Wege in ein
fragiles Morgen
Das Eigentümliche des
Irrtums besteht darin, ihn nicht als solchen zu erkennen.
Edgar Morin Der Weg, Seite 166
Inhaltsverzeichnis:
01 Die große Erzählung
02 Es gibt nichts außer Text 03
Denken heißt NEIN sagen 04
Ein Netz aus Drähten 05 Strom aus der Steckdose 06
Kostenexplosion der Energiewende 07
Angst vor 2030 08 Was
Ökostrom allein nicht leisten kann 09 Abschalten von
Windrädern 10 Leistungsgrenze erneuerbarer Stromversorgung
11 Stromschwankungen und Netzbooster 12
Test- und
Entwicklungsphase
13
SuedLink
–
Die
Windstromautobahn 14
Was Nordstream 1 und 2 mit
Suedlink verbindet? 15 Schlusssätze 16
Quellen
01 Die große
Erzählung
TOP
Die große Erzählung hat ihre
Glaubwürdigkeit verloren. Dieser vielzitierte Satz des
französischen Literaturtheoretikers und Philosophen
Jean-François
Lyotard
(1924–1998) gilt als einer seiner Schlüsselsätze der von ihm
„benannten“ Postmoderne.
Anders ausgedrückt:
Lyotards
Anliegen war es, darauf hinzuweisen, dass sich die
„Spielregeln“, womit er die Ordnungsprinzipien der
Wahrheitsfindung und der Wahrheitsbeschaffung meinte, sich
geändert hätten und somit nicht mehr zeitgemäß seien.
Nicht mehr die Vernunft
sei es, die dem politischen Diskurs auf dem Weg der
Wahrheitsfindung zugrunde lag, die er für den Kern der
Aufklärung hielt, sondern die Beliebigkeit sei es, die heute
politikbestimmend sei.
Nicht mehr das Erkenntnisvermögen, also
die Essenz der Erzählung von gestern sei es gewesen, die zum
postindustriellen Zeitalter und zum Konsens geführt habe,
sondern der Dissens und die damit verbundene Disharmonie sei
heute sozusagen die Triebfeder neuer Erkenntnisse.
Mit anderen Worten: Nicht
mehr in den herkömmlichen Enzyklopädien sei das Wissen
gespeichert, sondern in den vielfältigen Datenbanken, wodurch
das dort gespeicherte Wissen zu einem entscheidenden Machtfaktor
werden konnte und auch wurde und durch dessen Nutzung eine verbindliche „Rationalität“
kaum noch zu finden sei, zumal die Reduzierung der Wirklichkeit
auf bloße Informationen zur Selbstzerstörung der Aufklärung
geführt habe, deren Leitsatz ja bekanntermaßen lautete: Sapere
aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!
Diesen Sätzen dürfte
heute erneut eine besondere Aktualität zukommen, denn immer
häufiger lassen Menschen der Einfachheit halber nicht nur
andere, sondern sogar Maschinen für sich denken. Ein Vertrauen,
das
sich rächen könnte.
So wohl auch die
Denkweise von Immanuel Kant, denn in seinem Essay „Zum ewigen
Frieden“ heißt es: Dass Könige philosophieren, oder Philosophen
Könige würden, ist nicht zu erwarten, aber auch nicht zu
wünschen; weil der Besitz der Gewalt das freie Urteil der
Vernunft unvermeidlich verdirbt.
An anderer Stelle
heißt es:
Die wahre Politik kann
also keinen Schritt tun, ohne vorher der Moral gehuldigt zu
haben. [...]. Das Recht der Menschen muss heiliggehalten werden,
der herrschenden Gewalt mag es auch noch so große Aufopferung
kosten. Man kann hier nicht halbieren, und das Mittelding eines
pragmatisch bedingten Rechts (zwischen Recht und Nutzen)
aussinnen, sondern alle Politik muss ihre Knie vor dem Ersteren
beugen, kann aber dafür hoffen, ob zwar langsam, zu der Stufe zu
gelangen, wo sie beharrlich glänzen wird.
Daran scheint es mir in
der politischen Wirklichkeit von heute zu fehlen. Warum? Die
Moderne, das war gestern, das, was heute zählt, das ist die
Postmoderne, die Beliebigkeit des Denkens.
Die Moderne, die Michael
Eisfeld in seinem Buch „Land ohne Mut“ beschrieben hat, ließ
sich noch wie folgt zusammenfassen:
-
Die
Urteilskraft hat eine größere Bedeutung als hochspezialisiertes
Expertenwissen.
-
Die
Moderne fordert dazu auf, sich seines Verstandes zu bedienen,
statt sich von den Vormündern in Wissenschaft, Politik und
Medien entmündigen zu lassen.
-
Zum
Erhalt der Freiheit ist es erforderlich, eine ständige Skepsis
gegenüber Machtkonzentrationen aufrecht zu erhalten.
-
Zivilcourage ist ein tragendes Element zur Aufrechterhaltung von
Freiheit.
Daraus
lässt sich im Sinne von Michael Esfeld ableiten, dass Freiheit
dort endet, wo Wissenschaft zur Staatsreligion mutiert, denn auf
die Frage, was Wissenschaft wissen kann und was nicht, hat nicht
einmal die Wissenschaft selbst eine verbindliche Antwort. [En01].
Anders ausgedrückt:
Wenn Wissenschaft und Politik sozusagen zusammenwachsen, dann
ist das wirklich eine unheilige Allianz, denn auch die Politik
ist, zum Beispiel durch die Zuweisung von Forschungsmitteln,
dazu in der Lage, Einfluss darauf zu nehmen, wie
wissenschaftliche Ergebnisse auszusehen haben. Auf die Vielfalt der
Ergebnisse einer schier unüberschaubaren Fülle von Studien zu
Fragen, die den Klimawandel und erst recht auf solche Studien, die Frage der
Nachhaltigkeit betreffen, sei an dieser Stelle nur hingewiesen.
Anders ausgedrückt:
Wer seine Wahrheit dort finden will, der findet
sie dort auch.
Ich
denke, dass diese Aussagen heute sozusagen in Echtzeit verfolgt
werden können, denn niemand kann sich heute auch nur noch
annähernd vorstellen:
-
Wie dem
Klimawandel rational zu begegnen ist
-
Soziale
Ungleichheit auf ein erträgliches gesamtgesellschaftliches Maß
reduziert werden kann
-
Der
Krieg in der Ukraine und natürlich auch der im Gaza-Streifen
beendet werden kann
-
Die
Migrationsströme aufgehalten und
-
Nachhaltigkeit wirklich mehr als ein missbrauchtes Wort sein
soll.
Postdemokratie im hier verwendeten Sinne lässt sich somit zuerst
einmal als das am Horizont auftauchende Ende des Glaubens an die
Lösungs- und Krisenkompetenz der Demokratie verstehen. Diese
Kompetenz aber
gehört sozusagen zu der Grundidee der Moderne, denn eine freie
und gerechte Gesellschaft ist nicht ohne die Freiheit des
Individuums zu haben. Diese Freiheit an Experten oder gar an
Maschinen abzutreten wird auf Dauer gesehen aus einer Demokratie
lediglich eine Scheindemokratie, oder eine Demokratur machen.
Somit
können die von
Lyotard
beschriebenen Thesen durchaus als prophetisch bezeichnet werden,
denn die verschiedenen sozialen Bewegungen mit ihren
unterschiedlichsten Wahrheiten und Überzeugungen, können heute
nicht mehr aus der Politik weggedacht werden.
Dennoch:
Lyotards
Botschaft, ist kein Plädoyer für Chaos und Beliebigkeit, sondern
eine Anleitung zur Reorganisation der Gesellschaft unter
Berücksichtigung ihrer realen Vielfältigkeit und der
Individualität der Menschen.
02 Es
gibt nichts außer Text
TOP
Eine
neue große Erzählung muss aus Text bestehen, denn anders lässt
sich eine Erzählung nicht erzählen. Insoweit hat auch Jacques
Derrida Recht, wenn er schreibt:
Es gibt nichts außer Text.
Das
bedeutet aber zumindest für mich nicht, dass es „keine Realität
jenseits der Sprache gibt“ und das „Denken nicht nur Nein sagen
bedeuten kann“, wie das Jacques Derrida ebenfalls vertritt. Wie dem auch
immer sei. Die Postmoderne der achtziger Jahre, im Englischen
oft als „French Theory“ bezeichnet, hatte und hat auch immer
noch weitreichende Folgen für das Denken und die Kultur der
westlichen Welt von heute. Sie führte zum einen zu einer
verstärkten Pluralisierung, zum anderen zur Dekonstruktion von
überkommenen Ordnungsvorstellungen. Um es mit den zwei berühmt
gewordenen Wörtern von Paul
Feyerabends
auszudrücken:
Anything
goes – alles geht.
Das ist
das Credo von heute.
Daran
mag man glauben, auch wenn sich die Vernunft dagegen sträubt.
Dies gilt insbesondere auch für die Sprachfigur der
"nachhaltigen Energiewende."
