positiv besetzten Patriotismus. Damit soll ein Gefühl des Erstarkens einhergehen, um dem vermeintlich erlebten (und zu beendenden) Zustand, „fremd im eigenen Land“ zu sein, etwas entgegenzustellen, den positiven Nationalismus.

Schlüssel dieser „Politik des positiven Patriotismus“ und der damit verbundenen gleichzeitigen Abwehr all dessen, was nicht zum „Eigenen“ gehört, ist die Vorstellung, dass es so etwas wie eine „ethnische Kontinuität“ gibt, wie es Götz Kubitschek bezeichnet. Der beschreibt „Kontinuität“ als „etwas, was nicht ohne Not aufgegeben werden sollte“.

17 Bindewirkung Volk und Nation

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Die Identifikation mit einem Volk oder einer Nation ist kein Akt des Willens oder der freien Entscheidung, sondern ein Schicksal, denn der Mensch wird mit seiner Muttersprache, seiner Kindheit und Jugend, die ihn unauslöschlich prägt, in ein Volk, bzw. in eine Nation hineingeboren. Dabei ist es völlig unbedeutend, ob es sich bei diesem Staat, in dem sich ein Volk bzw. eine Nation eingerichtet hat, um einen Vielvölkerstaat oder um eine homogene Kulturnation handelt.

Die damit verbundenen Prägungen sind unaufhebbar.

Kurt Hübner: Diese innere und tiefe Bindung an die Nation und Heimat bleibt nicht selten unbewusst, ja sie kann weitgehend verdrängt werden, wie es besonders in den letzten Jahren in Deutschland der Fall war. Die inneren Nationalerfahrungen gehen dann verloren, rücken sozusagen aus dem Schwerpunkt der nationalen Systemmenge an den Rand. Ganz verschwinden können sie jedoch ebenso wenig, wie niemand seine ursprüngliche Herkunft verleugnen kann, die ihn trotz aller Wandlungen und neuen Erfahrungen sein Leben lang prägt. Im Zustand der Verdrängung tritt jedoch das Verdrängte oft auf bizarre Weise zutage: Selbst in den Jahren tiefster nationaler Selbstvergessenheit in Deutschland nach dem letzten Krieg konnte man beobachten, wie im unmittelbaren, anschaulich fassbaren nationalen Vergleich das nationale Bewusstsein sogleich hervorbrach: nämlich im sportlichen Wettkampf [En22].

Zu denken ist hier nur an den Gewinn der Fußballweltmeisterschaft 1953 in Bern oder an das Sommermärchen anlässlich der in Deutschland ausgetragenen Fußballweltmeisterschaft 2006, als die deutsche Nationalmannschaft das Turnier gewann.

Aber nicht nur euphorische Ereignisse eignen sich dazu, zumindest kurzfristig den Taumel „nationaler Gemeinschaft“ zu erleben, auch in Krisenzeiten vermag es nicht zu verwundern, wenn der „nationalen Gemeinschaft“ eine zunehmende Bedeutung beigemessen wird, denn nur gemeinsam sind wir stark.

In solchen Zeiten bedarf es keiner prophetischen Gaben, um davon auszugehen, dass völkisches Denken, hier verstanden als ein Bedürfnis, sich einem Volk bzw. einer Nation zugehörig zu fühlen, sozusagen wie Phönix aus der Asche steigen. Diese Tendenz ist nicht nur europaweit festzustellen.

Auch das Mem von Donald Trump „American First!“, weist in diese Richtung.

18 Das Volk der Postmoderne

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Sogar der demokratische Volksbegriff ist dem so genannten postmodernen Bewusstsein abhandengekommen.

Ingeborg Maus: Nachdem er [gemeint ist der Volksbegriff] im 19. Jahrhundert schon einmal ethnisch-kulturell substantiiert [also gerechtfertigt, fundiert, begründet bzw. untermauert] und im 20. Jahrhundert rassistisch pervertiert wurde, ist gegenwärtig die zusätzliche Gefahr virulent, ihn mit einer soziologischen Kategorie zu verwechseln. Ein extremes Beispiel firmiert unter dem Titel „Das Volk, der Souverän“, obwohl dieses „Volk“ wahlweise mit sozial Unterprivilegierten, mit frei fluktuierenden Massen, mit dem Proletariat, den Mitgliedern von Freizeitvereinen oder mit Nicht-Intellektuellen gleichgesetzt und insgesamt als Gegenstand von „Sozialpolitik“ bestimmt wird.

