Mythos Demokratie
Ein Freund
der Demokratie gleicht heute zu sehr einem Arzt am Bett eines
Schwerkranken: Man setzt die Behandlung noch fort, auch wenn die
Aussicht, den Patienten am Leben zu erhalten, beinahe schon
geschwunden ist [En01].
Hans
Kelsen (1881 bis 1973)
Diese
Zeilen wurden 1932 geschrieben. Dennoch scheint diese Diagnose
von damals auch heute noch zu
stimmen.
Inhaltsverzeichnis:
1.0
Glücksfall der Geschichte 2.0
Demokratie gestern
und heute 3.0 Demokratieverfall von heute 4.0
Macht in einer Demokratie 5.0
Wer sollte die Macht ausüben?
6.0 Einhegung von Staatsgewalt
6.1 Solon und Kleisthenes
06.1a Davos 2024: Erfolgloser Weckruf der Superreichen 6.2
Die
athenische Demokratie 6.3 Neudefinition des
Demokratiebegriffs 6.4 Vom Bürger zum Pöbel
6.5 Platon 6.6
Aristoteles 6.7
De Officiis – Ciceros zeitloses Vermächtnis 6.8
Demokratie im Mittelalter 6.9
Machiavelli zur
Einhegung der Staatsgewalt 6.10 Anfänge der modernen
Demokratie 6.11 Demokratievorstellungen in der Aufklärung
6.12 Immanuel Kants Demokratieverständnis 6.13
Jean-Jacques
Rousseaus Demokratieverständnis 6.14 Erste Verfassung in
Amerika 6.15 Die Französische Revolution 6.16
Verabschiedung des Grundgesetzes 7.0
Nachkriegsdemokratie in Deutschland 7.1
Die liberale
Demokratie 7.2 Walter Lippmann 7.3
Joseph Schumpeters
7.4 John Maynard Keynes 7.5
Friedrich August von Hayek
7.6 Ayn Rand 7.7
Zitate von Ayn Rand 8.0
Demokratie 2024
9.0 Quellen
1.0 Glücksfall der Geschichte
TOP
Schon im
alten Rom hieß es:
Vox populi vox
dei.
Übersetzt in die deutsche Sprache heißt das: Die Stimme des
Volkes ist die Stimme Gottes. Auch wenn es sich bei dieser
Weisheit um die Einsicht von Cäsaren handelte, spricht nichts
dagegen, dieses Mem auch auf das Wesen von Demokratien
anzuwenden, seit es sie gibt, auch wenn jedes Mitglied dieser
Staatsform von heute weiß, dass es nicht herrscht und somit
seine bestimmende Macht tatsächlich als ein Schwindel verstanden
werden kann. Dennoch ist es, in Anlehnung an Karl R. Popper
(1902 bis 1994) wichtig, zu wissen, was es heißt, in einer
Demokratie zu leben.
Karl R. Popper:
Es ist
wichtig, dass man schon in der Schule lernt, dass der Name
„Demokratie“ seit der
Athenischen
Demokratie der traditionelle Name für eine Verfassung ist, die
eine Diktatur, [also] eine „Tyrannis“ verhindern soll
[En02].
In einer
Demokratie entscheidet der Wille des Volkes.
Auch
heute noch kann dieser Satz als eine Tatsache angesehen werden,
denn die Geschichte hat gezeigt, dass gegen den Willen des
Volkes die Staatsmacht nicht dauerhaft erhalten bleiben kann.
Das wusste aber bereits ebenfalls schon der griechische Geschichtsschreiber Polybios
(200 v. Chr. bis 120 v. Chr.).
Diesbezüglich heißt bei Mary Beard wie folgt:
Mary Beard:
Neben den
formalen Vorrechten des Volkes, wie Polybios betonte, finden wir
[im
antiken Rom]
klare Indizien für eine weitverbreitete politische Kultur, in
der des Volkes Stimme ein wichtiges Element darstellte. [...].
Die Armen zu ignorieren oder zu demütigen, das war riskant. Ein
typisches Merkmal der politischen Landschaft während der
römischen Republik waren die halboffiziellen Veranstaltungen,
die häufig unmittelbar vor den Wahlversammlungen stattfanden.
Wie oft sie stattfanden und wie gut sie besucht waren, wissen
wir nicht genau. Es gibt jedoch einige Hinweise auf hitzige
politische Debatten, Begeisterungsstürme und einen hohen
Lärmpegel.
An
anderer Stelle heißt es:
Der Erfolg
der Reichen war, wie der junge Scipio
Nasica
scherzhaft erfahren musste, ein Geschenk der Armen. Daher
mussten die Vermögenden lernen, dass sie vom Volk als Ganzem
abhängig waren [En03]
2.0 Demokratie gestern und heute
TOP
Aus
gegebenem Anlass halte ich es aus den bereits oben angedeuteten
Gründen für erforderlich, kurz auf die Proteste der Bauern gegen die
Streichung der Subventionen für Agrardiesel einzugehen,
gemeint ist deren Demokratieverständnis.
Das in Frage zu stellen, wurde zwar von einigen Leitmedien
versucht, dürfte aber wohl erfolglos geblieben sein, auch wenn
dort von "Mistgabenpöbel" und die Kampagne der Bauern in den
Social-Media-Kanälen" am 8. Januar 2024 sogar von Vizekanzler e
Robert Habeck (Grüne) sogar von Putin finanziert werde. Wie dem
auch immer sei: In den Leitmedien rollte, zumindest nach meinem
Eindruck, eine regelrechte Wut-Welle, deren Ziel es war, die
Bauern zu diskreditieren.
Den Höhepunkt sprachlicher Entgleisung bot aber Marie-Agnes
Strack-Zimmermann, einem
Mitglied des FDP-Präsidiums und des Vorstands der
FDP-Bundestagsfraktion, die beim FDP-Neujahrsempfang mit
Blick auf die AfD von einem „Haufen Scheiße“ und von „Fliegen“
sprach, die darauf sitzen.
Die BZ-berlin.de vom 15.01.2024 zitiert die
Bundestagsabgeordnete mit ihrer sprachlichen Entgleisung wie
folgt:
"Je größer der Haufen Scheiße, umso mehr Fliegen“.
Vergleichbare Ausführungen lassen sich in "Mein Kampf" von Adolf
Hitler mühelos an mehreren Stellen finden. Nicht in Bezug auf
die AfD, wohl aber in Bezug auf die Juden, den Staatsfeinden,
dem gemeinen Ungeziefer, das es auszurotten galt.
Was mich sprachlos macht: Auch heute wieder können ca. 30 000
Demonstranten öffentlich ungehindert hassen:
Was ist gemeint?
Am 16. Januar 2024 versammelten sich in
Köln weit über 30.000 Menschen auf dem Kölner Heumarkt unter der
Parole „Gemeinsam gegen den Rechtsruck“. Sie riefen laut und
unüberhörbar:
„Ganz Köln
hasst die AfD!“
Demokraten, die ihre politischen
Gegner hassen, sind aber keine Demokraten mehr.
Aber so ist das in der Demokratie von
heute:
Wer von unserer Demokratie spricht, die es zu schützen
und zu verteidigen gilt,
meint wohl eher seine Sicht der Dinge und weniger die tatsächlichen
Bedeutungsinhalte, die über Jahrhunderte hinweg gedacht wurden,
um staatliche Macht im Sinne des Volkes einhegen zu können. Wenn
aber eine Demokratie sich so präsentiert, wie das die oben
genannte Parole betrifft, dann wird eine rote Linie
überschritten, die nicht überschritten werden darf, denn
bekanntermaßen folgen den Worten meist auch gewaltsame Taten.
Warum?
Wenn eine Masse von Menschen sich formiert, nicht um zu
erklären, wofür sie sind, sondern wogegen sie auf die Straße
gehen, dann ist der gemeinsame Nenner dieser Menschen meist
nicht etwas Konstruktives, sondern etwas Destruktives. Es ist
somit immer Vorsicht geboten, wenn sich eine Gruppe von Menschen
gegen ein Feindbild formiert. Für eine Demokratie bedeutet das,
dass sie sich bereits auf dem Weg in die Tyrannei befindet, die,
in Anlehnung an Platon und Aristoteles zu erwarten ist, wenn
sich die Kraft einer Demokratie sozusagen verbraucht hat.
Wie dem
auch immer sei: Was von einem funktionierenden Staat erwartet
werden kann, das drückt Barrington Moore wie folgt aus:
Barrington Moore:
Folglich erweist sich die Sicherheit als das Kernstück des vom
Herrscher erwarteten Beitrags: Sicherheit vor Verheerungen von
außen wie im Innern, vor übernatürlicher, natürlicher und
menschlicher Bedrohung der Lebensmittelversorgung und anderer
materieller Grundlagen des Alltagslebens. Dafür ist der Untertan
verpflichtet, den Anordnungen zu gehorchen, die diesen Zwecken
dienen. [...]. Schließlich wird von den Untertanen generell
erwartet, dass sie durch ihre eigenen gesellschaftlichen
Übereinkünfte mir zur Aufrechterhaltung des Friedens beitragen
[En04]
Ein
indisches Sprichwort besagt aber auch, dass es auf dieser Welt
drei Blutsauger gibt, den Floh, die Wanze und den Brahmanen,
womit, übertragen auf die Wirklichkeit in der bundesdeutschen
Demokratie von heute, durchaus die Eliten gemeint sein können, die sich
auf Kosten der Allgemeinheit bereichern oder ihre Interessen
durchzusetzen versuchen, obwohl die nicht mit den Vorstellungen
der Mehrheit übereinstimmen. Rainer Mausfeld hat darüber ein
dickes Buch geschrieben mit dem einschlägigen Titel: "Das
Schweigen der Lämmer".
Anders ausgedrückt:
Der gesellschaftliche Fortschritt der letzten 70 Jahre, der eine
kleine Elite unvorstellbar reich gemacht hat, darf nicht das
langsam anwachsende Gefühl außer acht lassen, das
Ungerechtigkeit heißt, herbeigeführt durch maßlose Gier.
Diese wachsende Ungerechtigkeit aber hält
Barrigton
Moore sozusagen für unvermeidlich, denn die Überwindung der
Illusion eines gerechten Staates ist nicht an die
Unabwendbarkeit politischer Revolutionen gebunden. Vielmehr ist
sie Teil der Transformation, die wir Modernisierung und
Industrialisierung nennen
[En05].
An anderer Stelle heißt es wörtlich bei
Moore:
Man kann
sich einen Fortschritt in der Fähigkeit einer Gesellschaft,
Güter und Dienstleistungen zu produzieren und auszutauschen, in
der Weise vorstellen, dass alle Bevölkerungsteile gleiche
Gewinne machen und daher keinerlei Zwänge für institutionelle
Veränderungen entstehen. Vielleicht könnte dies irgendwann in
der Zukunft einmal geschehen. Aber es ist bisher nirgendwo
vorgekommen, und es ist sehr unwahrscheinlich, da solcher
Fortschritt fast immer bedeutende Änderungen in der
Arbeitsteilung und somit auch im Herrschaftssystem wie in der
Verteilung von Gütern und Dienstleistungen unter der Bevölkerung
hervorbringt [En06].
Anders ausgedrückt:
Es ist sozusagen das Schicksal der Eliten, „die Mehrheit
auszubeuten, weil sie nehmen, ohne zu geben“ und meinen, dass
dies ihr Recht ist.
Barrington Moore:
Der Zorn über das Versagen der Macht, ihren Verpflichtungen zu
genügen, ihr Wort zu halten und Vertrauen gegenüber den
Untertanen zu hegen, kann zu den mächtigsten menschlichen
Gefühlsregungen gehören und Throne stürzen [En07].
Ob
dieses Schicksal auch der bundesdeutschen Demokratie von heute
droht, bleibt abzuwarten. Der Protest der Bauern, der nunmehr
eine Woche andauerte und wohl auch noch weiter andauern wird,
hat dazu geführt, dass Tausende von wütenden Bauern mit Tausenden
von Traktoren den Verkehr in vielen Städten sozusagen zum
Stillstand brachten, wird sicherlich
nicht folgenlos bleiben.
3.0 Demokratieverfall von heute
TOP
Wer heute
von Demokratie spricht, der meint immer noch, um nur zwei Sätze
des ehemaligen US-Präsidenten William Jefferson (Bill) Clinton
aus dem Jahr 1994 zu zitieren, „auf der richtigen Seite der
Geschichte“ zu stehen
[En08].
Den
gleichen Satz benutzte exakt 15 Jahre später auch US-Präsident
Barak Obama.
Barak Obama:
Diejenigen, die sich durch Korruption, Betrug und die
Unterdrückung abweichender Meinungen an der Macht festhalten,
sollten wissen, dass sie auf der falschen Seite der Geschichte
stehen [En09].
Diese
Sätze sind nunmehr ebenfalls in die Jahre gekommen, und immer noch nicht
ist geklärt, wo die richtige und wo die falsche Seite der
Geschichte sich tatsächlich befindet, denn in der Vergangenheit
ist einfach zu viel falsch gelaufen, sowohl in Demokratien als
auch in Staaten mit anderen Regierungssystemen.
Veith Selk:
Die Gestalt der Demokratie ist, in der Theorie wie in der
Praxis, alt geworden. Die dadurch ausgelöste
Entplausibilisierung
des Paradigmas der Demokratietheorie wird innerhalb des
demokratietheoretischen Diskurses durchaus registriert. Sie
produziert jedoch keine Lernprozesse (mehr), sondern
Abwehrreaktionen [En10].
Anders ausgedrückt:
Heute beschäftigt sich die Demokratieforschung zumindest nach
meiner Wahrnehmung vorrangig damit, die Gründe zunehmender
Demokratiefeindlichkeit zu eruieren, um so den zunehmenden
Demokratieverfall zumindest erklären zu können, obwohl die
diesem Verfall zugrundeliegenden Ursachen, schon seit
Jahrtausenden bekannt sind:
Der
Machtmissbrauch der politischen Eliten ist ursächlich dafür.
Veith Selk:
Zur politischen Elite gehören diejenigen, die maßgeblichen
Einfluss auf die Verteilung von Macht, Einkommen und Prestige
ausüben und gleichzeitig über die Mehrheit dieser Ressourcen
selbst verfügen. [...]. Zur politischen Elite gehören alle, die
verbindliche Entscheidungen über die Verteilung von materiellen
und die Geltung von immateriellen Werten treffen oder diese
Entscheidungen maßgeblich beeinflussen [En11].“
Und hier
hat es in den zurückliegenden Jahren den Eliten offenkundig an politischem
Feingefühl gefehlt, denn das Ende der goldenen Jahrzehnte, in
denen zumindest in der Gesellschaft der Eindruck entstanden ist,
dass alle am Fortschritt im gleichen Ausmaß teilnehmen, dieser
Glaube an eine bessere Zukunft, der ist ins Wanken geraten.
