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Demokratie in Deutschland - 1945 bis 2015

Inhaltsverzeichnis:

01 Panta Rei
02 Der Kapitulation folgte die
Anarchie
03 Beginn des Kalten Krieges 1946
04 Pläne zur Vernichtung der Sowjetunion
05 Amerikanische Interessen nach 1945
06 Vom Marshall-Plan bis zur Schuldenrepublik
07 Das Wirtschaftswunder – 1950 bis 1973
08 Beginnender Kulturwandel – 1968 09 American Way of Life
10
Dekonstruierung der Werte
11 Das Ende der Einheitsgesellschaft
12 Diversität und das Öko-Regime
13 Ende des Kalten Krieges –
Der multipolare Moment
14 Wiedervereinigung Deutschlands 1989/1991
15 Zusammenbruchs der Sowjetunion
16 Demokratie im Umbruch
17 Postdemokratie und deren Folgen
18 Ende des Wokeismus in den USA
19 O´Sullivans Gesetz
20 Die gespaltene Demokratie
21 Demokratie ohne Opposition
22 Demokratien im Niedergang
23 Schlusssätze
24 Quellen

01 Panta Rei

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Am 8. Mai 1945 (das ist das Datum, an dem die bedingungslose Kapitulation in Kraft trat) endete die Herrschaft des NS-Regimes. Deutschland wurde in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Was im Anschluss daran folgte, war das Chaos, denn – frei nach Heraklit – es ist einfach nicht möglich, zweimal in den gleichen Fluss zu steigen.

  • Fragment 1:[6]
    „Wer in denselben Fluss steigt, dem fließt anderes und wieder anderes Wasser zu.“

  • Fragment 2:[7]
    „Wir steigen in denselben Fluss und doch nicht in denselben, wir sind es und wir sind es nicht.“

  • Fragment 3:[8]
    „Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen.“

Daraus lässt sich ableiten, dass im Anschluss an die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht im Mai 1945 es einen Neuanfang bei NULL in dem Sinne nicht gegeben haben kann, als dass nun alles besser wurde, denn zumindest in den unmittelbaren Nachkriegsjahren war der „Fluss“ ein ganz anderer geworden als zu der Zeit, als noch an den Endsieg geglaubt wurde. Diese Stunde NULL lässt sich aus der Sicht der davon betroffenen „Nachkriegsmenschen“ höchstens als ein erlebbares Chaos bzw. als eine erlebte Anarchie beschreiben.

Anders ausgedrückt: Als eine "Sternstunde des Glücks" kann es sich bei diesem Neuanfang wohl nicht gehandelt haben, deshalb dürften die Anfangsjahre auch wohl kaum als Befreiung der Besiegten von der Nazidiktatur erlebt worden sein, auch wenn es bei Hermann Hesse heißt, dass „jedem Anfang ein Zauber innewohnt“.

Von diesem Zauber war in den Anfangsjahren nach der bedingungslosen Kapitualtion nicht viel zu spüren. Vielmehr wurde das wahr, was Seneca vor nunmehr gut 2000 Jahren in einem Brief an seinen lieben Lucilius geschrieben hatte, in dem es heißt:

Seneca: Es wäre ein Trost, wenn alles mit derselben Langsamkeit zugrunde ginge, wie es entsteht, aber es geht nur langsam voran, während der Ruin schnell kommt.

Und dass das, was bis zur bedingungslosen Kapitulation eine Aufbauzeit von 12 Jahren benötigt hatte, um dann plötzlich in sich zusammen zu fallen, solch ein Ereignis als den Zauber eines Neuanfangs wahrzunehmen, das dürfte wohl sehr unwahrscheinlich gewesen sein, denn die nahe Zukunft hieß: Hunger.

Die Grafik, die sich über den folgenden Link öffnen lässt, macht es möglich, zu erkennen, wie Hans-Dieter Ilge sich den so genannten „Seneca-Effekt“ bildlich zumvorgestellt hat, der zum Ausdruck bringt, dass nach einem langsamen Aufstieg ein plötzlicher Zusammenbruch sich ereignet.

Seneca-Effekt von Hans-Dieter Ilge

Persönliche Anmerkung: Die beste Demokratie aller Zeiten im Deutschland von heute, auch „UnsereDemokratie“ genannt, hat sich nach meiner Interpretation des Seneca-Effekts bereits im Kopf des Pinocchio eingenistet, der sichtbar wird, wenn die lange Nase, die den Kopf nach unten verlässt, als Ausgangspunkt für den Niedergang einer Demokratie angesehen wird. Im Neusprech würde man sagen: Dort befindet sich der so genannte Kipppunkt der Demokratie von heute, den es zu verhindern gilt, weil dazu noch die Möglichkeit besteht. Mehr dazu an anderer Stelle in diesem Aufsatz.

02 Der Kapitulation folgte die Anarchie

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Anders lassen sich die Folgen der Niederlage im besiegten Deutschland nicht beschreiben, denn es gab dort keine staatliche Ordnung mehr, die dazu in der Lage gewesen wäre, für Recht und Ordnung sorgen zu können. Das erkannten auch die Besatzer schnell, und diese Erkenntnis sorgte dafür, dass dort, wo immer das möglich war, die Besiegten – wenn auch unter Aufsicht – mit in die Verantwortung einbezogen werden mussten, um das Chaos doch irgendwie in den Griff zu bekommen, denn anders lässt sich die Not der Besiegten im besetzten Deutschland nicht beschreiben.

  • In Deutschland herrschte Hunger. Mehrere hunderttausend Hungertote sollen es bis 1948 gewesen sein.

  • Gleichzeitig suchten Millionen Flüchtlinge und Vertriebene ein neues Zuhause, deren Anzahl auf 12 bis 14 Millionen geschätzt wird.

  • Zur Jahreswende 1946/47 hielt der Kölner Erzbischof Joseph Kardinal Frings eine Silvesterpredigt, in der er Mundraub für den Eigenbedarf rechtfertigte: „Wir leben in Zeiten, da in der Not auch der Einzelne das wird nehmen dürfen, was er zur Erhaltung seines Lebens und seiner Gesundheit notwendig hat, wenn er es auf andere Weise durch seine Arbeit oder durch Bitten nicht erlangen kann,“ predigte Kardinal Frings. Das Organisieren von Nahrung und Kohle wurde von nun an „fringsen“ genannt.

  • Nur noch 800 Kalorien pro Tag: Am 9. Mai 1947 - immerhin schon 2 Jahre nach der bedingungslosen Kapitulation – protestierten rund 150.000 Menschen in Hamburg gegen extreme Nahrungsknappheit.

Dem Hunger in Deutschland wurde jedoch durch eine Kombination aus internationaler Hilfe, der Währungsreform, dem Überlebenswillen der Menschen und dem Wiederaufbau der Wirtschaft Anfang 1948 langsam ein Ende bereitet.

Wie dem auch immer sei: Es dauerte gut drei Jahre, bis der Hunger im besetzten Deutschland als „besiegt“ angesehen werden konnte. Die Gründe, die den Hunger beseitigten, werden im Folgenden nur aufgelistet:

  • CARE-Pakete

  • Währungsreform 1948

  • Marshallplan.

Das, was nach der Staatenbildung, zuerst in den Ländern, dann in der Bundesrepublik Deutschland nach dem Inkrafttreten des Grundgesetzes im Mai 1949 sich entwickeln sollte, das war der Wiederaufbau, der ab den 1950er Jahren sich zu einem Wirtschaftswunder entwickeln konnte. Über den Kalten Krieg wurde damals in der Öffentlichkeit noch nicht diskutiert, obwohl der schon seit gut 4 Jahren andauerte. Es gab für die Menschen Wichtigeres zu tun.

03 Beginn des Kalten Krieges 1946

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Winston Churchill hielt es bereits 1946 für erforderlich, dass das freie Europa vor der drohenden Gefahr des Kommunismus durch einen „Eisernen Vorhang“ geschützt werden müsste, der – vergleichbar mit einer Brandschutzmauer – sich von der Ostsee bis zum Mittelmeer zu erstrecken habe und hinter dem sich europäische Hauptstädte wie Warschau, Berlin, Prag oder Budapest befinden müssten, die bereits zum sowjetischen Einflussbereich gehören würden. Den Begriff „Eiserner Vorhang“ wurde von Churchill am 5. März 1946, anlässlich seiner Rede im Westminster College in Fulton, im US-amerikanischen Bundesstaat Missouri, erstmalig verwendet. Churchill betonte, dass ein solcher „Eiserner Vorhang“ erforderlich sei, um sich vor dem Kommunismus zu schützen, der sich damals wie ein Lauffeuer; nicht nur in Griechenland und Italien, sondern auch in anderen europäischen Ländern ausbreitete. Dazu gehörte auch Deutschland.

04 Pläne zur Vernichtung der Sowjetunion

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Pläne zur Vernichtung der Sowjetunion gab es bereits 1945, sowohl in den Vereinigten Staaten von Amerika als auch bei den Briten. Zwei Beispiele seien hier genannt:

Plan Totality: Dieser Plan der USA aus dem Jahr 1945 sah vor, 20 sowjetische Städte in einem Erstschlag mit Atombomben zu vernichten.

Operation Dropshot: Dieser Plan der USA aus dem Jahr 1949 sah vor, 300 Atombomben und 29.000 hochexplosive Bomben auf 200 Ziele in 100 sowjetischen Städten abwerfen, um 85 % der industriellen Kapazität der Sowjetunion in einem einzigen Schlag zu vernichten. Der Plan sah sogar einen auf den 1. Januar 1957 datierten Angriff auf die Sowjetunion vor.

Präsident John F. Kennedy war schockiert, als er von diesen Angriffsplänen 1961 erfuhr. Zu dem damaligen US-Außenminister Dean Rusk soll John F. Kennedy damals gesagt haben:

And we call ourself the human race? [En01]

Es würde zu weit führen, an dieser Stelle die Zusammenhänge aufzuzeigen, mit wie viel Glück im Rahmen der Kubakrise 1962 ein Atomkrieg verhindert werden konnte, der auch in Europa alles vernichtet hätte, was bis dahin wieder mühsam aufgebaut worden war.

Wie dem auch immer sei: Maßgeblich mit dazu beigetragen hat Robert Kennedy, der Bruder von John F. Kennedy, der geheime Kontakte mit dem sowjetischen Botschafter Anatoli Dobrynin unterhielt, der wiederum Nikita Chruschtschow gut kannte und ihn davon überzeugen konnte, dass ein Atomkrieg von den USA nicht gewollt war.

Anders ausgedrückt: Nur durch Vertrauen konnte die Kuba-Krise diplomatisch beendet werden.

Wie dem auch immer sei: Für den freien Westen, unter Führung der USA, war die Sowjetunion nicht erst seit dem tödlichen Attentat auf J. F. Kennedy am 22. November 1963, immer nur ein Feind, mit dem zu verhandeln es sich nur lohnte, wenn es dem eigenen Vorteil diente.

