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Wir müssen
friedensfähig werden
Wir haben gar keine
andere Chance, denn nur friedensfähige Demokratien können
überleben.
Inhaltsverzeichnis:
01 Friedliche Wirtschaftssysteme schaffen
02 Das Feind-/Freundverhältnis aufgeben 03
Kriegsangst versus Friedensfähigkeit 04
Wer kann einen Krieg führen? 05
Eine Geschichte des amerikanischen Volkes
06 Amerikanisch-europäische Geschichte von heute
07 Die von Russland ausgehende Kriegsgefahr
08 Demokratie versus Tyrannei 09
Krieg der Worte 10 Sanktionen
ersetzen keine Diplomatie 11 Sanktionen
sind tödlicher als Kriege 12
Kriegswirtschaft als Wirtschaftsmotor 13
Kriegsgefahr durch Europa 14 Diplomatie
gestern und heute 15 Voraussetzungen einer
diplomatischen Lösung 16 Nur friedensfähige
Demokratien überleben 17 Deutschland und
die EU sind Sondierungsfälle 18 Vertane
Friedenschance in der Ukraine 19 Wie Ai
Weiwei Deutschland sieht 20 Der kranke
Patient Deutschland 21 Quellen
01
Friedliche Wirtschaftssysteme schaffen
TOP
Seit dem
Wirtschaftsnobelpreis, den Joseph Stiglitz 2001 erhalten hat,
setzt sich der US-amerikanische Ökonom, der auch Politikberater
und Professor für Wirtschaftswissenschaft an der Columbia
University ist, für die Weiterentwicklung keynesianischer
Wirtschaftsauffassungen ein.
Stiglitz vertritt den
Standpunkt, dass nur eine Regierung in den Händen von wirklich
klugen Leuten dazu in der Lage ist, eine Wirtschaft zu lenken,
um ein gerechtes Wirtschaftssystem schaffen zu können, denn
liberale Wirtschaftssysteme sind dazu, so Joseph Stiglitz,
nicht in der Lage.
In seinem Vortrag
anlässlich der Vergabe des Nobelpreisesim Jahr 2001 sprach Stiglitz davon,
dass die Theorien des freien Marktes von Adam Smith einem
gerechteren Wirtschaftssystem im Wege stehen würde, denn Smiths
„unsichtbare Hand des Marktes“ existiere entweder nicht oder
aber habe die Entstehung gerechter Wirtschaftssysteme verhindert. Er stellte fest, dass sich
die großen politischen Debatten in den zwei Jahrzehnten vor der
Jahrtausendwende tendenziell auf die „Effizienz der
Marktwirtschaft“ und die „angemessene Beziehung zwischen dem
Markt und der Regierung“ konzentriert haben, deren Ergebnisse
heute als gescheitert anzusehen seien. Sein Ansatz hingegen
begünstige dennoch die Regierung, denn sein Credo lautet: mehr staatliche
Eingriffe.
LGT.com
vom 25.2.2025:
Dennoch will Stiglitz den Kapitalismus nicht stürzen, sondern
ihn vielmehr retten. Er glaubt, dass „Märkte mit privatem
Unternehmertum das Herzstück jeder erfolgreichen Wirtschaft
darstellen, aber [...] grenzenlose Märkte nicht effizient,
stabil oder fair“ seien. Um „den Kapitalismus vor sich selbst zu
retten“, schlägt er einen „progressiven Kapitalismus“ vor
[En01].
Seien
Kritik an den bestehenden Wirtschaftssystemen im Westen lassen
sich, in Anlehnung an die Schlussseite in seinem Buch „Der Weg
zur Freiheit – Ökonomie für eine gerechte Gesellschaft“, wie
folgt zusammen:
Joseph Stiglitz:
Es ist ein politisches System, das vorgibt, die Freiheit über
alles zu schätzen, aber in vielerlei Hinsicht so strukturiert
ist, dass es einem Großteil seiner Bürger Freiheiten vorenthält
oder diese einschränkt. [...]. Wir müssen diesen Weg nicht
weitergehen. Wir sind an einem Punkt angelangt, wo eine Mehrheit
Veränderungen fordert und wo sich die meisten mit den Werten,
den politischen Inhalten und Programmen, die dem progressiven
Kapitalismus zugrunde liegen, identifizieren [En02].
Die
Merkmale des progressiven Kapitalismus nach Stiglitz lassen sich
wie folgt zusammenfassen.
-
Aufbau einer lernenden Gesellschaft
-
Dezentralisierung des Wirtschaftssystems einschließlich
aller ökonomischen Einheiten
-
Der
progressive Kapitalismus erkennt an, dass Macht existiert
und dass die Machtverteilung ein zentrales Problem ist
-
Machtbegrenzung ist von entscheidender Bedeutung für ein
gerechtes Wirtschaftssystem
-
Gesellschaftlicher Wohlstand ist etwas anderes als die
Maximierung des Vermögens einzelner Personen
-
Der
gesellschaftliche Wohlstand hat Vorrang
-
In
einer menschenwürdigen Gesellschaft ist es unabdingbar, die
Machtverhältnisse in allen Dimensionen unserer Gesellschaft
(private Haushalte, Unternehmen, Wirtschaft und Politik) neu
auszubalancieren
-
Das
heutige Machtungleichgewicht hat die Freiheit der
Großkonzerne erweitert, während es die Freiheit der
Durchschnittsbürger eingeschränkt hat
-
Keine
echte
Demokratie lässt es zu, dass man einer Gruppe mehr Macht
gibt als anderen Gruppen und andere weniger begünstigt als
die Großen.
Joseph Stiglitz:
Das eigentliche Ziel des progressiven Kapitalismus besteht
darin, eine Gesellschaft aufzubauen, in der es mehr Empathie,
mehr Fürsorge, mehr Kreativität und mehr konstruktives Streben
gibt, mit Menschen, die weniger egoistisch und ehrlicher sind –
und diese Merkmale werden zu einer Wirtschaft und einer
Gesellschaft führen, die besser funktioniert. Ich glaube fest
daran, dass dies der progressiven Wirtschaftsordnung, für die
ich eintrete, gelingen wird [En03].
Ob das
gelingen wird, die Idee eines "progressiven Kapitalismus"
Wirklichkeit werden zu lassen, darüber kann nur die Zukunft, beziehungsweise der
Weg dorthin entscheiden, wenn er denn eingeschlagen würde, denn
die oben geschilderte Überzeugung ist zwar die eines
Nobelpreisträgers, die aber muss nicht unbedingt auch von den
Eliten im Lande geteilt werden, die auch heute noch nicht von
ihrem Glauben ablassen können, dass die „unsichtbare Hand des
freien Marktes“ alles zu regeln vermag und ein schlanker Staat
Wirtschaftswachstum weitaus eher wahrscheinlich macht als ein
Staat, der alles regeln will.
Wie dem auch immer sei:
Der Klimawandel wird es notwendig machen, dass auch die
Wirtschaftssysteme friedensfähig werden, denn eine Wirtschaft,
die es für Fortschritt hält, den Planeten Erde, dort, wo sich
das lohnt (der Rest kann ja bleiben wie er will), auszubeuten, kann nicht friedlich und auch nicht
friedensensfähig sein.
Das zu beenden, wird eine
Zukunftsaufgabe sein, die sehr viele Konflikte schaffen wird, um
das gesteckte Ziel sowohl einer nationalen als auch
einer internationalen Friedensordnung zu ermöglichen.
Aus der
Sicht von Joseph Stiglitz setzt das eine politische Bildung
voraus, die heute aber noch in den Kinderschuhen steckt, denn über
das, was Menschen wissen sollen, entscheiden im großen Rahmen
gesehen immer noch die Medien und diejenigen, denen die großen
Leitmedien gehören.
Diesbezüglich heißt es bei Joseph Stiglitz:
-
Die
empirische Forschung sagt uns, dass das, was Menschen in den
Medien sehen, einen großen Einfluss auf sie hat (Seite 260).
-
Sie
prägen die Ansicht darüber, ob der Staat die Lösung oder das
Problem ist, ob es auf materielle Anreize ankommt und ob die
Erhöhung von Unternehmenssteuern die Investitionen zum
Erliegen bringen und zu massiven Arbeitsplatzverlusten
führen wird oder nicht (Seite 261)
-
Sie
haben uns eine Brille aufgesetzt, durch die wir unsere
vielschichtige, unübersichtliche Wirklichkeit so sehen, wie
sie es wollen. Sie entscheiden, welche Geschichte erzählt
und welche Unwahrheiten in Sekundenschnelle von Nutzer zu
Nutzer oder an Millionen Nutzer versendet werden (Seite
263).
Wie dem auch immer sei:
Auf lange Sicht sind wir alle tot, wie es John Maynard Keynes
einmal ausgedrückt hat. Aber auf lange Sicht ist beinahe alles
möglich.
Deshalb: Worum es in der Zukunft gehen wird, lässt sich
bereits heute, auch im Hinblick auf eine national als auch
international anzustrebende Friedensfähigkeit feststellen, macht ein Wirtschaftssystem erforderlich, das eher
dazu in der Lage ist, eine gerechte oder auch eine erträgliche "ungleiche
Gesellschaft" zu schaffen, uns diesem Ziel zumindest etwas näher
zu bringen, als das bei der dysfunktionalen Wirtschaftsordnung von heute
der Fall ist.
Die Wirtschaft, die wir brauchen. Plädoyer für einen
progressiven Kapitalismus Von Joseph E. Stiglitz
Mit anderen Worten:
Ein Wirtschaftssystem, das auf Wachsen, Ausbeuten und
Gewinnmaximierung ausgelegt ist, trägt immer den Keim der
Kriegsbereitschaft in sich. Dazu mehr an anderer Stelle in
diesem Aufsatz.
02 Das Feind-/Freundverhältnis aufgeben
TOP
Der
augenblickliche Feind stellte immer das Böse an sich dar, und
daraus folgte, dass jede vergangene oder zukünftige Verbindung
mit ihm undenkbar war. George
Orwell 1984 [En04]
Heute
liegt nicht einmal mehr eine zukünftige Verbindung mit dem
augenblicklichen Feind Russland im Bereich des Möglichen, obwohl
diese Sichtweise nicht nur von Friedensforschern beklagt,
sondern weit darüber hinausgehend als ein unentschuldbares
diplomatisches Versagen außerhalb der Denkblase von Brüssel,
Deutschland, Frankreich und England angesehen wird.
Warum?
Jeder
glaubt an die Gräueltaten des Feindes und leugnet die der
eigenen Seite, ohne sich jemals die Mühe zu machen, die Beweise
zu prüfen.
George Orwell [En05].
Aber
worin besteht dieses Böse, das auch im deutschen Interesse
abgewehrt werden muss?
Ist es
wirklich die Demokratie, die es zu verteidigen gilt, oder sind
es doch eher die Rohstoffe, über die die Ukraine verfügt und die
nicht nur für die Zukunftsindustrie in Deutschland, sondern auch
für andere Volkswirtschaften in der EU sozusagen existenziell
sind?
Gemeint sind die seltenen Erden, von denen es in den
anderen Ländern der EU nur sehr wenige gibt.
Anders ausgedrückt:
Wenn es der EU gelingen sollte, dieses rohstoffreiche Land in
die EU zu integrieren, dann würde allein dadurch die
Abhängigkeit von China mehr oder weniger beseitigt, die sich in
den letzten Wochen, Zurückhaltung beim Export seltener Erden, nicht als eine Fata Morgana, sondern als eine
existierende Gefahr für Hunderttausende dadurch bedrohter
Arbeitsplätze in Deutschland herausgestellt hat.
China
hat nämlich seine Exportbeschränkungen für seltene Erden
verschärft und verlangt für die Ausfuhr bestimmter Mineralien,
wie Dysprosium, Terbium und Samarium Lizenzen, die einzeln oder
allgemein beantragt werden müssen.
Die Verschärfung erfolgte
aufgrund des Handelsstreits Chinas mit den USA und zielt darauf
ab, die nationale Sicherheit Chinas zu schützen. Dies könnte
weitreichende Folgen für die Industrie sowohl in Deutschland als
auch in den anderen westlichen Demokratien haben, denn all diese
Demokratien von chinesischen Lieferungen seltener Erden
abhängig.
Spiegel.de
vom 9.10.2025:
Rohstoffabhängigkeit von China bedroht EU-Wirtschaft. Zuletzt
zeigte eine Studie, dass die Risiken für die EU-Wirtschaft durch
die Rohstoffabhängigkeit größer als bisher angenommen sind.
Hauptgrund sei, dass der Westen nicht nur bei den Rohstoffen
selbst stark von China abhängig ist, sondern vor allem bei
kritischen Zwischenprodukten wie Magneten, Spezialkeramiken oder
Legierungen. Bei den Permanentmagneten etwa, die für E-Autos,
Windturbinen und Robotik unerlässlich sind, kontrolliere China
zwar nur rund 58 Prozent des Abbaus der notwendigen seltenen
Erden, aber 92 Prozent der Herstellung entsprechender Produkte
[En06].
Und auch
auf
Merkur.de
vom 17.10.2025 wird darauf hingewiesen, dass Deutschland
Probleme mit Rohstoffen hat.
Merkur.de
vom 17.10.2025:
Millionen Arbeitsplätze hängen von
Seltenen
Erden aus China ab. Laut einer aktuellen McKinsey-Studie hängen
in Deutschland rund vier Millionen Jobs von
Seltenen
Erden ab. Ein Ausfuhrstopp Chinas würde neun Prozent der
Wirtschaftsleistung bedrohen [En07].
Dass es
im deutschen Interesse liegen muss, Zugang zu den seltenen
Rohstoffen zu erhalten, über die die Ukraine verfügt, die sich
aber bedauerlicherweise zum größten Teil in Gebieten befinden,
die bereits von den Russen besetzt sind, darüber zu sprechen
und zu informieren würde aber nicht mit den guten Absichten der EU-NATO-Staaten zu
vereinbaren sein, denen es ja bekanntermaßen vordergründig darum geht, die
Demokratie zu retten und den Expansionsdrang der Russen
zurückzudrängen.