Das bedeutet nicht, dass es keine Nachhaltigkeit gibt. Die würde
aber anders aussehen als die, über die heute Loblieder
"gesungen" werden.
03
Denken heißt NEIN sagen
TOP
Unter
diesem Arbeitstitel hielt der französische Philosoph Jacques
Derrida (1930 bis 2004) im Studienjahr 1960-1961 vier Vorlesungen an der
Sorbonne in Paris. Im hier zu erörternden Sachzusammenhang
scheinen mir die nachfolgend zitierten Aussagen von Derrida hilfreich zu
sein.
Dort
heißt es:
„Wenn
das Denken JA sagt, entfremdet es sich, entfremdet es die
Verantwortung und seinen Willen zugunsten eines ANDERN, das
heißt fatalerweise eines NICHT-DENKENS. Nun muss aber jedes
Denken, um ein solches zu sein, für sich selbst verantwortlich
sein, sich selbst als alleiniger Richter einsetzen um Herr im
eigenen Haus zu sein
[En02].“
Bezug
nehmend auf Alain heißt es bei ihm dann weiter:
„Die
Denkfunktion kann nicht delegiert werden.“
Das aber
scheint das Bemühen der Politik von heute zu sein, dem
gutgläubigen Bürger und natürlich auch der gutgläubigen Bürgerin
einzureden, das alles in bester Ordnung sei und die Zukunft
schon so gestaltet würde, dass alle davon profitieren können,
vor allen Dingen das Klima, natürlich unter Bewahrung der
Besitzstände. Niemand wird allein gelassen, so die Botschaft von
Olaf Scholz, die im Originaltext lautet:„You’ll never walk
alone!“
Diese
Botschaft an die "Glaubensfähigkeit der Regierten", hat nicht nur
im Bundestag Erheiterung ausgelöst.
Regierungserklärung des Bundeskanzlers 2:30 bis 2:52
Vielleicht ist es hilfreich, sich bei so viel Pathos mit einem
weiteren kurzen Zitat von Derrida auseinanderzusetzen, dass er in seiner
ersten Vorlesung zum Thema „Denken heißt NEIN sagen“, vortrug:
Jacques Derrida:
Was sehe ich, wenn ich die Augen öffne? Was sähe ich, wenn ich
alles glauben sollte? In Wirklichkeit ein buntes Farbenspiel wie
bei einem Teppich mit einem unverständlichen Muster. Alles zu
glauben, also zu allem JA zu sagen, heißt, sich dafür zu
entscheiden, nichts zu sehen. [...]. Um etwas zu sehen, braucht
es eine umfassende implizite Arbeit an Auswahlentscheidungen,
kritischen Untersuchungen und Fragen. Nur indem ich mir Gewalt
antue, indem ich der glückseligen Trägheit meiner Anschauungen –
von der Kant sagte, dass sie ohne den Verstand blind seien –
Gewalt antue, könnte ich die Welt wirklich wahrnehmen
[En03].
Das aber
würde bedeuten, so Derrida unter Bezugnahme auf Alain, dass ich
mich über jede Sache befrage, denn nur der Späher, der prüfend
die Hand über die Augen legt, ist ein Mensch, der dazu bereit
ist, NEIN zu sagen, denn er sucht nach Wahrheit, soweit das
Menschen überhaupt möglich ist. Ich möchte diesen kurzen Diskurs
mit einem Satz von Alain [En04]
beenden, den ich auch heute noch für sehr zeitgemäß halte. Dieser
Satz hat folgenden Wortlaut:
„Nichts
ist gefährlicher als eine Idee, wenn man nur eine hat
[En05].“
Bedauerlicherweise kennt Ideologie nur eine Richtung, denn davon
lebt sie ja schließlich. Anders ausgedrückt: Wer ideologisch
denkt, schließt zwangsläufig anderes Denken aus, und zwar auch
dann, wenn dieses Denken bereits heute als ein Irrweg bezeichnet
werden kann. Die Gründe, die die Annahme des eingeschlagenen
Irrweges im Hinblick auf das Zauberwort „nachhaltige
Energiewende“ zu rechtfertigen vermögen, werden im Folgenden
erörtert.
04
Ein Netz aus Drähten
TOP
Die
nachhaltige Energiewende setzt ein leistungsstarkes Netz aus Drähten
voraus. Gemeint ist das Stromnetz, ohne das kein Strom aus
einer Steckdose entnommen werden kann. Kurzum: Ohne ein starkes
Leitungsnetzt könnte kein Licht eingeschaltet, im Internet weder gesurft
werden, eine Heizung keine Wärme spenden und
natürlich auch kein Smartphone aufgeladen werden. Nicht
einmal Telefonieren wäre möglich.
Kurzum:
Dieses Netz aus Drähten ist unsere Lebensader, denn ohne sicheren
und überall frei verfügbaren Strom wäre Demokratie, so wie wir
sie heute kennen, nicht mehr möglich, denn würde dieses Netz
zusammenbrechen, dann dürfte schon nach wenigen Tagen das
Chaos an die Stelle von Sicherheit und Ordnung in Deutschland
getreten sein.
Bisher ist
es noch nicht zu solch einem Blackout gekommen, obwohl der von
Putin plante Mega-Blackout im April 2023 von zwei russischen
Whistleblower gerade noch im letzten Moment verhindertet werden
konnte [En06].
Ob das
auch in Zukunft noch verhindert werden kann, das bleibt
abzuwarten. Sollte es tatsächlich irgendwann zu einem
flächendeckenden Blackout im Stromnetz kommen, dann wäre das eine
Katastrophe, die einem Super-GAU entsprechen würde.
Ich weiß
nicht, was Sie über das Stromnetz wissen, festzustellen ist auf
jeden Fall, dass das Netz einem Rhythmus unterliegt, das heißt,
sich stets an den Bedarf anpassen können muss, den der
Endverbraucher bestimmt, denn wenn das Netzwerk durch zu hohen
oder zu geringen Stromverbrauch sozusagen aus dem Gleichgewicht
gebracht wird, kann es kollabieren, was in unserer
hochentwickelten technisierten Welt weitreichende Folgen hätte.
Die
magische Grenze eines guten Netzwerkbetriebes liegt bei 50
Hertz.
Diesen Wert gilt es konstant zu halten, denn bereits bei
49,8 Hertz (beginnende Unterversorgung) oder bei einer
Netzfrequenz von 50,2 Herzt (beginnende Überversorgung) ist es
Aufgabe der Netzbetreiber, entsprechend regelnd einzugreifen,
denn eine sich fortsetzende Unterversorgung führt genauso zum
Kollaps, wie eine sich fortsetzende Überversorgung.
Hinweis:
Mit Hertz (Hz) wird die Anzahl der Schwingungen pro Sekunde
bezeichnet, mit der Strom durch das Stromnetz fließt. Das
bedeutet, dass 1 Hz einer Schwingung entspricht, die sich in exakt einer
Sekunde
wiederholt. Bei 50 Herz beträgt die Wiederholungsrate 50 Mal in
einer Sekunde.
Damit ein Stromnetz funktionsfähig ist, muss diese
Wiederholungsrate beibehalten werden.
Bei
geringen Abweichungen können die Netzbetreiber heute noch
problemlos Abhilfe schaffen,
denn Strom, der aus fossilen Energien gewonnen wird, lässt sich
leichtx durch eine Vielzahl vorhandener Steuerungsmöglichkeiten
den erforderlichen Gegebenheiten anpassen.
Bei
Ökostrom ist das nicht so leicht zu bewerkstelligen.
Warum?
Es ist
nicht möglich, Strom in der erforderlichen Menge zu speichern,
um länger andauernde Unter- oder Überversorgungen ausgleichen zu
können.
Anders ausgedrückt:
Es gibt für Strom keine Cloud, wie das zum Beispiel bei der
Google-Cloud der Fall ist, in der Daten extern abgelegt und
vorgehalten werden können.
Dazu
gleich mehr.
Zuerst
einmal ist festzustellen, dass ein Blackout - also der
Zusammenbruch des Netzwerkes - katastrophale Folgen nach sich
ziehen würde. Um die zu verhindern, so heißt es in einer Meldung
auf
Zeit.de
vom 24. September 2023, kämpfen an einem streng bewachten Ort
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Netzbetreibers
„50Hertz“ darum, europaweite Stromausfälle zu verhindern. Doch
je mehr Ökostrom sich in den Netzen befindet, desto
komplizierter wird das.
Insoweit
kann Professor Marcel Fratzscher vom DIW durchaus zugestimmt
werden, wenn er in seinem Buch „Die Deutschland-Illusion“
schreibt:
Marcel Fratzscher:
Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass die Energiewende
ein Experiment ist
[En07].
Warum?