Die Folge davon ist:
Das erkennbare Ende des demokratischen Kapitalismus lässt
nunmehr sogar die
Eliten unruhig werden. Diese Furcht der Eliten, nicht einmal
mehr den bestehenden Status quo zu erhalten, führt aber zu
Schutzmaßnahmen, die
zwangsläufig zu problematischen Asymmetrien führen müssen und
die von der Gesellschaft nur so lange hingenommen werden, bis so
genannte Kipppunkte erreicht sind. Für die Bauern und deren
nunmehr beendete Protestwoche, scheint dieser Kippunkt bereits
erreicht zu sein.
Wie dem auch immer sei: Die
Erfahrung der „Allgegenwart von Verlusten“ kann durchaus als ein
solcher Kipppunkt angesehen werden, denn diese Verluste können
zahlreiche Formen annehmen:
Kinder
erleben ihn zum Beispiel als einen dramatischen Rückgang von
Chancen, den Lebensstandard ihrer Eltern zu erreichen, und
Facharbeiter erleben ihn als herben Verlust des Abbaus
hochbezahlter Stellen, während Bauern in Deutschland, wie das
heute der Fall ist, durch Kürzungen von Subventionen, die für
sie von existenzieller Bedeutung sind, sich damit nicht abfinden
wollen, obwohl dies bei weitem nicht die Hauptgründe sein
dürften, die
ihrem Protest zugrundeliegen, denn die Subventionskürzung dürfte
wohl nur das letzte Tröpfchen von Zumutungen sein, die das Fass
zum Überlaufen gebracht haben.
Mit anderen Worten:
Auch diejenigen, die zurzeit noch zu den
Gewinnern gehören, aber befürchten, in naher Zukunft einen
Statusverlust hinnehmen zu müssen, zeigen – und das ist
empirisch nachgewiesene Tatsache – eine hohe Bereitschaft, sich
rechtsradikalen und rechtspopulistischen Parteien zuzuwenden.
Nicht mehr
demokratische Politik, sondern die Dynamik der „schöpferischen
Zerstörung“ des Industriestandortes Deutschland führt dazu, dass Unternehmen
dazu bringt, ihre Standorte ins „gewinnträchtigere“ Ausland zu
verlagern, der zwangsläufig den Verlust von Arbeitsplätzen im
Inland nach sich ziehen wird. Das
Resultat dieser Entwicklung ist dann, zumindest sehen das viele
Wählerinnen und Wähler so, die Demokratie in Deutschland nicht
mehr als ein Fortschrittsprojekt,
sondern, um mit den Worten von Veith Selk fortzufahren, diesen
Prozess als
„Erosion der Demokratie“ erleben, die einer Demokratie nur
schaden kann
[En12].
Warum?
In solch
einer Situation erscheint die Demokratie als ungerecht.
Der
französische Philosoph, Essayist, Schriftsteller und Lyriker
Paul Valéry (1871–1945) hat das bereits von Jahren wie folgt zum Ausdruck gebracht:
Paul Valery:
Und wir sehen jetzt, dass der Abgrund der Geschichte Raum hat
für alle. Wir fühlen, dass eine Kultur genau so hinfällig ist
wie ein einzelnes Leben [En13].
4.0 Macht in einer Demokratie
TOP
In einer
repräsentativen Demokratie wird die Macht nicht durch das Volk
ausgeübt, das Volk, das dürfte unbestreitbar sein. Das, was die
Wahlberechtigten dürfen, reduziert sich auf einen Wahlakt, der
es ihnen nach Ablauf mehrerer Jahre erneut erlaubt, gewaltfrei
bestehende Machtverhältnisse zu ändern, wodurch sich aber, beim
Zustand der Parteien von heute, die bestehende Machtverhältnisse
nicht wirklich ändern lassen.
Wer aber
sollte in einer Demokratie herrschen?
Die
Frage verlangt eine Antwort. In Anlehnung an Karl Popper lautet
die traditionelle Antwort: „Die Besten“ oder „Die Weisesten“.
Oder: „Das Volk“ oder „Die Mehrheit“. Ergänzen ließe sich die
auserwählten Inhaber der Macht auch durch Sprachfiguren wie: „Die
Kapitalisten“ oder „Die Arbeiter“ oder „Die Parteien“.
Die
Frage, so Karl Poppers Überlegungen, bezugnehmend auf diese
Vielfalt von Möglichkeiten, ist seiner Überzeugung nach aber
offenbar falsch gestellt.
Karl Popper:
Viel sinnvoller wäre es, sich mit einer viel bescheideneren
Fragestellung zu begnügen, die da lautet: Was können WIR tun, um
unsere politischen Institutionen so zu gestalten, dass schlechte
oder untüchtige Herrscher möglichst geringen Schaden anrichten
können? [En14]
Diese
Frage lässt sich aber nicht beantworten, denn WIR werden in der
Demokratie von heute ja gar nicht gefragt. WIR dürfen nur
wählen. Mehr Einfluss haben WIR nicht. Entscheidungen werden von
anderen getroffen. Was WIR dürfen, kann in dem Buch von Daniela
Dahn mit dem Titel: „Wir sind der Staat – Warum Volk sein nicht
genügt“, nachgelesen werden.
Dort
heißt es:
Die
Wähler dürfen Abgeordnete zu Karrieren und Diäten verhelfen,
sollen sie dann aber nicht weiter belästigen (S. 8).
Oder:
Heute
sind acht von 10 Deutschen davon überzeugt, dass die Kluft
zwischen Arm und Reich die Demokratie gefährdet (S. 13).
Ein
Zustand, der ohne die oben zitierten Eigenschaften der
Abgeordneten in einer Demokratie, die gerecht sein will - in dem
Ausmaß von heute - sicherlich nicht denkbar wäre.
Wie dem auch
immer sei: Auch in einer Demokratie lässt sich Macht nicht
dauerhaft begrenzen, denn im Laufe der Zeit werden auch in einer
Demokratie sowohl die politischen als auch die wirtschaftlichen
Eliten immer mächtiger, einschließlich der sie beratenden
Experten aus Wissenschaft und Forschung und natürlich auch die
Berater der vielen Think-Tanks (Denkfabriken), die durch Erforschung,
Entwicklung und Bewertung von politischen, sozialen und
wirtschaftlichen Konzepten und Strategien Einfluss sowohl auf
die Politik als auch auf die öffentliche Meinungsbildung nehmen,
um unter Verwendung aller medialen Möglichkeiten die Regierten
auf eine bestimmte politische oder ideologische Linie zu
bringen.
5.0 Wer sollte die Macht ausüben?
TOP
Das
Volk, denn alle Staatsgewalt geht in einer Demokratie vom Volke
aus, zumindest dann, wenn dieser Satz wirklich ernst gemeint
ist. Wäre das so, dann würde sowohl die Gesetzgebung als auch
die Exekutive und auch die Rechtsprechung vom Volk kontrolliert. So zumindest war es in der ersten Demokratie im
antiken Griechenland, in der alle, die Gemeinschaft betreffenden
Angelegenheiten, von den freien Bürgern sowohl erörtert als auch
entschieden wurden.
Übrig
geblieben ist von dieser Form von Demokratie nur das, was wir
heute für den Wesenskern der Demokratie halten und der im
Artikel 20 des Grundgesetzes wie folgt umschrieben ist.
Artikel 20 GG
(2) Alle
Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen
und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung,
der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.
Wird
nach dem Extrakt dieses Demokratieverständnisses gesucht, dann
reichen dafür 7 Wörter aus.
Sie
[die Staatsgewalt]
wird vom
Volk in Wahlen ausgeübt.
Der Rest
des Absatzes 2 ist entweder marginales Beiwerk (Abstimmungen
nämlich nur dann, wenn es um die Neuordnung der Bundesländer
geht). Die anderen, nicht vom Volk gewählten Staatsorgane
entziehen sich völlig der einhegenden Souveränität des Volkes.
Gemeint sind die Exekutive und die Judikative.
Wie dem auch immer sei.
In diesem Aufsatz geht es nicht um die Frage, ob eine direkte
Demokratie der repräsentativen, also der gewählten Demokratie,
vorzuziehen ist. Weitaus wichtiger für den Bestand einer
repräsentativen Demokratie ist es nämlich, eine Antwort auf die
Frage zu finden, wie auch in ihr Staatsgewalt eingehegt werden
kann.
Soweit damit ein staatliches Handeln gemeint ist, das sich
ausschließlich am Allgemeinwohl zu orientieren hat und somit
daran gehindert werden kann und muss, dem Allgemeinwohl Schaden zufügen
zu können, diese Frage nicht einfach zu beantworten sein,
denn wäre das so, dann gäbe es die Bauernproteste von heute
nicht und auch der Rechtspopulismus hätte es schwer, überhaupt
gehört zu werden, denn eine ausschließlich am Allgemeinwohl
orientierte Politik dürfte wohl kaum auf Ablehnung im Volk
stoßen. Auch Klimaaktivisten blieben dann wohl eher zu Hause,
als sich auf Kreuzungen und Autobahnauffahrten festzukleben.
6.0 Einhegung von Staatsgewalt
TOP
Seit
Menschen in komplexen Gesellschaften zusammenleben, war die
Frage der Einhegung von Macht stets eine Frage von
existenzieller Bedeutung. Grunde dafür ist, und daran hat sich
bis heute nichts geändert, die phylogenetisch ererbte Neigung
menschlicher Wesen Macht, Einfluss und Besitz vergrößern zu
wollen.
Phylogenese:
Diese Sprachfigur bezeichnet sowohl die stammesgeschichtliche
Entwicklung (Stammesgeschichte) der Gesamtheit aller Lebewesen,
als auch die Vererbung bestimmter Charakter- und
Verhaltensmerkmale, die dafür sorgen, dass sich - bezogen auf
den Menschen – Machtstrukturen bilden und eben Alpha-Männchen
auch Alphamännchen werden und auch sein können, die eines eint:
Mehr Macht als andere haben zu wollen, mehr zu besitzen, mehr zu
können, einfach besser und wertvoller zu sein, sowie mit mehr Rechten und
auch mit mehr Ansprüchen ausgestattet zu sein, weil sich
Leistung halt lohnen muss.
Bezogen
auf die Einhegung von Macht in menschlichen Gesellschaften war
das nach unserem Geschichtsverständnis sozusagen ein steter
jahrhundertelanger Kampf gegen die Staatsgewalt mit dem Ziel,
diese Gewalt dazu zu zwingen, angeblich naturgegebene Rechte – wir nennen
diese Rechte Grundrechte, die aber nicht naturgegeben, sondern
von Menschen erdacht und für verbindlich erklärt wurden – der
Staatsgewalt abzutrotzen.
Das war ein
langer und blutiger Kampf, der sein Ende in der modernen
Demokratie von heute fand, so die herkömmliche Kurzfassung der
Werte, die wir alle mit dem Wort Demokratie verbinden, obwohl
wir dabei vieles übersehen, und vieles auch gar nicht wissen
wollen, ob das auch tatsächlich so ist, denn die meisten
Demokraten von heute wollen so leben, wie sie es gewohnt sind,
was bedeutet: Vom Staat in Ruhe gelassen zu werden.
Dass dieser
Zustand des In-Ruhe-Gelassen-Werdens aber nur von
vorübergehender Art sein kann, das war bereits Laotse, einem
legendären chinesischen Philosophen, der im 6. Jahrhundert vor
unserer Zeitrechnung (v.u.Z.)
lebte,
bekannt. In dem von ihm verfassten Tao
Te
King heißt es unter anderem:
Die
frühen Herrscher waren kaum gekannt. Die Späteren wurden
verehrt. Die noch Späteren gefürchtet.
Die Letzten wurden
verachtet
Wird Gesetzmäßigkeit
verlassen
Werden Gesetze verhängt. Gesetze schaffen gesetzliche
Vorgänge. Gesetzliche Vorgänge führen zu Zerfall. Die
frühesten Herrscher wahrten Gesetzmäßigkeit.
Und das Volk fühlte sich frei [En15].
An
anderer Stelle heißt es:
Je mehr
Verwaltung / umso mehr Gewalt.
Je mehr Verordnung / umso mehr Übertretung [En16].
Und bereits
an dieser Stelle sei, in Bezug auf den Verfall der Demokratie
von heute, auf einen Satz hingewiesen, der ebenfalls im Tao
Te
King zu finden ist.
Überhäufter
Besitz besitzt den Besitzenden [En17].
Diese
Sicht der Dinge war zur gleichen Zeit auch im antiken
Griechenland bekannt. Das mag deshalb nicht zu verwundern, weil
es viele entscheidende Veränderungen im Denken der Menschen
gibt, die sich – ohne voneinander zu wissen – mehr oder weniger
zeitgleich an verschiedenen Orten ereignet haben und sich auch
in Zukunft ereignen werden, auch wenn die vernetzte Welt von
heute darauf ausgelegt ist, sozusagen für eine allumfassende
Zeitgleichheit zu sorgen.
6.1 Solon und Kleisthenes
TOP
Den oft als
Begründern der Demokratie bezeichneten Denkern Solon (603 bis
560 v.u.Z.)
und
Kleisthenes (570 bis 507 v.u.Z.)
ging
es vor langer Zeit darum, einen Zustand der Rechtssicherheit zu
schaffen, um auf diese Weise die Ordnung und den inneren Frieden
in der Stadt wiederherzustellen und ihren gesellschaftlichen
Zusammenhalt zu sichern.
Weder Solon noch Kleisthenes wollten
dabei die Herrschaft des Adels grundsätzlich in Frage stellen,
wohl aber die Auswüchse der Herrschaft aristokratischer Gewalt
einhegen. Ihr Ziel war es, sozusagen eine Art gesellschaftliches
Gleichgewicht herzustellen.
Das ist
diesen beiden Aristokraten auch gelungen, denn ihre Art über
gesellschaftliches Zusammenleben nachzudenken und insbesondere
ihr Vermögen, diese Ideen auch tatsächlich umzusetzen, sorgten
dafür, dass im antiken Griechenland eine Idee Gestalt annehmen
konnte, in deren Zentrum nicht nur die Gleichheit der Bürger
stand, sondern auch die dafür erforderlichen Institutionen
geschaffen wurden, um diese Idee Wirklichkeit werden zu lassen.