So viel
zur Rechtfertigung des Krieges.
Falls
Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann bedeutet sie das Recht
darauf, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.
Georg Orwell Farm der Tiere [En08]
03 Kriegsangst versus Friedensfähigkeit
TOP
Wer die
Kriegsangst schürt, hat möglicherweise Angst vor dem Frieden.
Wer ihn, den Krieg, herbeiredet, löst damit psychologisch
bekanntermaßen eine
self-fulfilling
prophecy
aus. Darunter ist eine Vorhersage zu verstehen, die zumindest
teilweise als Ergebnis des Glaubens oder der Erwartung an eine
zu erwartende Wirklichkeit anzusehen ist.
Auf
Merkur.de
vom 16.10.2025 heißt es bereits in der Überschrift wie folgt:
Bundesamt warnt erstmals seit 35 Jahren vor Krieg in
Deutschland.
Warum?
Merkur.de
vom 16.10.2025:
Am 13. Oktober 2025 vollzieht die Bundesregierung eine
historische Kehrtwende. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und
Katastrophenhilfe (BBK) veröffentlicht seinen grundlegend
überarbeiteten Ratgeber „Vorsorgen für Krisen und Katastrophen“
– und nennt darin erstmals seit dem Ende des Kalten Krieges,
also 1990, Krieg als reale Bedrohung für Deutschland. Wörtlich
heißt es: „Selbst ein Krieg scheint nicht mehr so ausgeschlossen
zu sein wie noch vor einigen Jahren.“ Zeitgleich warnt
Geheimdienst-Präsident Martin Jäger (BND) vor dem Bundestag in
ungewöhnlich scharfen Worten vor Putins Russland: „Wir stehen
schon heute im Feuer“, in Europa herrsche bestenfalls „ein
eisiger Friede“. Die Botschaft ist klar: Jeder der etwa 83
Millionen deutschen Staatsbürger soll sich auf Extremsituationen
vorbereiten [En09].
Diese
Meldung reiht sich „sozusagen als eine notwendige vorbereitende
Maßnahme“ in die Berichterstattung der Leitmedien ein, sich auf
die Folgen eines Krieges möglichst sofort einzurichten, denn mit
einem Angriff Russlands auf ein NATO-Land muss jederzeit
gerechnet werden – so zumindest die auch von der Bundesregierung
ausgegebenen Botschaft.
Anders ausgedrückt:
Die Bedrohungslage wird so geschildert, als sei sowohl
Deutschland als auch der Rest der freien Welt – gemeint ist die
NATO – von einer Welt voller Feinde umgeben ist.
Folgt man der
politischen und medialen Dauererregung, die nicht müde wird, vor
einem bevortehenden Angriffskrieg der Russen zu warnen, dann müssen der
Vollständigkeit halber die Feinde der freien Welt um zwei
weitere Reizwörter ergänzt werden, als da sind:
Wie dem auch immer sei:
Eine
kapitalistische Zivilisation kann nicht existieren, ohne zu
expandieren, ohne sich beständig neue Territorien,
Lebensbereiche und Naturräume einzuverleiben, koste es, was es
wolle. Dass dadurch Feindschaften und auch Konflikte entstehen,
das liegt in der Natur der Sache. Die können sogar so weit
gedeihen, dass daraus Kriege entstehen, und, was den
Ukrainekrieg von heute anbelangt, auch so entstanden sind, denn
vor dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine
gab es eine Vorgeschichte (von der in den Leitmedien kaum etwas
zu lesen ist), die dazu geführt hat, dass es zu
diesem Krieg überhaupt hat kommen können und an dessen Ursachen
die demokratischen Staaten des Westens einen wesentlichen
Beitrag geleistet haben.
04 Wer kann einen Krieg führen?
TOP
Krieg
ist eines der wenigen Dinge, die nur der Staat tun kann und der,
in Anlehnung an Randolph Bourne (1886 bis 1918), einem
amerikanischen Publizisten, dessen Ideen auch heute noch wirken,
wie folgt schöngeredet bzw. herbeigeredet wird:
Randolph Bourne:
Krieg ist
die Gesundheit des Staates.
Das
Randolph-Bourne-Institut hat es sich zur Aufgabe
gemacht, sein Andenken zu ehren und eine amerikanische
Außenpolitik zu unterstützen, die das Ziel einer friedlichen
Welt ohne Interventionen anstrebt.
Auf der
Website
Antiwar.com
des Randolph-Bourne-Instituts heißt es:
Antiwar.com:
„Krieg ist die Gesundheit des Staates.“ Mit jedem Krieg hat
Amerika einen „großen Sprung“ in Richtung Etatismus gemacht, und
wie Bourne betonte: „Im Krieg versteht man das Wesen dieser
Institution [des Staates] am besten.“ Im Kern beinhaltet dieses
Wesen eine immer stärkere Bedrohung der individuellen Freiheit
und die Zentralisierung der politischen Macht“ [En10].
Mit anderen Worten:
Auch ein Staat ist, wie jedes andere Lebewesen auch, ein
Organismus, der überleben und wachsen will. Dass dieser
Vergleich mit Lebewesen aus Fleisch und Blut hinkt, dürfte
offenkundig sein, deshalb ist es ja auch nicht der Staat, sondern die für ihn handelnden Akteure, die behaupten:
-
Wir vertreten das Volk.
-
Wir sind es, die im Auftrag der Vielen
handeln.
-
Wir sorgen dafür, dass die Vielen leben, arbeiten und
sich entwickeln können.
-
Wir
werden bedroht.
-
Wir
müssen uns auf einen Krieg vorbereiten.
Beim
näheren Hinsehen auf das Wesen des Staates bekommt diese staatliche Grundhaltung jedoch schnell
Risse, denn – so zumindest lehrt das die Geschichte – waren und
sind seine Hauptprodukte – gemeint sind die des Staates – schon
seit jeher Organismen von Ausgrenzungen, Verfolgungen, Beschlagnahmungen,
Steuern, Inflation, Zensur, Belästigung, Repression – und Krieg.
Der
Staat als ein lebender Organismus – und das gilt auch für
Demokratien – ist auch heute eines nicht: Dein Freund, denn
er wird seine Interessen durchsetzen, wenn jemand sich nicht an
die Regeln hält, die hinzunehmen der Staat, besser gesagt die in
ihm agierenden Machtinhaber, nicht mehr bereit
ist.
Anders ausgedrückt:
Wenn Parkverstöße mit allen Möglichkeiten verfolgt werden, über
die der Staat verfügt, verfügt er auf der anderen Seite seines
Handlungsspektrums natürlich ebenfalls über Möglichkeiten, Regeln
nicht
durchzusetzen, wenn ihm das zielführend erscheint, zum Beispiel
Duldung von Demonstrationen, auf denen ein Kalifat eingefordert
wird, zur Gewalt aufgerufen wird, oder der Staat und seine
Organe beleidigt werden.
Während
ein Post, der den ehemaligen Bundeswirtschaftsminister als einen
„Schwachkopf“ darstellt, mit der ganzen Härte des Gesetzes
verfolgt wird, bleibt abzuwarten, was mit den gegen 67 Personen
eingeleitete Strafverfahren geschieht, die von der Polizei
anlässlich einer gewaltsam verlaufenden und deshalb aufgelösten
Israel-Hass-Demo, die am 8.10.2025 in Berlin von der Polizei
aufgelöst wurde, geschieht.
Anders ausgedrückt:
197 Personen wurden anlässlich der oben skizzierten
Demonstration vorübergehend festgenommen, aber nur gegen
67 Personen wurden Strafverfahren eingeleitet. Wie viele davon
eingestellt werden, das lässt sich nur erahnen.
Die Teilnehmer
dieser Demo hatten sogar eine Wiederholung des 7. Oktober 2023
eingefordert.
Daraus
lässt sich schließen, dass der Organismus Staat genauso opportun
ist, wie die Wechselhaftigkeit seiner Politiker, die heute das
eine sagen, und morgen das andere tun.
05 Eine Geschichte des amerikanischen Volkes
TOP
1980
publizierte Howard Zinn (1922 bis 2010) sein auch heute noch
lesenswertes Buch „Eine Geschichte des amerikanischen Volkes“.
Dieses Buch ist auch aus der Sicht von heute – es ist im Oktober
2025 erstmalig auf Deutsch erschienen – deshalb wichtig,
weil es grundlegende Wahrheiten über die Bedeutung von Kriegen
enthält.
Im
Kapitel 14 lautet zum Beispiel die Überschrift: Krieg ist die
Gesundheit des Staates. Zur Erklärung greift Zinn auf den Ersten
Weltkrieg zurück und erklärt das Aufblühen der Regierungen in
der Vorkriegszeit, in der bestehende Klassenkämpfe zum Schweigen
gebracht werden mussten.
Dennoch nahmen die Spannungen in den
USA in der Zeit vor dem Eintritt in den Ersten Weltkrieg
zu, der am 6. April 1917 endete, denn:
„Seit diesem Tag“, so
Howard Zinn, „habe niemand zeigen können, dass der Krieg der
Menschheit einen Gewinn gebracht brachte, der auch nur ein
Menschenleben wert gewesen wäre.“
Zinn
begründet das damit, dass „die Herrschenden zwar immer die Kriege
erklärt; die unterdrückte Klasse aber immer die Schlachten
gekämpft haben“ und dabei wenig gewonnen, wohl aber viel
Menschen etwas verloren haben, nämlich ihr Leben, ihre
körperliche Unversehrtheit, ihre Arme, ihre Beine und sogar
ihren Verstand.
Aber:
Zu
gegebener Zeit wird die Stunde schlagen [in der] die
Brüderlichkeit aller Menschheit verkündet werden wird. Dies sei
Aufgabe der Friedensbewegung, deren Aktivitäten, so Howard Zinn,
wesentlich mit dazu beigetragen haben, den Vietnamkrieg zu
beenden.
Wie dem auch immer sei:
Zinn argumentiert, dass die Führungspersonen oft die letzten
waren, die handelten, während das ‚Volk‘ in ihren Forderungen
nach Frieden ihnen weit voraus war, was im Übrigen auch heute so
ist, denn mehrheitlich wollen die Deutschen keinen Krieg.
Das
dürfte in den meisten anderen EU-Staaten die Bevölkerung wohl
auch so sehen. Sogar in der Ukraine dürften solche Mehrheiten zu
finden sein.
Und was
die Zufriedenheit der Mittelschicht anbelangt, stellt Zinn fest,
dass seit den frühen 1990er Jahren, als eine wachsende
Unzufriedenheit in der Mittelschicht in den USA einfach nicht
mehr ignoriert werden konnte, diese Unzufriedenheit - bedingt
durch Besitzstandsverluste – dazu geführt hat, dass, als die
Mittelschicht begriffen hatte, dass ihre Besitzstände sich
aufzulösen begannen, sie zusammen mit den anderen
Zurückgebliebenen dazu in der Lage sein werden, die bestehende
Gesellschaft radikal zu transformieren, um der bestehenden
wirtschaftlichen Ungleichheit ein Ende zu bereiten.
Umfangreiche Zusammenfassung
Diese
Diagnose lässt sich durchaus auch auf die Wirklichkeit im Deutschland
von heute übertragen. Auch dort haben die wirtschaftlichen
Ungleichheiten zwischenzeitlich ein Ausmaß nicht mehr zu
rechtfertigender Gegensätze erzeugt, die dazu führen, dass sich
in Deutschland ein Protestpotential politisiert, das zunehmend
in der AfD ihren Hoffnungsträger sieht, die bereits heute nicht
nur als eine
Partei der kleinen Leute, sondern auch als ein Hoffnungsträger
des Mittelstandes bezeichnet werden kann.
06 Amerikanisch-europäische Geschichte von
heute
TOP
Am 4. April
1949 wurde die North
Atlantic Treaty
Organization
(NATO)
gegründet. Die NATO ist ein politisch-militärisches Bündnis und
verbindet die Sicherheitspolitik Europas und Nordamerikas.
Was ist daraus geworden?
Die NATO ist ein US-Regierungsprogramm, das ein Eigenleben
angenommen hat. Sein ursprünglicher Zweck war die Verteidigung
gegen den Warschauer Pakt. Aber obwohl die Sowjetunion und ihre
Verbündeten Anfang der 1990er Jahre als militärische Bedrohung
nicht mehr existierten, ist die NATO weiter gewachsen. Trotz
Abkommen mit Russland ist es direkt an die Grenze Russlands
vorgedrungen und hat sogar traditionell neutrale Staaten wie
Finnland und Schweden aufgenommen.
Hinzu
kommt, dass mit dem Ende des Kalten Krieges aus amerikanischer
Sicht wieder das Wunschbild einer unipolaren Welt unter der
Führung der USA erneut zu wachsen begann, denn der böse Feind,
die kommunistischen Staaten der UdSSR, hatten sich ja sozusagen
selbst aufgelöst, was als Schwäche ausgelegt und als Auftrag
gewertet wurde, dafür Sorge zu tragen, dass das westliche
Demokratieverständnis als ein universelles Regierungssystem
unter der Leitung der USA weltweit zu etablieren sei.
Das dies
Wahnvorstellung nicht gelungen ist, und auch nicht gelingen
konnte, liegt in der Natur menschlicher Überheblichkeit
begründet.
Und:
Sollte es dem US-Präsidenten Donald Trump und dem russischen
Staatspräsidenten Wladimir Putin nicht gelingen, den sich daraus
ergebenden Konflikt zu befrieden, wird dadurch nicht nur den
beiden Großmächten, sondern auch den Staaten der Europäischen
Union großer Schaden zugefügt werden, und zwar unabhängig davon,
ob es tatsächlich zu einem dritten Weltkrieg kommen sollte oder
auch nicht.