Irgendwie kommt einem diese Position des Westens auch heute bekannt vor. Diese Denkweise lässt sich zumindest nicht wegdenken, ohne die Ursachen des Ukrainekrieges und dessen Entstehungsgeschichte verstehen zu wollen.

Zurück zu den Anfängen der Demokratie im zerstörten und besetzten Deutschland.

05 Amerikanische Interessen nach 1945

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Wer heute nach dem Initiator der Demokratie in Deutschland sucht, braucht nicht lange zu suchen, denn die deutsche Demokratie so wie sie sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis heute entwickelt hat, hat sowohl ihr wirtschaftliches als auch ihr administratives Zentrum nicht in Europa, sondern in den USA.

Anders ausgedrückt: Nicht nur Deutschland, auch das alte Europa, damit ist der Teil gemeint, der heute die EU ausmacht, wurde – seit 1945 – von einem fremden Kontinent sowohl manipuliert als auch dirigiert: von den USA.

Festzustellen ist, dass es sich bei der nunmehr 80 Jahre währenden amerikanischen Dominanz sowohl in Deutschland als auch in der Europäischen Union um eine kulturhistorische Anomalie handelt, denn alle europäischen Staaten verfügten schon vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges über eine historisch gewachsene Jahrhunderte währende Kultur, die es - aus amerikanischer Sicht - aufzuweichen und durch ein amerikanisches Kulturverständnis auszutauschen galt, um die von den USA angestrebte Vorherrschaft in der gesamten westlichen Welt dauerhaft verwirklichen zu können.

Anders ausgedrückt: Den Amerikanern ging es im weitgehend zerstörten Europa bereit unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht vorrangig darum, die alte europäische Kultur wiederzubeleben, sondern darum, die alte Identität Europas allmählich durch eine amerikanische Kultur zu ersetzen. Gemeint ist der American Way of Life, auch wenn diese Sprachfigur in den Anfangsjahren des amerikanischen Einflusses sowohl in Europa als auch in Deutschland, noch nicht verwendet wurde.

Warum? Grund dafür war das Überlegenheitsgefühl der Amerikaner gegenüber den Europäern, denn die Gründer der Vereinigten Staaten von Amerika hatten das alte Europa ja verlassen, um in einer besseren Neuen Welt sich und ihre Ideen von Freiheit verwirklichen zu können. Und was sie sich dort aufgebaut hatten, das war nicht nur besser als das, was sie im alten Europa verachtet hatten, als sie den alten Kontinent verließen, um in der Neuen Welt ihr Glück zu finden. Wie konnte folglich diese alte europäische Kultur den Anspruch erheben, als Vorbild für den Neuanfang im „alten Europa“ zu dienen, denn dieses „alte Europa“ interessierte die Amerikaner im Grunde nur insoweit, als dass sich daraus ein Nutzen ableiten ließ und das machte es erforderlich, Europa zuerst einmal zu amerikanisieren.

Heiko Ritz: Der amerikanische Einfluss in Europa beruhte somit nicht auf Partnerschaft, einer gemeinsamen Herkunft und einem geteilten Schicksal, sondern auf Nützlichkeitserwägungen, Überlegenheitsgefühlen und dem daraus abgeleiteten Recht auf Dominanz.

Weil ihnen eine wirkliche Verbundenheit mit der europäischen Kultur fehlte, war ihnen auch das langfristige Schicksal Europas nicht besonders wichtig. Diese Gleichgültigkeit gegenüber der Zukunft Europas geht auch aus den Kriegsplanungen der USA während des Kalten Krieges hervor. Diese sahen Atombombenabwürfe nicht nur im sowjetischen Einflussbereich, sondern auch in Westdeutschland vor, um den sowjetischen Vormarsch zu stoppen. Zudem favorisierten die USA im Kriegsfall das Konzept eines „begrenzten Atomkrieges“. Dies bedeutete, dass man im Kriegsfall versuchen würde, den Atomkrieg auf West und Osteuropa zu begrenzen, was das stillschweigende Einverständnis beider Supermächte implizierte, sich gegenseitig zu schonen [En02].

Wie dem auch immer sei: Den Zustand der Abhängigkeit der europäischen Staaten und insbesondere von Deutschland von den Vereinigten Staaten von Amerika galt es aus amerikanischer Sicht nicht nur dauerhaft herzustellen, sondern auch auszubauen, zu festigen und zu bewahren. Das wiederum machte es erforderlich, alles zu tun, um zu verhindern, dass sich im Nachkriegseuropa erneut nationale Identitäten bilden konnten, denn die hätten an der amerikanischen Vorherrschaft ja einiges ändern, bzw. auch einiges verhindern können.

Heiko Ritz: Praktisch bedeutet dies, dass die europäische Vorstellung von „societas“ durch die Prinzipien des amerikanischen Liberalismus ersetzt werden musste [En03].

Wie konnte es dazu kommen? Nach Hauke Ritz liegt die Ursache dafür in dem Vermögen der Amerikaner, nicht durch Panzer, sondern durch eine geschickte Medienmanipulation und durch eine dazugehörige Netzwerkpolitik im Westen eine Opposition aufzubauen, mit der man allmählich immer mehr Einfluss auf den politischen Prozess gewinnen konnte. Das es sich dabei um eine liberale Opposition handeln musste, darf unterstellt werden, denn traditionelle Kräfte hätten dem American Way of Life, so wie wir ihn heute kennen, sicherlich ein anderes Gesicht gegeben.

Anders ausgedrückt: Um das Heute zu ermöglichen, wurde es erforderlich, eine moderne Weltkultur zu entwerfen und zu gestalten, in denen Menschen dazu gebracht werden konnten, ihr kulturelles und historisches Erbe freiwillig preiszugeben, um dieses Erbe durch den amerikanischen Traum der Selbstverwirklichung zu ersetzen, einem Traum, der in den Jahren zunehmend an Dynamik entwickelte und letztendlich dazu führte, sogar evolutionäre Erfahrungen zu leugnen, die bereits seit einigen Jahren dazu geführt haben, nicht mehr von zwei Geschlechtern (Mann und Frau), sondern von einer Vielzahl von Geschlechtern auszugehen, deren Unterschiede im Übrigen nicht biologisch gegeben, sondern ausschließlich durch die eigene Selbstwahrnehmung konstruiert wurden bez. werden, was wiederum dazu führt, dass ein Mann oder eine Frau, der oder die meint, sich im falschen Körper zu befinden, heute bei Bedarf sein Geschlecht jährlich ändern lassen kann.

Zu welchen Problemen das zurzeit in Deutschland führt, das hat der Neonazi Sven Liebich, der in der Vergangenheit immer wieder durch seine Schwulen- und Transfeindlichkeit aufgefallen war, durch seine offizielle Umbenennung in Marla-Svenja geschafft, denn der hat sein Geschlecht ändern lassen, um eine gegen ihn verhängte Freiheitsstrafe nunmehr in einem Chemnitzer Frauengefängnis absitzen zu dürfen, sollte sich die Gesetzeslage nicht ändern. Marla-Svenja hat jedoch wohl für sich eine passendere Lösung gefunden, denn sie hat ihre Haft nicht angetreten und soll, so der Stand von heute (30.8.2025) sich zurzeit in Russland befinden.

Wie dem auch immer sei: An den folgenden Beispielen soll der Versuch unternommen werden, aufzuzeigen, wie es den Amerikanern gelang, ihre Kultur in Deutschland und in anderen europäischen Ländern zu implementieren.

Übrigens:

KI-Google: Der erste Christopher Street Day (CSD) fand nicht in Deutschland statt, sondern am 28. Juni 1970 in New York City, als Christopher Street Liberation Day-Parade.

Heute werden in Deutschland wahrscheinlich mehr CSD als Volksfeste veranstaltet. Grund dafür ist, dass es sich bei den so genannten Pride-Paraden um durch das Versammlungsrecht geschützte Demonstrationen handelt, für deren Sicherheit der Steuerzahler aufzukommen hat, was bei Volksfesten – wozu auch Karnevalsumzüge gehören – nicht der Fall ist, denn die Veranstalter von Volksfesten haben für die Kosten einzutreten, die zur Sicherung dieser Veranstaltungen aufzubringen sind, was viele Gemeinden überfordert.

Und nun zu den Beispielen in Bezug auf die Durchsetzung amerikanischer Interessen im Nachkriegsdeutschland.

Beispiel 1:
Der Zweck des Marshall-Plans aus amerikanischer Sicht:

Wilfried Loth, ein deutscher Historiker und Politikwissenschaftler hat in seinem Buch „Die Teilung der Welt“ deutlich gemacht, dass es sich bei dem amerikanischen Marshall-Plan nicht um einen „Liebesakt der Amerikaner“, sondern eher um einen Plan gehandelt hat, amerikanische Interessen verwirklichen zu können.

Wilfried Loth: Die Hilfsgelder mussten [...] von den Europäern für jedes der vier Jahre einzeln beantragt und vom Kongress jedes Mal erneut bewilligt werden, was die Einflussmöglichkeiten der USA allgemein und die des Kongresses insbesondere auf die Ausgestaltung des Programms entscheidend verstärkte und eine längerfristige eigenständige Planung der Europäer nahezu unmöglich machte. Für 1948/49 wurden 4,875 Milliarden Dollar an Subventionen und Anleihen gewährt. Die Zahlungen der drei folgenden Jahre waren jeweils etwas niedriger, so dass sich die Gesamthilfe bis 1952 auf 12,992 Milliarden Dollar belief.

Der Kongress setzte zunächst einmal eine Reihe spezifischer Einzelinteressen amerikanischer Wirtschaftsgruppen durch, die der Effizienz des Wiederaufbauprogramms und damit auch den generellen Zielen der amerikanischen Eindämmungspolitik abträglich waren. So mussten 50 Prozent aller Hilfsgüter auf amerikanischen Schiffen und unter dem Schutz amerikanischer Versicherungsgesellschaften transportiert werden – eine Bestimmung, die bis Oktober 1948 allein 12 Prozent der bis dahin geleisteten Zahlungen kosteten. Landwirtschaftliche Produkte konnten mit Marshall-Plan-Geldern nur aus amerikanischen Überschüssen gekauft werden, selbst dann, wenn sie auf anderen Märkten billiger zu haben waren. Pläne zur Errichtung europäischer Erdölraffinerien wurden nicht genehmigt, statt dessen mussten die Europäer Öl amerikanischer Firmen zu überhöhten Preisen einführen. Mitte 1959 belief sich der Anteil allein des Erdöls an den gesamten Marshall-Plan-Lieferungen auf 11 Prozent. Statt der erbetenen 65 000 Traktoren wurden nur 20 000 geliefert, dafür in den ersten fünfzehn Monaten 65 000 Lastkraftwagen, die niemand für vordringlich gehalten hatte [En04].