Dieses Ressentiment unterscheidet sich kaum von dem Versuch, Demokratie als „Herrschaft der Minderwertigen“ zu denunzieren [En23].

Anders ausgedrückt: Die Metapher, dass alle Staatsgewalt vom Volk ausgeht, kann auch so ausgelegt werden, dass es für die Legitimation der Gewalt eines Staates ausreicht, wenn sich dieser Staat ein Volk hält, was auch immer darunter zu verstehen sein mag.

Dennoch: Ein Volk ist etwas anderes als eine Bevölkerung, denn ein Volk verfügt auch heute noch über die Kraft, die Rolle des Passivbürgers aufzugeben, wenn dazu ein Anlass besteht. Anders lassen sich nämlich die zurzeit in offenen Gesellschaften sich bildenden Kräfte nicht erklären.

Aus Sicht der Ampelkoalition ist dieses „Erwachen“ sogar so gefährlich, dass der Schutz der Demokratie durch ein so genanntes „Demokratieförderungsgesetz“ unverzichtbar geworden zu sein scheint, obwohl sogar der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages, ein Jahr, nachdem das Kabinett das „Demokratiefördergesetz“ beschlossen hat, zu dem Ergebnis gekommen ist, dass der „Entwurf von Innenministerin Nancy Faeser (SPD) und Familienministerin Lisa Paus (Grüne)“ gegen die Verfassung verstößt, denn der Bund maße sich Gesetzgebung in einem Bereich an, für den er nicht zuständig ist [En24].

Daniela Dahn: Wer zurzeit herrscht, das ist mit Sicherheit nicht das Volk. Darüber hinausgehend werden die Sicherheiten schon brüchiger. Die Gewaltenteilung ist beschädigt und alle Abhängigkeiten weisen auf einen Parteiklüngel hin, der sich der Wirtschaft andient [En25].

An anderer Stelle heißt es sinngemäß:

Haben wir den Staat, den wir verdienen? Wann ja, dann ist uns nicht zu helfen und wenn nein, dann wird es Zeit, die Sache wieder in die eigene Hand zu nehmen.

19 Das Volk der Konsumenten

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Bei dem Volk der Konsumenten handelt es sich um Menschen, deren Geschlecht, deren Rasse oder deren sexuelle Ausrichtung genauso unbedeutend sind, wir ihr Alter, soweit diese Menschen über die Mittel verfügen, ihre Bedürfnisse stillen zu können oder von anderen stillen zu lassen.

 Allein bei den Hersteller von Babyprodukten handelt es sich bereits um Großunternehmen, die jährlich Milliarden umsetzen. Gleiches gilt auch für alte Menschen, die pflegebedürftig geworden sind. Und was die vielen Menschen konsumieren, die sich irgendwo in dieser Zeitachse von ganz jung bis ganz alt befinden konsumieren, das hat, vereinfacht ausgedrückt, den Klimawandel von heute erzeugt, denn konsumiert werden nicht nur Nahrungsmittel und Kleidung, sondern auch - zumindest heute noch – fossile Energien in unvorstellbar großen Mengen.

Wie dem auch immer sei: Das Wort konsumieren bedeutet ursprünglich, das Bestehende vollkommen auszuschöpfen, nichts zurückzulassen, so als würde es von Flammen verzehrt. Ausgenommen davon sind die Wegwerfprodukte, ohne die die Müllberge von heute gar nicht denkbar wären und natürlich auch ein Großteil der Nahrungsmittel, die entsorgt werden, ohne sie zu nutzen.

Anders ausgedrückt: Während der einzelne Konsument nicht sieht, woran er sich beteiligt, macht die Konsumleistung des „Volks der Konsumenten von heute“ jedem, der sehen will, deutlich, dass hier Ausbeuter am Werk sind, deren Ziel es zu sein scheint, ihren eigenen Lebensraum zu zerstören, und das schon seit vielen Jahrzehnten.