Das
wissen die Führer der beiden Großmächte und das ist der wohl
entscheidende Grund für beide, den Ukraine-Krieg möglichst
schnell zu beenden. Bedauerlicher weise wissen sich immer noch
nicht, wie sie das bewerkstelligen sollen.
07 Die von Russland ausgehende Kriegsgefahr
TOP
Die wohl
überwiegende Mehrheit so genannter Russlandexperten im Westen geht davon
aus, dass Russland wohl kaum die militärischen, finanziellen und
gesellschaftlichen Kapazitäten hat, um neben dem Krieg in der
Ukraine einen weiteren Krieg gegen einen weitaus mächtigeren,
geografisch größeren und finanziell stärkeren Gegner als die
Ukraine zu beginnen. Gemeint ist die NATO.
Es hat
sich auch gezeigt, dass die russischen Truppen in drei Jahren
Krieg und den damit verbundenen großen Verlusten an
Menschenleben nur langsam über die Gebiete entlang der riesigen
Front vorrücken konnten, die sie im ersten überraschenden
Vorstoß eingenommen hatten.
Wie dem auch immer sei:
Die NATO ist Russland nicht nur militärisch, sondern auch
personell überlegen.
Dennoch:
Am 13.
Oktober 2025 berichteten die Chefs der deutschen Geheimdienste
in einer öffentlichen Anhörung dem
Parlamentarischen
Kontrollgremium (PKGr)
im Deutschen Bundestag ihre Version der russischen Bedrohung wie
folgt:
Bundestag.de
vom 13. Oktober 2025:
Deutschland befindet sich aktuell nicht im Krieg, aber auch
nicht mehr im Frieden. In diesem Befund waren sich die [...]
geladenen
Spitzen der Nachrichtendienste des Bundes einig.
Sinan
Selen, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV),
nannte Russland „aggressiv, offensiv und zunehmend eskalativ“.
Es gehe dem Gegner um das „Austesten der Reaktion des
Gegenspielers“. Der BND-Präsident warnte auch davor, sich in der
Annahme zurückzulehnen, ein möglicher russischer Angriff käme
frühestens 2029. „Wir stehen schon heute im Feuer. Unser Gegner
kennt keine Rast- und Ruhezeiten“, sagte er.
Durch
Drohnenflüge, Störungen von GPS-Navigationssystemen und
Luftraumverletzungen durch russische Kampfjets ist es nach
Aussage von
BfV-Präsident
Selen allein im September zu einer Vielzahl von Vorfällen
gekommen, die den zivilen Luftverkehr in Europa stark
beeinträchtigt hätten. Auch wenn die Aufklärung noch anhält,
seien die Angriffsoptionen für einen hybriden Akteur im Luftraum
deutlich geworden.
Russland
überschreite brandgefährliche Grenzen, „insofern es als
Hauptverursacher für die Vorbereitung und Umsetzung von
Sabotageakten in Deutschland und weiteren europäischen Staaten
gilt“, sagte Selen. „Wir dürfen es nicht zulassen, weil
Sicherheit und Souveränität aus Abschreckung und Wehrhaftigkeit
resultieren“, betonte er und kündigte an, den Angriffen
„effektiv entgegenzutreten“. Schließlich gelte es, die
Bedrohungslage zu bewältigen – „und sie nicht allein zu
beobachten“ [En11].
Zeitgleich vollzog die Bundesregierung im Hinblick auf die oben
geschilderte Bedrohungslage auch eine historische Kehrtwende,
denn das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
(BBK) veröffentlicht im Oktober 2025 ebenfalls seinen
grundlegend überarbeiteten Ratgeber „Vorsorgen für Krisen und
Katastrophen“ und nennt darin erstmals seit dem Ende des Kalten
Krieges, der ja bekanntermaßen 1990 endete, dass die Möglichkeit
eines Krieges als eine reale Bedrohung für Deutschland anzusehen
sei.
Ratgeber BBK:
Deutschland ist eines der sichersten Länder der Welt. Dennoch
erleben wir, dass auch in Deutschland Krisen unsere gewohnten
alltäglichen Abläufe stören. Extreme Wetterereignisse nehmen zu.
Durch Cyberattacken, Desinformation oder Sabotage finden
Angriffe auf Infrastrukturen, Meinungsbildung und Zusammenhalt
statt. Selbst ein Krieg scheint nicht mehr so ausgeschlossen zu
sein wie noch vor einigen Jahren [En12].
Ratgeber im Volltext
Die Welt
von heute erscheint im Licht der Tagespolitik bereits eine Welt
voller Feinde zu sein, die nicht nur den Westen und somit auch
Deutschland umzingeln, so dass wir uns jederzeit existenziell
bedroht fühlen müssen, von Russland, von China und von vielen
anderen Staaten, die zunehmend der Staatsform Demokratie den
Rücken zuwenden, denn das Modell Demokratie verliert weltweit
weiter an Boden.
Anders ausgedrückt:
In den zurückliegenden 20 Jahren befanden sich demokratische
Systeme auf dem Rückzug. Diesbezüglich heißt es in einer Studie
der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr 2024 mit dem Titel:
Transformation Index
BTI
2024. Governance in
International
Comparison,
bereits in der Einleitung wie folgt:
Transformation Index
BTI
2024:
Die Stabilität demokratischer Systeme hängt in hohem Maße von
robusten und allgemein akzeptierten demokratischen Institutionen
ab, die auf Rechtsstaatlichkeit beruhen. [...]. Gleichzeitig
versuchen zahlreiche Regierungen, korrupte Wirtschaftsstrukturen
aufrechtzuerhalten. Vielen gelingt es nicht, Veränderungen
herbeizuführen oder Institutionen und Prozesse aufzuhalten, was
einen anhaltenden Rückgang in diesem Bereich widerspiegelt. Noch
alarmierender ist die Erosion des Engagements der politischen
Eliten für demokratische Institutionen. [...]. Demokratische
Gesellschaften schneiden zwar, wie das die
BTI-Länderberichte
seit mehreren Jahren belegen, im Allgemeinen besser ab als ihre
autoritären Pendants, weisen aber auch erhebliche Defizite in
Bezug auf Effizienz, Konsensbildung und Steuerungsfähigkeit auf.
Der
BTI
2024 offenbart eine anhaltende Unzufriedenheit mit
demokratischen Institutionen [En13].
Eine
Welt voller Feinde, in der es den Eliten in den verbliebenen
demokratischen Staaten heute zum Schutz dieser Staatsform
vorrangig darum zu gehen scheint, Angst zu schüren, um den
Verfall der eigenen Demokratie aufzuhalten. Deshalb müssen im Volk die
Alarmglocken klingeln, denn Angst war schon immer und ist auch
heute noch ein probates Mittel, ein Volk gefügig zu machen.
Warum?
Krieg
ist eines der wenigen Dinge, die nur der Staat tun kann. Krieg
ist sozusagen die Gesundheit des Staates, um eine Sprachfigur zu
gebrauchen, die Randolph Bourne wie folgt in Worte fasste:
„Krieg ist die Gesundheit des Staates.“
Warum
ist das so?
Der
Staat ist zwar kein Lebewesen aus Fleisch und Blut, wohl aber
ein Organismus, der, wie alle anderen Lebewesen auch, leben
möchte. Das ist seine oberste Richtlinie, denn die politischen
Eliten, die in diesem Organismus das Sagen haben, sind es, die
ihre Macht erhalten wollen und dafür alle Mittel einsetzen, die ihnen der
Staat dazu zur Verfügung stellt.
Kurzum:
Und wenn
das Volk diesem Bedürfnis nicht freiwillig zu folgen bereit ist,
dann muss es halt dazu gezwungen werden, indem Gesetze erlassen
werden, die dafür sorgen, dass zumindest der Status quo erhalten
bleibt.
Mit anderen Worten:
Es gibt, um die Wahrheit zum Ausdruck zu bringen, nichts
Freiwilliges am Staat. Seine Hauptprodukte waren schon immer
Steuern, Inflation, Zensur, Belästigung, Repression – und Krieg.
Anders ausgedrückt:
Der Staat – und das gilt auch für die Staatsform der Demokratie
– ist nur dann dein Freund, wenn du dich ihm unterordnest, denn
der Staat verfügt über Hoheitsmacht.
BVerfG 1978:
Die Aufgabe des Staates, das Recht zu wahren, umfasst die
Pflicht, ordnungsgemäß titulierte Ansprüche notfalls mit Zwang
durchzusetzen und dem Gläubiger zu seinem Recht zu verhelfen.
BVerfG,
Beschluss v. 27.09.1978 - 1 BvR 361/78
Das, was Recht ist, bestimmt nicht das Volk. Dem Volk wird in
der bundesdeutschen Demokratie - im Gegensatz zu der in der
Schweiz - nicht einmal das Recht eingeräumt, wesentliche Fragen
im Wege eines Volksentscheides zu klären.
08 Demokratie versus Tyrannei
TOP
Im Laufe
der Geschichte gab es Tyranneien, die der Bürgerschaft mit
undemokratischen Mitteln aufgezwungen wurden. Was viele
Demokraten nicht erkennen oder nicht wahrhaben wollen, ist die
Tendenz, dass auch demokratisch gewählten System zum
Autoritarismus neigen. Letztendlich hängt alles von den
Befugnissen ab, die der Exekutive zur Verfügung stehen, um die
Bürgerschaft ihrer Ordnung anpassen zu können, erforderlichenfalls unter
Einsatz von Gewalt.
Dennoch:
Im
Mittelpunkt einer „demokratischen Tyrannei“ steht die Zustimmung
einer großen Mehrheit der Bürger. Schließlich weiß das Regime,
dass, wenn es die Bürger entfremdet, die Wähler beschließen
könnten, das Regime bei den nächsten Wahlen abzustrafen,
vorausgesetzt, dass das demokratisch gewählte tyrannische Regime
Wahlen überhaupt zulässt bzw. die Partei oder die Parteien nicht
verbietet, die ihnen die Macht streitig machen.
Was
demokratisch gewählte Regimes zum Erhalt ihrer Macht tun, ist,
Maßnahmen zu ergreifen, die darauf abzielen, die Zustimmung der
Bürger für ihre Politik zu gewinnen.
Eine
Möglichkeit, dies zu tun, ist das Erzeugen von Angst. Der beste
Weg, Angst zu schüren, ist, einen Feind zu konstruieren, der für
alle Krisen im Land verantwortlich gemacht werden kann, die sich
– gemeint sind die Krisen – in Luft auflösen werden, wenn es
gelungen ist, diesen Feind, dieses Böse zu besiegen.
Die Feinde
von heute sind schnell aufgelistet:
-
Es
sind die Russen.
-
Die
illegalen Einwanderer
-
Die
Muslime, die darauf aus sind, ihren jahrhundertealten Traum
von einem Kalifat mit Scharia-Gesetzen auch
in Deutschland zu verwirklichen.
Zu
ergänzen ist diese Auflistung auch durch die vielen ausländischen Mörder, Vergewaltiger, Räuber, Einbrecher
und Messerstecher, die kommen bzw. bereits gekommen sind, um uns
zu schaden. Es gibt natürlich auch die Terroristen und die
Drogendealer und die gewaltbereiten Clans.
Kurzum:
Wenn das
Volk einen Angriff von außen fürchtet und im Innern darauf
vorbereitet wird, dass es auch dort zu bürgerkriegsähnlichen
Aufständen kommen kann, dann ist aus Sicht der Eliten viel
erreicht, denn wenn diese Angst sich erst einmal gefestigt hzat, dann
dürfte das Volk irgendwann auch wieder dazu bereit sein, für
Deutschland in den Krieg zu ziehen, oder Massenausweisungen zu
dulden.
Wie
heißt es doch so schön bei Johann Wolfgang von Goethe (1749 bis
1832):
„Keiner
ist hoffnungsloser versklavt als diejenigen, die
fälschlicherweise glauben, dass sie frei sind.“
09 Krieg der Worte
TOP
Diesen
Titel hat Günther
Burbach
als Überschrift für einen lesenswerten Aufsatz im Onlinemagazin
Manova
im Oktober 2025 verwendet, aus dem im Folgenden dessen Inhalt
kurz skizziert wird.
Günther
Burbach:
Krieg der Worte. Diese Rhetorik ist brandgefährlich. Sie hält
die Bevölkerung in einem Zustand permanenter Verunsicherung:
Einerseits soll man glauben, Deutschland sei noch nicht Teil des
Konflikts in der Ukraine, andererseits soll man sich innerlich
bereits darauf einstellen, dass der Schritt über diese Schwelle
jederzeit kommen kann. [...]. Was fehlt, ist die klare,
eindeutige Botschaft: dass Deutschland Frieden will, nicht
Krieg. [...]. Während die politische Elite in Berlin den Ton
verschärft und sich in martialischer Rhetorik gefällt, steuert
Deutschland auf eine gefährliche Gemengelage zu. Denn jeder
Schritt in Richtung Eskalation hat nicht nur außenpolitische,
sondern auch massive innere Konsequenzen.
Warum?
Wer den
Krieg nicht will, steht unter Verdacht, den Feind zu
unterstützen. Damit reproduziert sich ein Teufelskreis: Politik
und Medien verstärken sich gegenseitig, während die Vernunft auf
der Strecke bleibt. Das Ergebnis ist eine Gesellschaft, die
schleichend auf Krieg programmiert wird, ohne dass sie es
bewusst wahrnimmt.