06 Vom Marshall-Plan bis zur Schuldenrepublik

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Die Gesamtsumme der Mittel für den Wiederaufbau Europas, die am 3. April 1948 vom Kongress der Vereinigten Staaten verabschiedet und am selben Tag von US-Präsident Harry S. Truman in Kraft gesetzt wurde, betrug 14 Milliarden US-Dollar, was einem heutigen Geldwert von 130 Milliarden USD entspricht.

West-Deutschland erhielt von dieser Summe gut 10 Prozent, ca. 13,5 Milliarden US-Dollar nach heutigem Geldwert. Von diesem Darlehen wurde bis 1966 etwa 1 Milliarde abbezahlt, der Rest wurde erlassen (Wikipedia).

Hinweis: Bis zum Ende der 1960er Jahre war der deutsche Staat weitgehend schuldenfrei. Heute geht es um ganz andere Summen, die erkennen lassen, dass heute bereits Kipppunkte erreicht sein könnten, die – beim Gebrauch des gesunden Menschenverstandes – erkennen lassen, dass ein Zusammenbruch der Finanzen wahrscheinlicher ist, als dessen Ausbleiben, wenn diesem Wahnsinn kein Ende bereitet wird.

Staatsverschuldung Deutschland von 1950 bis 2024

Ende des Jahres 2024 betrug die Staatsverschuldung in Deutschland, d.h. die Höhe der Schulden des öffentlichen Gesamthaushalts, rund 2,51 Billionen Euro.

KI-Google: Die deutsche Staatsverschuldung lag Ende 2024 bei über 2,5 Billionen Euro. Konkrete Zahlen für 2025 sind zum jetzigen Zeitpunkt (August 2025) noch nicht verfügbar, da die offiziellen Daten erst später veröffentlicht werden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Verschuldung weiter gestiegen ist, da sowohl der Bund als auch die Länder und Kommunen weiterhin neue Kredite aufnehmen.

Auch wenn es sich dabei um schöngeredetes „Sondervermögen“ handelt, bleibt festzustellen, dass auch die dafür vorgesehene, gut eine Billion Euro umfassende Summe, kreditfinanziert werden muss, und somit die Staatsverschuldung insgesamt exorbitant ansteigen lassen wird.

Wer solch eine Finanzpolitik für solide und für einen Segen hält, damit die beste Demokratie die Deutschland jemals hatte, wieder wirtschaftlich genesen kann, der muss über eine Glaubensfähigkeit in die Managerfähigkeiten der politischen Eliten verfügen, die grenzenlos ist, denn nicht einmal die Zinszahlungen für solche Schuldenberge werden von der arbeitenden Bevölkerung auf Dauer gesehen durch den von ihnen zu erarbeitenden Mehrwert aufgebracht werden können.

Und wer sich nur vorstellt, dass jährlich zu den Zinszahlungen, die für aufgenommene Zinsen zu zahlen sind, die Schulden ja auch noch irgendwann getilgt werden müssen, wird zumindest nachvollziehen können, dass eine Tilgung von jährlich 100 Milliarden nicht ausreichen wird, um in 100 Jahren auch nur annähernd wieder schuldenfrei zu sein, denn eine Billion ist das Tausendfache einer Milliarde.

Um an das Bild des Heraklit zu erinnern, der lehrte, dass niemand zweimal in den gleichen Fluss steigen kann, wäre hier anzumerken, dass die Verschmutzung eines Flusses durch immer noch mehr eingeleitete neue Schulden nicht pr Definition auch nicht nachhaltig im Sinne der Vertreter der „UnsereDemokratie“ sein kann, weil es nicht mehr möglich sein wird, diese Verschmutzung zu beseitigen.

Auch ein noch so großer Glaube an das Machbare vermag diese Tatsache nicht zu widerlegen.

07 Das Wirtschaftswunder – 1950 bis 1973

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Das Jahr 1973 markiert sozusagen das Ende des „Wirtschaftswunders“, denn nach gut 20 Jahren „Wirtschaftswunder“ stellten sich die ersten Zweifel ein, ob eine nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik tatsächlich dazu in der Lage sein kann, dauerhaften Wohlstand und dauerhaftes Wachstum zu ermöglichen.

1950 gab es diesen Pessimismus noch nicht, zumal sich die Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland bis in die 1960 Jahre hinein durchaus als eine egalitäre und homogene Gesellschaft verstand. Egalitär deshalb, weil erlebt werden konnte, dass die Politik darum bemüht war, soziale Ungleichheit zu minimieren und Chancengleichheit für alle zu gewährleisten, was allein schon am abzuführenden Steuersatz sichtbar wurde, durch den die Reichen weitaus stärker belastet wurden, als die arbeitende Bevölkerung.

Betrug der Spitzensteuersatz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bei den Reichen gut 95 Prozent, änderte sich das durch die Steuerreform, die Bundeskanzler Adenauer bereits am 20. September 1949 angekündigt hatte, in den Folgejahren gravierend. 1955 betrug der Spitzensteuersatz noch 63,45 %, heute sind das 42 Prozent.

Wie dem auch immer sei: Die Schere zwischen Arm und Reich hat sich im Laufe der Zeit so weit geöffnet, dass die damit verbundene Ungleichheit dazu geführt hat, heute kaum noch von einer sozialen Marktwirtschaft sprechen zu können, auch wenn sich das gut anhört. Das, woran sich die Menschen gewöhnt haben, ist ein schuldenfinanzierter Sozialstaat, der kaum noch finanziert werden kann.

KI-Google: Ein schuldenfinanzierter Sozialstaat ist eine Form des Sozialstaates, bei der staatliche Leistungen und Sozialversicherungen durch Kredite und Schulden finanziert werden, anstatt primär durch Steuern und Beiträge von Bürgern und Arbeitgebern. Diese Finanzierungsmethode birgt Risiken für die Staatsfinanzen, da sie zu einer steigenden Staatsverschuldung führen kann und die Zukunftsfähigkeit des Systems gefährdet.

Und was die Homogenität der Gesellschaft anbelangt?

Auch wenn es im Nachkriegsdeutschland der Bundesrepublik kein Volk gegeben hat, so wie das im Nazideutschland gedacht worden war, handelte es sich dennoch um eine Gesellschaft, die sich als eine Volksgemeinschaft verstand. Dafür spricht auch, dass das alte Staatsangehörigkeitsgesetz, also die Fassung vor der Reform von 2024, hauptsächlich auf dem Abstammungsprinzip basierte, d.h., die deutsche Staatsangehörigkeit wurde in der Regel durch die Abstammung von deutschen Eltern erworben.

Kurzum: Seit dem 27. Juni 2024 gelten in Deutschland neue Einbürgerungsregeln, die sogar Mehrstaatlichkeit zulassen.

08 Beginnender Kulturwandel – 1968

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Mehr Demokratie wagen!“ Mit diesem Satz reagierte Bundeskanzler Willy Brand (SPD) in seiner Regierungserklärung am 28. Oktober 1969 auf einen nicht mehr zu ignorierenden Kulturwandel, der, ausgehend von den Universitäten, sich im ganzen Land auszubreiten begann und die Politik dazu aufforderte, Reformen nicht nur zu ermöglichen, sondern diese auch durchzuführen. Dieser eingeforderte Kulturwandel lässt sich als ein langsamer Prozess verstehen, in dem es zuerst den intellektuellen Eliten (Universitäten) und danach auch den protestierenden Studenten und im Anschluss daran allen Förderern dieses Projektes gelang, konservative Politikvorstellungen in linke Politikvorstellungen umzuwandeln.

Der umfangreichen Regierungserklärung von Bundeskanzler Willy Brand (SPD) die diesen Wandel sichtbar machte, wurden die folgenden Zitate entnommen:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir sind entschlossen, die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland und den Zusammenhalt der deutschen Nation zu wahren, den Frieden zu erhalten und an einer europäischen Friedensordnung mitzuarbeiten, die Freiheitsrechte und den Wohlstand unseres Volkes zu erweitern und unser Land so zu entwickeln, dass sein Rang in der Welt von Morgen anerkannt und gesichert sein wird. Die Politik dieser Regierung wird also im Zeichen der Kontinuität und im Zeichen der Erneuerung stehen.

Wichtige Sätze:

  • Unser Volk braucht wie jedes andere seine innere Ordnung.

  • Wir wollen mehr Demokratie wagen.

  • Wir wollen eine Gesellschaft, die mehr Freiheit bietet und mehr Mitverantwortung fordert.

  • Meine Damen und Herren, in unserer Bundesrepublik stehen wir vor der Notwendigkeit umfassender Reformen.

  • Die Durchführung der notwendigen Reformen und ein weiteres Steigen des Wohlstandes sind nur möglich bei wachsender Wirtschaft und gesunden Finanzen.

Und was die Friedensfähigkeit anbelangt:

Die Bundesregierung wird sich gemeinsam mit ihren Verbündeten konsequent für den Abbau der militärischen Konfrontation in Europa einsetzen. Sie wird zusammen mit ihnen auf gleichzeitige und ausgewogene Rüstungsbeschränkung und Truppenreduzierung in Ost und West hinwirken.

Schlusssatz der Regierungserklärung:

Meine Damen und Herren, in den letzten Jahren haben manche in diesem Land befürchtet, die zweite deutsche Demokratie werde den Weg der ersten gehen. Ich habe dies nie geglaubt. Ich glaube dies heute weniger denn je. Nein: Wir stehen nicht am Ende unserer Demokratie, wir fangen erst richtig an. Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein und werden - im Inneren und nach Außen [En05].

Solche Vorstellungen setzen die Bereitschaft zu einem Kulturwandel voraus, dessen Wirkung sich relativ leicht an den Einflüssen beschreiben lässt, die damals vom Zentrum der bildenden Kunst ausgingen, das sich in den USA bereits etabliert hatte.

Hauke Ritz: Als ab 1964 Radioprogramme in Deutschland, das bis dahin vor allem deutschsprachige Schlager gesendet hatte, nun plötzlich der deutschsprachigen Musik englischsprachige gleichberechtigt zur Seite stellte, war die Voraussetzung geschaffen, um in der jungen Generation die antiamerikanischen Vorurteile aufzulösen und durch eine pro-amerikanische Haltung zu ersetzen. Die revoltierenden Studenten der 68er-Generation standen den USA zwar politisch und besonders hinsichtlich des Vietnamkrieges sehr kritisch gegenüber. Doch in kultureller Hinsicht war diese Generation tendenziell viel stärker amerikanisiert worden als ihre Väter, von denen sie sich so lautstark [wie möglich] absetzte [En06].

Das, was als neue Kultur sich langsam durchzusetzen begann, das konnte ab dem 30. Juni 1967 jeder hören, der das wollte, denn an diesem Tag wurde der Beatle-Song „All You Need Is Love“ (Alles, was du brauchst, ist Liebe) veröffentlicht.

09 American Way of Life

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Die Nachkriegsgeschichte, bei der es sich aus US-amerikanischer Sicht um die Vorstellung handelte, als stärkste Militärmacht der Welt nicht nur diesen Anspruch einfordern zu können, sondern, weit darüber hinausgehend, auch als Repräsentant einer unipolaren Welt anerkannt zu werden, nahm schon unmittelbar nach Kriegsende in den führenden Köpfen der US-amerikanischen Elite Gestalt an, denn die bis dahin vorherrschenden Kulturwerte eines zerstörten Europa hatte sich als untauglich erwiesen, denn die hatten zwei Weltkriege nicht verhindern können.