Allein mit
Ökostrom kann ein Netzwerk nicht betrieben werden, denn Ökostrom
lässt sich nicht so regulieren, dass rund um die Uhr und
flächendeckend ein Stromnetz betrieben werden kann, dessen
Harmonie davon abhängt, dass kontinuierlich 50 Hertz dort zur
Verfügung stehen. Ökostrom vermag das nicht zu leisten. Grund
dafür ist, dass nachts Photovoltaikanlagen keinen Strom erzeugen
können, was im Übrigen auch bei Windkraftanlagen bei Windstille
oder bei leichter Brise nicht zu leisten vermag. Auch wenn es in einer
Meldung auf
MDR.de
vom 22. Februar 2022 heißt, dass Februar-Stürme für 50 Prozent
der Stromproduktion in Deutschland gesorgt haben, bedeutet
dieser Rekord der Windenergieerzeugung nicht, dass Windenergie
es „schon zu richten vermag“, zumal bei Sturm sich die Windräder
sowieso automatisch abschalten, was in der Meldung des MDR nicht
einmal erwähnt wird.
Und wenn Strom in Deutschland
durch Windräder überproduziert wird, was bei der Gewinnung ökologischen Stroms
ebenfalls nicht verhindert
werden kann – dann wird dieser überschüssige Strom ins Ausland exportiert, nicht, um
damit Geld zu verdienen, sondern im Gegenteil: Dafür muss der
deutsche Steuerzahler viel Geld bezahlen.
Anders ausgedrückt:
Strom aus der Steckdose dürfte nicht nur immer teuerer werden,
sondern wohl auch nicht mehr in dem Maße störungsfrei zur
Verfügung stehen, wenn in Deutschland Strom nur noch durch
Windräder und Sonnenkollektoren gewonnen werden soll.
Das aber
entspricht der Nachhaltigkeitsideologie von heute.
05
Strom aus der Steckdose
TOP
Natürlich
hat
das Ökostrom
zu sein, so zumindest die Sichtweise der Klimaideologen, die
diese Sichtweise bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit
wohlklingenden Worten unters Volk bringen. Wer aber daran
glaubt, dass an irgendeinem Ort in der Bundesrepublik
tatsächlich reiner Ökostrom ankommt, oder irgendwann dort
ankommen wird, der glaubt auch an das Märchen von Hänsel und
Gretel. Grund dafür ist, dass es nicht einmal eine eindeutige
Definition von „Ökostrom“ gibt. Um Ökostrom in ein Netz
einspeisen zu können, muss der Anbieter heute lediglich
garantieren, dass die von ihm eingespeiste Strommenge aus
erneuerbaren Quellen stammt. Dass sich dieser Strom im Netz mit
anders erzeugtem Strom vermischen, das liegt in der Natur der
Sache.
Anders ausgedrückt:
Das lässt sich auch gar nicht vermeiden. Als Ökostrom bezeichnet
man im Übrigen den Strom, der aus erneuerbaren Energien wie
Wind, Wasser und Sonne gewonnen wird.
Lässt man die
erforderliche Infrastruktur für die Energieerzeugung einmal
außer Acht, dann wird Strom bereits heute tatsächlich weitgehend
ohne Ausstoß von Schadstoffen, Feinstaub und klimaschädlichen
Gasen erzeugt.
Wahrscheinlich haben Sie beim Lesen dieses Satzes aber nur die
beiden letzten Halbsätze zur Kenntnis genommen und bewusst oder
unbewusst überlesen bzw. bereits vergessen, dass die für die
Gewinnung grünen Stroms zu schaffende Infrastruktur
wirklich alles andere
als klimafreundlich ist.
Frank Hennig:
Der Materialaufwand für eine Windkraftanlage ist erheblich:
Bereits eine (relativ kleine) 2,3-Megawatt-Anlage
Enercon E82
erfordert 29 Tonnen Verbundmaterial für die Rotorblätter, 12
Tonnen Kupfer, 1,3 Tonnen Aluminium, 73 Tonnen Gusseisen, 238
Tonnen Stahl und 1750 Tonnen Beton – in Summe über 2100 Tonnen
Material
[En08].
Egal:
Erklärtes Ziel der Bundesregierung ist es, den
Primärenergieverbrauch bis 2050 auf 7200 Petajoule (2000
TWh)
zu reduzieren und diese Energie
dekarbonisiert
als Strom, das heißt unter hundertprozentiger
Sektorkopplung
zur Verfügung zu stellen.
Als
Sektorkopplung bezeichnet man ganz allgemein die Verbindung der
„Energiesektoren“ Strom, Wärme und Verkehr. Diese Verbindung
gilt es zu optimieren, das heißt, dass Strom aus anderen Quellen
mit dem Ökostrom nicht mehr vermischt werden kann und darf, was
aber nur dann der Fall sein wird, wenn Strom nicht mehr, wie
bisher, auch aus fossilen Energien gewonnen oder aus
importiertem Atom- oder Kohlestrom im deutschen Netz vorgehalten
wird. Dazu gleich mehr.
Zuerst
einmal gilt es festzustellen, dass auch im Jahr 2050 wohl keine
Steckdose im Land tatsächlich nur grünen Strom an Endverbraucher
liefern wird. In Wirklichkeit wird dann dort, wie das ja auch
heute der Fall ist, nur der
so genannte
Graustrom ankommen,
bei dem es sich um einen Mix aus erneuerbaren und fossilen
Quellen handelt. Wäre das nicht so, dann müsste für Ökostrom
nämlich ein eigenes Stromnetz existieren, was natürlich nicht
möglich ist, denn ausschließlich erneuerbare Energien sind gar nicht dazu in
der Lage, ein Stromnetz so stabil zu halten, wie das für das
Stromnetz von heute, unverzichtbar ist.
Wie dem auch immer sei:
Schauen wir uns zuerst einmal das Ziel der Bundesregierung für
das Jahr 2050 an:
In der Energieeffizienzstrategie 2050
heißt es:
Die
Bundesregierung verfolgt das Ziel, die deutsche Wirtschaft
weltweit zur energieeffizientesten Volkswirtschaft zu formen und
bis 2050 den Primärenergieverbrauch gegenüber 2008 zu halbieren.
Denn nur durch eine kontinuierliche Steigerung der
Energieeffizienz können Energiewende und Klimaschutz wirksam und
kosteneffizient umgesetzt werden. Die Energieeffizienzstrategie
2050 stellt die Weichen für eine gestärkte
Energieeffizienzpolitik und leistet zugleich den deutschen
Beitrag zur Erreichung des EU-Energieeffizienzziels (mindestens
32,5 Prozent weniger Primär- und Endenergieverbrauch bis 2030).
Die Strategie legt ein neues Energieeffizienzziel 2030 fest,
bündelt die dafür notwendigen Maßnahmen der Bundesregierung in
einem neuen
Nationalen
Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE
2.0) und enthält Festlegungen für die Ausgestaltung eines
Dialogprozesses „Roadmap Energieeffizienz 2050
[En09].
Von der
Wortgewaltigkeit dieses kurzen Zitates aus der
„Energieeffizienzstrategie 2050“ beruhigt und eingelullt, weil
niemand weiß, was damit gemeint ist, liest sich die
gutachterliche Stellungnahme von Dr.-Ing. Detlef
Ahlborn
zum Antrag der SPD Fraktion des Landtags Nordrhein-Westfalen
gemäß Drucksache 17/7758 „Nachhaltige Industriepolitik für
Nordrhein-Westfalen“ weitaus ernüchternder.
Detlef Ahlborn:
In einem Mix von Wind- und Solaranlagen stellt sich heraus, dass
zur Erreichung dieses Ziels Solarflächen von rund 4000 km2
und eine gesamte von den Rotoren überstrichene Fläche
(Rotorfläche) von rund 2500 km2
erforderlich ist. Das
entspricht rund 140.000 Windkraftanlagen neuester Bauart. Die
tatsächlichen Zahlen liegen noch weit darüber, weil
fraglich
ist, ob eine Reduktion des Primärenergiebedarfs um 44%
erreichbar ist, hier nur
die Jahresdurchschnittswerte bilanziert wurden und die
anfallenden Speicherverluste eines erforderlichen
Speichersystems unberücksichtigt geblieben und nicht
alle bereits aufgestellten Windkraftanlagen abgebaut werden.
Deutschland
hat eine Fläche von 360.000 km2.
Verteilt man die genannten 140.000 Windkraftanlagen gleichmäßig
ohne Rücksicht auf Siedlungs-, Verkehrs, und Wasserflächen, so
ergibt sich ein mittlerer Abstand von Windrad zu Windrad von
1600m. Die ermittelte gesamte Rotorfläche von 2500 km2
ist im Übrigen so groß, dass die der Windströmung entnommene
Energie nicht mehr vernachlässigbar ist. Ein Eingriff in die
Energien der strömenden Luft lässt daher eine Verringerung der
mittleren Strömungsgeschwindigkeiten der Luft erwarten. Darüber
hinaus wird ein Ausbau der sogenannten erneuerbaren Energien in
diesen Dimensionen an der Akzeptanz der Bürger des Landes
scheitern. In der vorstehenden Betrachtung wurden lediglich
Jahresdurchschnittswerte betrachtet. Bei Solarenergie ist
erwiesen, dass sie nachts nicht und in den Wintermonaten nur auf
niedrigem Niveau verfügbar ist. [...]. Offensichtlich fällt die
Summenproduktion aus Wind und solar regelmäßig auf Werte nahe
null ab. Damit ist erwiesen, dass abgeschaltete konventionelle
(Atom, Kohle und Gas-) Kraftwerke nicht durch Wind- oder
Solarstrom ersetzt werden können. Im Bericht der
Übertragungsnetzbetreiber 2019 heißt es dazu: „Daher setzen die
Übertragungsnetzbetreiber für Wind eine Nichtverfügbarkeit von
99% an
[En10]."