Bemerkenswert an dieser Entwicklung ist, dass die Einhegung von
Macht von Personen ausging, die von Geburt an sozusagen selbst zur
Machtelite gehörten. Es war dennoch ihre Vernunft und ihr
Einsichtsvermögen, das dafür sorgte, dass ein
Gesellschaftssystem, in dem es gärte, nicht aus den Fugen
geriet. Ihre Bereitschaft, freiwillig sogar ihre eigene Macht zu
beschränken, diente insoweit sowohl der Allgemeinheit als auch
den eigenen Überlebensinteressen. Dies ist eine Art des Denkens,
die heute dringend einer Wiederbelebung bedürfte.
Dennoch:
Weder Solon noch Kleisthenes können als Begründer der
Demokratieidee angesehen werden, denn sie handelten aus sich
selbst heraus und
nicht
im Auftrag des Volkes.
06.1a Davon 2024: Erfolgloser Weckruf der
Superreichen
TOP
Solon und Kleisthenes waren Aristrokraten im antiken
Griechenland, die
erkannt hatten, dass sowohl zu viel Macht als auch ein Zuviel an
Reichtum nicht nur den vielen Untertanen, sondern auch ihnen
selbst schadete. Auch hatten beide sowohl die Kraft, als auch den
Mut, etwas bis dahin Undenkbares, nämlich die Begrenzung von
Macht und Reichtum, in die Tat umzusetzen. Das macht ihre
Handlung so außergewöhnlich und deshalb wurde die Lebensleistung diese beiden
Männer bis heute nicht vergessen.
Davos im Januar 2024: Ob das auch den 250
Milliardären und Millionären gelingen wird, die mit einem
offenen Brief an die im Januar 2024 in Davos tagenden
wichtigsten Köpfen aus Wirtschaft und Politik des World Economic
Forums gelingen wird, dürfte eher unwahrscheinlich sein, auch
wenn deren Bitte - doch endlich im angemesswenen Umfang Steuern
zahlen zu dürfen - durchaus auch als ein Notruf interpretiert
werden kann, den bereits angerichteten Schaden zumindest zu
begrenzen, eine Vorderung, die von jedem klugen und vernünftigen Menschen nachvollzogen werden
kann.
In dem offenen Brief heißt es:
Unsere Botschaft ist einfach:
Gewählte Führer müssen uns, die
Superreichen, besteuern.
Wir wären stolz, mehr zu zahlen.
In einem Artikel auf "DerStandard.at" vom 7. Januar 2024
heißt es:
Derstandard.at vom 17.1.2024: "Wir wären stolz darauf, in
Ländern zu leben, in denen dies erwartet wird, und stolz auf
gewählte Politiker, die eine bessere Zukunft aufbauen. Als die
reichsten Mitglieder der Gesellschaft wären wir auch: stolz
darauf, mehr zu zahlen, um die extreme Ungleichheit zu
bekämpfen." Denn der wahre Maßstab für eine Gesellschaft
liege nicht nur darin, wie sie ihre schwächsten Mitglieder
behandle, sondern auch darin, was sie von ihren reichsten
Mitgliedern verlange, so die Unterzeichner. "Unsere Zukunft ist
eine des Steuerstolzes oder der wirtschaftlichen Schande. Das
ist die Wahl. Wir bitten Sie, diesen notwendigen und
unvermeidlichen Schritt zu tun, bevor es zu spät ist. Machen Sie
Ihre Länder stolz. Besteuern Sie extremen Reichtum."
Zum Artikel Der Standard
Eine von mir durchgeführte Google-Übersetzung
des Briefes der Superreichen kann über den folgenden Link
aufgerufen werden.
Wir wären
stolz, mehr Steuern zu zahlen.
Der Geist dieses Schreibens legt zumindest nach meiner
Wahrnehmung die Vermutung nahe, dass die Männer und Frauen, die
solch einen "Brandbrief" geschrieben haben, über ein
Demokratieverständnis verfügen, von dem die deutsche Politik von
heute noch meilenweit entfernt ist.
Warum?
Steuererhöhung für Reiche, das gab es zwar in den Anfangsjahren
dieser Republik schon, ist aber heute ein Novum. Das geht gar
nicht, denn Leistung muss sich lohnen.
Wie dem auch immer sei: Festzustellen ist, dass
bereits Niccoló Machiavelli von der Notwendigkeit gesetzlicher
Regelungen überzeugt war, deren Zweck es war, den Zorn des
Volkes gegen ausufernde Eliten zumindest einzudämmen.
Macciavelli: Die
Hinrichtung [der Machthaber]
geschieht nicht durch
Gewalttätigkeit der einzelnen, noch mit Hilfe einer fremden
Macht, was beides die Freiheit vernichtet, sondern durch die
öffentliche Gewalt und Anordnung [der Machthaber selbst], welche ihre bestimmten Grenzen
hat und zu einem Übermaß anwächst, was die Republik zugrunde
richtet, siehe Niccoló Machiavelli. Discorsi. Vom Staat:
Nikol-Verlag 2017, Seite 41.
Anders ausgedrückt:
Eine Republik, die nicht dazu in der Lage ist, durch eine
sozialerträgliche Politik ihren Erhalt zu bewahren, indem sie
"Grenzen des für normal Gehaltenen" nicht überschreitet,
wird scheitern, denn solch eine Politik zerstört sich selbst.
Nun denn: Der Vorschlag
der 250 Superreichen in Davos - anlässlich des World Economic
Forums im Januar 2024 - dürfte wohl nicht nur von den
superreichen Eliten, sondern auch von vielen Politikern
vehement, als "erwiesenermaßen radikal" eingestuft
werden, weil einfach nicht sein kann, was nicht sein darf.
Übrigens: Für wirtschaftliche Gerechtigkeit zu
sorgen wäre auch ein durchaus probates Mittel, die AfD in ihre
Schranken zu verweisen, denn nur wenigen ihrer Wähler dürfte
bekannt sein, dass im Wahlprogramm 2021 der AfD das Wort
Steuererhöhung nur ein einziges Mal im Zusammenhang mit der
Finanzierung der Renten verwendet wird. Im Hinblick auf den
erforderlich werdenden Mehraufwand zur Finanzierung der Renten in der Zukunft heißt es dort:
AfD Wahlprogramm
2021: Dieser höhere Steueraufwand darf jedoch nicht
durch Steuererhöhungen finanziert werden. Vielmehr sind die
Steuerzuschüsse zur Rente durch konsequente Streichungen von
ideologischen Politikmaßnahmen, bei-
spielsweise in der Migrations-,
Klima- und EU-Politik, gegenzufinanzieren.
6.2 Die athenische Demokratie
TOP
Der
Beginn dieses „Glücksfalls in der Menscheitsgeschichte“, wie
Carl Popper (1902 bis 1994) die athenische Demokratie bezeichnet hat, lässt sich am
ehesten auf das Jahr 462 datieren.
Rainer
Mausfeld:
Erstmals in der Zivilisationsgeschichte hatte sich damit ein
Staatsgebilde eine institutionelle Form gegeben, von der man
sagen kann, dass das Volk sich auf der Basis der politischen
Gleichheit aller Bürger selbst regierte. Alle politischen
Entscheidungen wurden von der Volksversammlung gefällt, während
Angelegenheiten der Geschäftsführung vom Rat der 500
wahrgenommen wurden. Nur diese Herrschaftsform, in der die
Gesetzesadressaten zugleich die Gesetzgebenden sind, konnte die
Bezeichnung „Demokratie“ für sich in Anspruch nehmen. Unter
Perikles wurde die Demokratie in diesem Sinne nicht nur weiter
institutionell ausgebaut, sondern zugleich auch als einzigartige
und beste Herrschaftsform im Bewusstsein der Bürgerschaft
verankert [En18].
An
anderer Stelle heißt es:
Zum Kern
des Selbstverständnisses der
Athenischen
Demokratie gehörte die Überzeugung, dass in politischen Fragen,
die die gesamte Bürgerschaft betreffen, eine kollektive
Entscheidungsfindung insgesamt Entscheidungen von höherer
Qualität hervorbringt als eine Entscheidung kleiner Gruppen
[En19].
Soweit
kleinere Gruppen mit der Wahrnehmung von Aufgaben betraut
wurden, wurden deren Vertreter durch das Losverfahren bestimmt,
um vermeiden zu können, dass Vertreter einflussreicher Gruppen
dort die Überhand gewinnen konnten.
Daraus lässt sich ableiten, dass auch Wahlen undemokratisch
sind.
Wie dem
auch immer sei: Diese
athener Demokratie wurde später wieder in eine gemäßigtere Demokratie
umgewandelt, in der den Eliten wieder mehr Rechte gewährt
wurden, was dann wieder dazu führte, dass aus der ursprünglichen
Demokratie der Gleichheit wieder eine Elitenoligarchie werden
konnte.
Anders ausgedrückt:
Das Vorstellungsbild einer modernen Demokratie entstand exakt an
dieser Stelle, nämlich bei der Abkehr von der Weisheit des
Volkes hin zur unterstellten Kompetenz der Wenigen. Daran hat sich bis heute nichts geändert, denn
auch heute noch regieren die Eliten, auch wenn das heute nicht
mehr so auffällig ist. Mehr dazu an anderer Stelle
in diesem Aufsatz.
6.3 Neudefinition des Demokratiebegriffs
TOP
Das, was
im antiken Griechenland 462 v.u.Z. als direkte Demokratie
begann, das wurde in der Zeit von 403 bis 322 v.u.Z. sozusagen
einer radikalen Begriffserneuerung unterzogen. Festzustellen
ist, dass es zuerst einmal nicht für zielführend gehalten wurde, die
Demokratie einfach sofort abzuschaffen, denn mit diesem Wort
ließ es sich – auch aus der Sicht der Eliten – gut leben, denn vom Vorstellungsbild einer freien und gleichen Bürgerschaft
geht eine
große Strahlkraft aus. Außerdem wäre es wohl schwierig gewesen,
dieser Bewegung ein abruptes Ende zu bereiten. Um die damit
verbundenen Unruhen zu vermeiden, entschloss man sich dazu, die
Demokratie des Volkes sozusagen zu zähmen, indem man dem Volk unterstellte,
nicht über die ausreichenden Kompetenzen zu verfügen, die zur
Führung eines Gemeinwesens nun einmal unverzichtbar seien.
Anders ausgedrückt:
Das
Gemeinwesen musste so organisiert werden, dass über ökonomische
und wirtschaftliche Fragen ausschließlich die Eliten zu
entscheiden hatten.
Kurzum:
Rainer
Mausfeld:
Zuerst wurde im Jahr 403 v.u.Z. die Gesetzgebung und schließlich
im Jahr 355 v.u.Z. auch die gesamte Gerichtsbarkeit für
politische Prozesse von der Volksvertretung auf ein Gremium von
sechstausend Geschworenen übertragen, die nun sowohl als solche
als auch als Gesetzgeber fungierten [En20].
6.4 Vom Bürger zum Pöbel
TOP
Diese
Überschrift scheint mir eine zutreffende Kurzformel zu dem
Demokratieverständnis zu sein, das auch heute noch, zumindest in
den Köpfen der Eliten „demokratiebestimmend“ sein dürfte, auch
wenn das so heute eher unklug ist, weil solch eine
sprachliche Entgleisung das schnell das Ende seiner politischen Karriere
bedeuten könnte, abhängig natürlich von der Partei, für die ein
Politiker spricht. Auch in einer nunmehr über 70 Jahre alten
Demokratie verfällt zunehmend das Niveau der Sprache, auch bei
den Medien, denn das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hatte
keine Bedenken, die im
Januar 2024 protestierenden Bauern als "motorisierter
Mistgabelmob" zu bezeichnen.
Im antiken Griechenland scheint das anders
gewesen zu sein, zumal die Geistesgrößen der damaligen Zeit –
Platon und Aristoteles – nicht nur sagten, was sie dachten,
sondern dies auch mit weitaus mehr Sprachkompetenz zu vermitteln
wussten, als das heute der Fall ist.
Vizekanzler Robert Habeck: Für einen
sorgfältigeren Umgang mit der Sprache setzt sich im Übrigen auch
Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) ein, der diesbezüglich sogar
ein Buch geschrieben hat und sich in diesem Buch mit dem Titel:
"Wer wir sein könnten - Warum unsere Demokratie eine offene und
vielfältige Sprache braucht", dafür einsetzt, eine
Gesprächskultur zu entwickeln, die es ermöglicht, die Menschen
in all ihrer Verschiedenheit zusammenzubringen.
Das Vizekanzler Robert Habeck selbst seine Schwierigkeiten hat,
mit einer angemessenen Sprache und vor allen Dingen unter
Verzicht auf eine unterstellte Bereitschaft, dass die
protestierende Bauern sich
undemokratischen Bewegungen anzuschließen könnten, zu warnen, das
kann dem folgenden Video entnommen werden.
Diese Art des Sprachgebrauchs ist nichts anderes als
Gefühlspolitik, die in einer Demokratie abzulehnen ist.
Vizekanzler Robert Habeck zu den aktuellen
Bauernprotesten
Etwas mehr sokratische Gesprächskompetenz wäre
hier wohl angemessener gewesen,. Was damit gemeint ist, kann in
den umfangreichen Dialogen des
Sokrates, heute bekannt als sokratische Gesprächsführung, die für das Gesamtwerk von Platon kennzeichnend sind,
nachgelesen werden.
6.5 Platon
TOP
Platon
(428 bis 348 v.u.Z), war ein großer griechischer Philosoph, von
dem Alfred North Whitehead (1861 bis 1947) dem wohl
einflussreichsten Philosophen des 20. Jahrhunderts sagte, dass
es sich bei allen nach Platon gedachten und aufgeschriebenen
Philosophien im Wesentlichen nur um Randnotizen der Ideen dieses
großen Denkers handeln würde.
Wie dem auch immer sei.
Platon war, genauso wie sein Schüler Aristoteles, ein
Aristokrat. In seinem Hauptwerk „Politeia“ (Der Staat) das um
375 v.u.Z. entstand, äußerte sich Platon natürlich nicht nur
über die Gerechtigkeit, sondern auch über die Staatsform, die
erforderlich sei, zur Verwirklichung eines gerechten Staates
beitragen zu können.
Die
nachfolgenden Zitate können nur als ein Versuch angesehen
werden, Platons Denkweise über die Demokratie zumindest
ansatzweise sichtbar zu machen:
Im
ersten Buch der Politeia heißt es:
Und
jegliche Regierung gibt die Gesetze nach dem, was ihr zuträglich
ist. Die Demokratie
demokratische,
die Tyrannei
tyrannische
und die andern eben so.