Kurzum: Die europäischen Kulturwerte hatten versagt. Zumindest hatten sich Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, die zentralen Werte der Französischen Revolution von 1789 und auch die naturrechtlichen Vorstellungen der Aufklärung als ungeeignet erwiesen, zwei Weltkriege zu verhindern. Ergo: Diese Werte konnten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der als ein Zivilisationsbruch verstanden wurde, nicht vorbildhaft sein.

Wie dem auch immer sei: Der vom US-Präsidenten Theodore Roosevelt (1858 bis 1919) bereits 1894 verfasste Text dürfte auch noch 1945 den Vorstellungen der amerikanischen Besatzungsmacht in Deutschland vollumfänglich entsprochen haben.

Theodore Roosevelt: Von allen Völkern der Erde hat das unsere die Zukunft für sich. Wir genießen außergewöhnliche Vorteile, werden aber auch durch außergewöhnliche Gefahren bedroht. Alles deutet darauf hin, dass wir tief fallen oder hoch emporsteigen werden, wenn wir die Augen nicht verschließen vor drohenden Gefahren [...]. Es gibt allerlei Arten von Gefahren, und eine jede muss für sich behandelt werden, aber bei allen ist eines unumgänglich nötig, ein intensiver und kräftiger Amerikanismus [En07].

Auch 1945 galt für Amerika das Prinzip „Manifest Destiny“, das Manifest der amerikanischen Bestimmung. Diesbezüglich heißt es in einem Aufsatz von Gustav Adolf Rein: „Die geschichtlichen Grundlagen des amerikanischen Lebens“ wie folgt:

Gustav Adolf Rein: Wir sind von Gott dazu berufen, die Welt durch unser Beispiel zu retten und zu reinigen! Wenn nun die anderen Nationen unsere wirtschaftlichen, unsere politischen und unsere religiösen Grundsätze und unsere allgemeine Einstellung zum Leben annehmen wollen, dann würden sie rasch – daran ist nicht zu zweifeln – ebenso glücklich werden wie wir [En08].

Wie dem auch immer sei: Nach dem Zerfall der Sowjetunion waren die politischen Eliten in den Vereinigten Staaten von Amerika fest davon überzeugt, dem Rest der Welt nicht nur militärisch, sondern auch wirtschaftlich, rechtlich, ideologisch und kulturell überlegen zu sein, woraus sich sozusagen ein Führungsanspruch über alle ableiten ließ, einschließlich Russlands, denn dessen Schwäche galt es auszunutzen.

Sowohl US-Präsident Bill Clinton (1996), als auch 2016 Hillary Clinton verwendeten in ihren Reden ein angebliches Zitat von Alexis de Tocqueville, das folgenden Wortlaut haben soll:

Hillary Clinton 2016: I’ve learned all over again that what Alexis de Tocqueville said is still true, America is great because America is good.

Hillary Clinton 2016: Ich habe noch einmal gelernt, dass das, was Alexis de Tocqueville sagte, immer noch wahr ist: Amerika ist großartig, weil Amerika gut ist.

In einem Artikel der Los Angeles Time vom 15. September 1996 heißt es dazu:

Los Angeles Time: Niemand hat dieses Zitat jemals in Tocquevilles Werken gefunden. Es ist Teil eines falschen Tocqueville-Zitats, das beginnt: „Ich suchte nach der Größe und dem Genie Amerikas in ihren marktarmen Häfen und ihren üppigen Flüssen, und es war nicht da.“

Seit Jahrzehnten verwenden Republikaner und Demokraten gleichermaßen in die gefälschte Passage, um ihre Reden mit künstlicher Gelehrsamkeit zu schmücken [En09].

Ich möchte mich nicht in zu vielen Einzelheiten des American Way of Liefe verlieren, denn die zurückliegenden Jahrzehnte des American Way of Life haben gezeigt, dass dieser Lebensstil nicht die Werte dauerhaft ersetzen kann, die heute wieder als Kulturwerte erkannt, und als „Back to the Roots“ bezeichnet werden können, denn diese „Kultur der Freiheit des Individuums“, ohne die der American Way of Life nicht definiert werden kann, hat zum Hyper-Liberalismus geführt, der auch in Deutschland heute als Wokeismus bezeichnet wird und dessen Ziel es ist, alle traditionellen Werte in woke Werte zu transformieren, einschließlich der Veränderung der Sprache.

Und was Deutschland und Europa anbelangt? Im Rückblick ist es erstaunlich zu erkennen, wie selbstverständlich auch in diesen Ländern der amerikanische Lebensstil sich nicht nur verbreiten, sondern auch als Kulturwert verinnerlicht werden konnte, auch wenn nicht alles, was sozusagen „über den großen Teich“ kam, in Deutschland als gut bewertet wurde und wird.

Dennoch: Amerika war und blieb (und ist immer noch) die dominierende Schutzmacht, und nur selten fanden und finden sich deutsche Politiker in Regierungsverantwortung dazu bereit, andere Meinungen zu vertreten. Heute scheint es fast so zu sein, dass als Folge des Ukrainekrieges nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern, in Erinnerung an die Schutzmacht Amerika, sogar „russenfeindlicher“ gedacht wird, als das zurzeit in denUSA der Fall zu sein scheint.

Anders ausgedrückt: Es scheint deutschen Politikern nicht schwergefallen zu sein, die Jahrzehnte der Entspannungspolitik zu vergessen und an deren Stelle wieder ein russisches Feindbild entstehen zu lassen, das es rechtfertigt, sich auf einen Krieg mit Russland vorbereiten zu müssen, der 2029 erwartet wird. Dass sich mit dieser Veränderung der politischen Haltung sich auch die Vorstellungen über das Völkerrecht verändert haben, das sei an dieser Stelle nur festgestellt, denn das sieht eigentlich vor, sich in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten nicht einzumischen.

Dieser Grundsatz des Völkerrechts gilt aber schon seit Jahren nicht mehr.

Hauke Ritz: In einer nach westfälischen Grundsätzen geordneten Staatenwelt sind alle Staaten, auch die kleinen, vor einer Einmischung anderer Mächte in ihre inneren Angelegenheiten geschützt. Im Gegenzug mussten diese Staaten im Westfälischen Frieden ihre Außenpolitik ebenfalls auf dem Respekt vor der Souveränität anderer Staaten begründen und von einer Einmischung in deren innere Angelegenheiten absehen. Ein auf den Grundsätzen des Westfälischen Friedens aufbauendes Völkerrecht garantier sozusagen den verschiedenen Staaten das Recht, verschieden sein zu dürfen. Garantiert wird dieses Recht durch die bewusste Aufrechterhaltung eines Machtgleichgewichts zwischen den Staaten. Sollte ein Staat diese Grundsätze wiederholt missachten, konnten auf der Grundlage des Westfälischen Friedens Gegenkoalitionen entstehen, die diesen Missbrauch wiederum eindämmen würden [En10].

Präventivkriege sah der Westfälische Friede nicht vor, im Gegensatz zur Präventionskriegsdoktrin der USA.

KI-Google: Die Präventionskriegs-Doktrin der USA, insbesondere die als „Bush-Doktrin“ bekannt gewordene Strategie, erlaubt es, militärische Gewalt vorbeugend gegen potentielle Bedrohungen einzusetzen, noch bevor ein konkreter Angriff stattgefunden hat. [...]. Die Bush-Doktrin, die im September 2002 in der National Security Strategy verankert wurde, betonte die Notwendigkeit, „unerwünschte Regime“ zu beseitigen und gegen Terrorismus und Massenvernichtungswaffen vorzugehen.

Dies bedeutete, dass die USA in Zukunft relativ willkürlich und ohne Zustimmung des UN-Sicherheitsrates nicht nur handeln konnte, sondern auch gehandelt hat und möglicherweise auch in Zukunft erneut handeln wird. Zum ersten Mal wurde diese Doktrin – ohne dass sie bereits ausformuliert war – im zweiten Jugoslawienkrieg 1999 angewendet, an dem sich auch Deutschland (völkerrechtswidrig) beteiligte.

10 Dekonstruierung der Werte

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Um dieses Ziel erreichen zu können, wurde es zuerst einmal erforderlich, die intellektuelle Eliten für dieses Ziel zu gewinnen. Antonio Gramsci hatte bereits 1930 in seinen berühmten Gefängnisheften einen Satz geschrieben, der auch heute noch oft zitiert wird. Dieser Satz hat folgenden Wortlaut:

Die Krise besteht genau darin, dass das Alte stirbt und das Neue nicht zur Welt kommen kann; in diesem Interregnum erscheinen eine ganze Reihe von morbiden Erscheinungen.

Diese morbiden Erscheinungen lassen sich heute einfach nicht mehr übersehen, denn die Krise der liberalen Demokratien, wie sie nach 1945 in Europa gegründet, und zu Erfolgsmodellen wurden, hat sich im Laufe der Zeit und mit dem Erreichen ihres Höhepunktes dann auch tatsächlich zu einer Krise des gesamten Westens entwickelt, auch wenn diese Krise viele Jahre schöngeredet werden konnte. Kein Land, das sich dem Westen zugehörig fühlt, blieb und bleibt davon verschont, denn überall in der westlichen Welt lösen sich die Vorstellungen von Rechtsstaatlichkeit, Freiheit, Wohlstand und Sicherheit auf.

Das ist das Gegenteil von der Sicht, die Stefan Zweig in seinem Buch „Die Welt von gestern“ wie folgt beschreibt:

Nur wer sorglos in die Zukunft blicken konnte, genoss mit gutem Gefühl die Gegenwart.

Dieser Satz gilt heute im Präsens und liest sich wie folgt:

Nur wer sorglos in die Zukunft blicken kann, kann mit gutem Gefühl die Gegenwart genießen. Das scheint lange her zu sein.

Die Welt von gestern gibt es heute nicht mehr. Allein in den Großstädten Westeuropas formiert sich zurzeit ein Protestpotential, das – im Gegensatz zu den „Gutmenschen UnsererDemokratie“ – es einfach nicht mehr akzeptieren will, dass die Großstädte vermüllen und sich zu Orten entwickeln, in denen jederzeit damit gerechnet werden muss, selbst zum Opfer von Gewalttaten zu werden, um nur einige Fehlentwicklungen zu benennen, die zunehmend auf Ablehnung in breiten Kreisen der Bevölkerung stoßen.