Wer sich
für ein Gedankenspiel interessiert, das nur vom eigenen Gehirn
auf der Grundlage eines kleinen Fotos konstruiert werden kann,
dem sei empfohlen, den folgenden Link zu öffnen, um im Anschluss
daran der Phantasie freien Lauf zu lassen, denn wer die auf dem
Bild zu sehende Windenergie, mit den benötigten weiteren 100.000
Windrädern multipliziert, die erforderlich sein werden, um den
Zielvorgaben überhaupt entsprechen zu können, dem dürfte bewusst
werden, dass Windkraft auch im Hinblick auf regionale
Wetterbeeinflussung nicht nur eine bedeutsame Rolle spielen
kann, sondern dies auch aller Voraussicht nach das tun wird.
Windräder in Aktion
Auch dazu mehr an anderer Stelle.
Ein anderer Aspekt von zusätzlich benötigten 100.000 Windrädern
soll an dieser Stelle nur der Vollständigkeit halber hinzugefügt
werden.
Detlef Ahlborn:
Vergleichsweise neu sind die Erkenntnisse zur Größenordnung der
Verluste von Insekten an Windkraftanlagen. Ging man bisher davon
aus, dass ihr Flug nicht bis zur Höhe der Rotorblätter reicht,
führte ausgerechnet eine Dienstleistungsbranche der
Windindustrie zu der Erkenntnis, dass dies nicht stimmt.
Spezialisierte Firmen zur Rotorblattreinigung sind nötig, um die
Beläge durch Tausende toter Insekten zu entfernen, um den
Wirkungsgrad durch glatte Blattoberflächen wieder zu sichern.
Auf 1200 Tonnen pro Jahr beziehungsweise fünf bis sechs
Milliarden Insekten pro Tag während der warmen Jahreszeit
beziffert man nun die Verluste.
An
anderer Stelle heißt es, Bezug nehmend auf die bereits
bestehenden 30.000 Windräder:
Die
überstrichene Rotorblattfläche der fast 30.000 Windkraftanlagen
beträgt etwa 200 Millionen Quadratmeter. Das entspricht einer
Wand von 200 Metern Höhe und 1000 Kilometern Länge, also einer
Distanz von Aachen bis Warschau. Durch diese schreddernde Wand
müssen Milliarden von Fluglebewesen hindurch, entsprechend hoch
sind die Verluste. Der Luftdurchlass beträgt etwa 10 Millionen
Kubikkilometer, was dem Zehnfachen des deutschen Luftraums bis
auf 2000 Meter Höhe entspricht
[En11].
Bei
einem Ausbau der Windkraftanlagen um 100.000 Windräder, würden
sich die oben genannten Größen natürlich mehr als verdreifachen.
Es kann
davon ausgegangen werden, dass dadurch auch der Fachkräftemangel
im Hinblick auf die für den Erhalt von Windkraftanlage
erforderlichen Wartungs- und Reparaturmaßnahmen zu einem Problem
werden könnte, denn 100.000 Windräder müssen nicht nur gewartet
und repariert, sondern auch gesäubert werden, was einen hohen
Personal- und Pflegeaufwand erforderlich macht. Und wenn diese
Windkraftanlagen erst einmal alt geworden sind, was kaum mehr
als 30 Jahre Betriebszeit umfasst, dann müssen diese Anlagen
natürlich auch klimaneutral und umweltverträglich, also
nachhaltig, entsorgt werden. Das gilt natürlich auch für die
restlose Beseitigung der riesigen Fundamente und natürlich auch
um die Entsorgung der Rotoren der Windräder, was der Entsorgung
von Asbest entspricht.
Wartung von Windkraftanlagen
Und was
die Kosten dafür anbelangt? Die werden bedeutsam sein.
06
Kostenexplosion der Energiewende
TOP
Diesbezüglich heißt es in einer Meldung der
Neuen
Züricher Zeitung im Dezember 2023 wie folgt:
NZZ.ch
vom 19.12.2023:
Eine Welt
nur mit Solar- oder Windstrom? Die Kosten würden explodieren.
Wer die Energiewende will, schwört auf erneuerbare Energien.
Doch ein Forscher mahnt: Damit das gelingt, braucht es in einem
Bereich einen gewaltigen Innovationsschub. Sonst steigen die
Kosten ins Unermessliche. Wollte Deutschland seinen Strom allein
aus Windanlagen gewinnen, müsste es 300.000 Turbinen aufstellen
statt den derzeitigen 30 000
[En12].
07
Angst vor 2030
TOP
Die
Furcht davor, dass in 2030 nicht genügend Energiesicherheit
bestehen könnte, ist groß - offenbar auch bei der
Bundesnetzagentur.
Welt.de
vom 21.12.2023:
„Systemrelevante“ Anlagen. Verbot der Stilllegung –
Bundesnetzagentur überrascht mit Veto gegen Kohleausstieg.
Die
Ampelkoalition wollte den Kohleausstieg auf 2030 vorziehen. Doch
wie WELT jetzt erfuhr, untersagt die Bundesnetzagentur die
vorzeitige Stilllegung von Kohlekraftwerken. Die Entscheidung
klingt wie ein Misstrauensvotum gegen die Kraftwerksstrategie
von Wirtschaftsminister Habeck
[En13].
Ergänzend
dazu heißt es auf
Focus.de:
Focus.de
vom 21. 12.2023:
Habecks
Behörde rebelliert gegen Wirtschaftsminister. Bundesnetzagentur
stoppt kompletten Kohleausstieg vor 2031. Damit rebelliert die
Behörde, die zum Amtsbereich des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Klimaschutz gehört, gegen den zuständigen
Minister Robert Habeck. Laut „ Welt “ gab die Bundesnetzagentur,
also Habecks eigene Behörde, damit der Beschwerde mehrerer
Stromnetzbetreiber nach, die Kohlekraftwerke auch nach 2030 noch
als „systemrelevant“ sehen. Vor dem 31. März 2031 soll demnach
kein Kohleblock stillgelegt werden
[En14].
Weitere
Ausführungen zu Zukunftsaussichten konnte ich
zumindest den so genannten Leitmedien im Internet nicht finden, denn der Artikel auf
Welt.de
zu dieser Thematik verbirgt sich bedauerlicherweise hinter einer Bezahlschranke.
Informationen, die dem
woken
Zeitgeist und der vorherrschenden Nachhaltigkeitsideologie nicht
entsprechen, lassen sich dennoch im Internet finden, zum
Beispiel auf der Webseite des liberal konservativen
Meinungsmagazins „Tichys Einblick“.
Tichyseinblick.de
vom 22.12.2022:
Die Netzagentur, die zum Amtsbereich des
Bundeswirtschaftsministeriums gehört, soll darüber wachen, dass
noch genügend Stromerzeugungskapazitäten am Netz sind. Sie muss
den Anträgen von Kraftwerksbetreibern zustimmen, wenn die
Kraftwerksblöcke stilllegen wollen. Jetzt hat sie erklärt, diese
Kraftwerksblöcke seien systemrelevant und würden für die
Netzstabilität benötigt.
Sie
würden allerdings nur selten laufen, so ein Sprecher der
Agentur. Die Blöcke sollten als Reserve auf Abruf durch
Netzbetreiber fungieren. Dies ist allerdings eine extrem teure
Angelegenheit. Die Kraftwerksblöcke sollen herumstehen, müssen
gewartet werden, Kraftwerker müssen bezahlt werden. Das alles
kostet viel Geld, ohne dass mit dem Verkauf von Strom die Kosten
wieder hereingeholt werden können.
Die bezahlt
letztlich der Stromkunde. Dabei wird der Strom für die
Stromverbraucher im kommenden Jahr schon deutlich teurer. Der
sogenannte Bundeszuschuss von 5,5 Milliarden Euro zur
Stabilisierung der Netzentgelte wird abgeschafft; die Stadtwerke
haben jetzt ihre Preiserhöhungen bekannt gegeben. Laut dem
Vergleichsportal
Check24
hat die Hälfte der Stadtwerke ihre Netzentgelte für das kommende
Jahr neu kalkuliert.
Wie
Check24
jetzt zusammengefasst veröffentlicht hat, werden Verbraucher mit
einer Erhöhung der Strompreise von 32 Prozent rechnen müssen.