Zur
Staatsform der Demokratie heißt es im achten Buch wie folgt:
Nächstdem haben wir wohl, wie es scheint, die Demokratie zu
betrachten, auf welche Weise sie entsteht und nach welcher, wenn
entstanden, sie sich hält [...].
Ausgehend von der Tatsache, dass sich jeder Staat wandelt und
verändert, beschreibt Platon, wie aus einer Oligarchie, also aus
der Herrschaft der Wenigen, eine Demokratie wird. Platon beklagt
die Unersättlichkeit der Reichen, die allein wegen ihres
Besitzes herrschen, zur Verschwendung neigen und nur ein Ziel
kennen, nämlich ihren Reichtum zu vermehren. Die damit
verbundene Folge beschreibt Platon wie folgt:
Platon:
Die
Unersättlichkeit im Reichtum und die Vernachlässigung alles
Übrigen um des Geldmachens willen, gereichte ihr [den Eliten]
zum Untergang.
Wodurch ein
neuer Prozess des Wachsens und Werdens eingeleitet wird, den
Platon wie folgt beschreibt:
Platon:
Aus der
Demokratie aber erwächst die Tyrannei.
Warum?
Auch die Demokratie löst sich auf durch die ihr ebenfalls
immanente Sucht zur Unersättlichkeit.
Grund
dafür ist, so argumentiert Platon, die Freiheit.
Platon:
Denn von dieser wirst du immer in einer demokratischen Stadt
hören, dass sie das Vortrefflichste sei, und dass deshalb auch
nur in einer solchen leben dürfe, wer von Natur aus frei sei.
[...]. So kommt denn wahrscheinlich die Tyrannei aus keiner
andern Staatsverfassung zu Stande als aus der Demokratie, aus
der übertriebensten Freiheit die strengste und wildeste
Knechtschaft entsteht [En21].
6.6 Aristoteles
TOP
Aristoteles (384 bis 322 v.u.Z.): Seine Präferenz im Hinblick
auf die Ausübung von Staatsgewalt galt der Timokratie, der
Herrschaft der Angesehenen und Besitzenden, die er für die
ideale Regierungsform hielt. Im zehnten Kapitel seines
Hauptwerkes „Politik“ heißt es unter anderem:
Aristoteles:
Indess
entsteht nun das Bedenken, wer der Herrschende in dem Staate
sein solle? Ob etwa die Menge, oder die Reichen, oder die
sittlich Guten, oder der eine beste von Allen, oder der Tyrann?
Jede dieser Annahmen hat ihre Schwierigkeiten; denn gesetzt, die
Armen
vertheilten,
weil sie die Mehrzahl sind, das
Eigenthum
der Reichen unter sich, so wäre dies dann kein Unrecht; denn es
hat ja, beim Zeus, dem Herrn mit Recht so gefallen. Was könnte
man da zuletzt noch als eine Ungerechtigkeit behaupten? Und wenn
wieder von der ganzen Volksmenge die Mehrheit die Güter der
Minderheit unter sich
vertheilte,
so ist klar, dass sie den Staat zu Grunde richtete [En22].
Hinweis: Sowohl Platon als auch Aristoteles
waren keine Freunde der Demokratie.
6.7 De Officiis
– Ciceros zeitloses Vermächtnis
TOP
Über viele
Jahrhunderte hinweg gehörte es zum Selbstverständnis der
Herrschenden, sich mit dem vielleicht wohl einflussreichsten
Werk der römischen Antike zu beschäftigen, das 44 vor unserer
Zeitrechnung von Marcus Tullius Cicero (106 - 43 v.u.Z.)
geschrieben
wurde, das den Titel trägt: „De officiis“ (Pflichten der Gerechtigkeit).
Festzustellen ist, dass seine Ideen von den nach ihm kommenden
großen europäischen Denkern weiterentwickelt wurden und auch
heute immer noch den Kern des internationalen Völkerrechts
bilden.
Da für
Cicero nationale Grenzen zumindest aus moralischer Sicht
unbedeutend waren, wies er Andersdenkende, die sie für bedeutsam
hielten stets zurecht, denn im Mittelpunkt von Ciceros Denken
stand die Idee, dass der Menschenwürde keine Gewalt angetan und
es auch nicht zugelassen werden dürfe, dass Menschen Gewalt
erleiden, wenn man ihnen helfen kann.
Gewalt
in der Vorstellungswelt von Cicero umfasste neben körperlichen
Angriffen insbesondere sexuelle Übergriffe, grausame Strafen,
Folter sowie auch das Wegnehmen von Eigentum. Diese Einstellung
zum Menschen hielt er für zu beachtendes Naturgesetz.
In
Ciceros „De officiis“ heißt es zum Beispiel:
Cicero:
Denn wer ungerechterweise einen Angriff auf jemanden unternimmt
– aus Zorn oder aus irgendeiner Erregung heraus – der scheint
gleichsam die Hand zu erheben gegen seinen Nächsten; wer aber
dem Unrecht nicht wehrt und ihm nicht entgegentritt, wenngleich
er könnte, steht ebenso in Schuld, wie wenn er Eltern, Fremde
oder gar der Vaterstadt die Treue versagt [En23].
Als
einen Freund der Demokratie kann Cicero dennoch nicht angesehen
werden.
Warum?
Cicero:
Wenn die gesamte politische Handlungsbefugnis in der Hand des
Volkes liegt, so ist gerade die Gleichheit eine Ungleichheit, da
sie keine Abstufungen nach dem wahren Wert der einzelnen
Persönlichkeit zulässt [En24].
Aus diesem
Grunde hielt Cicero eine gewisse Ungleichheit in der
Machtverteilung im Staat nicht an und für sich ungerecht,
sondern verstand diese bloß als einen Ausdruck natürlicher
Rangunterschiede zwischen den Menschen. Die Grundidee der
von Cicero
gelobten
Mischverfassung der römischen Republik, lässt sich wie folgt
zusammenfassen.
Bei der
römischen Republik handelt es sich um einen Staat, der die
Vorteile der drei elementaren Staatsformen Monarchie,
Aristokratie und Volksherrschaft vereint. Diese Sicht der Dinge
hat sich bis heute zumindest in einigen westlichen Demokratien
erhalten.
6.8 Demokratie im Mittelalter
TOP
Demokratie im modernen Sinne gab es in dieser Zeit nicht, obwohl
die germanischen und keltischen Stammesgesellschaften relativ
egalitär strukturiert waren. Auch in den mittelalterlichen
Städten gab es demokratische Formen des Gemeinschaftslebens,
obwohl das den Eliten stets ein Dorn im Auge war.
Wie dem auch immer sei.
Die Geschichte zeigt, dass Demokratie keine
Selbstverständlichkeit, sondern eine Errungenschaft ist.
Beherrscht
wurde die Staatstheorie im gesamten Mittelalter durch die 22
Bände umfassende Schrift des Augustinus von Hippo, der
Gottesstaat (De
civitate Dei),
die in der Zeit von 413 bis 426 von ihm niedergeschrieben wurde.
Das Werk
versteht sich sozusagen als ein Gegenstück zu Platons
„Politeia“, das bereits 400 v.u.Z. entstanden war. Mit
Augustinus von Hippo begann eine neue Dimension der
Staatstheorie. Der Kirchenvater stützte seine politischen Ideen
auf Bibelzitate und stellte damit das Christentum in den
Mittelpunkt. Augustinus definierte das Verhältnis zwischen
Bürgern und Staat grundlegend neu und interpretierte jedes
politische Handeln im Sinne der Religion. Dies wurde
charakteristisch für das Leben im gesamten Mittelalter.
Anders ausgedrückt:
Politik
verstand sich in den Jahrhunderten des Mittelalters als
göttliches Gebot, denn sie ruhte auf dem Willen Gottes, einer
Idee, aus der später das Gottesgnadentum abgeleitet wurde, auf
das sich die Kaiser, Könige und Fürsten bis ins 19. Jahrhundert
hindurch stützten.
Augustinus von Hippo:
In seiner großen christlichen Apologie „De civitate Dei“,
„Gottesstaat“, entstanden von 413 bis 426, legte er seine
theologisch begründete Geschichtsphilosophie dar und beschrieb
die Weltgeschichte als einen linearen Prozess hin auf ihr Ziel,
die Vollendung bei Gott [En25].
6.9 Machiavelli zur Einhegung der Staatsgewalt
TOP
Die zwei
folgenden Texte befassen sich mit der Epoche und der in ihr
stattfindenden Entwicklung der Demokratie, die der Renaissance
zuzuordnen sind, einer Zeit, die über drei Jahrhunderte währte
und als ein Prozess des Übergangs vom Mittelalter zur Neuzeit
anzusehen ist. In dieser Zeit gab es bereits Ansätze
demokratischen Gemeinschaftslebens. Demokratische Mitbestimmung
gab es aber wohl nur in den Städten, obwohl diese in der Regel
eine aristokratische Verfassung hatten.
Das führte zu Reibungen,
denn in heftigen Kämpfen versuchten Handwerker und ihre
Verbindungen (Zünfte) den Patriziern, die meist Kaufleute waren,
die Stadtherrschaft streitig zu machen. Die besitzlosen
Schichten blieben politisch einflusslos.
6.10 Anfänge der modernen Demokratie
TOP
1955
wurden die Vorträge von Hans Kelsen, die dieser an der
Universität in Chicago zum Thema „Foundation of Democracy“
(Grundlagen der Demokratie) gehalten hatte, im Anschluss daran
in den USA veröffentlicht. Der erste Satz dieser Vorlesungen in der
Übersetzung von mir hat folgenden Wortlaut:
Hans
Kelsen:
Die
politische Idee des 19. Jahrhunderts, die in Amerika und in der
französischen Revolutionen des 18. Jahrhunderts entstand, war
die Demokratie. Allerdings gab es auch in der westlichen
Zivilisation bemerkenswerte Kräfte, die sich für die
Aufrechterhaltung des Autokratieprinzips einsetzten. Doch ihre
Vertreter wurden als Reaktionäre stigmatisiert. Die Zukunft
gehörte einer Regierung des Volkes. Dies war die Hoffnung aller,
die an den Fortschritt glaubten und sich für höhere Standards
des gesellschaftlichen Lebens einsetzten. Es war vor allem das
junge aufstrebende Bürgertum, das für diese Idee kämpfte
[En26].
Damit
bezog sich Hans Kelsen auf Vorstellungen, die zur Zeit der
Aufklärung gedacht worden waren.
6.11 Demokratievorstellungen in der
Aufklärung
TOP
Die Zeit
der Aufklärung umfasst eine geistesgeschichtliche Epoche, welche
sich ab Ende des 17. Jahrhunderts von Holland über England und
Mitte des 18. Jahrhunderts in Frankreich und Deutschland
ausbreitete. Sie befasste sich vorrangig mit der Frage, wie eine
politische Ordnung aussehen sollte, die sicherstellen konnte,
dass sowohl die Freiheit des Individuums als auch die
Gewährleistung der öffentlichen Ordnung sich so gestalten ließ,
dass obrigkeitsstaatliche und gesellschaftliche Unterdrückung
der Vergangenheit angehörten.
Das Ergebnis dieser Diskussion,
die sowohl in Europa als auch in der Neuen Welt geführt wurde,
ließ einen Demokratiegedanken entstehen, der so ganz anders war,
als die im antiken Griechenland gelebte Demokratie. Dazu gleich
mehr.
6.12 Immanuel Kants Demokratieverständnis
TOP
Zum Teil
lässt sich seine Einstellung zu einem geordneten Gemeinwesen aus
seinen wohl bekanntesten Schriften ableiten:
-
Kritik der reinen Vernunft (1781)
-
Was
ist Aufklärung? (1784)
-
Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (1785)
-
Kritik der praktischen Vernunft (1788),
-
Kritik der Urteilskraft (1790)
-
Zum
ewigen Frieden (1795).
Insbesondere in seinem Essay „Was ist Aufklärung?“, das
erstmalig 1784 in der
Berlinischen
Monatsschrift veröffentlicht wurde, heißt es:
Immanuel Kant 1784:
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst
verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen,
sich seines
Verstandes ohne
Leitung eines anderen zu bedienen.
Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache
derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der
Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung
eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe
Mut dich deines
eigenen Verstandes zu bedienen!,
ist also der Wahlspruch der Aufklärung [En27].
Daraus
lässt sich schließen, dass der Mensch keiner Autorität blind
gehorchen darf, diese vielmehr abzulehnen hat, wenn mit bloßer
Macht regiert wird.
Dennoch
war Immanuel Kant kein Freund der Demokratie.
Grund
dafür dürften die Folgen der Französischen Revolution gewesen
sein, die bekanntermaßen blutig endete und der es dennoch nicht
gelang, die Herrschaft des Volkes durchzusetzen, sondern als
Gewaltorgie des Pöbels endete.
Anders ausgedrückt:
Kants Sicht der Dinge, die Demokratie betreffend, entsprach der
Sichtweise sowohl von Platon als auch von Aristoteles, die beide
die Demokratie als eine Diktatur der Armen
verstanden.
6.13 Jean-Jacques Rousseaus
Demokratieverständnis
TOP
Rousseau
bezeichnet den Staat als Republik, in welchem das Volk souverän
ist und somit der Wille des Volkes als ein souveräner Wille
anzusehen und zu respektieren sei. Diese Souveränität, so
Rousseau, ist unveräußerlich und unteilbar.
Es
genügte Rousseau nicht, dass das Volk nur einmal ein Gesetzeswerk
beschließt, um dann eine eingesetzte Regierung entscheiden zu
lassen. Für ihn war es unverzichtbar, dass das Volk an allen,
den Staat und das Gemeinwohl betreffenden Entscheidungen zu
beteiligen war. Rousseau forderte deshalb eine stetige
Wiederkehr der Volksversammlung, um die Volksbeschlüsse und
Volksentscheide fortwährend zu erneuern oder zu bestätigen.
Rousseau
geht in seiner Theorie sogar noch weiter, indem er sagt, dass nicht
nur die Legislative beim Volk liegen solle, sondern auch die
Exekutive.
Diese
vollkommene Demokratie ist laut Rousseau jedoch nicht
zu verwirklichen, da es unvorstellbar sei, dass ein Volk ständig
zusammen bleibe, um die öffentlichen Angelegenheiten zu regeln.