Und wenn sogar schon ein Amerikaner, der im August 2025 in Dresden Opfer eines Messerangriffs wurde und dabei fast ein Auge verloren hat, nur weil er einer Frau helfen wollte, die von zwei Männern belästigt wurde, in einem Interview sagt: „Ich verstehe, dass die Deutschen Angst haben“, spätestens dann dürfte ein Punkt erreicht sein, der zumindest zum Nachdenken anregen sollte, denn diese Tat sorgte bereits zu Reaktionen aus der US-Regierung, die im Übrigen dazu geführt hat, dass einer der Täter, der nach der Tat wieder auf freien Fuß gesetzt worden war, nunmehr erneut festgenommen wurde. Der zweite Täter hat sich heute (30.8.2025) freiwillig bei der Polizei gemeldet.

Wie dem auch immer sei: In einem Interview berichtet der 21-jährige US-Amerikaner über seine Eindrücke von deutschen Innenstädten und Europas Migrationspolitik.

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  • Wie konnte es so weit kommen?

  • Was ist in Deutschland und in anderen europäischen Staaten schief gelaufen?

  • Welche allgemeinverständlichen Umstände haben dazu beigetragen, die westlichen Demokratien von heute in einen so bedauerlichen Zustand zu versetzen?

Ich denke, Francis Fukuyama ist zuzustimmen, wenn er schreibt:

Francis Fukuyama: Die Erfahrung lehrt, dass Menschen, die für die gerechte Sache nicht mehr kämpfen können, weil diese bereits in einer früheren Generation gesiegt hat [gemeint ist der Sieg über die Diktatur bzw. über die Tyrannei nunmehr], gegen die gerechte Sache kämpfen. Sie kämpfen um des Kampfes willen. Mit anderen Worten: Sie kämpfen aus einer gewissen Langeweile heraus, denn sie können sich nicht vorstellen, in einer Welt ohne Kampf zu leben [En11].

Anders ausgedrückt: Wenn es Menschen einfach zu gut geht, dann werden sie Wege finden, dieses Gutsein so zu verändern, dass sich dann irgendwann wieder die Notwendigkeit ergibt, für etwas anderes zu kämpfen, was beseitigt oder realisiert werden soll, denn wer ein Zuviel an Freiheit einfordert, zerstört irgendwann diese Freiheit. Das aber wollen diejenigen nicht einmal diskutieren, denen es darum geht, mit ihrer Weltsicht Recht haben zu wollen, weil sie ihr Denken und Handeln für  alternativlos halten. Daran aber wird die Demokratie zerbrechen, denn es kann per Definition keine alternativlose Demokratie geben.

Wie ein Demokratieverfall funktioniert, das hat bereits Alexis de Tocqueville in seinem erstmals 1835 erschienen Buch „Über die Demokratie“ wie folgt beschrieben.

Alexis de Tocqueville: Der Wille des Menschen wird [in der Demokratie von heute] nicht gebrochen, sondern aufgeweicht, gebogen und gelenkt, die Menschen werden durch sie selten zum Handeln gezwungen, aber ständig daran gehindert. Eine solche Macht zerstört nicht, aber sie verhindert die Existenz; sie tyrannisiert nicht, aber sie verdichtet, entnervt, löscht aus und verblödet ein Volk, bis jede Nation zu nichts Besserem als einer Herde ängstlicher und strebsamer Tiere reduziert ist, deren Hirte die Regierung ist [En12].

Daran, woran sich die Menschen auch in der Demokratie von heute gewöhnen, ist der so genannte sanfte Despotismus, der sich daraus ergibt, dass der freie Wille aufgegeben wird, um sich den Fängen der Relativierer auszuliefern, die den freien Willen für eine Illusion halten, obwohl auch die Relativierer wissen, dass der Glaube, dass wir uns frei entscheiden können, der einzige Weg menschlichen Bemühens ist, eine Demokratie dauerhaft zu erhalten, ihren Standpunkt aber dadurch aufrechterhalten, indem sie denken: Glaube nicht alles, was du denkst.

11 Das Ende der Einheitsgesellschaft

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Ob es solch eine moderne Gesellschaft jemals gegeben hat, das sie dahingestellt. Das Entstehen der Neuen Linken kann aber durchaus als ein Versuch gewertet werden, solch eine Einheitsgesellschaft Wirklichkeit werden zu lassen, zumal der deutsch-amerikanische Philosoph Herbert Marcuse (1898 bis 1979) durch sein Buch „Der eindimensionale Mensch“ die dafür erforderlichen Voraussetzungen beschrieben hatte, denn seine Kulturkritik veränderte nicht nur an amerikanischen Universitäten, sondern auch an deutschen Universitäten das Denken der dort studierenden jungen Menschen nachhaltig.

Marcuses Botschaft bestand darin, dass die Entfremdung des Menschen zu seiner Zeit darin bestand, dass sich die Menschen nur in ihren Waren wiedererkennen und ihre Seele im Auto, in ihrem Hi-Fi-Empfänger oder in anderen technischen Geräten des alltäglichen Gebrauchs verorten würden. Smartphones gab es damals noch nicht.

Karlheinz Weissmann: Seine Hoffnung setzte Marcuse vielmehr auf „[...] das Substrat der Geächteten und Außenseiter: die Ausgebeuteten und Verfolgten anderer Rassen und anderer Farben, die Arbeitslosen und die Arbeitsunfähigen. Daher rührte auch die Vorstellung von den „Minderheiten“ als Trägern der „Großen Weigerung“ und dann des Umsturzes. Gemeint waren nicht nur die diskriminierten Schwarzen oder Indianer in den USA, sondern auch die Völker der jetzt so genannten Dritten Welt, das Prekariat wie die Homosexuellen und alle, die man als drop out bezeichnete, weil sie in Leben als Gammler, Drogenkonsumenten oder Beatnik einer etablierten Existenz vorzogen [En13].

Wie dem auch immer sei: Um das Ende der Geschichte erreichen zu können, so die sich in den 1968er Jahren entwickelnden Glaubensgrundsätze der Neuen Linken, machten es erforderlich, zuerst einmal gegen bestehende Systeme zu revolutionieren, um an deren Stelle eine Weltordnung Wirklichkeit werden zu lassen, in der alle Unterschiede zwischen den Nationen aufgehoben sein würden. Die sich aus diesem Denken im Laufe der Zeit entwickelten neuen Werte lassen sich wie folgt auflisten:

  • Negation des Bestehenden

  • Wille zum Besseren

  • Motivation zu Aktivitäten

  • Artikulation von Bedürfnissen

  • Entwicklung eines utopischen Bewusstseins

  • Förderung einer kritischen Identität

  • Entwicklung eines emanzipatorischen Ichbewusstseins

Mit den Worten von Herbert Marcuse beschrieben, liest sich das wie folgt:

Herbert Marcuse: Wir können wahre und falsche Bedürfnisse unterscheiden. „Falsch“ sind diejenigen, die dem Individuum durch partikuläre gesellschaftliche Mächte, die an seiner Unterdrückung interessiert sind, auferlegt werden: diejenigen Bedürfnisse, die harte Arbeit, Aggressivität, Elend und Ungerechtigkeit verewigen. (S. 25)

So entsteht ein Muster eindimensionalen Denkens und Verhaltens, worin Ideen, Bestrebungen und Ziele, die ihrem Inhalt nach das bestehende Universum von Sprache und Handeln transzendieren, entweder abgewehrt oder zu Begriffen dieses Universums herabgesetzt werden. (S. 32)

Das eindimensionale Denken wird von den Technikern der Politik und ihren Lieferanten von Masseninformation systematisch gefördert. (S. 34) [En14].

In der neuen Gesellschaft, gemeint ist eine eindimensionale Gesellschaft, die sich aus eindimensionalen Menschen zusammensetzt, der dort lebende freie Mensch seine wahren Lebensbedürfnisse befriedigen kann. Es geht nicht mehr um Profit, sondern um echte Werte wie Humanität, Gerechtigkeit und Freiheit.

Doch wer führt die Revolution herbei? Es sind die Ausgestoßenen der Gesellschaft: Arbeitslose, Arbeitsunfähige und Menschen, die wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit verachtet werden, ebenso kritische Intellektuelle, die die Perversion des gegenwärtigen Systems erkannt haben. Indem diese Gruppierungen eine „absolute Weigerung“ gegenüber dem System durchführen, soll dieses mitsamt seinen Institutionen ausgehöhlt und subversiv in ein neues System überführt werden.

Das, was Herbert Marcuse in den Köpfen der 1968er-Generation bewirkt hat, das hat dazu geführt, dass sich sozusagen im Laufe der Zeit dieses Gedankengut den Weg durch die Institutionen bis ganz oben hin ausbreiten konnte um sich dort – der jeweiligen Zeit entsprechend – an den Zeitgeist anzupassen wusste und immr noch weiss, und das nicht hinweggedacht werden kann, um die Wurzeln der heutigen Political Correctness beschreiben zu können, die ihre Vorstellungen immer noch für alternativlos hält, denn: Wir schaffen das.

12 Diversität und das Öko-Regime

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Diversität ist die Abwesenheit von Gemeinsinn. Während die Eliten vergangener Zeiten sich noch als Hüter der nationalen Tradition und sich selbst als tugendhafte Vorbilder verstanden, steht heute jeder positive Bezug auf die Nation unter Faschismusverdacht.

Kolja Zydatiss/Mark Feldon: Was Orwell vor knapp hundert Jahren über die gebildeten Kreise schrieb, gilt heute mehr denn ja: „Es ist eine seltsame Tatsache, aber zweifellos wahr, dass der englische Intellektuelle sich mehr davor schämen würde, bei der Nationalhymne aufzustehen, als aus einem Klingelbeutel zu stehlen.“ [En15]

Vergleichbare Vorbehalte wider das Singen der deutschen Nationalhymne als auch wider das Zeigen der deutschen Nationalfahne, ließen sich ebenfalls dokumentieren, worauf aber an dieser Stelle verzichtet wird. Immerhin hält es der Bundestagsfizepräsident Bodo Ramelow (Die Linke) für erforderlich, nicht nur die bestehende Nationalhymne, sondern auch die Bundesfahne (schwarz-rot-gold) durch zeitgemäßere Symbole zu ersetzen.

KI-Google: Diversität bedeutet Vielfalt und bezieht sich auf die Anerkennung und Wertschätzung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten zwischen Menschen oder innerhalb einer Gruppe. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen (diversitas für Vielfalt) und wird oft im Zusammenhang mit der Bewältigung gesellschaftlicher Heterogenität, beispielsweise in Bezug auf Herkunft, Kultur, Geschlecht oder Fähigkeiten, verwendet. Diversität kann als Chance oder Herausforderung wahrgenommen werden und ist ein zentraler Bestandteil des sogenannten Diversity Management in Unternehmen und Organisationen.

Diversität lässt sich aber auch in dem Sinne dekonstruieren, indem von einer Mehrheitsgesellschaft erwartet wird, sich den als fremd empfundenen Gewohnheiten von Migranten anzupassen, die in Deutschland leben, so zumindest sieht das die Political Correctness heute bereits vor.