Krieg der Worte im Volltext
Wie allen
anderen gesellschaftlichen Entwicklungen unterliegt aber auch
die Kriegsrhetorik Veränderungen, die, wie ich finde, auf der
US-amerikanischen Website Moon
of
Alabama (Moonofalabama.org)
vom 21. Oktober hinsichtlich des Ukraine-Krieges deutlich
benannt werden: Bereits in der Überschrift heißt es, dass sich
die EU-NATO sich von dem Meme „Die Ukraine muss gewinnen“
zurückzieht, um an dessen Stellen einen Waffenstillstand
einzufordern. Dieser Prozess wird – beginnend mit dem Jahr 1922
– wie folgt beschrieben und von mir sinngemäß wiedergegeben.
Im
April 1922 hieß es:
Dieser
Krieg wird auf dem Schlachtfeld gewonnen. Die Ukraine wird sich
durchsetzen und noch stärker
zurückkommen.
Der EU-Außenbeauftragte
Josep Borrell
schrieb auf
Twitter. „Die Ukraine wird sich durchsetzen und noch stärker
werden. Und die EU wird Ihnen weiterhin bei jedem Schritt zur
Seite stehen.“
Im
Januar 2023 hieß es:
Rede von
Präsident [des Europäischen Rates] Charles Michel an die
Werchowna
Rada
in Kiew: Wir sind entschlossen, Ihnen zu helfen, um auf dem
Schlachtfeld zu gewinnen. Als Präsident
Selenskyj
mich am 24. Februar 2022 anrief, sagte er: „Charles, wir brauchen
Waffen, wir brauchen Munition.“ Drei Tage später haben wir
offiziell beschlossen, einem Drittland zum ersten Mal in der
Geschichte der EU tödliche Ausrüstung zur Verfügung zu stellen.
Im
Februar 2024 hieß es:
Boris
Johnson schwört, dass die Ukraine „gewinnen wird“, wenn er Kiew
am zweijährigen Jahrestag des Krieges besucht. Johnson sagte:
„An diesem düsteren zweiten Jahrestag von Putins Invasion fühle
ich mich geehrt, hier in der Ukraine zu sein. Mit ihrem
unbezwingbaren Mut habe ich keinen Zweifel daran, dass die
Ukrainer Putins Truppen besiegen und ausweisen werden –
vorausgesetzt, wir geben ihnen die militärische, politische und
wirtschaftliche Hilfe, die sie brauchen.“
Im
Januar 2025 hieß es:
Friedrich Merz: Die Ukraine muss gewinnen. Merz sagte, er wolle
Frieden in der Ukraine, aber nicht „um den Preis, sich einer
imperialistischen Macht zu unterwerfen“ und betonte, dass „die
Ukraine den Krieg gewinnen muss“. „Für mich bedeutet Gewinnen
die Wiederherstellung der territorialen Integrität“, sagte Merz.
„Gewinnen bedeutet auch, dass die Ukraine völlige Freiheit haben
muss, ihre politischen und, wenn nötig, militärischen Bündnisse
zu wählen.“
Ein
paar Monate später heißt es:
Die
Wahnvorstellung des „Gewinnenwollens“ ist weg.
Soweit
die Einträge auf der Website Moon of Alabama.
Im
Oktober 2025 heißt es:
Die
Altbundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beklagt sich darüber,
dass Polen und die baltischen Staaten Gespräche mit Putin
blockiert haben.
Im
Oktober 2025 heißt es:
Bundeskanzler Merz drängt auf Friedensplan. Nach den jüngsten
Bemühungen um ein Ende des russischen Kriegs gegen die Ukraine
hat Bundeskanzler Merz die Notwendigkeit eines Friedensplans
unterstrichen. Dabei habe der ukrainische Präsident
Selenskyj
die volle Unterstützung Deutschlands und der europäischen
Freunde, erklärte Merz.
Im
Oktober 2025 heißt es auch:
US-Präsident Donald Trump und der russische Staatspräsident
wollen sich in Budapest treffen, um über eine Beendigung des
Ukrainekrieges zu entscheiden.
Wenige
Tage später heißt es:
Das
Treffen findet nicht statt. Vielleicht später. Donald Trump hält
es für zielführender, Russlands durch weitere Sanktionen gegen
die russischen Ölkonzerne unter Druck zu setzen. Trumps
Hoffnung: Hoffentlich bringen die Sanktionen Putin zur Vernunft. Als Motive
für seinen plötzlichen Meinungsumschwung seien an dieser Stelle
genannt:
-
Trump spielt auf Zeit, um Putin zu maximalen Zugeständnissen
bewegen zu können
-
Die
Kriegstreiber in seiner Regierung und auch die aus anderen
NATO-Staaten haben ihn umgestimmt und davon überzeugt, dass
es besser ist, Stärke zu zeigen, als zu verhandeln
-
Trump
glaubt, seine bereits angekündigten Sanktionen, die sich
gegen die russischen Ölkonzerne richten, beherrschen zu
können.
Anders ausgedrückt:
Diese Eskalationsstufe entspricht wohl seiner Vorstellung,
dass Putin kein Risiko eingehen wird, die Spannungen nicht außer
Kontrolle geraten zu lassen.
Wie dem auch immer sei: Auf der Website Moon
of
Alabama vom 23.10.2025 heißt es:
Trump
beendet seinen Stellvertreterkrieg mit Russland nicht.
Und die
Frage, die im Anschluss daran gestellt wird, lautet:
Gibt es
einen Politiker, der weniger zuverlässig ist als US-Präsident
Donald Trump?
An
anderer Stelle heißt es:
Trump
drehte sich wieder um – das vierte Mal – und forderte erneut
einen Waffenstillstand in der Ukraine. Die Russen sagten, dass
dies ein Verstoß gegen die Vereinbarungen darstellt, die während
der Anchorage-Gespräche erzielt wurden [En14].
10 Sanktionen ersetzen keine Diplomatie
TOP
Warum?
Der Glaube daran, Russland durch Sanktionen dazu zwingen zu
können, den Krieg in der Ukraine zu beenden, endete bisher – man mag
das bedauern – in einem Akt vorhersehbarer Selbstzerstörung,
denn ein autarkes Land wie Russland, lässt sich so nicht
besiegen.
Daran wird auch der erneute Versuch des US-Präsidenten
Donald Trump im Oktober 2025 nichts ändern, der an die Stelle
eines verabredeten Treffens mit dem russischen Staatspräsidenten
Wladimir Putin in Budapest, sich wohl doch dazu hat überreden
lassen, die russischen ölverarbeitenden Konzerne mit Sanktionen
zu belegen, um Putin so zu einem Waffenstillstand zwingen zu
können.
Da diese Sanktionen aber erst Ende November 2025 in
Kraft treten sollen, verbleibt ja noch hinreichend Zeit zur
Richtungsänderung, denn solch eine Sanktion würde dazu führen,
dass Russland und China noch näher zusammenrücken, was nicht im
Interesse der USA liegen kann.
Wie dem auch immer sei:
Ob das gelingen wird, in solchen Sanktionen den entscheidenden
Schlag gegen Russland zu erreichen, das dürfte eher
unwahrscheinlich sein, denn die Realität hat zumindest gezeigt,
dass sich durch Sanktionen der Krieg in der Ukraine weder
aufhalten noch beenden lässt und: Je länger er andauert, umso
mehr Menschen werden in diesem Krieg sterben, den es im Übrigen
gar nicht hätte geben müssen, wenn am Ende des Kalten Krieges -
und das gilt insbesondere für die Eliten in den westlichen
Staaten – dort mehr Verstand und weniger Dummheit gewirkt hätte,
die sich in einem Satz wie folgt zusammenfassen lässt:
Russlands Schwäche ist unsere Stärke, die es uns jetzt erlaubt,
das zu tun, was wir für richtig halten: die Erweiterung der NATO
nach osten unter Einbeziehung der Ukraine – dem größten und
rohstoffreichsten Land in Westeuropa.
Die
Macht der Dummheit hat als Folge dieser Fehleinschätzung dazu
geführt, dass Russland heute das am meisten sanktionierte Land
auf dem Planeten Erde ist, denn seit April 2014 hat die
Europäische Union – unmittelbar nach der Annexion der Krim durch
Russland – elf Sanktionsrunden gegen die Russische Föderation
verhängt.
Bis zum russischen Überfall auf die Ukraine am 24.
Februar 2022 waren etwa 2.500 Sanktionen in Kraft, die bis Ende
Februar 2024 um dreizehn weitere Sanktionspakete ergänzt wurden
und dann noch einmal im Oktober 2025 durch die von US-Präsident
Donald Trump verfügten Sanktionen gegen russische Ölkonzerne.
Aktuell hat die EU im Oktober 2025 das 19. Sanktionspaket
verabschiedet.
Der damit erzielte Erfolg ist bescheiden
und wird auch wohl bescheiden bleiben:
Warum? Die Ukraine von heute ist bankrott, ihre Städte sind
kaputt, ihre Energieinfrastruktur ist einem steten nächtlichen
Bombardement ausgesetzt und während sich der Winter nähert,
fragen sich die Menschen dort, ob sie in der Lage sein werden,
ihre Häuser zu heizen, denn gut 60 Prozent der ukrainischen
Gasversorgung wurde bereits zerstört. Sanktionen haben diese
Entwicklung nicht verhindern können.
Ist das gerecht?
Wohl kaum, denn diese Wirklichkeit ist das Ergebnis menschlicher
Dummheit, für die beide Seiten den jeweils anderen in die
Verantwortung nehmen, obwohl es angemessener wäre, dass beide
Seiten sich dafür gleichermaßen verantwortlich fühlen würden.
Und auch wenn die Menschen im Westen Putin „hassen“, ist Putin
in der russischen Bevölkerung viel beliebter als das bei
Keir Starmer
in Großbritannien oder bei Friedrich Merz in Berlin oder bei
Emmanuel
Macron
in Frankreich der Fall ist.
Und:
Trotz Sanktionen sind die russischen Devisenreserven weiter
gewachsen und liegen nun erstmals bei über $ 700 Milliarden.
Russlands Devisenreserven
Hinzu kommt:
Seit 2014 hat sich die russische Wirtschaft von ihrer
Abhängigkeit vom Westen befreit, um die Auswirkungen von
Sanktionen zu begrenzen.
Anders ausgedrückt: Als 2022 der Krieg
ausbrach, hatte sich Russland bereits seit 8 Jahren an die
Sanktionen anpassen können. Mit Erfolg.
Fazit:
Die
Sanktionen haben nicht verhindern können, dass Russland bis
heute jedes Jahr kräftige Handelsüberschüsse erzielt. Seit 1998
ist Russland nicht mehr defizitär, obwohl es dazu auch andere
Meinungen, Überzeugungen und Analysen gibt.
KI-Google:
Russlands Handelsüberschuss ist im Jahr 2025 gestiegen, was
hauptsächlich auf einen Anstieg der Exporte, insbesondere von
Rohöl, und einen Rückgang der Importe zurückzuführen ist. Im
Juli 2025 betrug der Überschuss 13,2 Milliarden US-Dollar und
lag damit deutlich höher als im Vormonat sowie im
Vorjahresmonat.
Kurzum:
Die
Wahrheit ist, dass Sanktionen zu einem Selbstzweck geworden
sind. Sie sind keine Strategie, sondern kaum mehr als ein
Feigenblatt, das die peinliche Tatsache verdecken soll, dass der
Westen keine Strategie hat, daran etwas zu ändern, und nicht
einsehen will, dass er versagt hat.
Übrigens:
Welt.de
vom 14.10.2025:
Trotz umfangreicher EU-Sanktionen im Zuge des Ukraine-Kriegs
haben deutsche Unternehmen bis August 2025 Waren im Wert von 4,9
Milliarden Euro nach Russland exportiert. Auf der Importseite
bezogen deutsche Firmen im selben Zeitraum Güter im Wert von 847
Millionen Euro aus Russland – vor allem Metalle, Düngemittel und
Nahrungsmittel [En15].
Die
Folgen, die sich aus der oben nur skizzierten Sanktionspolitik
ergeben, sind niederschmetternd:
Warum?
-
Die
Wirtschaft Russlands scheint heute besser in Form zu sein
als die Wirtschaften in den westlichen Ländern.
Dafür gibt es zwei Gründe:
-
Russland hat sich umorientiert, mit den damit verbundenen
unübersehbar gewordenen negativen Folgen für die Länder der
EU.
-
Sanktionserleichterung sind heute für Russland weniger
wichtig als für Europa.
Es ist
somit höchste Zeit aufzuwachen und das schreckliche Chaos zu
erkennen, das bisher durch die Sanktionspolitik angerichtet
wurde, denn die ist in zweierlei Hinsicht zerstörend. Zum einen
haben sie den Volkswirtschaften in den europäischen Ländern
geschadet und zum anderen, was viel schlimmer ist, haben sie die
Ukraine an den Rand des Staatsbankrotts gebracht.
Kurzum:
Dennoch halten die Unterstützerstaaten der Ukraine an den oben
genannten Widersprüchen fest, die sie immer noch für unbedeutend
halten, obwohl sie den Krieg trotz all ihrer Bemühungen nicht
gewinnen können aber trotzdem nicht beenden wollen.
Grund dafür
ist, dass die finanzielle Last, die sich aus dieser
„Unterstützungsbereitschaft“ ergibt, den Krieg in der Ukraine
weiterhin zu finanzieren, die EU auf Dauer nicht wird tragen
können, ohne daran selbst zu zerbrechen, denn wer verliert schon
gerne Unterstützungsleistungen in Milliardenhöhe.
Für
Deutschland beläuft sich diese Unterstützung bisher auf gut 23
Milliarden, die der EU rund 70 Milliarden Euro. Während die USA,
die bisher einen Großteil der Ukraine-Hilfen geleistet haben,
sich für den Friedensfall bereits Nutzungsrechte an den
Bodenschätzen der Ukraine vertraglich gesichert haben, ist das
weder Deutschland noch der EU bisher gelungen.
Dennoch:
In der Ukraine werden Rohstoffe im Wert von 11,5 Billionen Euro
vermutet, darunter auch die berühmte Schwarzerde der Ukraine.