Das bedeutet für einen durchschnittlichen Haushalt etwa 200 Euro
Mehrkosten für Strom gegenüber diesem Jahr
[En15].
Seit der
Abschaltung der letzten drei Atomkraftwerke ist die
Bundesrepublik im Winter folglich noch mehr auf Stromimporte
angewiesen. Dabei kann es sich natürlich auch um Atomstrom
handeln, der aus der Schweiz oder aus Frankreich importiert, aus meist alten
Atomkraftwerken stammt. Übrigens: In Europa hat man sich
darauf geeinigt, dass es sich bei Atomstrom um "grünen" Strom,
also um Ökostrom handelt.
Wie dem auch immer sei: Da der Strombedarf mit der Energiewende europaweit
steigt, dürfte die Versorgungssicherheit dadurch zwangsläufig abnehmen.
Die
ökologische Nachhaltigkeit leidet somit unter dem Atomausstieg,
denn um ganzjährig Strom zu haben, laufen die Kohlekraftwerke
nunmehr auf Hochtouren. Deutschland gehört somit weiterhin zu
den zehn Nationen mit dem höchsten CO2-Ausstoß pro Kopf durch
Kohlekraftwerke [En16].
Wie dem auch immer sei. Im Vergleich zur Energiegewinnung aus
LNG dürfte die Energiegewinnung aus Kohle weitaus
umweltschädlicher sein.
Importiertes LNG soll viel klimaschädlicher als Kohle sein.
"Einer neuen
US-Studie zufolge ist es viel klimaschädlicher, Energie aus
importiertem Flüssiggas (LNG) zu gewinnen, als auf das Verfeuern
von herkömmlicher Kohle zu setzen. „Die absoluten
Treibhausgasemissionen von LNG sind im schlimmsten Fall um 274
Prozent höher als die von Kohle“, heißt es in der noch nicht
veröffentlichten Analyse des Methan-Forschers Robert W.
Howarth
von der Cornell University".
08
Was Ökostrom allein nicht leisten kann
TOP
Die
Menge des durch Wind- oder Sonnenenergie erzeugten Stroms ist
immer abhängig von den jeweils vorgefundenen äußeren
Gegebenheiten. Anders ausgedrückt: Nachts wird auch die beste
Photovoltaik-Anlage keinen Strom erzeugen können. Das gilt
natürlich auch für Windräder bei Windstille. Die werden sogar
zwangsabgeschaltet, wenn der Wind zu stark bläst.
Ein
Stromnetz allein von Ökostrom abhängig zu machen, käme somit
nicht nur einem wirtschaftlichen, sondern auch einem politischen
Selbstmord gleich, denn bei einer Stromüberproduktion, die bei
günstigen Witterungsverhältnissen nicht ungewöhnlich ist, aber
auch bei einer Stromunterproduktion würde es zu
Netzzusammenbrüchen kommen, die katastrophale Folgen nach sich
ziehen würden.
Schon
heute ist es nicht mehr ungewöhnlich, dass Deutschland seine
Stromüberschüsse tagsüber zu Niedrigpreisen verkaufen muss, um
sie nachts oder bei Windstille teuer zurückkaufen zu müssen.
Warum? Sobald es viel Wind und viel Sonne gibt, kommt es zu
einer Stromschwemme, die den Endverbraucher teuer zu stehen
kommt, denn die dadurch anfallenden Kosten müssen ja
letztendlich bezahlt werden.
09
Abschalten von Windrädern
TOP
Sturm
bedeutet somit nicht,
mehr
Strom, sondern
weniger
Strom.
Wetter.de
2015:
Ab einer bestimmten Windstärke werden Windenergieanlagen bei
Sturm abgeschaltet, um Schäden zu vermeiden, etwa durch allzu
starke Schwingungen [...]. Wenn die Belastung zu groß wird, kann
die Stabilität der Anlage gefährdet werden. Eine weitere Gefahr
ist, dass die elastischen Rotorblätter an den Turm stoßen
können. Deswegen messen Sensoren ständig die genauen
Windgeschwindigkeiten. Ab einer Windstärke von etwa 90
Stundenkilometern drehen sich die Rotorblätter automatisch aus
dem Wind, um wenig Angriffsfläche zu bieten. Sie werden nicht
fixiert, drehen sich aber nicht mehr. Die Steuerungssoftware
schaltet die Anlage ab. In diesen Fällen ist der Grenzwert zum
Abschalten vom Windrad-Hersteller festgelegt.
Die
Sicherheit ist aber nicht der einzige Grund dafür, dass
Windräder still stehen, obwohl der Wind gehörig bläst. Denn
gerade wenn der Wind besonders heftig weht, wird am meisten
Strom produziert, womöglich sogar zu viel. Da der Ausbau des
Stromnetzes nicht so schnell vorankommt, wie Windräder aus dem
Boden schießen, kann das Netz überlastet werden - besonders
nachts, wenn die Nachfrage nach Strom gering ist. Gespeichert
werden kann die überschüssige Energie nicht.
Zur
Verhinderung von Eisschäden werden Windräder ebenfalls
abgestellt. Das ist der Fall, wenn die Rotorblätter
witterungsbedingt vereisen
[En17].
Auch in
einer Meldung der Tagesschau vom 23.1.2023 heißt es.
Tagesschau.de vom 23.1.2023:
Probleme bei der Energiewende. Wenn Windräder stillstehen
müssen.
Bei
Überkapazitäten in den Stromnetzen herrscht ebenfalls Stillstand
auf den Windfarmen. Wenn es so viel Energie gibt, dass gar nicht
alles eingespeist werden kann, stehen in der Regel die Windräder
als Erstes still. Denn diese lassen sich flexibler abstellen und
wieder in Betrieb nehmen als beispielsweise ein
Braunkohlekraftwerk. Viel Energie, die so verloren geht: Nach
Zahlen der Bundesnetzagentur konnten alleine in 2021 gut 5,8
Milliarden Kilowattstunden an Strom aus Windkraft nicht
eingespeist werden. Das ist etwa ein Prozent des deutschen
Gesamtstromverbrauchs
[En18].
Festzustellen ist, dass es auch heute immer noch an einem
gesamtwirtschaftlichen Konzept fehlt, wie ein filigranes
Stromnetz funktionsfähig gehalten werden kann, wenn in dieses
Netz nur noch Ökostrom oder nachhaltig erzeugter Strom
eingespeist werden soll.
Der
Fehlerteufel liegt sozusagen immer im Detail.
In einer
Studie der TU Graz heißt es zum Beispiel:
TU Graz 3.6.2022:
Neue Herausforderungen für das Stromnetz: Die zunehmende
Einspeisung von nachhaltigen Energien – wie beispielsweise
Photovoltaik.
„Als
noch wenige Kleinanlagen ins Netz eingespeist haben gab es die
Regelung, sie möglichst schnell vom Netz zu trennen und die
großen Kraftwerke stabilisieren zu lassen“, erklärt Renner.
„Heute aber sind dezentrale Kleinkraftwerke in Summe eine so
ernstzunehmende Größe, dass sie den gleichen Regeln wie die
großen Kraftwerke folgen müssen. Würden sich plötzlich
Zehntausende Photovoltaikanlagen vom Netz trennen oder
gleichzeitig wieder Energie ins Netz einspeisen, würde das zu
gewaltigen Problemen führen
[En19].“
10
Leistungsgrenze erneuerbare Stromerzeugung
TOP
Damit
Deutschland bis zur Mitte des Jahrhunderts klimaneutral ist,
sollen regenerative Quellen viel mehr Strom liefern als die
heute insgesamt produzierten rund 500 Terawattstunden. Was aber
würde es bedeuten, wenn im Norden Deutschlands mehr Windräder
errichtet würden, als das wirtschaftlich sinnvoll ist?
Eine
Antwort darauf hat das Max-Planck-Institut für Biogeochemie wohl
gefunden, denn in einer Presseerklärung des Instituts vom 14.
Juli 2022 heißt es:
Max-Planck-Institut 2022:
Viele Turbinen schwächen den Wind.
Da
Turbinen dem Wind Energie entziehen und einen Windschatten
erzeugen, werden sie meist in einem Abstand von vier bis sechs
Rotordurchmessern, also etwa 600 bis 800 Metern, errichtet. Dann
kann die Energie von oben nachgeliefert werden. Das gilt jedoch
nur begrenzt: Je mehr Windräder in einer Region stehen, desto
weniger kann die Atmosphäre die Verluste ausgleichen – der Wind
wird schwächer. Dieser Effekt dürfte beim geplanten Ausbau an
Land in einigen Regionen den Stromertrag reduzieren und wird
eine große Rolle für den angestrebten Ausbau in der Nordsee
spielen.