Außerdem sei keine andere Regierung inneren Unruhen so sehr
ausgesetzt wie die Volksregierung. Letztendlich entschied er
sich für eine demokratisch-republikanische Regierungsform, in
welcher das gesamte Volk die Gesetze erlässt, die eine Regierung
auszuführen hat.
6.14 Erste Verfassung in Amerika
TOP
Der 4.
Juli 1776 gilt als das Gründungsdatum der modernen Demokratie,
denn an diesem Tag erklärten einstimmig die Vertreter von 13
Kolonien in der Neuen Welt ihre Unabhängigkeit von der britischen Krone.
Dass es
sich bei dem neu gegründeten Staat um einen Bundesstaat zu
handeln hatte, den sich die Gründer nur in der Form einer
Republik vorstellen konnten, das sei an dieser Stelle lediglich
festgestellt. Und dass es sich dabei um eine repräsentative
Demokratie und nicht um eine direkte Demokratie handeln musste,
das stand ebenfalls außer Frage, denn in einer repräsentativen
Demokratie wird der Wille des Volkes durch eine Körperschaft
ausgewählter Männer umgesetzt, wodurch ein höheres Maß an
Sachlichkeit zu erwarten ist, so zumindest kann es in den
Federalist
Papers nachgelesen werden, aus denen im Folgenden einschlägige
Stellen zum Demokratieverständnis der „Gründungsväter“ zitiert
werden.
Federalist Papers Nr. 10:
Die
am weitesten verbreitete und dauerhafteste Quelle von
Parteiungen ist immer die ungleiche Verteilung des Eigentums
gewesen. Besitzende und Besitzlose haben immer verschiedene
Interessengruppen innerhalb der Gesellschaft gebildet. Derselbe
Gegensatz besteht auch zwischen Gläubigern und Schuldnern. In
zivilisierten Nationen bilden Grundbesitzer, Industrielle,
Kaufleute, Finanziers und andere kleine funktionale Gruppen ganz
notwendig verschiedene Interessenformationen und spalten die
Nationen in verschiedene Klassen, die von unterschiedlichen
Gefühlen und Anschauungen angetrieben werden. Diese vielfältigen
und einander widersprechenden Interessen zu regulieren, ist die
wesentliche Aufgabe der modernen Gesetzgebung [En28].
An
anderer Stelle heißt es:
Die beiden
großen Unterschiede zwischen einer Demokratie und einer Republik
sind erstens: die Übertragung der Regierungsverantwortung in der
Republik auf eine kleine Anzahl von Bürgern, die von den übrigen
gewählt werden, zweitens: die größere Anzahl von Bürgern und das
größere Gebiet, über die die republikanische Herrschaft
ausgedehnt werden kann. Der Effekt des ersten Unterschiedes kann
einerseits sein, dass die öffentliche Meinung differenzierter
und umfassender wird, weil sie das Medium einer ausgewählten
Körperschaft von Bürgern passiert, deren Klugheit die wahren
Interessen des Landes am besten erkennen lässt und deren
Patriotismus und Gerechtigkeitsliebe sie am wenigsten Gefahr
laufen lässt, dieses Interesse kurzfristigen oder parteiischen
Rücksichten zu opfern [En29].
An
anderer Stelle heißt es:
Federalist
Papers Nr. 35:
Der Gedanke, dass tatsächlich alle Bevölkerungsklassen durch
Repräsentanten jeder einzelnen von ihnen vertreten werden
sollten, ist vollkommen unrealistisch. Solange es die Verfassung
nicht ausdrücklich vorsehen würde, dass jeder Berufsstand einen
oder mehrere Vertreter entsenden soll, würde sich so etwas in
der Praxis von selbst nie ergeben [En30].
Daraus
lässt sich schließen:
Federalist Papers Nr. 57:
Das Ziel jeder politischen Verfassung ist – oder sollte es
zumindest sein – erstens, als Regenten Männer zu finden, die
genügend Weisheit besitzen, um das gemeinsame Wohl für die
Gesellschaft zu erkennen, und genügend Tugend, um es zu
verfolgen; und zweitens, die wirkungsvollsten Vorkehrungen zu
treffen, um sie ihre Tugend bewahren zu lassen [En31].
Die Begründung dafür enthält die Nr. 68 der Federalist Papers:
Federalist Papers Nr. 68:
Eine kleine
Anzahl von Personen, von ihren Mitbürgern aus der großen Masse
ausgewählt, wird am ehesten die Kenntnisse und das
Urteilsvermögen besitzen, die für eine so komplizierte
Untersuchung erforderlich sind.
Über die
Regierungsform mögen Narren streiten – die ist die beste, die
die Besten leiten [En32].
Im
Hinblick auf das Recht auf Eigentum, so kann es bei Noam Chomsky
nachgelesen werden, vertrat James Madison folgende Meinung:
Noam Chomsky:
Um erfolgreich ein System zu entwerfen, das die Zeit überdauern
soll, so Madison, müsse man dafür sorgen, dass die Machthaber
aus den Reihen der begüterten Minderheit erwählt werden. So
werde es möglich, die Rechte des Eigentums vor der Gefahr zu
schützen, die durch eine Gleichheit des allgemeinen Wahlrechts
droht, das die völlige Macht über das Eigentum in Hände legen
würde, die keinen Anteil daran haben [En33].
Auch bei
Rainer Mausfeld heißt es, Bezug nehmend auf Äußerungen, die
Madison 1788 auf der „Virginia Ratifying Convention“ getätigt
hat, wie folgt:
Rainer Mausfeld:
[Das
Argumentationsmuster] durch das die „repräsentative Demokratie“
als eine „moderate“ Form der Demokratie, die der natürlichen
unterschiedlichen Beschaffenheit von Volk und Elite Rechnung
trage, gerechtfertigt werden soll, konnte von den Schöpfern der
amerikanischen Verfassung nur mühsam rhetorisch verdeckt werden.
In der „repräsentativen Demokratie“ soll nämlich das launisch,
unverantwortlich und irrational angesehene Volk, das, so
Madison, den Turbulenzen und der Schwäche unbändiger
Leidenschaften ausgesetzt und daher zu rationalem Handeln nicht
in der Lage sei, verantwortungsvolle und rationale
Repräsentanten für die Regierungsgeschäfte auswählen. Eine
solche Elitenselektion durch das Volk – von Madison als „Pöbel“
betrachtet – wird [jedoch] auf einmal
[als] rational erachtet, weil im Akt der
Wahl „das Volk Tugend und Intelligenz haben wird, um Männer von
Tugend und Weisheit auszuwählen [En34].
Im
Übrigen ist sich die akademische Forschung heute darüber einig, dass
die Verfassung der USA ihrem Wesen nach ein aristokratisches
Dokument ist, dessen Ziel darin besteht, die „demokratischen
Tendenzen zu bremsen“ sowie die Macht einer „besseren Art von
Menschen“, den Eliten zu überantworten und all jene
auszuschließen, die weder reich noch von hoher Geburt noch durch
die Ausübung politischer Macht für solch eine verantwortliche
Aufgabe besonders geeignet erscheinen.
Die sich
daraus ergebenden gesellschaftlichen Spannungen zwischen Arm und
Reich sind auch heute noch – wahrscheinlich in einem größeren
Ausmaß als das 1776 der Fall gewesen ist – in allen Demokratien
vorhanden, die sich dem oben kurz zitierten
Demokratieverständnis verpflichtet haben bzw. fühlen.
6.15 Die Französische Revolution
TOP
Revolution ist ein im ursprünglichen Sinne auch ein zur
Demokratie gehörendes Wort. Es steht für ein kollektives
Aufbegehren der Stimme des Volkes gegen den Missbrauch
staatlicher Macht, um dem Volkswillen wieder Geltung verschaffen
zu können, wenn das anders nicht geht.
Darauf wies bereits
Niccoló Machiavelli (1469 bis 1527) hin, denn in seiner Schrift
„Discorsi“ kann nachgelesen werden, dass sich das Volk in der
Vorstellung einig ist, nicht von Eliten dominiert zu werden, und
nur geeignete Institutionen und Formen der Gegenmacht den
Machtmissbrauch der Eliten verhindern könnten. Machiavelli war
nämlich davon überzeugt, dass alle Menschen eine Neigung zu
einem grenzenlosen Machthabenwollen aufweisen, wodurch es in
jeder Gesellschaft unweigerlich zu einer Ausbildung von
Machteliten kommen würde, deren Machthunger sozusagen grenzenlos
sei und somit nur durch eine robuste Gegenmacht des Volkes in
ihre Grenzen verwiesen werden könne.
Und das
dazu auch die Anwendung von Gewalt gehören kann, das hat er in
seinem Buch „Discorsi“ (Gedanken über Politik und Staatsführung)
wie folgt zum Ausdruck gebracht:
Niccoló Macciavelli:
Die Natur der Volksmassen ist [...]
nicht
schlechter zu beurteilen als die eines Machthabers. Beide lassen
sich in gleichem Maße Verfehlungen zuschulden kommen, wenn sie
es können, ohne die Gesetze fürchten zu müssen [En35].
Das ist
im hier zu erörternden Sachzusammenhang der Fall, wenn maßlosen
Eliten – die an die Anwendung von Macht, auch in Form der Gewalt
– gewöhnt sind, ebenfalls unter Anwendung von Gewalt sozusagen
entmachtet werden. Macciavelli geht sogar so weit, dem Volk in
seinem kollektiven politischen Handeln mehr Weisheit und
vernünftiges Urteilsvermögen als den Herrschenden zuzuschreiben.
Niccoló Macciavelli:
Die
ungünstige Meinung über das Volk entsteht daraus, dass jeder dem
Volk, auch dann, wenn es regiert, frei und ohne Scheu Übles
nachreden kann, während man über einen Gewalthaber immer nur
unter tausend
Ängsten und tausend Rücksichten
sprechen
darf
[En36].
Insoweit
kann festgestellt werden, dass das aufbegehrende,
revolutionierende Volk Frankreichs, gut 250 Jahre nach
Macciavelli, sich von einer Macht gewaltsam befreien wollte, die
dieses Volk unterdrückte und ausbeutete.
Anders ausgedrückt:
Aus dieser Perspektive betrachtet war die Französische
Revolution ein zutiefst aus dem demokratischen Staatsverständnis
(alle Staatsgewalt geht vom Volke aus) ableitbares Aufbegehren
gegen erlittenes Unrecht.
Wie dem auch immer sei:
Am 14. Juli 1789 stürmte das französische Volk die Pariser
Bastille. Die sich daran einsetzende erste Phase der
Französischen Revolution fand ihren Höhepunkte in der Erklärung
der Menschen- und Bürgerrechte, die am 26. August 1789 im
Nationalkonvent beschlossen wurden, einem wirkungsmächtigen
Meilenstein in der europäischen Rechtsstaats- und
Demokratiegeschichte, dass ohne dieses Aufbegehren des Volkes
und der sich daran anschließen Konstituierung einer
Nationalversammlung sicherlich diese Bedeutung nicht
möglich gewesen wäre.
Anders ausgedrückt:
Das größte und damals in Europa kulturell tonangebende Land
hatte sich als Vorreiter der liberalen und demokratischen
Bewegung einen bleibenden Platz in der Demokratiegeschichte
erobert, trotz der Schreckensherrschaft einer
Revolutionsregierung, die mit Massenhinrichtungen und
ideologisch begründetem Terror in den Jahren danach gegen alle
vorging, die sich als „Feinde der Revolution“ zu erkennen gaben,
oder als solche beschuldigt wurden.
Allein 1793/94 wurden über
16.000 Menschen hingerichtet.
Dennoch:
Als erste Grundrechtscharta Europas bildet die Erklärung der
Menschen- und Bürgerrechte bis heute eine
gemeinsame Wertebasis für alle freiheitlichen und demokratisch
ausgerichteten Gesellschaften, obwohl einen Tag vor der
Verabschiedung der Erklärung der Menschen- und Bürgerrecht der
letzte Artikel in diese Erklärung eingefügt wurde, der dafür
sorgte, dass die Rechte der Besitzenden gewahrt wurden.
Bei
diesem Recht, über das im Nationalkonvent nicht diskutiert
wurde, handelt es sich um das heilige Recht auf Eigentum. Kein
anderes Recht in der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte
wird als heilig (sakral) bezeichnet. Diese Bedeutung wurde nur
dem Eigentum beigemessen.
Artikel XVII
Da das
Eigentum ein unverletzliches und heiliges Recht ist, kann es
niemandem genommen werden, es sei denn, die gesetzlich
festgestellte öffentliche Notwendigkeit erfordert es
offenkundig, und unter der Bedingung einer gerechten und
vorherigen Entschädigung.
Dennoch
unterschied sich das durch die Französische Revolution
ausgelöste Demokratieverständnis wesentlich von dem, das ein
paar Jahre zuvor in den nunmehr bereits existierenden
Vereinigten Staaten von Amerika ausformuliert worden war, bei
der es sich um eine repräsentative Demokratie handelte, in der
es vorrangig darum ging, die Rechte der Besitzenden zu wahren.
Die
Parole Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit (Liberté, Égalité,
Fraternité), dem Wahlspruch der Französischen Revolution, der
auch im weiteren Verlauf der Aufklärung weiter Bestand haben
sollte, hätte in der Neuen Welt die Gründungsväter der 1.
demokratischen Verfassung wohl kaum begeistern können und zwar
auch dann nicht, wenn er bereits bekannt gewesen wäre.
6.16 Verabschiedung des Grundgesetzes
TOP
Nach dem
Ende des Zweiten Weltkrieges, also gut 160 Jahre nach der
Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, ging es im besiegten
Nachkriegsdeutschland, nachdem die Hungerjahre beendet waren,
zuerst einmal darum, den Vorgaben der Alliierten entsprechend
eine repräsentative Demokratie zu entwerfen.
Basisorientierte Elemente sollte es in dem zu erarbeitenden
Verfassungswerk, bis auf die Möglichkeit, Mehrheiten sowohl
wählen als auch abwählen zu können, in dem zu erarbeitenden
Grundgesetz nicht geben.
Heute wird verdrängt, dass es sich bei
dem, vom Parlamentarischen Rat erarbeiten Grundgesetz, nicht um
eine Verfassung handelt. Diesbezüglich ist es wirklich lohnend,
die Rede des Abgeordneten Dr. Carlo Schmid (SPD) zu lesen oder
gar sich anzuhören, die er am 8. September 1948 im
Parlamentarischen Rat gehalten hat.
Was
heißt eigentlich: Grundgesetz?