Ein Sieg der Ukraine über Russland hätte somit auch für die
Wirtschaft in Deutschland und in der EU immense positive
Auswirkungen.
Anders ausgedrückt:
Als Mitglied in der EU wäre die Ukraine nicht nur das größte
Land der EU, sondern auch das Land mit den meisten Rohstoffen,
zu denen auch die so genannten seltenen Erden gehören, die es
sonst im Westen Europas nicht bzw. nur in geringen Mengen gibt.
Miriam
Kosmehl, Senior Expertin im Europaprogramm der Bertelsmann
Stiftung mit Schwerpunkt Osteuropa,für
Deutschland und für die EU wie folgt zitiert:
-
Die
Ukraine hat tatsächlich für uns elementar wichtige
Rohstoffvorkommen und seltene Mineralien anzubieten.
-
Grundsätzlich kann die Ukraine mit ihrem Ressourcenreichtum
gerade zu Zukunftsindustrien wie Elektromobilität und
Umwelttechnologien beitragen [En16].
11 Sanktionen sind tödlicher als Kriege
TOP
Auch
wenn darüber unterschiedliche Auffassungen vertreten werden:
Eines dürfte unbestreitbar sein, es sind nicht nur die oben
skizzierten negativen Folgen der Sanktionen gegenüber Russland,
die den Krieg in der Ukraine nicht werden beenden können und somit das Sterben
nur verlängern, denn die negativen Folgen von Sanktionen gehen weit
darüber hinaus und haben zwischenzeitlich sogar ein Ausmaß
erreicht, das durchaus das Merkmal „Menschenverachtung“
verdient.
Warum?
Zuerst.de
vom 20.10.2025:
London.
„The Lancet“, das älteste und renommierteste medizinische
Fachjournal der Welt, enthüllt: Einseitige Sanktionen des
Westens sind tödlicher als Kriege und töten statistisch jährlich
über 560 000 Menschen, die Hälfte davon Kinder. Wirtschaftskrieg
wird so zur Massenvernichtungswaffe gegen die Ärmsten und
Schwächsten der Welt. Die Studie schließt mit einem Zitat
Woodrow Wilsons, der Sanktionen als „schrecklicher als Kriege“
einstufte [En17].
In der
Studie selbst heißt es:
The Lancet Global Health:
Unsere
Ergebnisse zeigten einen signifikanten kausalen Zusammenhang
zwischen Sanktionen und erhöhter Sterblichkeit. [...]. Wir
schätzten, dass einseitige Sanktionen mit einer jährlichen Zahl
von 564 258 Todesfällen verbunden waren (95 % KI 367 838–760
677), ähnlich wie bei der globalen Sterblichkeitslast im
Zusammenhang mit bewaffneten Konflikten [En18].
Ergänzend
dazu heißt es auf der Website
Derstatus.at
vom 20.10.2025 wie folgt:
Derstatus.at
vom 20.10.2025:
Im
Gegensatz zu Sanktionen durch die UN stellen einseitige
Sanktionen durch USA und EU sich deshalb als besonders fatal
heraus, weil sie nicht, wie die Sanktionsregime der UN das
vorsehen, so konzipiert sind, dass sich ihre Auswirkungen auf
die Zivilbevölkerung so gering wie möglich halten [En19].
Wie dem auch immer sei:
Auf der Website des „Projekts
Syndicate – The
World´s Opinion
Page“ hieß es bereits im November 2022 wie folgt:
Project-Syndicate.org
vom 11.11.2022:
Bereits in den frühen Jahren waren die menschlichen Kosten, die
mit Sanktionen einhergehen, gut bekannt. US-Präsident Woodrow
Wilson, ein früher Fürsprecher und Architekt moderner
Sanktionen, gab zu, dass Krieg zwar „barbarisch ist ... der
Boykott aber ein viel schrecklicheres Kriegsinstrument ist“. So
ließen die Blockaden des Ersten Weltkriegs in Zentraleuropa und
im Osmanischen Reich hunderttausende Menschen verhungern
[En20].
Daran
hat sich bis heute nichts geändert. Auch heute fordern
Sanktionen im großen Ausmaß Menschenleben dort, wo die
Sanktionen eigentlich nicht wirken sollen.
12 Kriegswirtschaft als Wirtschaftsmotor
TOP
„Krieg
ist der beste Kaufmann. Er macht aus Eisen Gold“ Friedrich von Schiller
Die
Wachstumsquellen scheinen nicht nur in Deutschland, sondern auch
in anderen europäischen Staaten erschöpft zu sein. Deutschland
ist sogar gerade dabei, sich zu deindustrialisieren und auch in
anderen europäischen Ländern hat die wirtschaftliche Lage dafür
gesorgt, dass sogar die Sozialsysteme dadurch unter enormen
Druck geraten sind.
Und genau in dieser Situation wird massiv
aufgerüstet.
Ist das Zufall?
Oder folgt diese Entwicklung doch
eher einer systemischen Logik, die schon zweimal im 20.
Jahrhundert funktioniert hat, bevor ihr das bittere Ende
folgte?, worauf die Antwort nach dem Zweiten Weltkrieg hieß: Nie wieder Krieg.
Die verstörende Hypothese von heute
lautet:
Die
Vorbereitung auf einen Krieg mit Russland könnte das
Wirtschaftswachstum wieder ankurbeln, denn das Ziel, wieder
kriegsfähig zu werden, bedeutet ja nicht nur, dass Waffen im
großen Umfang produziert werden, sondern auch, dass die
Infrastruktur wieder kriegsfähig gemacht werden muss und davür
viel menschliche Arbeitskraft benötigt wird.
Mit anderen Worten:
Die Verbindung zwischen wirtschaftlichem Niedergang und
militärischer Aufrüstung kann kein Zufall sein. Sie entspricht
vielmehr einer Logik, die sich daraus ergibt, dass eine
Kriegswirtschaft nicht nur Wachstumsimpulse, sondern auch
Arbeitsplätze schafft und vor allen Dingen eines zu
rechtfertigen vermag:
Staatsausgaben im bisher unbekannten
Ausmaß, in Deutschland finanziert durch ein Sondervermögen.
Aber:
Wer sich
auf einen Krieg vorbereitet, ist darauf angewiesen, dass eine
bestehende Konfliktlage andauert, möglicherweise sich sogar
verschärft, um den sichtbar gewordenen Aufrüstungswahn
rechtfertigen zu können. Diplomatie wäre da nur hinderlich.
13 Kriegsgefahr durch Europa
TOP
Nicht
nur in Deutschland, auch in Europa existiert eine Atmosphäre von
Paranoia unter den Eliten, die nicht müde werden, mit der
ungerechtfertigten Angst, dass Russland bald EU-Staaten
angreifen wird, den Frieden in Europa tatsächlich aufs Spiel zu
setzen.
Es wird sogar behauptet, dass sich die EU nicht erst in
fünf Jahren, sondern bereits heute im Krieg befindet.
Dass es
dazu einer Roadmap, besser gesagt eines Fünfjahresplans
bedurfte, um sich auf einen Krieg mit Russland vorzubereiten,
solch einen Fahrplan zu entwickeln, das wurde am 16.10.2025 in
Brüssel beschlossen. Gemeint ist die Verabschiedung der
Defence
Readiness Rodmap
2030 (Fahrplan zur Verteidigungsbereitschaft 2030).
In der
Pressemitteilung der Europäischen Kommission vom 16. Oktober
2025 heißt es:
Pressemitteilung:
Kommission und
Hoher
Vertreter stellen neuen Verteidigungsfahrplan zur. Stärkung der
europäischen Verteidigungsfähigkeiten vor. Die Kommission und
der
Hohe
Vertreter haben den EU-Mitgliedstaaten heute das Dokument
„Frieden sichern: Fahrplan für die Verteidigungsbereitschaft
2030“ vorgeschlagen, einen umfassenden Plan zur Stärkung der
europäischen Verteidigungsfähigkeiten.
Die
Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen
erklärte dazu: „Die jüngsten Bedrohungen haben gezeigt, dass
Europa in Gefahr ist. Wir müssen jede Bürgerin, jeden Bürger und
jeden Quadratzentimeter unseres Gebiets schützen. Und Europa
muss mit Geschlossenheit, Solidarität und Entschlossenheit
reagieren. Der heutige Verteidigungsfahrplan enthält einen
klaren Plan mit gemeinsamen Zielsetzungen und konkreten
Etappenzielen auf unserem Weg bis 2030. Denn nur, was sich
messen lässt, wird auch umgesetzt. Wir schreiten vom Plan zur
Tat. Im Fahrplan werden vier
europäische
Leitinitiativen vorgeschlagen: die europäische
Drohnenabwehrinitiative, der Schutzschild für die Ostflanke, der
europäische Luftschild und der europäische Weltraumschild. Damit
werden wir unsere Verteidigungsindustrie stärken, die Produktion
beschleunigen und unsere langjährige Unterstützung der Ukraine
fortsetzen.“ [En21]
Bereits am
Montag nach der Verabschiedung dieser „Rodmap“ hat der
ungarische Außen- und Handelsminister
Péter Szijjártó
diese Verabschiedung zum Anlass genommen, der EU eine
„kriegstreiberische Haltung“ und die bewusste Blockade von
Friedensinitiativen vorgeworfen, womit er das angekündigte
Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen
Staatspräsidenten Wladimir Putin in Ungarn meinte.
Ungarnheute.hu
vom 21.10.2025:
Péter Szijjártó
wies darauf hin, dass der Fokus der europäischen Politik
weiterhin nicht auf dem Erfolg eines amerikanisch-russischen
Gipfels liege. „Ich muss aus den heutigen Reden schließen, dass
ein Großteil der europäischen Politiker vieles, ja sogar alles
in ihrer Macht Stehende tun wird, um die Durchführung dieses
Gipfeltreffens von vornherein zu verhindern,“ so
Péter Szijjártó.
Anstatt einen weiteren Schritt, in Richtung Frieden zu begrüßen,
unterstützten europäische Politiker weiterhin die „Fortsetzung
und Verlängerung des Krieges,“
Der
Minister kritisierte scharf die jüngsten finanziellen und
militärischen Forderungen im Zusammenhang mit der Ukraine. Laut
Péter Szijjártó
sei die Parole erneut „noch mehr Geld und noch mehr Waffen“. Die
Forderung der Ukraine nach 60 Milliarden Euro für weitere
Rüstungsgüter bezeichnete er als „unvernünftige Summe“.
Die Pläne,
gemeinsame EU-Kredite zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit
der Mitgliedstaaten nicht für die eigene Rüstung, sondern für
die Bewaffnung der Ukraine zu verwenden, bezeichnete er als
„völlig unglaublich“ [En22].
Die
Vorhersage des ungarischen Außen- und Handelsministers, dass die
EU alles unternehmen werde, um das Treffen in Budapest sozusagen
zu torpedieren, hat sich bewahrheitet, zumal auch in den USA
mächtige Kräfte einen Frieden verhindern wollen, weil mit Krieg
mehr Geld verdient werden kann, als mit Frieden.
Ich bin
mir dennoch sicher, dass diese Sicht der Dinge, den Krieg in der Ukraine
möglichst schnell zu beenden, zwischenzeitlich auch in
Deutschland durchaus mehrheitsfähig ist. Zumindest waren im Februar 2025
noch gut 46 Prozent der befragten Personen dagegen, die
Ukraine weiter zu unterstützen.
Welt.de
vom 25.2.2025:
Laut einer exklusiven Befragung des Meinungsforschungsinstituts
Insa wollen 46 Prozent der Deutschen, dass die nächste
Bundesregierung die Ukraine weder mit Waffen noch mit Geld
unterstützt. 28 Prozent wollen hingegen, dass die nächste
Regierung dem von Russland angegriffenen Land sowohl Waffen als
auch Geld schickt [En23].
Und das
Ergebnis einer Focus-Umfrage, das am 14.8.2025 im Focus
veröffentlicht wurde, liest sich wie folgt: Jeder dritte Deutsche will, dass
die Ukraine Gebiete an Russland abgibt. Und was die Kriegsangst
anbelangt, heißt es auf
Statista.de
wie folgt: Im Rahmen einer Umfrage aus Oktober 2025 machten sich
rund 63 Prozent der Befragten aus Deutschland sehr große bzw.
große Sorgen, dass Russland auch weitere Länder Europas
angreifen könnte.
Und was
die Kriegsmüdigkeit der Ukrainer selbst anbelangt, das lässt
sich allein an der Zahl wehrpflichtiger Männer erkennen, die
zurzeit die Ukraine wieder in großer Anzahl verlassen, nachdem
das Ausreiseverbot für diese Personen wieder gelockert worden
ist.
Focus.de
vom 15.10.2025:
Die Zahl ukrainischer Staatsbürger, die in Deutschland Schutz
suchen, hat sich laut einem Bericht der „Funke Mediengruppe“ in
den letzten Wochen deutlich erhöht. Diese Entwicklung steht im
Zusammenhang mit der Aufhebung des Ausreiseverbots für Männer im
Alter von 18 bis 22 Jahren durch die ukrainischen Behörden.
Diese neue Regelung, die seit Ende August in Kraft ist, hat laut
einer Sprecherin des Bundesinnenministeriums zu einem Anstieg
der Schutzgesuche in Deutschland „von etwa 100 pro Woche vor
Inkrafttreten der Regelung auf derzeit circa 1000 pro Woche
geführt“ [En24].
Daraus lässt sich nur eines schließen:
Junge Männer im wehrpflichtigen Alter ziehen es vor, ihre Heimat
zu verlassen, um an der Front nicht sterben zu müssen.