1970 kann noch als das Jahr angesehen werden, an dem für jeden Erdenbürger, statistisch gesehen, etwa 1,5 Hektar Land zur Verfügung standen, um dessen Lebensbedürfnisse befriedigen zu können. Soviel Platz ist auf der Erde vorhanden.

In den USA von heute, werden dafür – ebenfalls statistisch gesehen – 7,5 bis 8 Hektar benötigt. Würde man diese Fläche auf alle Erdenbewohner hochrechnen, dann würden schon heute 5 Erden benötigt, um die Bedürfnisse moderner Konsumentenvölker zu befriedigen.

Wachstum um jeden Preis: In einer Gesellschaft, deren Bestand auf Wachstum angelegt ist, dürfte ein freiwilliger Verzicht, besser gesagt eine Einschränkung ihres Konsums kaum auf Gegenliebe treffen.

Übrigens: Ich kenne keine Demokratie auf dieser Welt, in der eine Partei eine demokratische Wahl mit dem Vorhaben gewinnen könnte, den Konsum der Bevölkerung gezielt zu reduzieren. Das schein der menschlichen Natur, so wie ich sie kenne, mehr als zuwider zu sein.

Warum? Eine Woche ohne Shopping, das hält doch keiner aus, oder etwa doch? Ein Monat wäre eine Zumutung, und alles, was darüber hinausgeht, das lässt eine Revolution erwarten. Zumindest wäre solch eine Zumuntung das Ende der Demokratie, denn das stände dann unmittelbar vor der Tür.

Lassen Sie mich meinen kurzen Versuch, das "Volk der Konsumenten" näher zu beschreiben mit einigen Zitaten beenden, die aufzeigen, worum es geht:

Arm ist nicht, wer wenig hat, sondern wer sich mehr wünscht.
Seneca

Wie dem auch immer sei: Festzustellen ist, dass Seneca (1 bis 65 n. Chr.) selbst kein armer Mann, sondern einer der reichsten Römer seiner Zeit war.

Gut 2000 Jahre später:

Angesichts des Konsumeinbruchs der verunsicherten Amerikaner nach dem Terroranschlag am 11. September 2001 bezeichnete es die Regierung als nationale Bürgerpflicht, sich nicht einzuschränken. Der amerikanische Politologe Andrew J. Bacevich, Professor für Geschichte und internationale Beziehungen an der Boston University zitiert George Bush dazu wie folgt:

Ich fordere Sie alle auf, mehr einkaufen zu gehen.
George W. Bush

Allein diese beiden Zitate machen deutlich, wie groß die Spannbreite ist, die das Wort Konsum umfasst.

Jesus über die Vorläufigkeit des Besitzes:

15 Dann sagte er zu den Leuten: Gebt Acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier! Denn das Leben eines Menschen besteht nicht darin, dass einer im Überfluss seines Besitzes lebt.
Lukas 12, 16

Verändert haben diese Jesusworte zumindest bis heute in den offenen Gesellschaften so gut wie nichts. Warum das so ist, das erklärt Hannah Arendt (1906 bis 1975) wie folgt:

Die Unfähigkeit der Konsumgesellschaft:

Eine Konsumgesellschaft kann unmöglich wissen, wie man für eine Welt sorgt ... die Konsumeinstellung zerstört alles, was sie berührt.
Hannah Arendt

Damit dürfen wir uns nicht abfinden.

Neues Denken ist gefragt.