Carlo
Schmid (SPD), 8. September 1948
Zurück
zum Fehlen basisdemokratischer Elemente im Grundgesetz.
Warum
fehlen die dort, obwohl bereits die Schweiz gute
Erfahrungen damit gemacht hatte?
Hier die Antwort in aller Kürze:
Eine direkte Beteiligung der Volkssouveränität, egal wie
bedeutsam der zu regelnde Anlass auch war, entsprach nicht den Vorgaben der Siegermächte, sie wurde vom Parlamentarischen
Rat auch selbst abgelehnt, weil das Volk ja gerade erst vom
Nationalsozialismus befreit worden war und somit davon
ausgegangen werden konnte, dass sich dieses Volk immer noch mit
dem Nationalsozialismus verbunden fühlte, woran sich auch in
naher Zukunft wohl nichts ändern werde. Außerdem verfüge
Deutschland über einschlägig negative Erfahrungen aus der
Weimarer
Republik,
denn die Weimarer Reichsverfassung ließe eine Bürgerbeteiligung
durch Volksentscheid zu.
Außerdem:
Elemente einer direkten Demokratie galten sowohl damals als auch
heute, als eine Bedrohung für die Besitzenden. Vor allem in
Finanzfragen traute man dem Volk nichts zu. Allein schon der
Begriff des Plebiszitären führte im Parlamentarischen Rat zu
Missverständnissen, denn angeblich sollte es ja das Volk gewesen
sein, dass Hitlers Aufstieg ermöglicht hatte, was aber
historisch nicht richtig ist, denn nicht das Volk, sondern die
repräsentativen Vertreter im Deutschen Reichstag waren es, die
am 24. März 1933 dem Ermächtigungsgesetz zustimmten. Sogar der
erste Bundespräsident Theodor Heuss, hatte dem
Ermächtigungsgesetz, in seiner damaligen Rolle als Abgeordneter
im
Deutschen
Reichstag, zugestimmt.
Wie dem auch immer sei:
Damals galt es als eine schlichte Wahrheit, dass die direkte
Demokratie Demagogen begünstigen würde. So auch die Position von
Theodor Heuss (1884 bis 1963), dem 1. Bundespräsidenten, der im
Parlamentarischen Rat sagte: „Hüte dich vor dem Hund – ich warne
davor (gemeint war das Volksbegehren), mit dieser Geschichte die
künftige Demokratie zu belasten“, denn Volksbegehren bezeichnete
er als „eine Prämie für jeden Demagogen“, einem Klassiker unter
den Argumenten gegen die direkte Demokratie, auf die immer
wieder gern zurückgegriffen wird. Auch heute noch.
Außerdem
fehlt es der Masse des Volkes, so der Tenor im Parlamentarischen
Rat nicht nur an Sachkompetenz, sondern auch an der Kompetenz
dem Allgemeinwohl zu dienen. Die Folge davon war, dass sowohl
der Aufbau als auch die Organisation von Demokratie als eine
Expertensache
verstanden wurde.
Zusammensetzung des Parlamentarischen Rates:
Wikipedia:
Der
Parlamentarische Rat war von Juristen und Beamten dominiert.
Nachrücker eingeschlossen, zwölf der Abgeordneten waren
Landesminister, darunter fünf Justizminister. 47 Abgeordnete
waren zuvor oder zur Zeit des Parlamentarischen Rates
verbeamtet. Einen akademischen Abschluss hatten 51 Abgeordnete,
darunter 32 ein juristisches Examen und elf ein
wirtschaftswissenschaftliches. Viele Abgeordnete hatten bereits
in der Weimarer Republik bedeutende Ämter bekleidet. Elf
Abgeordnete waren zuvor Mitglieder des Reichstages und drei
hatten bereits an der Ausarbeitung der Weimarer Verfassung von
1919 mitgearbeitet. Hermann
Höpker-Aschoff
(FDP) war
zwischen 1925 und 1931 preußischer Finanzminister gewesen, Paul
Löbe
(SPD) langjähriger Präsident des Reichstages. Weiterhin gab es
zahlreiche Professoren, darunter ausgewiesene
Verfassungsexperten wie Carlo Schmid (SPD). Sekretär des
Parlamentarischen Rates war Oberregierungsrat Hans
Troßmann
(CSU) [En37].
Mit anderen Worten:
Es waren beauftragte Eliten, die ein Grundgesetz erarbeiten
sollten, das den Ansprüchen der Auftraggeber entsprach.
Dies
1991 im Rahmen der Wiedervereinigung zu ändern, wurde aus
Gründen, auf die hier nicht eingegangen wird, auf die
Einberufung einer Nationalversammlung erneut verzichtet, wohl um zu
verhindern, dass das Demokratieverständnis derjenigen, die
anlässlich von Montagsdemonstrationen laut und vernehmbar
verkündet hatten: „Wir sind das Volk!“, Sand in das Getriebe des
Wirtschaftssystems der Bundesrepublik Deutschland hätten streuen
können.
Deshalb
wurden die „neuen“ Bundesländer einfach zu Beitrittsgebieten
erklärt, in der die gesamte Rechtsordnung der Bundesrepublik –
und somit natürlich auch das Grundgesetz – Anwendung finden
sollte. Die Chance, eine Verfassung des ganzen Volkes zu
erarbeiten, wurde dadurch vertan. Eine Ergänzung
des Grundgesetzes durch plebiszitäre Elemente wurde 2002
mehrheitlich abgelehnt.
Damals hatte eine Gesetzesvorlage der SPD und der Grünen eine
solche Änderung des Grundgesetzes angestrebt. Dieses Vorhaben
scheiterte aber an der fehlenden Zwei-Drittel-Mehrheit im
Deutschen Bundestag.
Erneut wurde eine Chance vertan, die
Bundesrepublik Deutschland demokratischer zu machen.
7.0 Nachkriegsdemokratie in Deutschland
TOP
Sucht man
in der bundesdeutschen Geschichte eine Zeit, in der zumindest
mehrheitlich der Eindruck vorherrschte, gemeinsam für den Aufbau
eines besseren Deutschlands zu sorgen, dann waren das die Zeit
des so genannten deutschen Wirtschaftswunders, das 1950 begangen
und bis in die 1970er Jahre andauerte. Zumindest in den
Anfangs-
und Aufbaujahren war es so, dass die Reichen hohe Steuersätze
(bis zu 90 Prozent) zu bezahlen hatten, die dann aber im Laufe
der Zeit gesenkt wurden, so dass die Dynamik des Anwachsens
wirtschaftlicher Ungleichheit nunmehr wieder Fahrt aufnehmen
konnte.
Heute
hat diese Ungleichheit ein Ausmaß angenommen, das
ausschlaggebend dafür sein dürfte, dass diese Entwicklung – wie
keine andere Entwicklung in Deutschland – für den Verfall der
„liberalen Demokratie“ verantwortlich sein dürfte, denn nichts
ruiniert das Ansehen der Demokratie so treffsicher wie ihre
Verteidigung mit Mitteln, denen jedes Augenmaß fehlt.
Hier die neuen
Verteilungsdaten in Deutschland, die in den bundesdeutschen
Leitmedien nicht, wohl aber in der Onlineausgabe „Der Standard“,
einer österreichischen Tageszeitung mit linksliberaler
Ausrichtung nachgelesen werden können und die sich wie folgt
zusammenfassen lassen: Die reichsten fünf Prozent halten
entweder mehr, zumindest aber beinahe die Hälfte des Vermögens.
Der Standard:
Laut neuen
Berechnungen der Europäischen Zentralbank ist die
Vermögenskonzentration höher als bisher ausgewiesen. Deutschland
steht in dieser Erhebung an 4. Stelle. Danach besitzen die
obersten fünf Prozent beinahe 50 Prozent des Nettovermögens
[En39].
Dieser
Unterschied lässt sich allein durch Leistung nicht erklären,
zumal zunehmend die Erfahrung gemacht wird, dass
Leistungsbereitschaft und Leistungsvermögen nicht zwangsläufig
zum Aufstieg führt. Die Folge davon ist, dass die Ungleichheit
mit jedem Jahr, das vergeht, schmerzlicher wird, und das ohne
jedes Aufmucken der Parteien, die sich für größere Gleichheit
einsetzen sollten, die Schere zwischen Arm und Reich weiter anwachsen
wird.
Zumindest gehörte die Gleichheit immerhin noch 2021 zu den
Kernthemen der SPD. Dort hieß es: Mehr Wohlfahrtsstaat, bessere
Arbeit, mehr Gleichheit und – zunehmend auch – Nachhaltigkeit.
Dazu gehörte auch die Feststellung, dass Forderungen nach
Gleichheit auch in den Bereichen gerechtere Einkommens- und
Vermögensverteilung für notwendig erachtet werden.
Die 10
Kernthemen der SPD 2021
In
diesem Sachzusammenhang gesehen heißt es bei Michael J. Sandel
hinsichtlich der negativen Folgen einer Leistungsgesellschaft,
die davon ausgeht, dass die Reichen ihren Reichtum verdienen und
die Armen mehr oder weniger für ihre Armut selbst verantwortlich
sind, wie folgt:
Michael J. Sandel:
Um die Würde der Arbeit wiederherzustellen, müssen wir die
sozialen Bindungen reparieren, die das Zeitalter der
Leistungsgesellschaft zerstört hat [En40].
Und
unter Bezug auf John Rawls (1921 bis 2002) einem
US-amerikanischen Philosophen, in dessen Hauptwerk es
überwiegend um Fragen der Gerechtigkeit und um Fragen der
Fairness geht, heißt es bei Sandel:
Michael
Sandel:
Ein Nachdenken der Erfolgreichen sollte diese demutsvoller
werden lassen. Notwendig sei es, dass die Erfolgreichen
einsehen, dass meritokratische Überheblichkeit einzuschränken
sei, um den Verlust des Selbstwertgefühls bei jenen zu
verhindern, denen Macht oder Vermögen fehlt, denn wenn ich
wirklich glaube, dass mein Erfolg eher glücklichen Umständen als
meinem eigenen Handeln zu verdanken ist, fühle ich mich
wahrscheinlich eher verpflichtet, dieses Glück mit anderen zu
teilen [En41].
Diesbezügliche Ansätze aber sind im Deutschland von heute noch
nicht einmal ansatzweise zu erkennen, im Gegensatz zu einer
ständig zunehmenden Demokratieverdrossenheit, einem „Erfolg“,
den das Loblied auf eine Leistungs- und Wachstumsgesellschaft
nicht zu verdecken mag.
7.1 Die liberale Demokratie
TOP
Die
Gründe, die dazu geführt haben, dass die liberale Demokratie
sozusagen in Verruf gekommen ist, fasst Julian Nida-Rümelin wie
folgt zusammen:
Julian Nida-Rümelin:
Die
liberale Demokratie ist vielfältigen Gefährdungen ausgesetzt.
Herausgefordert wird sie durch populistische Anfeindungen, den
Rückgang des Vertrauens in ihre Institutionen, die zunehmende
soziale Ungleichheit und den fundamentalen Wandel der medialen
Öffentlichkeit, um nur einige aktuelle Entwicklungen zu nennen.
Ob es gelingt, die Risse zu kitten und die Grundlagen der
Demokratie wieder zu stärken, ist nicht nur eine Frage starker
Institutionen und guten Regierens, sondern vor allem auch an die
Kultur der Mitwirkung in einer aktiven und dialogfähigen
Bürgergesellschaft gebunden [En42].
Aber auch
dieser Text wird bei den Eliten wohl kaum Gehör finden, denn
dort glaubt man immer noch an die Wahrheiten, die Walter
Lippmann, Joseph
Schumpeter,
Friedrich August von Hayek und Ayn Rand verkündet haben.
7.2 Walter Lippmann
TOP
Walter
Lippmann (1889 bis 1972) gehört zu den wohl einflussreichsten
politischen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Bei Rainer
Mausfeld heißt es:
Rainer Mausfeld:
Lippmann sah daher Demokratie als ein völlig abwegiges und
irregeleitetes Ideal an. Eine Demokratie könne in komplexen
Gesellschaften nur existieren, wenn sie klein ist. Für Lippmann
stellte Demokratie in erster Linie ein Verwaltungsproblem dar,
das so effizient wie möglich durch Experten gelöst werden müsse,
so dass sich die Bevölkerung weiterhin den individuellen Zielen
ihrer kleinen Privatwelt widmen könne [En43].
Kurzum:
Bei der Demokratie von Walter Lippmann handelte es sich um eine
Expertendemokratie.
Walter Lippmann 1925:
Die Öffentlichkeit muss in ihre Schranken gewiesen werden, damit
jeder von uns frei vom Getrappel und dem Brüllen einer
verwirrten Herde leben kann [En44].
7.3 Joseph Schumpeter
TOP
Für
Joseph Schumpeter handelte es sich bei der Demokratie um die
Herrschaft des Politikers. Anders ausgedrückt: Er sprach sich
für eine minimalistische Demokratie aus, die das Volk sozusagen
gar nicht benötigte.
Schumpeter:
Erstens bedeutet Demokratie nicht, und kann es auch nicht
bedeuten, dass das Volk tatsächlich herrscht, jedenfalls nicht
im üblichen Sinn der Begriffe „Volk“ und „herrschen“. Demokratie
bedeutet nur, dass das Volk die Möglichkeit hat, die Männer, die
es beherrschen sollen, zu akzeptieren oder abzulehnen. [...].
Demokratie ist die Herrschaft des Politikers, (der mit Stimmen
genauso handelt, wie der Unternehmer mit Waren), siehe Joseph A.
Schumpeter.
Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie. Utb-Verlag. 10.
Auflage, Seite 376.
Es ist von größter
Bedeutung, sich klar zu machen, was das in einem kapitalistisch
organisierten Wirtschaftssystem bedeutet, denn die Demokratie
ist so eng mit dem Wirtschaftssystem verbunden, so dass es kaum
noch möglich ist, aufzuzeigen, wer wen bewegt.
Wie dem auch
immer sei.
Schumpeters Gesamturteil über
Systemalternativen, gemeint ist der Sozialismus, lautet in etwa
wie folgt: Der Kapitalismus ist den Alternativen, gemeint ist
der Sozialismus, überlegen, nicht aber dem „gefesselten
Kapitalismus“, denn menschlicher Unverstand und politisches
Unvermögen sind auch im demokratischen Kapitalismus dafür
verantwortlich, wenn dieser sich stets weiter dem Sozialismus
annähere und sich dadurch immer mehr vom Kapitalismus entfernt,
um so mit großer Wahrscheinlichkeit vom Regen in die Taufe zu
geraten.