An
anderer Stelle heißt es:
Windkraft braucht Platz:
Im Jahr
2021 waren an Land Windkraftanlagen mit 56 Gigawatt Nennleistung
installiert, 2050 könnten es 200 Gigawatt sein. Wie Forschende
des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie berechnet haben, wird
der Stromertrag durch Entzug von Windenergie um 8 Prozent
reduziert, wenn die Anlagen proportional zur Landesfläche
(Szenario A) verteilt werden. Dann würden besonders viele neue
Anlagen in den südlichen Bundesländern entstehen. Wenn Turbinen
proportional zu den heute vorhandenen Anlagen (Szenario B)
errichtet werden, also vor allem in den nördlichen
Bundesländern, sinkt der Ertrag um gut 10 Prozent. Das Gebiet,
das in der Nordsee für Windkraftanlagen zur Verfügung steht, ist
viel kleiner als die Landfläche Deutschlands. Dort soll bis 2050
mit 70 Gigawatt aber ein Drittel der an Land angestrebten
Leistung installiert werden. Daher ist dort mit einer
Ertragsreduktion von 40 Prozent zu rechnen. Das würde die Kosten
der Stromerzeugung dort deutlich erhöhen
[En20].
11
Stromschwankungen und Netzbooster
TOP
Das
schwankende Windstromaufkommen ist der Wirtschaftlichkeit der
Elektrolyseure
auf jeden Fall
abträglich. Ausgeglichen werden können diese Schwankungen durch
regelungsfähige Kraftwerke oder, wie das Technikgläubige
behaupten, durch Batterien, obwohl sich die Problemlösung durch
Pufferbatterien (Netzbooster) aus Kostengründen gar nicht
stellen sollte, um diesen Mangel auszugleichen.
Warum?
Es geht
bei solchen Netzboostern nicht um Batterien, die Strom im
Megabitbereich speichern können, sondern um eine Speichergröße
in Gigabit-Bereich, wenn wirklich Versorgungssicherheit so
gewährleistet werden soll. Wie dem auch immer sei. Netzbooster befinden
sich immerhin schon im Bereich der Testphase.
Und so
funktionieren Netzbooster: Seit Jahren müssen die
Übertragungsnetzbetreiber immer häufiger in den Netzbetrieb
eingreifen, wenn besonders viel Energie von Norden nach Süden
transportiert werden soll und deshalb die Überlastung einzelner
Leitungen droht. Dazu werden Strom erzeugende Anlagen, die vor
dem Engpass liegen, heruntergeregelt. Solche präventiven
Redispatch-Maßnahmen
sind teuer. Netzbooster, wenn sie denn dazu in der Lage sind,
den für Ausgleichsmaßnahmen erforderlichen Strom aufzunehmenund vorzuhalten,
um ihn dann bei Bedarf wieder dem Netz zuzuführen, könnten somit durchaus den
Redispatch-Bedarf
und die damit verbundenen Kosten senken, wenn, ja wenn die hohen
Kosten nicht währen, ohne die es Netzbooster nicht geben kann.
Abhilfe schaffen könnte hier ein Sondervermögen Netzbooster.
Netzbooster greifen
im Übrigenauch erst dann ein, wenn schon ein Fehler vorliegt. Sie
funktionieren also reaktiv. Techniker nennen das den n-1-Fall.
Tritt er ein, ist schnelles Handeln gefragt. Netzbooster können
im Gegensatz zu konventionellen Kraftwerken innerhalb von
wenigen Sekunden einspringen. Sie nutzen regelbare Lasten (zum
Beispiel einen regelbaren Verbraucher) vor dem Netzengpass in
Verbindung mit einer schnell aktivierbaren Energiequelle (zum
Beispiel eine große Batterie) hinter dem Engpass [En21].
Redispatch-Maßnahmen:
Darunter sind Eingriffe in die Erzeugungsleistung von
Kraftwerken zu verstehen, um Leitungsabschnitte vor einer
Überlastung oder einem Leistungsabfall zu schützen. Droht an
einer bestimmten Stelle im Netz ein solcher Fehler, dann werden
Kraftwerke angewiesen, ihre Einspeisung zu drosseln bzw. zu
erhöhen. Auf diese Weise wird ein
Lastfluss erzeugt, der
die Störung sozusagen neutralisiert.
Meldepflicht von
Redispatch-Maßnahmen:
Gemäß § 13 Abs. 7 des Gesetzes über die Elektrizitäts- und
Gasversorgung (Energiewirtschaftsgesetz -
EnWG)
sind über die Gründe von durchgeführten Anpassungen und
Maßnahmen die hiervon unmittelbar Betroffenen und die
Regulierungsbehörde unverzüglich zu informieren.
Gesetzesmonster:
Da der § 13
EnWG
einen 2.072 Wörter umfassenden Text aufweist, der bei normaler
Schriftgröße einen Umfang von 6 Textseiten im DIN-A-4 Format
aufweist und wirklich sehr viel Lesekompetenz erfordert, halte
ich es für zielführend, nur die für diesen Text bedeutsamen
Absätze zu zitieren:
§ 13
Abs. 7 bis 9 EnWG
(7) Über
die Gründe von durchgeführten Anpassungen und Maßnahmen sind die
hiervon unmittelbar Betroffenen und die Regulierungsbehörde
unverzüglich zu informieren. Auf Verlangen sind die
vorgetragenen Gründe zu belegen.
(8)
Reichen die Maßnahmen nach Absatz 2 nach Feststellung eines
Betreibers von Übertragungsnetzen nicht aus, um eine
Versorgungsstörung für lebenswichtigen Bedarf im Sinne des § 1
des Energiesicherungsgesetzes abzuwenden, muss der Betreiber von
Übertragungsnetzen unverzüglich die Regulierungsbehörde
unterrichten.
(9) Zur
Vermeidung schwerwiegender Versorgungsstörungen müssen die
Betreiber von Übertragungsnetzen alle zwei Jahre eine
Schwachstellenanalyse erarbeiten und auf dieser Grundlage
notwendige Maßnahmen treffen. Das Personal in den Steuerstellen
ist entsprechend zu unterweisen. Über das Ergebnis der
Schwachstellenanalyse und die notwendigen Maßnahmen hat der
Betreiber eines Übertragungsnetzes alle zwei Jahre jeweils zum
31. August der Regulierungsbehörde zu berichten.
Diejenigen Leserinnen und Leser, die sich für gesetzlich
verfügte Gesetzesmonster interessieren, können die Norm über
folgenden Link aufrufen.
§ 13 Systemverantwortung der Betreiber von Übertragungsnetzen
In was für
einem Umfang
Redispatch-Maßnahmen
erforderlich werden, wenn die so genannte Windstromautobahn
SuedLink
nach neuesten Planungen 2028 in Betrieb genommen wird, auf diese
Frage kann es heute noch keine Antwort geben, denn erstens kommt
es anders und zweitens als man denkt. Sobald aber der Zustand
erreicht ist, von dem ab nur noch klimaneutral gewonnener Strom in den
Netzen transportiert wird, können „Betriebsstörungen“ wohl nur
durch gespeicherten Strom ausgeglichen werden. Das sind
Batterien in einem Format, der nur noch in Kubikmetern gemessen
werden kann, die, damit sich das moderner anhört, Netzwerkbooster
genannt werden. Die befinden sich aber zurzeit noch in der Test-
und Entwicklungsphase.
12
Test- und Entwicklungsphase
TOP
Booster
würden an allen etwa 1000 Knotenpunkten innerhalb der
Windkraftautobahn SuedLink vorgehalten werden
müssen, um das Übertragungsnetz flexibel steuern zu können.
Warum?
Wenn erst einmal SuedLink in seiner vollen Leistungsstärke
genutzt wird, was im Übrigen auch für andere Netze gilt, die mit
Windstrom versorgt werden, wird das die Trassen unweigerlich hin
und wieder an ihre Leistungsgrenzen bringen.
Daher müssen flexible
Netzbetriebsmittel dazu in der Lage sein, in großen Batterien Windstrom aus dem Norden, der
nicht gebraucht wird, aufzunehmen, um ihn dann bei Bedarf wieder
abgeben zu können.
Wie zum
Beispiel ein
200 Megawatt-Netzbooster aussieht, davon können Sie sich einen
Eindruck verschaffen, wenn Sie folgenden Link aktivieren.
200 Megawatt-Netzbooster
200
Megawatt-Speicher werden aber wohl kaum für längerandauernde
Störungen ausreichen. Deshalb wird bereits an Netzboostern mit
erheblich größerer Speicherfähigkeit geforscht.
Wie dem auch immer sei:
Wenn Sie
wissen möchten, wie ein 500 Megawatt-Fluence-Netzbooster in Süddeutschland
aussehen könnte, dann öffnen Sie bitte folgenden Link.
500 Megawatt-Booster
Ergänzend dazu heißt auf der Webseite des Handelsblatts vom
20.1.2023 wie folgt:
Handelsblatt.com:
Obwohl Deutschland mitten in der Energiekrise steckt, stehen
täglich viele Windräder still. Sie werden gestoppt, wenn sie
mehr Strom produzieren, als das Netz vertragen kann. Das kostet
den Stromverbraucher viel Geld: 2021 lagen die sogenannten
Redispatch-Kosten
für solche Sicherheitsmaßnahmen bei rund 2,3 Milliarden Euro.