Aber nicht nur das, um Diversität in ihrer gesamten Bandbreite richtig verstehen zu können wird vorausgesetzt, dass sich die so genannten Biodeutschen als Rassisten, Sexisten, Faschisten bzw. als  mit Schuld beladene Kolonialisten verstehen sollen/müssen, für die es eine Selbstverständlichkeit sein sollte, die Rechte der bisherigen Opfer umfassender schützen zu wollen und zu müssen, als das bei ihren eigenen Rechten der Fall ist. Und um diese Vorstellung des richtigen Handelns Wirklichkeit werden zu lassen, haben sich die davon überzeugten Demokraten in einer Vielzahl von NGO´s zusammengefunden, um – gefördert mit öffentlichen Geldern – ihren Traum von Diversität verwirklichen zu können. Dass dieser Traum in den letzten Jahren erkennbar an machbare Grenzen gestoßen ist, lässt sich wohl nicht mehr schönreden.

Ergänzt wird diese Vorstellung einer bunten und diversen Welt durch eine weitere für unverzichtbar gehaltene Weltanschauung, die sowohl von den politischen Eliten als auch vom Klerus zwischenzeitlich für alternativlos gehalten wird. Gemeint sind die Doktrinen von Nachhaltigkeit, Nullwachstum oder grünem Wachstum, Nullemissionen, Energiewende, urbaner Verdichtung und allerlei anderer grüner Vorstellungen die Bereiche wie Energie, Transport, Verkehr, Konsum, Nahrung, Wohnen oder Reisen, unbeschränkte Zuwanderung und offene Grenzen betreffen, ergänzt durch die Bereitschaft, kriminelles Handeln von Menschen aus anderen Kulturen, nachsichtiger zu ahnden, als das bei deutschen Straftätern der Fall ist.

Allein die Kosten dafür, Deutschland bis 2045 klimaneutral werden zu lassen, dürften gigantisch sein, zumal in Anlehnung an eine Studie von McKinsey & Co. sich die dafür aufzubringenden Gelder bis 2045 allein für Deutschland sich auf gut 6 Billionen US-Dollar summieren werden.

KI-Google: Eine McKinsey-Studie aus dem Jahr 2021 beziffert die jährlichen Kosten für Deutschland, um bis 2045 klimaneutral zu werden, auf etwa 240 Milliarden Euro jährlich, was sechs Billionen Euro für den gesamten Zeitraum bedeutet.

Und sinngemäß:

Bis zu 200 Millionen Arbeitsplätze könnten bis 2050 neu entstehen, während 185 Millionen wegfallen. Die nächsten zehn Jahre sind somit ökonomisch entscheidend, denn die größten Investitionen dürften in der Zeit von 2026 bis 2030 notwendig werden: 275 Billionen Dollar Gesamtinvestitionen bis 2050 [En16].

Wie dem auch immer sei: Zur politischen Wirklichkeit von heute gehört als Folge einer unbezahlbaren Nachhaltigkeit auch, dass sich zahlreiche Länder wieder von utopischen grünen Dogmen verabschiedet haben bzw. verabschieden werden. Deutschland tut sich diesbezüglich schwer, wissend, dass dieses Ziel wohl kaum erreicht werden wird, zumindest nicht in der Demokratie, die heute noch existiert.

Und was die anzustrebende Klimaneutralität anbelangt? Zumindest Erick Heymann, ein Analyst der Deutschen Bank, der den Klimawandel zu einem seiner Schwerpunkte gemacht hat, macht sich ehrlich, wenn er feststellt:

Erik Heymann: Ohne ein gewisses Maß an Ökodiktatur wird es nicht gehen. Ich weiß, Ökodiktatur ist ein böses Wort. Aber wir müssen uns wohl oder übel fragen, welches Maß an Ökodiktatur (Ordnungsrecht) wir für akzeptabel halten, um uns dem Ziel der Klimaneutralität zu nähern. Es wird massive politische Widerstände geben.

Schlusssatz:

Halten wir eine solche politische Polarisierung aus? Oder werden wir unsere klimapolitischen Ambitionen wieder nach unten anpassen, sobald wir erkennen sollten, dass eine allzu strenge Klimapolitik demokratisch nicht mehrheitsfähig ist? [En17]

13 Ende des Kalten Krieges – Der multipolare Moment

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Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991 endete der so genannte Kalte Krieg, der unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (1945) begonnen hatte.

In einem Aufsatz zum „Multipolaren Moment“, den Bill Van Auken, ein US-amerikanischer Politiker und ein führendes Mitglied der trotzkistischen Socialist Equality Party (SEP) 1991 veröffentlicht hat, heißt es unter Bezugnahme auf Zakaria  [En18]], der das Konzept des „unipolaren Moments“ bekannt gemacht hatte, und diesen Moment, in Anlehnung an Krauthammer, als Rechtfertigung einer notwendig werdenden weltweit anzustrebender amerikanischer Vorherrschaft bezeichnete, wie folgt:

Van Auken: „In solchen Zeiten stützt sich unsere Hoffnung auf Schutz“, schrieb Krauthammer, „vor allem auf die amerikanische Stärke und den Willen, eine unipolare Welt zu führen, die ganz offen die Regeln der Weltordnung festlegt und bereit ist, sie zu erzwingen.“ Anschließend präsentierte er den Vorwand für den nächsten großen US-Krieg: „Es gibt keine Alternative zur Herausforderung, Abschreckung und, wenn nötig, Entwaffnung von Staaten, die mit Massenvernichtungswaffen drohen und sie einsetzen. Und es gibt außer den Vereinigten Staaten niemanden, der das tut.“ Er betonte ferner, falls der US-Imperialismus sich als unfähig erweisen würde, seinen unipolaren Moment aufrechtzuerhalten, dass dies „nicht ausländische, sondern inländische Ursachen“ hätte.

An anderer Stelle heißt es:

Der so genannte „Unipolare Moment“ von 1990 und 1991 (der Zeit, als die Sowjetunion aufgelöst wurde und der Golfkrieg begann) kennzeichnet das Auseinanderbrechen des Gleichgewichts, das seit dem Zweiten Weltkrieg auf der Hegemonie des amerikanischen Kapitalismus und der Zusammenarbeit der stalinistischen Moskauer Bürokratie gründete. Das „Unipolare Moment“ signalisierte den Beginn einer neuen Periode permanenter Kriege, das Anwachsen interimperialistischer Rivalitäten und zwangsläufig den globalen Anstieg des Klassenkampfs und der sozialistischen Revolution [En19].

Was Charles Krauthammer (1950 bis 2018) nach dem Zusammenbruch der UdSSR als den „unipolaren Moment“ bezeichnete, das versuchte Francis Fukujama (*1952) mit seinen auch heute noch oftmals wiederholten Worten als „Ende der Geschichte“ zu beschreiben.

Zurück zu Charles Krauthammer: Ebenfalls 1991 sorgte Charles Krauthammer mit seinem Artikel „The Unipolar Moment in Foreign Affairs“ für weiteres Aufsehen, in dem er die Auswirkungen des Ende des Kalter Krieges auf die Weltpolitik darlegte.

Charles Krauthammer: Der unipolare Moment bedeutet, dass mit dem Ende des Jahrhunderts drei große Bürgerkriege im Norden (Der Erste Weltkrieg, der Zweiter Weltkrieg und der Kalte Krieg) nunmehr einen ideologisch befriedeten Norden suchen, der Sicherheit und Ordnung bietet und in dem Außenpolitik nicht mehr erforderlich sein wird, weil die USA dafür allein verantwortlich sein könnte (Seite 25).

An anderer Stelle:

Würde Amerika diesen unipolaren Status unterstützen? Ja. Und wie ist das mit den Amerikanern, würden die auch solch einen unipolaren Status mittragen? Das ist mehr als nur eine problematische Frage. Für einen kleinen, aber wachsenden Chor von Amerikanern könnte diese Vision einer unipolaren Welt zum Alptraum werden. Daher das zweite Hauptelement der Realität nach dem Ende des Kalten Krieges: die Wiederbelebung des amerikanischen Isolationismus.

Ich habe großen Respekt vor dem amerikanischen Isolationismus. Erstens, weil diese Vorstellung populär ist und zweitens wegen seiner natürlichen Lage. Auf den ersten Blick scheint Isolationismus logisch. Die gottgegebene Außenpolitik der Vereinigten Staaten ist nämlich nicht nur Geographie, die uns durch zwei riesige Ozeane schützt und die an zwei Nachbarn grenzt, die kaum freundlicher sein können. [Gemeint ist Kanada und Mexiko].

An anderer Stelle:

Isolationisten argumentieren recht unumstößlich, dass Amerika seine Aufmerksamkeit in der Welt auf die Verteidigung vitaler nationaler Interessen beschränken sollte. Doch die extremeren Isolationisten definieren vitale nationale Interessen ausschließlich als die physische Sicherheit der Vereinigten Staaten, während die schwer fassbareren Isolationisten darauf achten, sie überhaupt nicht zu definieren. Isolationisten werden natürlich sagen, dass dies unfair sei, da sie an die Verteidigung vitaler nationaler Interessen jenseits der physischen Sicherheit der Vereinigten Staaten glauben. Der Isolationismus ist der extremste Ausdruck des amerikanischen Wunsches, sich wieder seinen Weinbergen zu widmen. Doch dieser Wunsch findet seinen Ausdruck in einer anderen, weitaus anspruchsvolleren und ernsthafteren außenpolitischen Schule: nicht im Isolationismus, sondern im Realismus, der Schule, die darauf besteht, dass die amerikanische Außenpolitik ausschließlich von amerikanischen Interessen geleitet wird, und die diese Interessen im Allgemeinen eng und national definiert [En20].

Anders ausgedrückt: Staaten, die sich der amerikanischen Politik verweigern, die haben ein Problem mit Amerika, der allein führenden Weltmacht, die nach dem Ende des Kalten Krieges einer unipolaren Weltordnung vorstehen wollte.

KI-Google: Eine unipolare Weltordnung ist eine internationale Struktur, in der ein einziger Staat die Macht so stark überragt, dass er keine echte Konkurrenz oder kein gleichwertiges Gegengewicht im internationalen System hat. In einem solchen System besitzt dieser dominante Staat eine überlegene Machtstellung gegenüber allen anderen Staaten.

Gut 25 Jahre später scheint dieses Vorhaben, die gesamte Weltordnung bestimmen zu wollen, aufgegeben worden zu sein, denn heute heißt die Parole:

America first.

Wie dem auch immer sei: Bereits 1989 – vor dem Fall der Berliner Mauer – hatte der US-amerikanische Politikwissenschaftler Yoshihiro Francis Fukuyama mit seinem Essay „The End of History?“, sozusagen einen Sturm der Empörung ausgelöst, als er das Ende der Geschichte verkündete.

Hauke Ritz: Damit meinte Fukujama eine historische Wirklichkeit, in der die bürgerliche und liberale Gesellschaft das alleinige noch existierende Gesellschaftsmodell sei, das in der nunmehr vor uns liegenden Zukunft Bestand haben könnte, wodurch sich Geschichte in von ihm gemeinten Sinne erübrigen würde, denn Geschichte würde Bipolarität, also miteinander konkurrierende Gesellschaftsmodelle voraussetzen.