Das
bedeutet aus der Sicht von Schumpeter,
dass der Kapitalismus in der jetzigen Form nicht bestehen kann,
sondern auf eine stete Veränderung angewiesen ist, die darin
besteht, durch „schöpferische Zerstörung des Bestehenden“ die
Voraussetzungen für Neues zu schaffen. Hinsichtlich des von
Schumpeter
verwendeten Begriffs der „schöpferischen Zerstörung“ heißt es:
Schumpeter:
Jedes Teilstück der Wirtschaftsstrategie erhält seine wahre
Bedeutung nur gegen den Hintergrund dieses Prozesses
[der schöpferischen Zerstörung]
und innerhalb der durch ihn geschaffenen Situation.
[Jedes Teistück dieses Systems]
muss in seiner Rolle im ewigen Sturm der schöpferischen
Zerstörung gesehen werden; es kann nicht davon unabhängig
verstanden werden oder gar auf Grund der Hypothese, dass eine
ewige Windstille herrscht. Ebd. Schumpeter, Seite 106
Zurzeit erleben wir einen solchen Sturm schöpferischer
Zerstörung. Gemeint ist die Energiewende mit ihren Auswirkungen,
die heute nicht mehr übersehen und auch nicht mehr schöngeredet
werden können.
Nach meiner Interpretation von Schumpeter hat der aber wohl eine
andere "schöpferische Zerstörung" gemeint, nähmlich einen
beständige und mit Bedacht vorgenommene "schöpferische
Zerstörung", denn etwas in ein paar Jahren zerstören zu wollen, was in gut 250
Jahren gewachsen ist, das kann nicht gelingen, zumindest nicht
für die:
-
Dekarbonisierung der Landwirtschaft
-
Dekarbonisierung der Stahlindstrie
-
Dekarbonisierung der Zementindustrie
-
Dekarbonisierung der Düngemittelindustrie.
Diese Liste ließe sich problemlos erweitern. Die vier oben
genannten Industrien sind für das Bestehen von
Industriegesellschaften jedoch so bedeutsam, weil ohne diese
energiehungrigen Industriezweige das gesellschaftliche Leben
zusammenbrechen würde.
Auf fossile Energie kann somit nur in einem begrenzten Maß
verzichtet werden, denn die oben genannten 4 Schlüsselindustrien
sind so "energiehungrig", dass es einem Wunder gleichkommen
würde, wenn es gelingt, sie noch in diesem Jahrhundert mit
ausschließlich "grüner Energie" zu betreiben, was im Übrigen
auch wohl im Folgejahrhundert nicht möglich sein wird, wenn
"klimaneutrale Energie" der einzige Energieträger sein soll.
Es ist somit an der Zeit, dass die Märchendemokratie von heute
durch den Gebrauch von Vernunft und Einsicht und unter Verzicht auf Wahrsagen
beendet wird, um an deren Stelle Vorstellungen treten zu
lassen, zuerst einmal wesentlich umweltfreundlicher als heute produziert
werden kann, um dann in der Zukunft durch "konstruktive
Zerstörung" mit dann vielleicht doch vorhandene Möglichkeiten,
eine im Rahmen des menschlich Möglichen klimaneutrale Industrie
treten zu lassen.
7.4 John Maynard Keynes
TOP
John
Maynard Keynes (1883 bis 1946) war ein britischer Ökonom,
Politiker und Mathematiker. Wesentlich für die von Keynes
entwickelte Wirtschaftslehre ist, dass es keine
Selbstregulierung des Marktes für Vollbeschäftigung gibt. Daraus
folgt Keynes, dass dem Staat wichtige Aufgaben bei der
Stabilisierung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und
insbesondere beim Ausgleich der zyklischen Schwankungen von
Angebot und Nachfrage zukommen. Aufgabe des Staates sei es
in wirtschaftlich schlechten Zeiten, durch Geldvermehrung dafür
zu sorgen, dass die Wirtschaft wieder in Schwung kommt. Das
aber setze einen handlungsfähigen Staat voraus, der nicht nur
über ausreichende Informationen, sondern auch über die
Möglichkeit verfüge, sich über Verbandsinteressen hinwegsetzen
zu können.
In
seinem Hauptwerk „Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des
Zinses und des Geldes“ wendet sich Keynes gegen die Annahme, ein
freier Markt führe unweigerlich zu einem gesamtwirtschaftlichen
Gleichgewicht. Das Gegenteil sei der Fall, das habe die
„Laissez-faire-Politik“ seiner Zeit, so Keynes, bewiesen. Keynes
entwickelte seine Lehre in wirtschaftlich äußert turbulenten
Zeiten. Die Erstausgabe seines Werkes erschien 1935.
Angesichts
der Krisen von heute, in denen sich auch Deutschland zurzeit
befindet, kann und darf sich niemand wundern, dass der Geist des
Keynesianismus sozusagen wieder aus der Flasche kriecht.
Letztendlich ist die Modern
Monetary
Theorie (MMT),
die von der Vorstellung ausgeht, dass der Staat so viel Schulden
machen kann wie er will, um die Wirtschaft in Gang zu halten,
aus dem Geist des Keynesianismus entstanden.
Wie dem auch immer sei:
Sondervermögen und auch die Umgehung der Schuldenbremse dürften
letztendlich - aus keynesianischer Sicht - nur Wortschöpfungen
sein, die Keynes selbst noch nicht kannte, aber sicherlich nicht
abgelehnt hätte, eine Vermutung, die sich mir beim Lesen des
folgenden Satzes zumindest aufdrängte:
Keynes:
Der Zinssatz als Belohnung für den Verzicht auf Liquidität ist
also stets ein Maß für den Widerwillen der Geldbesitzer, ihre
liquide Verfügung über das Geld aufzugeben [En45].
Erst
wenn sich Sparen nicht mehr lohnt, dürfte die Bereitschaft, Geld
auszugeben, wieder ansteigen. Und in Bezug auf den niedrigen
Zinssatz bei der Vermehrung von Geld durch den Staat bei
niedrigen Zinsen heißt es bei Keynes:
Keynes:
Denn wenn
der sinkende Zinssatz das Nationaleinkommen erhöht, wird mehr
oder weniger parallel dazu auch der Geldbetrag erhöht, der für
den Zahlungsverkehr benötigt wird [En46].
Das
bedeutet, dass die Kosten einer Geldvermehrung durch den Staat
bei niedrigen Zinssätzen bezahlbar sind, was sich aber ändert,
wenn diese Zinssätze angehoben werden müssen, um der Inflation
angemessen begegnen zu können, es sei denn, dass die
Gelddruckmaschinen 24 Stunden am Tag laufen, was aber
(bedauerlicherweise) die Inflation nur weiter beschleunigen
würde. Wie dem auch immer sei. Es gibt kein System, das keine
Nachteile, sondern nur Vorteile hat.
7.5 Friedrich August von Hayek
TOP
Friedrich August von Hayek (1899 bis 1992) war ein
österreichischer Ökonom und Sozialphilosoph. Er gilt als der
Begründer des Neoliberalismus und zählt zu den wichtigsten
Denkern des Liberalismus im 20. Jahrhundert.
Er
entwickelte ökonomische Vorstellungen, die als Gegenstück von
Keynes anzusehen sind. Hayeks einflussreiche Lehren richteten
sich nämlich gegen einen Staat, der sich, seiner
Meinung nach, weitgehend aus dem Markt heraushalten sollte, denn
wenn der Staat die Wirtschaft kontrolliert und die Macht der
Mehrheit, Einfluss auf die Wirtschaft nehmen kann, dann würde die Demokratie „doktrinär“, hier zu
verstehen im Sinne von unbelehrbar, unflexibel und ideologisch
bis hin zu „keinen Widerspruch duldend.“
Der
Liberalismus, so wie Hayek ihn verstand, befasst sich mit den
Aufgaben des Staates und vor allem mit der Beschränkung seiner
Macht.
Bereits
im Vorwort seines wohl bekanntesten Werkes: „Der Weg zur
Knechtschaft“, heißt es:
Hayek:
Der Kern der liberalen Auffassung liegt in der Ablehnung
jeglichen Privilegs, wenn man unter ‚Privileg’ im eigentlichen
und ursprünglichen Sinn des Wortes versteht, dass der Staat
einigen Rechte gewährt und sichert, die anderen nicht zu
gleichen Bedingungen gewährt werden [En47].
Die von
Hayek aufgeworfene Frage, wie viel Freiheit zum Wohle aller
angebracht ist, hat er in seinem Werk „Die Verfassung der
Freiheit“ umfassend erörtert. Seine Vorstellungen über
wirtschaftliche Freiheit geben auch heute noch vielfältige
Streitpunkte, sowohl in den Wirtschafts- als auch in den
Sozialwissenschaften.
„Die
Verfassung der Freiheit“ ist die bekannteste und fundierteste
Abhandlung gegen den Wohlfahrtsstaat.
Hayek:
Der Liberalismus ist eine Lehre über den zulässigen Inhalt der
Gesetze, die Demokratie ist ein Grundsatz über das Verfahren, in
dem
[durch
Interessenvertreter der Wirtschaft]
bestimmt wird, was als Gesetz zu gelten hat [En48].
7.6 Ayn Rand
TOP
Ayn Rand
(1905 bis 1982) war eine russisch-US-amerikanische
Bestsellerautorin, die sich auch zu Themen der Ökonomie, zur
politischen Philosophie und natürlich auch zu Fragen der Ethik
äußerte. Dabei vertrat sie die Ansicht, dass sowohl der
uneingeschränkte Kapitalismus als auch der Individualismus dem
Kollektivismus in jeder Hinsicht überlegen sei. Ihre Bücher
erreichten eine Gesamtauflage von 30 Millionen Exemplaren.
Anders ausgedrückt: Ihre Werke wurden in den puritanischen USA
öfter verkauft, als die Bibel. Deshalb vermag es auch nicht zu
verwundern, dass sie sozusagen die Vordenkerin der Republikaner
wurde. Das Einzige, was störte, war ihr fehlender Glaube an
Gott. Sie war eine bekennende Atheistin.
Dennoch:
Ayn Rand zählt in den Vereinigten Staaten auch heute noch zu den
einflussreichsten und meistgelesenen politischen Autoren.
Ihre
Bücher gehören auch heute noch zu den Grundlagen
US-republikanischer Wirtschaftsvorstellungen, denn das, was
heute in den USA die Gesellschaft spaltet, geht im Wesentlichen
auf eine Philosophie zurück, die von Ayn Rand (1905–1982) in den
Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ausformuliert
wurde.
Hinweis:
Die Schriften von Ayn Rand gehörten auch zu den bevorzugten
intellektuellen Schriften von Donald Trump.
In einem
Artikel auf
Zeit.de
vom 27. Februar 2017 heißt es:
Zeit.de
vom 27.2.2017:
Der Sprecher des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, bezeichnete
ihre Bücher als den „Grund, dass ich in die Politik gegangen
bin“. Präsident Trump nannte ihren Roman „Der ewige Quell“ als
eins seiner Lieblingsbücher. Und viele in Trumps Team, darunter
Außenminister Rex Tillerson und CIA-Direktor Mike Pompeo, sind
ebenfalls Verehrer Ayn Rands. Jahr für Jahr erreichen ihre
Bücher eine breite Leserschaft: Zusammengenommen verkaufen sich
jährlich etwa eine Million Exemplare ihrer Bücher [En49].
7.7 Zitate von Ayn Rand
TOP
Es würde
diesen Aufsatz sprengen, mehr als einige Zitate aus dem
umfangreichen Werk von Ayn Rand hier wiederzugeben.
In ihrer
Novelle ANTHEM (HYMNE) heißt es zum Beispiel:
Ayn Rand:
Ich bin. Ich denke. Ich will ... denn ich weiß, welches Glück
mir auf der Erde möglich ist. Und mein Glück braucht kein
höheres Ziel, um es zu erreichen. Mein Glück ist kein höheres
Ziel, um es zu rechtfertigen. Mein Glück ist nicht das Mittel zu
irgendeinem Zweck. Es ist Selbstzweck. Es ist sein eigenes Ziel.
Es ist seine eigene Bestimmung.
An
anderer Stelle heißt es:
Das Wort
„Wir“ darf nur freiwillig gesprochen werden, und nur an zweiter
Stelle. Dieses Wort darf nie zuerst in des Menschen Seele
stehen.
Anders
ausgedrückt: Zuerst komme ich und dann eine ganze Zeit gar
nichts und dann erst, wenn ich das für angemessen halte, kommen
die anderen.
In Rands
Essay über die „Moralische Bedeutung des Kapitalismus“ heißt es:
Ayn Rand:
Ich weigere
mich, die Tatsache, dass ich etwas besser kann als die meisten
Leute, die Tatsache, dass meine Arbeit von größerem Wert ist als
die meines Nachbarn und mehr Menschen bereit sind, mich dafür zu
bezahlen, als Schuld zu akzeptieren. Ich weigere mich, mich für
meine Fähigkeiten zu entschuldigen. [...]. Wenn das böse ist,
nutzen Sie es aus. Wenn es das ist, was die Allgemeinheit als
schändlich für ihre Interessen erachtet, lassen Sie die
Allgemeinheit mich zerstören.
Der
letzte Satz dieses Essays hat folgenden Wortlaut:
Zum
Teufel mit dem Gemeinwohl! Ich will damit nichts zu tun haben.
Dieser
Satz bedarf keiner Erweiterung mehr, um deutlich zu machen, was
für ein Weltbild Ayn Rand einer breiten Leserschaft vermittelt
hat. Ein Weltbild übrigens, dass nicht nur „echt republikanisch
im Sinne der US-Republikaner“ ist, sondern auch zum Kern
demokratischen Denkens gehört, das auch in Europa und auch in
Deutschland gedacht wird.
Noch
einmal:
In Ihrem
Buch „Die Tugend des Egoismus – Eine neue Auffassung des
Eigennutzes“, heißt es:
Ayn Rand:
Menschenrechte können ohne Eigentumsrechte nicht existieren.
Materielle Güter werden durch den Verstand und den Eigennutz von
Individuen produziert und werden benötigt, um deren Leben zu
erhalten. Wenn dem Produzenten das Ergebnis seiner Anstrengung
nicht gehört, gehört ihm sein Leben nicht. Eigentumsrechte
abzustreiten, bedeutet, Menschen in Staatseigentum zu
verwandeln. Wer das „Recht“ beansprucht, den
von anderen
produzierten Wohlstand
„umzuverteilen“, beansprucht das Recht, Menschen als Leibeigene
zu behandeln [En50].