In Zukunft
könnte sich das ändern. Schon in zweieinhalb Jahren soll der
weltweit größte Batteriespeicher im Nordosten Baden-Württembergs
den Betrieb aufnehmen. Über eine Fläche von 4,5 Fußballfeldern
sollen sich Lithium-Ionen-Batterien mit einer Leistung von 250
Megawatt in mehreren Containern dann neben dem Umspannwerk in
Kupferzell
erstrecken
[En22].
Wie viele
leistungsfähige „Netzwerkbooster“ benötigt werden, um im Falle
einer notwendig werdenden
Redispatch-Maßnahme
zur Verfügung zu stehen, weiß heute noch niemand. Es dürfte
aber wohl keine Übertreibung sein, von mehr als 1000
Umspannwerken auszugehen, die über Netzbooster verfügen müssen, um die 2028
betriebsbereite Winkraftautobahn
SuedLink
störungsfrei betreiben zu können. Ob bis dahin schon alle
benötigten "Netzwerkbooster" betriebsbereit sein werden, kann
zumindest
bezweifelt werden. Die, die dann bereits vorhanden sind, dürften
dann aber für länger andauernde Störungen wohl kaum
ausreichen, es sei denn, dass in der Störungszeit die Gas- oder
Kohlekraftwerke wieder hochgefahren werden können, die dann,
wenn sie wieder leistungsafähig sind, dazu in der Lage wären, größere Störungen ausgleichen zu können.
13 SuedLink
–
Die Windstroautobahn
TOP
Auf der
Webseite der
TransnetBW
GmbH, die das Strom-Übertragungsnetz in Baden-Württemberg
betreibt und damit sowohl die Stromversorgung in der Region als
auch in Deutschland und in Europa sicherstellt, heißt es:
TransnetBW:
Als leistungsstarke Gleichstromleitung ist
SuedLink
elementar für die sichere, stabile Stromversorgung von morgen.
Für eine erfolgreiche Energiewende in Deutschland kommt dieser
Infrastrukturmaßnahme eine zentrale Bedeutung zu
[En23].
Zum Start
für Stromautobahn
SuedLink
heißt es ergänzend dazu auf der Webseite der Bundesregierung,
Stand: 27. Juli 2023, wie folgt:
Bundesregierung:
Bundeswirtschaftsminister Habeck hat mit dem
Übertragungsnetzbetreiber
TransnetBW
den
Startschuss zum Bau des ersten Konverters für die künftige
Stromautobahn „SuedLink“ gegeben. Ab 2027/28 sollen über diese
sowie die „SuedOstLink“ große Mengen Windstrom nach Bayern und
Baden-Württemberg fließen
[En24].
Dabei
handelt es sich aus Sicht des hessischen Landesverbands des
Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND Hessen)
um eine überflüssige Stromtrasse, weil die nur für seltene
Stromlastspitzen erforderlich sei, so dass dieses Problem
einfacher und auch weitaus kostengünstiger und
umweltfreundlicher gelöst werden könne. Der BUND bezieht sich
dabei auf ein Gutachten von Prof. Dr. Lorenz
Jarass
und Dipl.-Ing. Carsten
Siebels,
die beide zu dem Ergebnis kommen, dass
SuedLink
nur für seltene Stromlastspitzen erforderlich ist [En25].
14
Was Nordstream 1 + 2 mit Suedlink verbindet?
TOP
Was das
Schicksal von Nordstream 1 und 2 anbelangt, dürfte wohl noch
jeder Leserin und jedem Leser in Erinnerung sein, denn beide
Pipelines wurden am 26. September 2022 mit vier Sprengungen zerstört. Dabei wurden beide Stränge von Nord Stream 1 und einer
der beiden Stränge von Nord Stream 2 unterbrochen.
Die
Sprengungen erfolgten in einer Tiefe von 70 bis 80 Metern.
Wie die
Stromtrasse von SuedLink unterirdisch verlegt wird, das
zeigt ein Foto, das Sie über den folgenden Link aufrufen können.
Die
Kabel werden auf freier Fläche 1 bis 2 Meter unter dem Erdreich
verlegt.
Verlegung eines Stromkabels für Suedlink
Auch das
folgende Video, das ebenfalls im Internet zur Verfügung steht,
gibt Auskunft über das Gesamtprojektes
SuedLink.
Video SuedLink
Und
worin besteht jetzt die Gemeinsamkeit mit Nordstream 1 und 2?
Für
einen Terroristen dürfte es wirklich keine unmögliche Leistung
sein, mit der dafür notwendigen Menge Sprengstoff irgendwo in
der 700 km umfassenden Länge dieser Windstromautobahn ein großes
Loch in diese Stromtrasse zu sprengen.
Im
Gegensatz zu den bisher üblichen Überlandleitungen, die bei
Schäden, auch wen ein oder mehrere Masten gesprengt worden sein
sollten, schnell repariert werden können, dürfte eine Trennung
der Kabel von
SuedLink
eine Situation schaffen, die sich nicht so schnell beseitigen
lässt.
Anders ausgedrückt:
Je komplizierter eine Technik ist, umso fragiler, hier zu
verstehen im Sinne von angreifbar und zerstörbar, wird sie auch.
Fragilität ist sogar messbar. Diesbezüglich heißt es bei
Nassim
Nicolas
Taleb
wie folgt:
Nassim Nicolas Taleb:
Fragilität ist vergleichsweise gut messbar, ganz im Gegensatz zu
Risiken, die mit seltenen Ereignissen zusammenhängen. Wir können
(Anti)Fragilität einschätzen, ja sogar messen, wohingegen wir
Risiken und die Wahrscheinlichkeit von Schocks und seltenen
Ereignissen nicht kalkulieren können, wie gebildet wir auch
immer sein mögen. Risikomanagement, wie es heute gehandhabt
wird, ist das Studium eines Ereignisses, das in der Zukunft
eintreten wird, und nur ein paar Wirtschaftswissenschaftler und
andere Verrückte können aller Erfahrung zum Trotz behaupten, sie
seien in der Lage, das zukünftige Vorkommen dieser seltenen
Ereignisse „messen“ zu können. Dennoch gibt es Dummköpfe, die
ihnen das abnehmen, obwohl die Erfahrung mit solchen
Behauptungen und die Erfolgsbilanz besagter Wissenschaftler klar
dagegen spricht
[En26].
Nun ist
das Leben in einer Risikogesellschaft ohne Risiken nicht
möglich. Dennoch stellt sich die Frage, wie groß die Risiken für
so genannte Lebensadern sein dürfen, die von einer Industriegesellschaft in Kauf
genommen werden müssen, zu denen sicherlich auch die gesicherte
Energieversorgung gehört.
Zwar
können auch Hochspannungsleitungen für längere Zeit ausfallen,
wie das zum Beispiel beim Münsterländer Schneechaos am 25.
November 2005 der Fall gewesen ist, in dem eine ganze Region 6
Tage lang ohne Strom war, denn 82 Strommasten knickten damals wie
Streichhölzer ein.
Wetter.de
vom 26.11.2021:
Rund 250.000 Menschen wurden von der Stromversorgung
abgeschnitten, den 19.000 Einwohner-Ort
Ochtrup
traf das Schneetief besonders hart. Die Menschen dort lebten bis
zu sechs Tage im Dunkeln. Insgesamt dauerten die
Reparaturarbeiten der Stromleitungen Wochen, der Gesamtschaden
belief sich auf 100 Millionen Euro
[En27].
Aber
nicht nur seltene Wetterkapriolen, auch Terroranschläge haben
ganze Stromnetze bereits lahmgelegt, wenn auch nicht in
Deutschland.
Südtiroler Feuernacht:
In der Nacht auf den 12. Juni jährt sich die sogenannte
Südtiroler „Feuernacht“ zum 60. Mal. Die Anschläge des
Befreiungsausschusses Südtirol (B.A.S.)
erreichten
1961 ihren Höhepunkt. Allein in dieser Nacht wurden 37
Strommasten gesprengt, um die Weltöffentlichkeit auf die
Unterdrückung der deutschsprachigen Minderheit in Südtirol
aufmerksam zu machen
[En28].
Mit welchen
Folgen jedoch zu rechnen ist, wenn die Windstromautobahn
SuedLink
Zielobjekt von Terroranschlägen werden sollte, ist zurzeit wohl
kaum absehbar.
Anfälligkeit der Stromkabel von
SuedLink:
Immerhin liegen die Stromkabel nur 1 bis 2 Meter unter dem Boden. An
etwa jeder zweiten Verbindungsstelle kommen so genannte
Crossbondingmuffen zum Einsatz, deren Abdeckplatten sogar einige
Zentimeter aus dem Erdboden herausragen. Dort, wo es
erforderlich erscheint, werden diese Zugänge mit
Anfahrschutzbügeln
ausgestattet. Wer also eine geeignete Stelle für einen
Sprengstoffanschlag sucht, der wird nicht lange suchen müssen,
denn diese Bügel sind gut sichtbar, wie das der folgenden
Animation entnommen werden kann, die im Internet vorgehalten wird.