Berliner-Zeitung.de
vom 21.10.2025:
Zahl junger Ukrainer in Deutschland steigt stark: Kiew denkt
über Rücknahme der Ausreiseregelung nach. Seit Ende August
dürfen 18- bis 22-Jährige legal aus der Ukraine ausreisen. Viele
kommen nach Berlin und Brandenburg. In Kiew wächst die Sorge vor
einer Abwanderung ganzer Jahrgänge [En25].
Und auch
die große Anzahl von Desertionen macht deutlich, dass viele
Ukrainer lieber eine Straftat begehen, als an der Front ihr
Leben zu lassen.
Journalistenwatch.com
vom 27.10.2025:
Seit dem Konflikt 2022 hat die ukrainische
Generalstaatsanwaltschaft etwa 290.000 Strafverfahren wegen
Desertion oder unentschuldigten Fernbleibens eingeleitet, mit
einem starken Anstieg auf über 120.000 Fälle allein im Jahr
2025. Der Staat greift zu immer härteren Mitteln, um seine
Reihen zu füllen: Straßensperren, Ausweiskontrollen, Razzien in
Dörfern und Städten. Wer das „Glück“ hat, eingezogen zu werden,
findet sich in einem Krieg wieder, den viele nicht mehr als
ihren eigenen begreifen [En26].
Ungeachtet dieser Kriegsmüdigkeit in der
Ukraine selbst:
Europa rüstet sich – finanziell, militärisch und auch rhetorisch
auf. Aus dem Friedensprojekt EU wird dadurch Schritt für Schritt
ein "Rüstungsbündnis auf Pump".
Wenn das vernünftig sein soll,
dann bedarf das Wort Vernunft einer Neuinterpretation.
14 Diplomatie gestern und heute
TOP
Immanuel
Kant (1724 bis 1804) sah in Verhandlungen ein probates Mittel
zur Erreichung eines „ewigen Friedens“, wenn sozusagen weltweit
die Einhaltung rechtlicher und moralischer Prinzipien zur
Kriegsvermeidung eingehalten würden.
In
Immanuel Kants Schrift „Zum ewigen Frieden“ aus dem Jahr 1795
heißt es:
Immanuel Kant:
Der Friedenszustand unter Menschen, die neben einander leben,
ist kein Naturzustand (status
naturalis),
der vielmehr ein Zustand des Krieges ist, d. i. wenn gleich
nicht immer ein Ausbruch der Feindseligkeiten, doch
immerwährende Bedrohung mit denselben. Er muss also gestiftet
werden.
[Denn]:
Für Staaten, im Verhältnisse untereinander, kann es nach der
Vernunft keine andere Art geben, aus dem gesetzlosen Zustande,
der lauter Krieg enthält, herauszukommen [En27].
Wie aber
sieht er nun aus, der von Immanuel Kants beschriebene Weg hin zum Frieden?
Ein
Waffenstillstand, so Kant, sei nicht mehr als ein bloßer
„Aufschub der Feindlichkeiten, nicht Friede, der das Ende aller
Hostilitäten bedeutet“
[Hostilitäten bedeutet Feindseligkeiten].
Nicht der Waffenstillstand beendet also den Krieg, sondern es
bedarf grundlegender Strukturen der Konfliktbearbeitung im
Völkerrecht und seinen Institutionen.
Anders ausgedrückt:
Die Vernunft verpflichtet zur Abrüstung. Es soll kein Krieg
sein. Auch wenn Kants Schrift zum ewigen Frieden das Wort
Diplomatie nicht enthält, sah Kant dieses Mittel des
Miteinanderredens dennoch als ein geeignetes Mittel an, dem ewigen
Frieden zumindest ein Stück näher zu kommen.
Und was
Waffenlieferungen an kriegsführende Parteien anbelangt, zum
Beispiel was die deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine
betrifft, heißt es gut 230 Jahre nach Kants Schrift „Zum ewigen
Frieden“ bei Oliver
Eberl,
Professor für
Politische
Theorie und Ideengeschichte an der Universität Marburg, Jürgen
Habermas zitierend, wie folgt:
Oliver
Eberl:
Wer Waffen liefere, müsse sich daher gleichzeitig für
Verhandlungen einsetzen. Auf Waffe folgt Waffe. Auf die darin
liegende Eskalationsgefahr wies Habermas hin und mahnte eine
Verantwortung der waffenliefernden Länder an, eine solche
Eskalationsspirale zu verhindern.
Auch
Habermas vertrat die Position, dass die Ukraine den Krieg nicht
verlieren dürfe. Er machte aber zugleich darauf aufmerksam, dass
Russland diesen Krieg konventionell wohl kaum verlieren werde.
Bevor dies geschehe, müsste mit einem Atomschlag gerechnet
werden [En28].
15 Voraussetzungen einer diplomatischen Lösung
TOP
Eine
diplomatische Lösung würde voraussetzen, dass Trump verstehen
und akzeptieren lernt, dass ein Frieden voraussetzt, dass die
Ukraine neutral bleibt und ein gegenseitiges Sicherheitsabkommen
die Gewähr dafür bietet, dass nicht nur die Feindseligkeiten,
sondern auch die Sanktionen und die andauernden Provokationen
des Westens gegenüber Russland beendet werden.
Ein solches Angebot, das der russische Außenminister
Sergej Lawrow Ende Oktober 2025 EU und der NATO vorgeschlagen
hat, wurde zurückgewiesen.
Wir
werden uns deshalb wohl darauf einrichten müssen, dass vor allem
Deutschland die Rechnung für die „gescheiterte Ruinierung
Russlands“ und auch die Kosten für die „gelungene Ruinierung der
Ukraine“ mit hohen ökonomischen Kosten und sozialen Einschnitten
wird zahlen müssen.
Ob
Deutschland und Europa das schaffen werden? Solange Russland als
der alleinige böse Aggressor bezeichnet und keine Diplomatie in
Aussicht gestellt wird und jeder Dialog, sogar ein Telefonat mit
Moskau als ein unverzeihlicher Regelverstoß angesehen wird,
dreht sich das Kriegskarussell weiter.
Anders ausgedrückt:
Der Routenplaner der EU kennt nur einen Zielort: Die Ukraine
darf den Krieg nicht verlieren. So beschreibt das auch Paul
Craig Robert in einem Aufsatz, der am 23.
Oktober 2025 publiziert wurde und der folgende Überschrift
trägt:
Offensichtlich erwartet der militärische/Sicherheitskomplex
nicht, dass Trump Frieden schafft [En29].
Ob sich
diese Deutungshoheit im Hinblick auf die Entwicklung im
Ukrainekrieg jedoch auf Dauer aufrechterhalten lässt, bleibt
abzuwarten, denn auf Dauer gesehen ist die Wahrheit immer
stärker, als die Lüge, denn die Wahrheit ist dem Menschen
zumutbar.
Eine ganz andere Frage, die sich in diesem
Sachzusammenhang stellt, lautet: Gelingt es der so genannten
vierten Gewalt, gemeint sind die Medien, die Wahrheit den
Menschen zugänglich zu machen, um einen notwendigen
Gesinnungswandel überhaupt möglich zu machen?
Zweifel
daran sind berechtigt.
Warum?
Aufgabe
zumindest der Leitmedien ist es, aus der Meinung der
Herrschenden die herrschende Meinung zu machen.
So auch die Einstellung von Rainer Mausfeld. In seinem neuesten
Buch „Hegemonie oder Untergang - die letzte Krise des Westens?“,
das 2025 im Westend Verlag erschienen ist, heißt es, die Rolle
der Leitmedien betreffend, die ihrer Pflicht, im Rahmen des
Möglichen über die Realität wahrheitsgemäß zu berichten, nicht
nachgekommen sind, wie folgt:
Rainer Mausfeld:
Wenn aber das gesamte Fundament und die Grundpfeiler des Denkens
und des moralischen Bewertens auf den Kopf gestellt sind, können
auch die absurdesten ideologischen Behauptungen und die übelsten
Ressentiments nicht mehr als das erkannt werden, was sie
wirklich sind, nämlich als kollektive wahnhafte Phantasien. Sie
werden vielmehr als zutreffende Beschreibungen der Realität
angesehen. […]
Eine
gigantische Echokammer, in der alle relevanten Personen im
Grunde die gleiche Meinung zu Russland, zu China, zum Iran, zu
Israel oder zur Ukraine haben und in der sie sich wechselseitig
ideologisch radikalisieren. Wohl nie zuvor in der
Mediengeschichte war die Kluft zwischen dem im gesamten Westen
medial vermittelten Bild und den tatsächlichen
gesellschaftlichen Realitäten so groß wie heute – eine der
dunkelsten Zeiten der Mediengeschichte. Die Bürger können heute
also nicht einmal mehr im Ansatz ein angemessenes Bild der
gesellschaftlichen und politischen Realitäten gewinnen.
Und,
Bezug nehmend auf Hannah Arend heißt es:
„In
dem Moment, in dem wir keine freie Presse mehr haben, kann alles
passieren. […] Wenn man ständig belogen wird, ist die Folge
nicht, dass man die Lügen glaubt, sondern dass niemand mehr
irgendetwas glaubt. […] Und ein Volk, das nichts mehr glauben
kann, kann sich auch nicht mehr entscheiden. Es ist nicht nur
seiner Handlungsfähigkeit beraubt, sondern auch seiner Denk- und
Urteilsfähigkeit. Und mit einem solchen Volk kann man dann
machen, was man will.“
[En30]
Dazu
trägt auch eine Überflutung mit dem Belanglosen bei, die es uns
allen schwer macht, überhaupt noch die Spreu vom Weizen trennen
zu können. Wenn schon ein Wort ausreicht, gemeint ist das Wort
Stadtbild, „UnsereDemokratie“ in einen Zustand zu versetzen, der
normales Denken unmöglich macht, weil allein schon von diesem
Wort eine starke rechtsextreme Wirkung ausgeht, dann dürfte für jeden,
der sehen will, erkennbar werden, dass diese Demokratie dringend
einer Therapie bedarf.
Dazu gehört zu allererst die Erkenntnis,
dass eine Demokratie nicht „unsere“ sein kann, denn sie gehört
niemandem. Vielmehr muss das, was eine Demokratie sein soll,
gelebt und von möglichst vielen, die guten Willens sind,
lebensfähig gehalten werden.
Und das
sind alle außer den Extremisten von ganz links und ganz rechts,
denn Hass und Hetze vereinen alle Extremisten, egal ob rechts,
links oder religiös.
Und wer sein Denken für alternativlos und
nur seine Wahrheit kennt, der neigt zum Extremismus, wodurch
das, was eigentlich erhalten werden soll – gemeint ist die
freiheitlich demokratische Grundordnung – zerstört wird, denn
die schätzt auch die Meinung der Andersdenkenden.
Es
beleibt somit abzuwarten, wie demokratiezersetzend das Wort Stadtbild
noch werden kann, ein Wort, über das nachzudenken und zu
diskutieren sich lohnt, denn dieses Wort ist bereits zu einem
Politikum geworden, denn es steht für Verhältnisse in
bundesdeutschen Großstädten, die zu übersehen nur denen möglich
ist, die über ein bewusst eingeschränktes Sehvermögen verfügen.
Diesbezüglich heißt es auf der Website kommunal.de, einem
Sprachrohr der Kommunen in Deutschland unter der Überschrift,
„Bürgermeister sprechen Klartext zur Stadtbild-Debatte“ wie
folgt.
Kommunal.de
vom 23.10.2025:
Und auch der Oberbürgermeister von Tübingen, Boris Palmer,
schlägt gegenüber der Bild-Zeitung differenzierte Töne an: „Die
Stadtbild-Aussage des Kanzlers wäre schlimm, wenn man sie auf
alle Menschen bezieht, die nicht nordisch aussehen. Ich glaube
aber, er meint einfach nur die Gruppen von jungen Männern ohne
Arbeit und Aufenthaltsrecht, die in nahezu jeder mittelgroßen
Stadt Bahnhöfe, Plätze und Parks für sich beanspruchen.“
[En31].
Wenn solch
eine Aussage von Boris Palmer, der bis 2023 Mitglied der Partei
Bündnis 90/Die
Grünen gewesen ist, bereits den inneren Frieden in Deutschland
bedrohen soll, dann gibt es nicht nur einen äußeren Feind,
sondern auch einen inneren Feind, der sich dem
woken
Zeitgeist einfach nicht beugen will.
Wie dem auch immer sei:
Eine Demokratie, die im Innern gespalten ist, und sich in
Freunde und Feinde aufteilt, kann auf Dauer nicht überleben,
denn im Innern einer Demokratie kann und darf es keine Feinde
geben, wohl aber Gegner, die miteinander um eine Zukunft
streiten, die am Allgemeinwohl orientiert ist.
16 Nur friedensfähige Demokratien überleben
TOP
Die
Ukraine wird sowohl von der politischen Elite als auch von den
Leitmedien in Deutschland als ein Bollwerk der Demokratie
dargestellt. Diesbezüglich sind jedoch Zweifel angebracht.
Warum?
-
Oppositionsparteien wurden verboten
-
Russisch darf nicht mehr gesprochen werden
-
Der
gesamte Regierungsstil beruht auf Zentralisierung und
Notstandsherrschaft
-
Die
Überlebensfähigkeit der Ukraine hängt von externen Sponsoren
ab
-
Die Ukraine ist ein korrupter Staat.
Diese
Auflistung deckt sich im Übrigen weitgehend mit der von Dmitri
Trenin,
Professor und wissenschaftlicher Direktor des Instituts für
Weltmilitärökonomie und Weltstrategie der Nationalen
Forschungsuniversität
Higher
School
of
Economics in Moskau, der die russischen Kriegsziele wie folgt
beschreibt:
Dmitri
Trenin:
Für uns
Russen ist es lebenswichtig,
-
erstens die Bedrohung durch den ukrainischen
Ultranationalismus, der von Hass auf alles Russische geprägt
ist, zu beseitigen;
-
zweitens zu verhindern, dass der Westen die Ukraine als
militärischen und politischen Stützpunkt gegen Russland
nutzt;
-
drittens den Donbass und
Noworossija
vollständig in Russland zu integrieren;
-
viertens müssen wir die Rechte der russischsprachigen
Bürger, den Status der russischen Sprache und Kultur sowie
die Stellung der ukrainischen orthodoxen Kirche in dem Teil
der Ukraine sichern, der außerhalb der neuen Grenzen
Russlands verbleibt [En32].