20 Quellen

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Endnote_01
BMI 19.05.2023: Gesetzentwurf für modernes Staatsangehörigkeitsrecht veröffentlicht – Faeser: „Erwerb der Staatsangehörigkeit ist stärkstes Bekenntnis zu Deutschland“: Mehrstaatigkeit soll möglich werden / Einbürgerungen nach fünf oder drei statt acht Jahren / Würdigung der Gastarbeitergeneration.
https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/pressemitteilungen/DE/
2023/05/staatsangehoerigkeitsrecht.html
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Endnote_02
Paul Feyerabend. Erkenntnis für freie Menschen. Suhrkamp – 13. Auflage 2020, Seite 172
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Endnote_03
Sachverständigenrat für Integration und Migration: Fakten zur Einwanderung in Deutschland.
https://www.svr-migration.de/wp-content/uploads/
2023/12/SVR-Kurzbuendig_Einwanderung_2023.pdf
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Endnote_04
Bertelsmann-Stiftung 2015: Zuwanderungsbedarf aus Drittstaaten in Deutschland bis 2050.
https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/
Publikationen/GrauePublikationen/Studie_IB_Zuwanderungsbedarf_aus
_Drittstaaten_in_Deutschland_bis_2050_2015.pdf
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Endnote_05
Ebd. Paul Feyerabend, Seite 188
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Endnote_06
Zukunftsentwicklungs.de: Zukunftstrends. Bevölkerung. Demografischer Wandel.
https://www.zukunftsentwicklungen.de/bevoelkerung.html
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Endnote_07
Nie zweimal in denselben Fluss. Björn Höcke im Gespräch mit Sebastian Hennig. Manuscriptum Verlagsbuchhandlung. 2. verbesserte Auflage. Verfügbar im Internet:
https://dokumen.pub/nie-zweimal-in-denselben-flu-
bjrn-hcke-imgesprch-mit-sebastian-hennig-2-978-3944872728.html
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Endnote_08
Björn Höcke: Nie zweimal in denselben Fluss: Björn Höcke im Gespräch mit Sebastian Hennig. Manuscriptum-Verlag 2. Auflage 2018. E-Book.
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Endnote_09
Zitiert nach: Stefan Breuer. Die Völkischen in Deutschland. WGB 2010, Seite 125: Woland. Das Rassenprinzip und seine bertreibung, in Hammer 24, 1925, H. 546
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Endnote_10
Ebd. Stefan Breuer, Seite 84
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Endnote_11
Rolf Peter Sieferle. Epochenwechsel. Landverlag Berlin 2017, Seite 480
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Endnote_12
Ebd. Rolf Peter Sieferle, Seite 477
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Endnote_13
Ebd. Rolf Peter Sieferle, Seite 474
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Endnote_14
Ebd. Rolf Peter Sieferle, Se3ite 468
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Endnote_15
Zitiert nach: George L. Mosse. Ein Volk, ein Reich, ein Führer. Athenäum 1979, Seite 25
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Endnote_16
DHM: Wozu das denn? Die erste Regenbogenflagge auf dem Reichstag.
https://www.dhm.de/blog/2023/07/21/wozu-das-denn-
die-erste-regenbogenflagge-auf-dem-reichstag/
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Endnote_17
Ernst Renan. Vortrag in der Sorbonne am 11. März 1882. Was ist eine Nation?
http://www.dir-info.de/dokumente/def_nation_renan.html
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Endnote_18
José Ortega y Gasset. Der Aufstand der Massen. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1977. Seiten 207 und 208
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Endnote_19
Ebd. Rolf Peter Sieferle, Seite 457
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Endnote_20
Ebd. Rolf Peter Sieferle, Seite 444
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Endnote_21
Ebd. Rolf Peter Sieferle, Seite 424
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Endnote_22
Kurt Gübner. Kurt Hübner. Das Nationale. Verdrängtes, Unvermeidliches, Erstrebenswertes. Styria-Verlag 1991, Seite 271
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Endnote_23
Ingeborg Maus. Über Volkssouveränität. Elemente einer Demokratietheorie. Suhrkamp-Verlag 2019, Seite 15
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Endnote_24
Epochtimes.de vom 3.3.2024: Deutschland. Parlamentsjuristen gegen Bundestag. Wissenschaftlicher Dienst bezweifelt Verfassungsmäßigkeit von Demokratiefördergesetz. Ist der Bund überhaupt zuständig? Soll es „Öffentliche Fürsorge“ für Erwachsene geben? Für den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestags entspricht das Demokratiefördergesetz nicht der Verfassung. „Mit diesem Gutachten wird klar, dass diese Gesetzesvorlage auf einer unzulässigen Kompetenzanmaßung des Bundes beruht“, sagt Wolfgang Kubicki.
https://www.epochtimes.de/politik/deutschland/wissenschaftlicher-
dienst-zweifelt-an-verfassungsmaessigkeit-von-
demokratiefoerdergesetz-a4616582.html
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Endnote_25
Daniela Dahn. Wir sind der Staat. Warum Volk sein nicht genügt. Rowohlt-Verlag 2017, Seite 40
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