Diese
Zeilen hat Ayn Rand im Dezember 1962 geschrieben.
Diese
Sichtweise entspricht auch heute noch dem Wesen des
Kapitalismus, dessen Kern antidemokratisch ist, denn der
Kapitalismus beruht auf dem Vermögen von wenigen, die Vielen
ausbeuten zu können. Dennoch sind Demokratien nach westlichem
Staatsverständnis nur denkbar, wenn sie kapitalistisch
organisiert sind, in ihnen also dem Stärkeren das Recht
eingeräumt wird, sich auf Kosten der Schwächeren zu bereichern.
8.0 Demokratie 2024
TOP
Jede
Epoche darf von sich behaupten, einzigartig zu sein. Das gilt
sicherlich auch für die gut 75 Jahre währende demokratische
Nachkriegsgeschichte in Deutschland, an der ich, beginnend mit
dem Jahr 1950, bis heute teilnehmen durfte und im Laufe meines
Erwachsenwerdens selbst erfahren konnte, dass sich im Laufe der
Jahre mehr Menschen in Deutschland eines höheren Lebensstandards
erfreuen konnten und eine höhere Lebenserwartung haben, als das jemals in der Geschichte der Fall war. Gute Zeiten
aber ändern sich und diese Änderungen haben zur Folge, dass sich
auch die Vorstellungen verändern, die das Zauberwort Demokratie
betreffen.
Hier nur
einige Begriffe, die zumindest erahnen lassen, wie Demokratie
heute gedacht wird:
Sheldon
Wolin (1922 bis 2015), ein US-amerikanischer politischer
Philosoph, hat in seinem letzten Buch, das er im Alter von 95
Jahren schrieb, die US-amerikanische
Demokratien sogar als ein System des „Umgekehrten
Totalitarismus“ bezeichnet, worunter er eine (Schein)-Demokratie
versteht, die über Machtverhältnisse verfügt, die in ihrer
zerstörerischen Auswirkungen das auszulöschen vermögen, was wir
alle noch nostalgieverliebt unter dem Mythos der „Demokratie als
der Herrschaft des Volkes“ verstehen, gemeint ist die Freiheit
der Selbstbestimmung.
Sheldon Wolin:
So lange die große zivilisatorische Leitidee der Demokratie von
Machteliten als bloße Demokratierhetorik für Herrschaftszwecke
missbraucht wird, wird der Prozess einer Entzivilisierung durch
Entgrenzung von Macht voranschreiten und seine zerstörerischen
Wirkungen entfalten [En51].
Es würde
diesen Aufsatz überfrachten, zu den einzelnen Punkten, die unter
der Überschrift „Demokratie 2024“ aufgelistet sind, Stellung zu
nehmen. Deshalb werde ich dieses Stichworte erneut aufgreifen
und das Ergebnis meiner Suche nach einem zeitgemäßen
Demokratieverständnis
fortsetzen, wenn es in einem Aufsatz zum Thema "Totalitäre
Demokratie" diesem Demokratieverständnis ausreichend Platz zur
Verfügung gestellt werden kann, was aber erst im Monat März 2024
erneut thematisiert wird.
Lassen Sie mich zum Schluss kommen:
Sollten
Sie diese Seite am 1. Februar 2024 erneut besuchen,
weil sie daran interessiert sind, dem hier entwickelten
Demokratieverständnis weiterhin zu folgen, dann
werden Sie selbst entscheiden müssen, inwieweit Sie Abschied von
der nostalgischen Illusion des Zauberwortes Demokratie nehmen.
Ich zumindest mag dem
Buchtitel von Wolfgang
Koschnik
„Eine Demokratie haben wir schon lange nicht mehr“, nicht
zuzustimmen, weil ich der Überzeugung bin, dass dies verhindert
werden kann, obwohl ich dem folgenden Zitat aus dem Buch von
Wolfgang Koschnick durchaus zustimme.
Wolfgang Koschnick:
Die politische Karriere beginnt mit Lügen. Wer die Wahrheit
spricht, stört das Ritual, man könnte fast sagen: Er stört die
öffentliche Ordnung. Die Wahrheit ist der Mehrheit nicht
förderlich [En52].
Das gilt
es zu ändern, obwohl das schwer sein wird.
Warum?
Hannah Arendt:
Wahrhaftigkeit zählte niemals zu den politischen Tugenden, und
die Lüge galt immer als ein erlaubtes Mittel in der Politik. Wer
über diesen Sachverhalt nachdenkt, kann sich nur wundern, wie
wenig Aufmerksamkeit man ihm im Laufe unseres philosophischen
und politischen Denkens gewidmet hat [En53].
Diesen
bedauernswerten Zustand gilt es im Rahmen des menschlich
Möglichen zu ändern, denn Politik geht jeden an. Jeder Wähler
und jede Wählerin ist verantwortlich. Diese Verantwortung kann
aber nur von informierten Wählerinnen und Wählern wahrgenommen
werden, wozu es nicht ausreichen, diese Verantwortung einfach auf Parteien
in der Hoffnung abzuwälten, dass deren Kandidaten es schon richten
werden. Das aber ist in bürokratischen Systemen eher nicht zu
erwarten.
Warum?
Hannah Arendt:
In jedem bürokratischen System gehört das Abwälzen von
Verantwortung zur täglichen Routine, und wenn man Bürokratie aus
der Sicht der politischen Wissenschaft als eine Herrschaftsform
definieren möchte, dann handelt es sich dabei um die Herrschaft
der Büros, im Gegensatz zur Herrschaft eines Einzigen oder
einiger weniger oder vieler; Bürokratie ist die Herrschaft der
Niemande und aus ebendiesem Grund vielleicht die am wenigsten
menschliche und grausame Herrschaftsform [En54].
Das gilt
nicht nur für Diktaturen, sondern auch für Demokratien. Nicht
umsonst wird landauf und landab Bürokratieabbau eingefordert, zum
Teil auch versprochen.
Das aber in der Demokratie von heute in
Deutschland tatsächlich Wirklichkeit werden zu lassen, dürfte
jedoch mit der Unmöglichkeit der Quadratur des Kreises
vergleichbar sein.
Gelingen
kann das nur, wenn das Wahlvolk wieder politisch wird und sich
daran erinnert, dass tatsächlich alle Staatsgewalt vom Volke
ausgeht.
Anders ausgedrückt:
Demokratie geht uns alle an. Das gilt auch für ihren momentanen,
eher bedauernswerten Zustand.
Um zu gesunden, bedarf es
der Pflege.
Alfred Rodorf Münster, 20. Januar
2024
09 Quellen
TOP
Endnote_01 Hans
Kelsen. Verteidigung der Demokratie (1932). Mohr Siebeck 2006,
Seite 231 Zurück
Endnote_02 Karl R. Popper. Alles Leben ist
Problemlösen. Über Erkenntnis, Geschichte und Politik.
Piper-Verlag 1994, Seite 242 Zurück
Endnote_03 Mary
Beard. SPQR - Die tausendjährige Geschichte Roms. Fischer-Verlag
2015, Seite 202 Zurück
Endnote_04 Barrington Moore. Ungerechtigkeit.
Die sozialen Ursachen von Unterordnung und Widerstand,
Suhrkamp-Verlag 2020, Seite 44 Zurück
Endnote_05 Ebd.
Barrington Moore, Seite 609 Zurück
Endnote_06 Ebd.
Barrington Moore, Seite 617 Zurück
Endnote_07 Ebd.
Barrington Moore, Seite 671 Zurück
Endnote_08 Bill
Clinton: Interview With Larry King vom 20. Januar 1994.
https://www.presidency.ucsb.edu/documents/inaugural-address-5
Zurück
Endnote_09
Barack Obama. 20. Januar 2009. Inaugural Address. To those who
cling to power through corruption and deceit and the silencing
of dissent, know that you are on the wrong side of history.
https://www.presidency.ucsb.edu/documents/inaugural-address-5
Zurück
Endnote_10
Veith Selk. Demokratiedämmerung. Eine Kritik der
Demokratietheorie, Suhrkamp-Verlag 2023,Seite 28
Zurück
Endnote_11 Ebd.
Veith Selk, Seite 44 Zurück
Endnote_12 Ebd. Veith Selk, vgl. Seite
83 Zurück
Endnote_13
Quelle: https://beruhmte-zitate.de/zitate/125753-paul-valery-im-
abgrund-der-geschichte-ist-fur-alle-platz/
Zurück
Endnote_14 Vgl.
Karl R. Popper. Auf der Suche nach einer besseren Welt.
Piper-Verlag – 20. Auflage 2019. Über die so genannten Quellen
der Erkenntnis. Seite 57 Zurück
Endnote_15 Laotse. Tao Te King. Otto
Wilhelm Barth Verlag, 5. Auflage 1981. Seite 25
Zurück
Endnote_16 Ebd.
Laotse. Seite 68 Zurück
Endnote_17 Ebd. Laotse. Seite 20
Zurück
Endnote_18
Rainer Mausfeld. Hybris und Nemesis. Wie uns die
Entzivilisierung von Macht in den Abgrund führt – Einsichten aus
5000 Jahren. Seite 193 Zurück
Endnote_19 Ebd. Rainer Mausfeld. Seite
195 Zurück
Endnote_20
Ebd. Rainer Mausfeld. Seite 200 Zurück
Endnote_21 Platon:
Der Staat (Politeia).
https://www.projekt-gutenberg.org/platon/staat/staat001.html
Zurück
Endnote_22
Aristoteles. Politik. Buch 3. Kapitel 10.
https://www.projekt-gutenberg.org/aristote/politik/chap004.html
Zurück
Endnote_23
Marcus Tullius Cicero (106 - 43 v.u.Z.). Cicero. De officiis.
Vom pflichtgemäßen Handeln. Reclam 1976. Übersetzung von Heinz
Gundermann. Seite 25 Zurück
Endnote_24 Zitat: Marcus Tullius Cicero
https://gutezitate.com/zitat/195663 Zurück
Endnote_25
Augustinus von Hippo
https://www.heiligenlexikon.de/BiographienA/Augustinus.html
Zurück
Endnote_26
Hans Kelsen. Mohr Siebeck 2006. Democracy and Philosophy, Seite
250 Zurück
Endnote_27
Immanuel Kant: Was heißt Aufklärung
https://www.projekt-gutenberg.org/kant/aufklae/aufkl001.html
Zurück
Endnote_28
James Madison. Federalist Papers Nr. 10. Wissenschaftliche
Buchgesellschaft, Seite 95 Zurück
Endnote_29 Ebd.
James Madison, Seite 98 Zurück
Endnote_30 Ebd. Hamilton, Seite 220
Zurück
Endnote_31
Ebd. Madison, Seite 347 Zurück
Endnote_32 Ebd. Hamilton, Seiten 405 und
407 Zurück
Endnote_33
Noam Chomsky. Was für Lebewesen sind wir? Suhrkamp-Verlag 2016,
Seite 161 Zurück
Endnote_34 Rainer Mausfeld. Hybris und Nemesis.
Wie uns die Entzivilisierung von Macht in den Abgrund führt.
Westend-Verlag 2023, Seite 270 Zurück
Endnote_35 Niccoló
Machiavelli. Discorsi. 1. Buch. 58. Kapitel
Zurück
Endnote_36 Ebd.
Niccoló Machiavelli Zurück
Endnote_37 Parlamentarischer Rat
https://de.wikipedia.org/wiki/Parlamentarischer_Rat
Zurück
Endnote_38
NZZ.ch vom 12.1.2024: Der Kampf ohne Augenmass gegen Trump und
die AfD führt zum geistigen Bürgerkrieg.
https://www.nzz.ch/meinung/der-kampf-gegen-trump-und-die-
afd-darf-nicht-mit-undemokratischen-mitteln-gefuehrt-werden-ld.1773672
Zurück
Endnote_39
Der Standard. Neue Verteilungsdaten. Die reichsten fünf Prozent
halten mehr als die Hälfte des Vermögens.
https://www.derstandard.at/story/3000000202818/die-reichsten-fuenf-
prozent-halten-mehr-als-die-haelfte-des-vermoegens?ref=rss
Zurück
Endnote_40
Michael J. Sandel. Vom Ende des Gemeinwohls. Wie die
Leistungsgesellschaft unsere Demokratie zerreißt. Fischer-Verlag
2023. Seite 353 Zurück
Endnote_41 Ebd. Sandel, Seite 230
Zurück
Endnote_42
Julian Nida-Rümelin. Die Rolle der Zivilkultur in der
Demokratie.
https://koerber-stiftung.de/site/assets/files/32156/broschuere_
Zurück
Endnote_43
Rainer Mausfeld. Hybris und Nemesis. Wie uns die
Entzivilisierung von Macht in den Abgrund führt – Einsichten aus
5000 Jahren. Westend-Verlag 2023 Zurück
Endnote_44 Zitiert
nach Rainer Mausfeld in der Übersetzung aus dem Englischen von
mir. Zurück
Endnote_45
John Maynard Keynes. Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des
Zinses und des Geldes. Kuncker & Humblot – 2017. Seite 146
Zurück
Endnote_46
Ebd. Keynes. Seite 149 Zurück
Endnote_47 Zitiert nach: Science2orf.at:
Hayek gegen die unbeschränkte Demokratie.
https://sciencev2.orf.at/stories/1686502/index.html
Zurück
Endnote_48
Friedrich August von Hayek. Die Verfassung der Freiheit. Mohr
Siebeck 2005. Seite 126 Zurück
Endnote_49 Zeit.de vom 27.2.2017. Ayn
Rand: Trumps Hausintellektuelle.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2017-02/
ayn-rand-donald-trump-usa-libertarismus-bestseller
Zurück
Endnote_50 Ayn
Rand. Die Tugend des Egoismus. TvR Verlag 2017 – S. 119
Zurück
Endnote_51
Sheldon S. Wolin. Umgekehrter Totalitarismus. Faktische
Machtverhältnisse und ihre zerstörerischen Auswirkungen auf
unsere Demokratie. Westend 2022. Einführung von Rainer Mausfeld.
Zurück
Endnote_52
Wolfgang Koschnick. Eine Demokratie haben wir schon lange nicht
mehr. Abschied von einer Illusion. Westend-Verlag 2016. Seite 60
Zurück
Endnote_53
Hannah Arendt. Wahrheit und Lüge in der Politik. Piper-Verlag
2013. Seite 8 Zurück
Endnote_54 Hannah Arendt. Was heißt persönliche
Verantwortung in einer Diktatur? Pieper-Verlag 2018 – Seite 28
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