Dass sich die Vorstellungen von Unipolarität oder Geschichtslosigkeit als Irrtümer erwiesen haben, das dürfte heute wohl niemand mehr bezweifeln wollen, der mit offenen Augen durchs Leben geht. Warum?

Hauke Ritz: [1991] wurde schnell klar, dass man das durch den Zerfall des Warschauer Vertrages und der Sowjetunion entstandene Machtvakuum füllen würde, dass man sich an die Absprachen mit Gorbatschow ausdrücklich nicht halten würde und darauf vorbereitet war, die geschlossenen Verträge zu unterhöhlen. 1999 kam es zur ersten Erweiterungsrunde der NATO, die zur Mitgliedschaft Polens, Tschechiens und Ungarns führte. [...]. Es hätte [sogar] die Möglichkeit bestanden, die gesamte NATO umzuwidmen, indem z. B. Russland selbst [der NATO] beigetreten wäre [En21].

Das aber wollte im Westen niemand, denn dort ging man davon aus, die Schwäche Russlands ausnutzen zu müssen, um einen tot geglaubten Staat den eigenen Interessen einverleiben zu können, nein einzuverleiben zu müssen.

Anders ausgedrückt: Den Zustand, in dem sich die Sowjetunion nach ihrem Zusammenbruch in den 1990er Jahren  befand, beschrieb die US-Journalistin Jeffrey Tailor, die sich damals in Russland aufhielt und dort auch einen Russen heiratete, in der Mai Ausgabe der US-Zeitschrift „The Atlantics“ des Jahres 2001, wie folgt:

Jeffrey Tayler: Ich habe Moskau zu meinem Zuhause gemacht. Ich habe einen Russen geheiratet. Mein Leben - so viel wie es sein kann, angesichts der Tatsache, dass ich einen amerikanischen Pass trage - ist Russisch. Aber nachdem ich dem größten Teil seines „Übergangs“ das halbe Leben gewidmet habe und den größten Teil seines „Übergangs“ erlebt habe, bin ich zu einer Schlussfolgerung gekommen, die im Widerspruch zu dem steht, was ich vorher dachte: Interne Widersprüche in der tausendjährigen Geschichte Russlands haben dazu bestimmt, demografisch zu schrumpfen, wirtschaftlich zu schwächen und möglicherweise territorial zu zerfallen. Das Drama neigt sich dem Ende zu, und innerhalb weniger Jahrzehnte wird Russland den Rest der Welt nicht mehr als jedes Dritte-Welt-Land mit reichlich Ressourcen, einem verarmten Volk und einer korrupten Regierung beschäftigen.

Kurz gesagt, als Großmacht ist Russland fertig [En22].

Dass dies eine Fehleinschätzung war, das wissen wir heute. Und dass diese Fehleinschätzung heute die gesamte westliche Welt - und nicht nur die - in eine Krise gestürzt hat, das nicht wahrhaben zu wollen, das grenzt an Geschichtslosigkeit, zumal auch diese Geschichtslosigkeit nicht hinweggedacht werden kann, ohne den Demokratieverfall von heute überhaupt verstehen zu können.

14 Wiedervereinigung Deutschlands 1989/1991

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Die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wäre ohne die Bereitschaft der Sowjetunion, das zu ermöglichen, nicht möglich gewesen, zumal Frankreich und England bis zum Vollzug der deutschen Einheit dagegen waren, sich dann aber mit den Realitäten abfinden mussten.

15 Zusammenbruchs der Sowjetunion

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Es kann davon ausgegangen werden, dass es nicht das wirtschaftliche und auch nicht das militärische Übergewicht war, das dazu führte, dass die Sowjetunion 1991 sozusagen in sich selbst zusammenbrach, obwohl auch diese Aspekte für den Zusammenbruch sicherlich mitursächlich gewesen sind. Die eigentliche Ursache für den Mauerfall - der dem Zusammenbruch der UdSSR zeitlich gesehen vorausging - dürfte vielmehr darin bestanden haben, dass es dem Westen im Verlauf des Kalten Krieges gelungen war, sozusagen eine kulturelle Hegemonie herzustellen.

Anders ausgedrückt: Der American Way of Life hatte – nicht nur in der deutschen Nachkriegsgeschichte – sondern auch in den Ländern des Warschauer Paktes über Jahrzehnte hinweg nachhaltig gewirkt und auch dort im Laufe der Zeit für Auflösungserscheinungen gesorgt, denn dem Westen gelang es mit dem dort praktizierten Lebensstil zunehmend, die Erwartungen der östlichen Gesellschaften zu beeinflussen, ohne für die dadurch ausgelösten Träume und Sehnsüchte jemals selbst in die Erfüllungspflicht genommen zu werden, mit Ausnahme der Folgen, die die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten mit sich brachte. Sogar die spätere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zog es vor der Wiedervereinigung vor, westliche Kleidung zu tragen, denn die war in der DDR begehrt, insbesondere galt das für Jeans.

Zurück zum Zusammenbruch der Sowjetunion, die auch für die Demokratieentwicklung in Deutschland als ein Meilenstein anzusehen ist.

Diesem Zusammenbruch gingen die Wünsche vieler Menschen in den Volksdemokratien im Osten voraus, dort ebenfalls den American Way of Life praktizieren zu können. Die so genannte Tamisdat-Literatur hat diesen Anspruch sicherlich verstärkt, denn sie wurde von Autoren geschrieben, die aus dem Osten stammten, aber im Westen verlegt wurde, weil das im Osten nicht möglich war, um dann dennoch wieder in den Osten zu gelangen. Dadurch wurde der Wunsch nach dem westlichen Lebensstiel weiter verstärkt.

Wie dem auch immer sei: Die Idee von Freiheit verbreitete sich auf dem Weg durch die Literatur auch in den Köpfen der politischen Eliten in der UdSSR und in den anderen Staaten des Warschauer Paktes in einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Mit Glasnost versuchte zum Beispiel Michail Sergejewitsch Gorbatschow (1931 - 2022) sich dem Ideal der westlichen Pressefreiheit anzunähern, und auch der Umbau des Systems selbst wurde durch den Begriff Perestroika auch im Westen zu einer bekannten Sprachfigur, die dort mit Genugtuung zur Kenntnis genommen wurden.

KI-Google: „Glasnost“ und „Perestroika“ waren zwei miteinander verbundene Reformprogramme, die von Michail Gorbatschow in der Sowjetunion ab 1985 eingeführt wurden. Glasnost (Offenheit) zielte auf mehr Transparenz und Meinungsfreiheit ab, während Perestroika (Umgestaltung) eine wirtschaftliche und politische Reform der Sowjetunion einleitete.

Hauke Ritz hat die damit verbundenen Folgen in seinem Buch „Vom Niedergang des Westens zur Neuerfindung Europas“ wie folgt beschrieben:

Hauke Ritz: [...] Gorbatschow sah den Westen aus einer idealisierten Perspektive und hatte zugleich alles verdrängt, was Sozialisten über den Kapitalismus wussten. Das unausgesprochene Ziel der Perestroika in einer Nachahmung des Westens bestand, konnte dieser Prozess nur zum Verlust des eigenen Standpunktes und somit zur Preisgabe des sozialistischen Systems führen [En23].

16 Demokratie im Umbruch

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Das Ende des Kalten Krieges führte nicht nur zum Zusammenbruch der UdSSR, sondern auch zu einer Verschiebung der Machtverhältnisse weltweit, in denen die USA sozusagen als einzige Weltmacht anerkannt werden wollten, egal was das kosten würde. Das Ende des Kalten Krieges führte auch zu einem Demokratieumbruch im Innern der westlichen Demokratien: auch in Deutschland.

Nur zur Erinnerung: Der Aufstieg der Demokratie in Westdeutschland begann 1950 mit der Formel: Wohlstand für alle. Diese Formel ließ sich problemlos wie folgt übersetzen: Demokratie für alle.

Ludwig Erhard wusste von der Wirkung dieser Parole, denn seine These vom „Wohlstand für alle“ ist geradezu die Grundvoraussetzung für die Erfolgsgeschichte der Demokratie in Westdeutschland, denn nur ein freier Mensch, so Ludwig Erhard, kann auch freie Entscheidungen fällen.

Der damit verbundene Prozess wirtschaftlich zunehmender Ungleichheit barg aber auch Gefahren, denn Geld kann auch schnell zu einem Gängelband der Demokratie werden, dann nämlich, wenn die Schere zwischen Arm und Reich einfach zu groß wird, wie das heute offenkundig der Fall ist.

Dieser Gedanke wird in einem Aufsatz, der im August 2025 auf der Website von Anderweltonline.com erschien, wie folgt ausformuliert:

Anderweltonline.com: Wenn hingegen Geld in sogenannten freien Märkten die Herrschaft übernimmt, in Märkten ohne Herz und ohne moralischen Kompass, auch in Politikmärkten, dann wird das logischerweise immer zur Konzentration von Macht führen. Der Einflussfaktor „Geld“ muss also unbedingt aus der Demokratie herausgehalten werden. Unbedingt. Denn mit viel Geld kann man alles und fast jeden kaufen.

Das Geld darf unter keinen Umständen mehr sein als der Diener des Volkes. Der Diener. Nicht der Herrscher. Wenn das Geld herrscht, so hat uns die Geschichte immer und immer wieder gelehrt, wenn das Geld herrscht, dann lebt der Großteil der Bevölkerung am Gängelband der Demokratie, was natürlich einen Widerspruch in sich darstellt. Ergo leben wir heute eben nicht in einer Demokratie. Wir leben in einer Plutokratie. Das griechische Wort „ploutos“ bedeutet „Reichtum“.

Kann wahre Demokratie überhaupt funktionieren? Sokrates hatte also recht, wenn auch aus zum Teil anderen Gründen, als wir sie heute erkennen, aber letztendlich kann eine Demokratie nur funktionieren, wenn in der Demokratie auch wirkliche Demokraten leben. Wie aber aus Menschen Demokraten machen? Denn leider wird der Mensch bekanntlich nicht als Demokrat geboren [En24].

Und dass es sich auch bei einer Demokratie um eine Staatsform handelt, die dem Wandel der Zeit unterliegt und somit geformt werden kann und wohl auch muss – insbesondere in Zeiten, in denen die Wissenschaft herausgefunden hat, wie Menschen manipuliert und auch im Sinne der Macht erzogen werden können, dürfte unbestreitbar sein.

Wie dem auch immer sei: Der Zahn der Zeit hat dazu geführt, dass heute zwar immer noch von Demokratie gesprochen, damit aber wohl eher eine Postdemokratie gemeint ist, also eine Demokratie, die sich als ein Fortschritt zur „überlebten“ Demokratie von gestern versteht, bei der es sich - dem Fortschrittsdenken entsprechend - um eine Zukunftsdemokratie handelt, in der alles besser wird, als es in der Vergangenheit war.