Wechselstrom-Erdverkabelung im Höchstspannungsnetz
15
Schlusssätze
TOP
Denken
heißt Nein sagen. Wozu aber gilt es nein zu sagen? Zur Welt, zum
Prediger, zum Tyrannen, zum Politiker oder zum Wissenschaftler?
Das wäre in Anlehnung an Derrida nur Schein.
Jacques Derrida:
In all diesen Fällen sagt das Denken NEIN zu sich selbst. Es
bricht die glückliche Ruhe. [Ruhe und Unruhe. Glück des
Schlummers]. Es trennt sich von sich selbst. Es kämpft gegen
sich selbst. Es gibt auf der Welt keinen anderen Kampf. Warum
gibt es auf der Welt keinen anderen Kampf? Weil ich, bevor ich
dem anderen die Stirn biete und um dem Anderen – in all seinen
Formen, dem Mitmenschen, der Welt, dem Tyrannen, dem Prediger
oder sogar dem Freund – die Stirn zu bieten kann, in mir einem
inneren Feind die Stirn bieten muss, einem inneren Defätisten
(Schwarzseher), der mir den Schlaf einflüstert, der mir zu
Flucht rät, der mich dazu drängt, nachzugeben, mich ungeprüft,
gefahrlos besiegen oder überzeugen zu lassen
[En29].
Es bedarf somit schon viel Überwindung, sich selbst auf den Weg
zu machen, um herauszufinden, ob es sich bei der mit großem
Aufwand betriebenen Erzählung von einer klimaneutralen
Großtechnik wirklich um eine tragfähige Zukunftslösung handelt,
oder ob es nicht doch besser wäre, zuerst einmal eine Zukunft zu
beschreiben, die realisierbar und zumutbar ist.
Diese Frage können Sie nur selbst beantworten, weniger
faktenbasiert, aber dafür unter Gebrauch Ihres gesunden
Menschenverstandes.
Jacques Darrida zumindest geht von der Vorstellung
aus, dass zu jedem Willen auch die Bejahung des Guten gehört.
Das dazugehörige JA geht, so seine Sicht der Dinge, dem Denken des NEINS voraus,
weil der Wille zum Guten zur ursprünglichen Natur des Menschen
gehört, so dass die Entscheidung für das Falsche eines gewissen
Aufwandes bedart, damit das Gute (Richtige) verdrängt werden
kann.
Wie dem auch immer sei.
Das hinterfragende NEIN dient
auf jeden Fall dem Zweck, den Irrtum zu vermeiden.
Ich
wünsche Ihnen ein gutes und ein erfahrungsreiches neues Jahr
2024.
Mit
freundlichen Grüßen Alfred
Rodorf 1.
Januar 2024
16
Quellen
TOP
Endnote_01 Michael Esfeld. Land ohne Mut. Eine Anleitung
für die Rückkehr zu Wissenschaft und Rechtsordnung. Achgut
Edition 2023, Seite 22 - 24 Zurück
Endnote_02
Jacques Derrida. Denken heißt Nein sagen. Passagen Verlag 2022,
Seite 29 Zurück
Endnote_03 Ebd. Derrida, Seiten 3
und 4 Zurück
Endnote_04 Émile-Auguste Chartier war
ein französischer Denker und Schriftsteller, der zwischen den
beiden Weltkriegen hohes Ansehen als „moralische Stimme“
Frankreichs genoss. Mit seiner Kolumnenform Propos prägte er
eine neue literarische Gattung. In der Regel ist er unter seinem
Pseudonym Alain bekannt. Zurück
Endnote_05 Alain:
https://beruhmte-zitate.de/autoren/alain/
Zurück
Endnote_06 Merkur.de vom 8.12.2023: Putin plante
Mega-Blackout in Deutschland: Last-Minute-Rettung durch
Whistleblower enthüllt.
https://www.merkur.de/wirtschaft/wladimir-putins-gescheiterter-coup-bericht-
enthuellt-rettung-deutschlands-vor-mega-blackout-92714032.html
Zurück
Endnote_07 Marcel Fratzscher. Die
Deutschland-Illusion. Carl-Hanser-Verlag 2014, Seite 96
Zurück
Endnote_08 Frank Hennig. Klimadämmerung. Vom
Ausstieg zum Abstieg. Ein Plädoyer für mehr Vernunft. Seite 99
unter Verweis auf VDI-Nachrichten 35/11
Zurück
Endnote_09 Energieeffizienzstrategie 2050:
https://www.bundesregierung.de/breg-de/service/
publikationen/energieeffizienzstrategie-2050-1708334
Zurück
Endnote_10 Landtag NRW - 17. Wahlperiode - Stellungnahme
17/2251 https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/
dokumentenarchiv/Dokument/MMST17-2251.pdf
Zurück
Endnote_11 Ebd. Detlef Ahlborn
Zurück
Endnote_12
NZZ.ch vom 19.12.2023: Eine Welt nur mit Solar- oder Windstrom?
Die Kosten würden explodieren
https://www.nzz.ch/wirtschaft/eine-welt-nur-mit-solar-
oder-windstrom-die-kosten-wuerden-explodieren-ld.1770463
Zurück
Endnote_13 Welt.de vom 21.12.2023:
Bundesnetzagentur überrascht mit Veto gegen Kohleausstieg.
https://www.welt.de/wirtschaft/plus249179614/Bundesnetzagentur-
ueberrascht-mit-Veto-gegen-Kohleausstieg.html
Zurück
Endnote_14 Focus.de vom 21.12.2023. Bundesnetzagentur stoppt
kompletten Kohleausstieg vor 2031.
https://www.focus.de/politik/deutschland/bundesnetzagentur-stoppt-kohleausstieg-vor-2031-jetzt-rebelliert-habecks-behoerde-gegen-den-wirtschaftsminister_id_259519405.html
Zurück
Endnote_15 Tichyseinblick.de vom 21.12.2023:
Reserve für Netzstabilität Bundesnetzagentur verbietet
vorzeitige Stilllegung von Kohlekraftwerken.
https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/bundesnetzagentur-
verbietet-stilllegung-kohlekraftwerke/
Zurück
Endnote_16 NZZ.ch vom 22.12.2023. Die gelähmte Republik:
Deutschland ist ein Stillstandland.
https://www.nzz.ch/der-andere-blick/die-gelaehmte-republik-
deutschland-ist-ein-stillstandland-ld.1771614
Zurück
Endnote_17 Wetter.de vom 24. 2. 2015: Warum Windräder bei
Wind manchmal abgeschaltet werden müssen.
https://www.wetter.de/cms/warum-windraeder-bei-wind-
manchmal-abgeschaltet-werden-muessen-2222753.html
Zurück
Endnote_18 Tagesschau.de vom 23.1.2023:
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/windkraft-probleme-101.html
Zurück
Endnote_19 Studie Uni Graz 2022:
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/09/PD23_351_43312.html
Zurück
Endnote_20 Max-Planck-Institut für Biogeochemie
vom 14. Juli 2022. Windkraft, aber richtig.
https://www.bgc-jena.mpg.de/news/2022/windkraft
Zurück
Endnote_21 Was ist eigentlich ein Netzbooster?
https://www.haustec.de/energie/batteriespeicher/
was-ist-eigentlich-ein-netzbooster#SnippetTab
Zurück
Endnote_22 Handelsblatt.com vom 20.1.2023: Energiewende:
Siemens-Tochter baut Mega-Batteriespeicher für Strom.
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/energiewende-
siemens-tochter-baut-mega-batteriespeicher-fuer-strom/28724584.html
Zurück
Endnote_23 TransnetBW:
https://www.transnetbw.de/de/netzentwicklung/projekte/suedlink
Zurück
Endnote_24 Bundesregierung. Start der
Stromautobahn Suedlink.
https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/
netzausbau-energiewende-2172720 Zurück
Endnote_25
BUND. SuedLink: Überdimensionierte Stromtrassen – kostengünstige
und umweltfreundliche Alternativen machen sie überflüssig
https://www.bund-hessen.de/pm/news/suedlink-kostenguenstige-umweltfreundliche-
alternativen-machen-ueberdimensionierte-stromtrassen-ueberfluessig/
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Endnote_26 Nassim Nicolas Taleb:
Antifragilität. Anleitung für eine Welt, die wir nicht
verstehen. Knaus-Verlag 2013, Seite 28
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Endnote_27 Wetter.de vom 26. November 2021: Die
Schnee-Katastrophe 2005.
https://www.wetter.de/cms/mega-schneechaos-vor-
16-jahren-im-muensterland-4655877.html
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Endnote_28 60 Jahre „Feuernacht:
https://www.rainews.it/tgr/tagesschau/articoli/2021/06/
tag-60-Jahre-Feuernacht-ec482038-b08f-4658-9b2b-0340e76f2a4e.html
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Endnote_29 Jacques Derrida. Denken heißt Nein
sagen. Passagen Verlag 2022, Seite 31/32
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