Wie dem auch immer sei: Die
Überzeugung, dass der Westen die Ukraine durch Sanktionen,
Waffenlieferungen und finanzielle Unterstützungen die Russen
daran hindern können, ihre Kriegsziele zu erreichen, setzt viel
Glaubensfähigkeit voraus.
KI-Google:
Die Aussage, [dass westliche Hilfe begrenzt sei], kritisiert die
Annahme, der Westen könne die Ukraine durch grenzenlose
Ressourcen und die langfristige Opferbereitschaft der
Öffentlichkeit „retten“. Diese Annahme sei jedoch unhaltbar, da
sowohl die westlichen Ressourcen als auch die Akzeptanz von
langfristigen Opfern in der Bevölkerung begrenzt seien.
Begrenzte Ressourcen:
Die
Annahme unendlicher finanzieller und militärischer Ressourcen
ist unbegründet, da die Ressourcen des Westens endlich sind. Der
Umfang der westlichen Hilfe wird sich möglicherweise nicht
aufrechterhalten lassen.
Begrenzte Opferbereitschaft der Öffentlichkeit:
Die
Überzeugung, die westliche Öffentlichkeit werde langfristig
Opfer für die Ukraine bringen, ist nicht haltbar, da es
erhebliche Zweifel an der langfristigen Akzeptanz von Opfern
gebe.
17 Deutschland und die EU sind Sondierungsfälle
TOP
Grund
dafür ist: Europa ist – auch wenn das niemand wahrhaben möchte –
pleite. Es würde zu weit führen, die Gründe auch nur ansatzweise
erörtern zu wollen.
Im hier zu diskutierenden Sachzusammenhang
muss es ausreichen, kurz aufzuzeigen, was es bedeuten würde, die
im Westen eingefrorenen russischen Gelder für die Unterstützung
der Ukraine einzusetzen, um so die den Krieg in der Ukraine
weiter finanzieren zu können.
Zeit.de
vom 16.10.2025:
Eingefrorene russische Vermögen: 720 Millionen Euro von
russischer Bank könnten eingezogen werden. Weil das russische
Finanzinstitut offenbar auf der Embargoliste steht: Das
Oberlandesgericht Frankfurt könnte ein Vermögen von über 700
Millionen Euro einziehen. [...]. Das Oberlandesgericht Frankfurt
am Main hat ein Verfahren zur Einziehung von 720 Millionen Euro
von einem Konto einer russischen Bank eröffnet [En33].
Wie die
deutsche Bundesregierung zur Frage der Unterstützung der Ukraine
steht, das kann der Presseerklärung der Bundesregierung zu den
Ergebnissen der
Ukraine Recovery
Conference,
die am 10. und 11. Juli 2025 in Rom durchgeführt wurde,
entnommen werden.
Presseerklärung der Bundesregierung
Dort
heißt es, die Kosten für den Wiederaufbau der Ukraine
betreffend:
Dafür
solle Russland aufkommen – solange dies nicht geschehe, dürfe
und werde Russland auch keinen Zugang zu den eingefrorenen
Vermögenswerten bekommen.
Mit anderen Worten:
Während Friedrich Merz sich dafür stark machte, die
eingefrorenen Vermögen Russlands für den Wiederaufbau zu
verwenden, dürfte solch ein Akt des Bruchs internationalen
Rechts wohl eher dazu führen, dass im Anschluss daran viele
Staaten dieser Erde dem Standort Europa den Rücken zukehren
werden, weil Banken, die nicht mehr dazu in der Lage sind,
Eigentum zu sichern, halt kein Vertrauen mehr genießen. Aus
diesem Grund weigert sich ja auch Belgien strikt, eingefrorene
russische Gelder „freizugeben“.
Belgien,
insbesondere Brüssel als „das führende Finanzzentrum in der EU“,
scheut solch einen Schritt wie der Teufel das Weihwasser, denn
nicht nur der belgische, auch der europäische Finanzsektor wird
von der
Financial
Services
and Markets
Authority (FSMA)
kontrolliert, einer belgischen Aufsichtsbehörde für
Finanzdienstleistungen und Finanzmärkte.
Und nicht nur das:
Auch die Weltwirtschaft ist von Dienstleistungen abhängig, die
mit dem Finanzstandort Belgien zusammenhängen, denn in Brüssel
befindet sich auch der Sitz des World Alliance
of International Financial
Centers (WAIFC).
KI-Google:
Die Welt-Assoziation der Internationalen Finanzzentren (WAIFC)
ist eine gemeinnützige Organisation in Brüssel, die führende
internationale Finanzzentren vertritt. Ihr Hauptziel ist es, die
Zusammenarbeit zu fördern, den Austausch von Best Practices zu
ermöglichen und das Verständnis für die Bedeutung von
Finanzzentren für die globale Wirtschaft und Entwicklung zu
stärken. Die Mitgliedschaft umfasst Regierungsbehörden, Verbände
und ähnliche Institutionen, die ihre jeweiligen Finanzplätze
entwickeln und fördern.
Wer daran
rüttelt, der erschüttert das gesamte System EU noch mehr, als es
heute bereits schon schwankt.
Wie dem auch immer sei:
Sollten die in Brüssel „eingefrorenen“ russischen Gelder
freigegeben werden, dann dürfte damit wohl nicht nur der
internationale Finanzstandort Brüssel sein Ende gefunden haben.
Aber
darüber spricht der Bundeskanzler nicht, denn das Aussprechen
von Wahrheit zeigt nicht nur Grenzen auf, solch eine Wahrheit
würde auch zum Ausdruck bringen, dass solch eine Forderung
nichts anderes ist, als eine verdeckte Schwäche.
Anders ausgedrückt:
Bundeskanzler Friedrich Merz bevorzugt eine Sprache der Stärke,
die sich bei näherem Hinsehen als das kraftlose Auftreten eines
Scheinriesen entpuppt, eines Scheinriesen, den Michael Ende in
seinem Buch „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ wie folgt
beschrieben hat. Aus der Ferne erschien der Scheinriese riesig
groß, aber je näher man ihm kam, umso schneller schrumpfte er
auf die Höhe eines Zwerges zusammen, denn bereits vor der
Wiederaufbaukonferenz der Ukraine in Rom hieß es in den Medien:
Kettner-edelmetalle.de
vom 7.7.2025:
Während in Rom die nächste Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine
ansteht, platzt die Bombe: Der weltgrößte Vermögensverwalter
Blackrock
zieht sich aus der Finanzierung des kriegsgebeutelten Landes
zurück. Was als milliardenschweres Investitionsprojekt geplant
war, entpuppt sich nun als weiteres Zeichen dafür, dass der
Westen langsam aber sicher das Interesse an der endlosen
Geldverbrennung in der Ukraine verliert [En34].
Und auch in
der Frankfurter Rundschau vom 9.7.2025 heißt es, dass die
Ukraine-Hilfe wackelt, weil ein vermögender Investor (gemeint
ist
BlackRock)
das „Ende der Goldgräberstimmung“ eingeläutet hat und nicht mehr
nach Investoren suchen wird, die in der Ukraine investieren
wollen.
Das Ende
der Illusionen dürfte dadurch deutlicher geworden sein, weil die
finanzielle Unterstützung des Ukrainekrieges auch vom deutschen Steuerzahlers, zunehmend
kritisiert wird.
Warum?
Deutschland hat der Ukraine seit Februar 2022 etwa 34 Mrd. Euro
direkte zivile Unterstützung und etwa 38 Mrd. Euro militärische
Unterstützung gewährt; zuzüglich des deutschen Anteils an Hilfen
der Europäischen Union.
Auf der Website der Bundesregierung heißt
es:
Seit dem
russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 hat
Deutschland für die Ukraine bilaterale zivile Unterstützung in
Höhe von rund 34 Milliarden Euro geleistet und militärische
Unterstützung in Höhe von rund 38 Milliarden Euro geleistet
beziehungsweise für die kommenden Jahre bereitgestellt [En35].
Und auf der
Website des Europäischen Rates der Europäischen Union heißt es
unter der Überschrift:
Militärische
Unterstützung der EU für die Ukraine wie folgt:
Consilium.europa.eu:
Zusammen mit der militärischen Unterstützung durch die
EU-Mitgliedstaaten beläuft sich die Unterstützung für die
ukrainischen Streitkräfte durch die EU insgesamt auf rund 63,2
Mrd. € an Unterstützung für die ukrainischen Streitkräfte
[En36].
Da
Deutschland – als größter Beitragszahler – gut 23 Prozent des
EU-Haushaltes finanziert, dürfte es zulässig sein, daraus zu
schließen, dass gut 15 Milliarden EU-Ukraine-Hilfen ebenfalls
aus deutschen Steuermitteln stammen.
Und was
die Verwendung eingefrorener Gelder Russlands für den
Wiederaufbau anbelangt nicht vorbehaltlos gemeint ist,
das lässt sich bereits aus den Worten von Friedrich März
schließen, wenn er sagt, dass „haushaltspolitische Garantien von
den Mitgliedstaaten“ für die Verwendung russischer Gelder erfordern seien,
denn dafür wird aufzukommen sein,
wenn Russland den Rechtsstreit gewinnen wird, wenn die noch eingefrorenen russischen Gelder dazu verwendet,
um den Krieg in der Ukraine weitere Jahre
fortführen zu können.
Wie dem auch immer sei:
Am Ende wären es auf jeden Fall die EU-Steuerzahler, die für die
ausgezahlten Gelder aufkommen müssen, wenn der Rechtsstreit zu
Gunsten Russlands ausgehen sollte.
18 Vertane Friedenschance in der Ukraine
TOP
Auf der
Website von Paul Craig Roberts vom 17.10.2025 heißt es unter
Bezugnahme um ein vom US-Präsidenten Donald Trump angekündigten
Treffens mit dem russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin in
Budapest in Ungarn unter der Überschrift: „The Trump-Putin
Meeting in Hungary Is the Last Chance for Peace“ wie folgt:
Paul Craig Roberts:
Ungarn, angeführt vom einzigen intelligenten Führer in Europa,
hat ein Treffen in Budapest zwischen Trump und Putin arrangiert.
Ich vermute, dass dies die letzte Chance ist, Krieg zu
vermeiden. Der Erfolg dieses Treffens wird darin bestehen, ob
Trump seine (bully
role) Mobber-Rolle
aufgeben und verstehen kann, dass die Beendigung des Krieges
einen NATO-Rückzug von Russlands Grenzen und ein gegenseitiges
Sicherheitsabkommen zwischen Russland und dem Westen
erforderlich machen wird und Trump dazu bereit sein wird, in
einer Pressekonferenz zu erklären, dass Washingtons
Unterstützung der Ukraine wirklich zu Ende ist [En37].
Es
bedurfte nur weniger Tage, um diese Friedenschance sozusagen
verpuffen zu lassen, denn das angekündigte Treffen des
US-amerikanischen und des russischen Präsidenten in Ungarn wurde
nicht nur abgesagt, sondern durch US-Sanktionen ersetzt.
Dennoch: Im Anschluss an das Treffen von US-Präsident Donald
Trump mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping in der
südkoreanischen Stadt Busan sagte Trump, dass die Zölle auf
Waren aus China von 57 auf 47 Prozent gesenkt werden. Auch bei
der Lieferung Seltener Erden sei eine Einigung erzielt worden,
und was den Ukrainekrieg anbelangt sagte Trump: "Wir werden
beide zusammenarbeiten, um zu sehen, ob wir etwas schaffen."
19 Wie Ai
Weiwei
Deutschland sieht
TOP
Ai
Weiwei
hat schon häufiger Deutschland kritisiert, in dessen Hauptstadt
Berlin der chinesische Künstler mehrere Jahre lang gelebt hat,
bevor er es vorzog, seinen Wohnsitz nach London zu verlegen.
Wie dem auch immer sei:
Auf der Website von
Hyperallergic.com
wurde am 20. Oktober 2025 ein Aufsatz des chinesischen Künstlers
Ai
Weiwei
veröffentlicht, der zuvor von der Redaktion des
Zeit Magazins
abgelehnt worden war. Grund dafür könnten die folgenden Sätze
sein, mit denen Ai
Weiwei
seinen Aufsatz beginnen lässt und der der folgenden Titel trägt:
Was
ich gern früher über Deutschland gewusst hätte.
Ai
Weiwei:
Eine Gesellschaft, die von Vorschriften regiert wird, aber kein
individuelles moralisches Urteilsvermögen hat, ist gefährlicher
als eine, die überhaupt keine hat.
Eine
Gesellschaft, die Gehorsam schätzt, ohne Autorität in Frage zu
stellen, ist dazu bestimmt, korrupt zu werden.
Eine
Gesellschaft, die Fehler zugibt, sich aber weigert, über ihre
Herkunft nachzudenken, besitzt einen so hartnäckigen und
langweiligen Geist wie Granit.
Im
Mittelpunkt der Bürokratie steht eine kollektive Billigung der
Legitimität der Macht, und daher geben Individuen ihr
moralisches Urteil auf - oder haben vielleicht nie eins
entwickelt. Sie geben die Herausforderung auf. Sie verzichten
auf Streit.
Wenn das
Gespräch zur Vermeidung wird, wenn Themen nicht erwähnt werden
dürfen, leben wir bereits unter der stillen Logik des
Autoritarismus.
Wenn die
Mehrheit glaubt, in einer freien Gesellschaft zu leben, ist dies
oft ein Zeichen dafür, dass die Gesellschaft nicht frei ist.
Freiheit ist kein Geschenk; sie muss aus den Händen der
Banalität und der stillen Komplizenschaft mit der Macht gerungen
werden.
Fakten
werden teilweise, absichtlich vergessen oder durch kollektives
Schweigen verschluckt. Und so wiederholen wir die Katastrophe –
immer wieder, in Zyklen [En38].
Diese
Zeilen kommen zumindest mir durchaus realitätsbezogen vor, denn
Vergleichbares ist nicht nur in vielen Schriften zu finden, die
sich mit den Ursachen des Verfalls von Demokratien
auseinandersetzen, sondern diese Sichtweise erschließt sich
jedem an Politik interessierten Menschen, der ernsthaft
versucht, sich ein annähernd zutreffendes Bild über die Verhältnisse in
Deutschland machen zu wollen.
20 Der kranke Patient Deutschland
TOP
Man
könnte auch sagen: Deutschland bedarf dringend einer
Heilbehandlung, um krank gewordene Gliedmaße vor einer ansonsten
drohenden Amputation wichtiger Gliedmaßen doch noch retten zu
können.
Nur zur Erinnerung:
Unter einer Amputation versteht man den Verlust oder die
Entfernung eines Körperteils wie Finger, Zeh, Hand, Fuß, Arm
oder gar ein Bein.
An
diesem Punkt notwendig werdender Amputationen ist Deutschland
bereits angekommen, denn alle Bereiche, die einen gesunden Staat
ausmachen, haben bereits erkennbar an demokratischer
Grundsubstanz verloren, ohne die ein Leben in Freiheit,
Gleichheit und Brüderlichkeit aber nicht gedeihen kann.
Während
im Kulturleben die Freiheit dringend einer Neuorientierung
bedarf, im Rechtsleben die Gleichheit wieder hergestellt werden
muss und im Wirtschaftsleben die Brüderlichkeit, also die
Solidarität untereinander, also das Gemeinwohl wieder die
Bedeutung erhalten muss, die ihm gebührt, wird es nicht möglich sein,
das Modell Demokratie, so wie es zurzeit in Deutschland erlebt
werden kann, auf Dauer erhalten zu können.
Freiheit:
Ein Leben
in Freiheit setzt voraus, dass jeder sagen kann, was er will,
soweit dadurch die Rechte anderer nicht verletzt werden und in
dem niemand aufgrund seiner Art zu denken ausgegrenzt werden
darf. In einer freien Gesellschaft ist die Meinung von
Andersdenkenden genauso schützenswert, wie die des politischen
Gegners.
Im
Oktober 2025, man kann es kaum glauben, plädiert die Partei
Bündnis 90/Die
Grünen sogar dafür, dass die AfD keine parlamentarischen
Anfragen [Kleine Anfragen] mehr stellen dürfen soll.
Mit anderen
Worten: Deutschland droht, sich in eine Gesinnungsdiktatur zu
verwandeln, wenn solche Forderungen erhoben werden. Es ist an
der Zeit, sich daran zu erinnern, dass wir solch eine Diktatur schon
einmal hatten, in der politisch Andersdenkende schlichtweg
ausgegrenzt wurden.
Gleichheit:
Gleichheit setzt geltendes Recht voraus, das für alle gilt und
an das sich alle halten müssen, und das nicht so verbogen werden
kann und darf, dass Andersdenkenden Rechte entzogen bzw. eingeschränkt
werden, die man selbst in Anspruch nimmt.
Brüderlichkeit:
Eine
solche Gesellschaft legt Wert darauf, dass niemand ausgebeutet
wird und niemand sich auf Kosten der Vielen auf eine Art und
Weise bereichern kann, die jedes Maß vertretbarer Ungleichheit
überschreitet.
Von
solch einer Gesellschaft der vertretbaren Ungleichheit entfernt sich Deutschland
aber immer mehr,
weil sogar die Meinungsfreiheit sich immer mehr den
Vorstellungen so genannter Political Correctness unterzuordnen
hat. Und wenn das so weitergeht, dann wird aus der Demokratie
des Grundgesetzes nicht nur eine Scheindemokratie, sondern eine
softe Tyrannei, deren Machtinhaber dann aber immer noch
behaupten werden, eine Demokratie zu regieren.
Letzter
Satz:
„Redefreiheit
ist das Entscheidende, um sie dreht sich alles. Redefreiheit ist
das Leben.“
Salman Rushdie
21 Quellen
TOP
Endnote_01 LGT.com
vom 25.2.2025: Finanzwissen: Joseph Stiglitz - und der Versuch,
den Kapitalismus vor sich selbst zu schützen.
https://www.lgt.com/de-de/markteinschaetzungen/
insights/finanzwissen/joseph-stiglitz-254666
Zurück
Endnote_02 Joseph Stiglitz: Der Weg zur Freiheit
– Ökonomie für eine gerechte Gesellschaft. Siedler-Verlag 2024,
Seite 395 Zurück
Endnote_03 Joseph
Stiglitz. Der Weg zur Freiheit – Ökonomie für eine gerechte
Gesellschaft. Siedler Verlag 2024, Seite 373
Zurück
Endnote_04 George Orwell: 1984, Seite 58,
https://ia801406.us.archive.org/24/items/gorwell1984de/1984.pdf
Zurück
Endnote_05 100
George Orwell Zitate.
https://sprueche-liste.com/george-orwell-zitate/
Zurück
Endnote_06
Spiegel.de vom 9.10.2025: China führt strengere Exportkontrollen
für seltene Erden ein.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/china-fuehrt-strengere-
exportkontrollen-fuer-seltene-erden-ein-a-df492ba7-5f11-48a3-81ae-84e94513d010
Zurück
Endnote_07
Merkur.de vom 17.10.2025: Deutschlands Rohstoff-Problem:
Millionen Arbeitsplätze hängen von Seltenen Erden aus China ab.
https://www.merkur.de/wirtschaft/china-in-deutschland-haengen-
million-jobs-von-seltenen-erden-ab-und-die-kommen-aus-zr-93990466.html
Zurück
Endnote_08 Zitiert
nach: https://www.buboquote.com/de/zitat/7474-orwell-falls-
freiheit-uberhaupt-etwas-bedeutet-dann-bedeutet-
sie-das-recht-darauf-den-leuten-das
Zurück
Endnote_09 Merkur.de vom 16.10.2025: Bundesamt
warnt erstmals seit 35 Jahren vor Krieg in Deutschland – das
soll in jede Wohnung.
https://www.merkur.de/verbraucher/gibt-ratgeber-fuer-83-millionen-
krieg-in-deutschland-regierung-93984748.html
Zurück
Endnote_10 Antiwar.com - About us - Mission:
https://www.antiwar.com/who.php
Zurück
Endnote_11 Bundestag.de vom 13. Oktober 2025:
Parlamentarisches Kontrollgremium. Nachrichtendienste:
Deutschland nicht im Krieg, aber auch nicht im Frieden.
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2025/kw42-pa-pkgr-1102394
Zurück
Endnote_12
BBKBund.de: Vorsorgen für Krisen und Katastrophen.
https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Vorsorge/vorsorge_node.html
Zurück
Endnote_13
Bertelsmann Stiftung - Transformation Index BTI 2024 -
Governance in International Comparison.
file:///C:/Users/User/Downloads/1_974_Leseprobe-1.pdf
Zurück
Endnote_14 Moon of
Alabama vom 23.10.2025: https://www.moonofalabama.org/
Zurück
Endnote_15 Welt.de
vom 14.10.2025: Weltwoche.de vom 17.10.2025: Trotz EU-Sanktionen
– Deutschland macht Milliardengeschäfte mit Russland.
https://www.welt.de/politik/deutschland/article68ee46727d532d835d5fbe3e/
handel-trotz-eu-sanktionen-deutschland-macht-
milliardengeschaefte-mit-russland.html
Zurück
Endnote_16 Zdfheute.de vom 18.10.2024: Schlacht
um Rohstoffe:Warum die Wirtschaft von der Ukraine abhängt.
https://www.zdfheute.de/wirtschaft/deutschland-
ukraine-abhaengigkeit-rohstoffe-100.html
Zurück
Endnote_17 Zuerst.de vom 20.10.2025:
„Lancet“-Studie: Westliche Sanktionen tödlicher als Kriege.
https://zuerst.de/2025/10/20/lancet-studie-
westliche-sanktionen-toedlicher-als-kriege/
Zurück
Endnote_18 Effects of international sanctions on
age-specific mortality: a cross-national panel data analysis.
https://www.thelancet.com/journals/langlo/
article/PIIS2214-109X(25)00189-5/fulltext
Zurück
Endnote_19 Derstatus.at vom 20.10.2025: 50% der
Opfer sind Kinder. Lancet-Studie: Mehr Todesopfer durch
Sanktionen als durch Krieg.
https://derstatus.at/welt/lancet-studie-mehr-todesopfer-
durch-sanktionen-als-durch-krieg-4186.html
Zurück
Endnote_20 Projekt Syndicate - The World´s
Opinion Page: Project-Syndicate.org vom 11.11.2022 Die
Sanktionsfalle.
https://www.project-syndicate.org/onpoint/sanctions-history-
of-the-economic-weapon-by-brigitte-granville-2022-11/german
Zurück
Endnote_21
Pressemitteilung der Europäischen Kommission: Fahrplan für die
Verteidigungsbereitschaft 2030. Plan zur Stärkung der
europäischen Verteidigungsfähigkeiten.
https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_25_2396
Zurück
Endnote_22
Ungarnheute.hu vom 21.10.2025: Außenminister Szijjártó wirft der
EU „Kriegspsychose“ und Blockade des Friedens vor.
https://ungarnheute.hu/news/aussenminister-szijjarto-wirft-
der-eu-kriegspsychose-und-blockade-des-friedens-vor-46495/
Zurück
Endnote_23 Welt.de
vom 25.2.2025: NSA-Umfrage. Fast die Hälfte der Deutschen will
Ende der Ukraine-Hilfen.
https://www.welt.de/politik/deutschland/article255530906/
Insa-Umfrage-Fast-die-Haelfte-der-Deutschen-
will-Ende-der-Ukraine-Hilfen.html
Zurück
Endnote_24 Focus.de vom 15.10.2025: Bestimmungen
gelockert. „Von 100 auf 1000 pro Woche“: Neue Welle von
Ukrainern kommt nach Deutschland.
https://www.focus.de/politik/deutschland/immer-mehr-schutzsuchende-ukrainer-kommen-nach-deutschland_e1d422b7-670a-487a-81b7-b7f24dfd33dd.html
Zurück
Endnote_25
Berliner-Zeitung.de vom 21.10.2025: Zahl junger Ukrainer in
Deutschland steigt stark: Kiew denkt über Rücknahme der
Ausreiseregelung nach.
https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/geopolitik/
zahl-junger-ukrainer-in-deutschland-steigt-stark-kiew-denkt-
ueber-ruecknahme-der-ausreiseregelung-nach-li.10001887
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Endnote_26
Journalistenwatch.com vom 27.10.2025: Was die
Kriegspropagandisten verschweigen: Immer mehr Ukrainer
desertieren.
https://journalistenwatch.com/2025/10/27/was-die-kriegspropagandisten-
verschweigen-immer-mehr-ukrainer-desertieren/
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Endnote_27 Immanuel
Kant: Zum ewigen Frieden . Zitiert nach:
https://www.projekt-gutenberg.org/kant/ewfriede/chap002.html
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Endnote_28 Blätter
für deutsche und internationale Politik. Kant im Krieg. April
2024:
https://www.blaetter.de/ausgabe/2024/april/kant-im-krieg
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Endnote_29
Paulcraigroberts.org vom 23.10.2025: Clearly the
Military/Security Complex Does Not Expect Trump to Deliver
Peace.
https://www.paulcraigroberts.org/2025/10/23/clearly-the-military-
security-complex-does-not-expect-trump-to-deliver-peace/
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Endnote_30 Rainer
Mausfeld: Hegemonie oder Untergang – Die letzte Krise des
Westens? Westend Verlag 2025 Zurück
Endnote_31
Kommunal.de vom 23.10.2025: Stimmen aus Kommunen. Bürgermeister
sprechen Klartext zur Stadtbild-Debatte.
https://kommunal.de/buergermeister-sprechen-
klartext-zur-stadtbild-debatte Zurück
Endnote_32 Die
diplomatische Operation in Budapest - GlobalBridge.
https://globalbridge.ch/die-diplomatische-operation-in-budapest/
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Endnote_33 Zeit.de
vom 16.10.2025: Eingefrorene russische Vermögen: 720 Millionen
Euro von russischer Bank könnten eingezogen werden.
https://www.zeit.de/wirtschaft/2025-10/russland-vermoegen-
einziehung-bank-frankfurt-bundesanwaltschaft
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Endnote_34 Kettner Edelmetalle.de vom 7.7.2025:
Blackrock lässt Ukraine im Stich: Der Westen verliert den
Glauben an Selenskyj
https://www.kettner-edelmetalle.de/news/blackrock-lasst-
ukraine-im-stich-der-westen-verliert-
den-glauben-an-selenskyj-07-07-2025
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Endnote_35
https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/
deutschland-hilft-der-ukraine-2160274
Zurück
Endnote_36
https://www.consilium.europa.eu/de/policies/
military-support-ukraine/ Zurück
Endnote_37 Paul
Craig Roberts Institute fpr Political Economy vom 17.10.2025:
https://www.paulcraigroberts.org/2025/10/17/the-trump-putin-
meeting-in-hungary-is-the-last-chance-for-peace/
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Endnote_38
Hyperallergic.com vom 20.10.2025: Ai WeiWei: Was ich gern früher
über Deutschland gewusst hätte.
https://hyperallergic.com/1050197/what-i-wish-i-
had-known-about-germany-earlier/
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