Ein Glaube, der heute von der Mehrheit nicht mehr geteilt wird, denn die zweifelt daran, dass es Folgegenerationen besser gehen wird als denen, die im Hier und im Jetzt leben.

17 Postdemokratie und deren Folgen

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In einem Artikel auf Anderweltonline.com vom 10. August 2025 heißt es in Bezug auf die bereits eingetretenen negativen Folgen wie folgt:

Anderweltonline.com: Ob aus Italien, Österreich oder Großbritannien – die Diagnose ist dieselbe: In Deutschland werden politische Gegner durch ein Zusammenspiel von Justiz, Politik und Medien systematisch diffamiert und ausgeschaltet. Für Beobachter im Ausland ist klar: Die Berliner Regierung hat ihre Glaubwürdigkeit verspielt, das System wankt – und der Sturz scheint nur noch eine Frage der Zeit. Immer mehr Stimmen ziehen Parallelen zu den letzten Tagen der DDR. Wie 1989 könnte der Moment bald kommen, an dem der Druck von unten und die internationale Isolation das System zum Einsturz bringen. Es gibt kein Zurück mehr – nur noch den Weg nach vorn, hin zu einem politischen Neuanfang [En25].

Sogar die Vereinigten Staaten von Amerika werfen Deutschland wachsende Demokratiedefizite vor.

TheGermanZ: Die amerikanische Regierung wirft Deutschland Mängel bei der Meinungsfreiheit sowie steigenden Antisemitismus durch Migration vor. „Einschränkungen der Meinungsfreiheit“ und antisemitische Gewalt stellten in Deutschland „erhebliche Menschenrechtsprobleme“ dar, wird die Situation im alljährlichen Bericht des US-Außenministeriums beschrieben, der gestern in Washington vorgestellt wurde. Darin wird behauptet, es gäbe „Zensur“ in Deutschland auf Online-Plattformen, unter Verweis auf die EU-Auflage für Facebook oder X, Hassbotschaften zu löschen. Im Kampf gegen die Ursachen von Antisemitismus sei Deutschland zu sehr mit der Bedrohung durch Rechtsextreme beschäftigt und „vernachlässige die Rolle eingewanderter Muslime“. Das werfen die Verfasser des Berichts auch Frankreich und Großbritannien vor [En26].

Wie dem auch immer sei: Es gibt ernstzunehmende Gründe, dass die Sprachfigur der „UnsereDemokratie“ sich zurzeit in einer Phase befindet, in der Vernunft einzufordern ist, um dem langsamen Verfall der Demokratie übrhaupt noch ein Ende bereiten zu können.

18 Ende des Wokeismus in den USA

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Über Jahrzehnte hinweig war die US-amerikanische Politik darauf ausgerichtet, eine woke amerikanische Weltkultur zu schaffen, in der es irgendwann sogar als wissenschaftlich nachgewiesen galt, dass es von einer Vielzahl von Geschlechtern nur so wimmelt. Hinzu kamen Erkenntnisse der so genannten Genderforschung, dass alle Weißen als Rassisten, Faschisten und schuldbeladene Kolonialisten zu bezeichnen sind, eine Weltanschauung, die heute in den USA mehrheitlich abgelehnt wird.

Dass von dieser Veränderung in den USA auch eine nachhaltige Wirkung auf Deutschland ausgeübt wird, lässt sich allein daran erkennen, dass diese Entwicklung hier auf das Schärfste kritisiert wird und jede Einschränkung davon betroffener Personen und Gruppen als rechts und somit als faschistisch, rassistisch oder sexistisch eingestuft wird, obwohl sich auch in den deutschen Leitmedien heute gegenteilige Positionen sozusagen einschleichen.

19 O´Sullivans Gesetz

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Das sogenannte O’Sullivan-Gesetz besagt, dass jede Organisation oder jedes Unternehmen, das nicht explizit rechtsgerichtet ist, im Laufe der Zeit linksgerichteter wird. O’Sullivan glaubte, dass dies geschieht, weil Rechtsgerichtete in der Regel Linksgerichtete tolerieren, das Gegenteil aber oft nicht der Fall ist.

O´Sullivans Gesetz sinngemäß: Einer der Gründe dafür ist linke Intoleranz versus rechte Toleranz. Während rechtsorientierte Unternehmen dazu bereit sind, offen linke Mitarbeiter im Interesse der Fairness einzustellen, ist das bei linksorientierten Unternehmen nicht der Fall, denn die sind völlig intolerant und werden deshalb keinen Nicht-Liberalen in ihrer Nähe zulassen und sie bei jeder Gelegenheit belästigen. Das Ergebnis ist im Laufe der Zeit, dass konservative Unternehmen von Linken infiltriert werden, während linke Unternehmen gleich bleiben oder schlechter (noch intoleranter) werden [En27].

Dass auch in Deutschland dieses Gesetz wirkt, das sei an dieser Stelle nur der Vollständigkeit halber angemerkt: Die Toleranz gegenüber Menschen, die rechts, also konservativ denken, nimmt zunehmend ab. Es gibt sogar im Hinblick auf die anstehende Kommunalwahl in NRW Wahlplakate, auf denen steht: CDU verbieten. Und sogar die Bundeswehr will - aktiver als das bisher der Fall ist - dafür Sorge tragen, dass AfD-Mitglieder dort nicht mehr geduldet werden.

Diese Toleranzverweigerung gegenüber politisch Andersdenkenden kann heute  wirklich existenzbedrohend sein, denn wer sich als AfD-Mitglied outet, oder rechte Meinungen öffentlich vertritt, die andere für rechtsradikal halten, der muss mit Ausgrenzung rechnen.

20 Die gespaltene Demokratie

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Jedes Reich, das in sich gespalten ist, wird veröden und eine Stadt und eine Familie, die in sich gespalten ist, wird keinen Bestand haben.
Matthäus 12, 25
Die Bibel, Einheitsübersetzung – Das Neue Testament

Demokratien bilden da keine Ausnahme, denn auch diese Staatsform ist auf das Zusammengehörigkeitsgefühl ihrer Bürgerinnen und Bürger angewiesen.

Wie dem auch immer sei: Das Wort Demokratie ist schon seit jeher ein missbrauchtes Wort gewesen und das gilt wohl erst recht für die Sprachfigur „UnsereDemokratie“, denn wer dieses Wort benutzt, meine nichts anderes als „Meinedemokratie“, so wie ich sie mir wünsche bzw. vorstelle, weil eine andere Demokratie keine Demokratie mehr sein kann, weil es dort Menschen gibt, die anders denken, als das die Befürworter der „UnsereDemokratie“ für alternativlos halten.

Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich!, das sagte bereits Jesus im Matthäusevangelium (Matthäus 12:30).

Anders ausgedrückt: Politiker, die ihre Vorstellungen von Demokratie für alternativlos halten, und von ihren Anhängern erwarten, ihre Sichtweise für die einzig richtige zu halten, fordern damit, ob ihnen das bewusst ist oder nicht, eine Staatsform ein, die ausschließlich ihren Vorstellungen entspricht.

Wer aber das Demokratieprinzip zum alleinigen Besitz erklärt, der redet von etwas ganz anderem als von einer Demokratie, denn ein Prinzip kann nicht besessen werden.

Wer diesen Anspruch erhebt, will die Demokratie abschaffen.

Ernst-Wolfgang Böckenförde ist im Hinblick auf die Erwartungen, die an eine Demokratie zu richten sind, vollumfänglich zuzustimmen.

Sein Diktum lautet:

Ernst-Wolfgang Böckenförde: Der freiheitlich, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann. Das ist das große Wagnis, das er, um der Freiheit willen, eingegangen ist. Als freiheitlicher Staat kann er einerseits nur bestehen, wenn sich die Freiheit, die er seinen Bürgern gewährt, von innen heraus aus der moralischen Substanz des Einzelnen und der Homogenität der Gesellschaft, reguliert. Andererseits kann er diese inneren Regulierungskräfte nicht von sich aus, das heißt, mit den Mitteln des Rechtszwanges und autoritativen Gebots zu garantieren suchen, ohne selbst seine Freiheitlichkeit aufzugeben [...]. [En28]

21 Demokratie ohne Opposition

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Zurzeit wünschen sich Politiker der so genannten Parteien der Mitte (auch Altparteien oder Kartellparteien genannt) nichts mehr, als ein Verbot der AfD, der größten Oppositionspartei in Deutschland.

Zeit.de vom 29. Juli 2025: Die Mehrheit der Bundesbürger lehnt einer Umfrage zufolge [jedoch] ein Verbot der AfD ab. 52 Prozent sprechen sich demnach dagegen aus, 27 Prozent dafür. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Allerdings gibt es im Bundesgebiet große Unterschiede: In Ostdeutschland sind 65 Prozent der Befragten gegen ein Verbot, im Westen lediglich 49 Prozent [En29].

Unter Voraussetzungen, die heute nicht und auch in Zukunft nicht gegeben sein werden, war in den 1960er Jahren sogar Herbert Marcuse – der Ziehvater der so genannten Neuen Linken – dazu bereit gewesen, der Opposition ihre Daseinsberechtigung abzusprechen.

In seinem Buch „Der eindimensionale Mensch“ heißt es bereits in der Einleitung, unter der Überschrift: „Die Paralyse der Kritik: eine Gesellschaft ohne Opposition“ wie folgt:

Herbert Marcuse: Wenn dieser Punkt [gemeint ist das Vorhandensein einer wirklich humanen Gesellschaft] erreicht ist, erstreckt sich Herrschaft - in der Maske von Überfluss und Freiheit - auf alle Bereiche des privaten und öffentlichen Daseins, integriert alle wirkliche Opposition und verleibt sich alle Alternativen ein. Die technologische Rationalität offenbart ihren politischen Charakter, indem sie zum großen Vehikel besserer Herrschaft wird und ein wahrhaft totalitäres Universum hervorbringt, in dem Gesellschaft und Natur, Geist und Körper in einem Zustand unaufhörlicher Mobilisation zur Verteidigung dieses Universums gehalten werden [En30].

Solch eine Gesellschaft bedarf keiner Opposition, weil alle gleich denken und gleichermaßen von den Werten beseelt sind, die sie für alternativlos halten, weil diese Gesellschaft einfach nicht mehr verbessert werden kann.

Diese Sicht der Dinge ist nicht neu, denn bereits in den 1930er Jahren hatte Heinrich Hardensett (1899 bis 1947), ein deutscher Ingenieur, der als Philosoph der Technik bezeichnet werden kann in seinem Buch: "Der kapitalistische und der technische Mensch" Folgendes geschrieben:

Heinrich Hardensett: Der technische Mensch muss demnach die vollkommene Maschine anstreben, er nähert sich asymptotisch einer idealen Endlösung, er strebt nach Vollendung. Der technische Mensch sieht mindestens in der naturalen Seite seines Schaffens eine exakte, angebbare Grenze. Aber auch die Möglichkeit neuer Lösungsideen ist nicht unbegrenzt, auch hier nähert man sich immer mehr der idealtypischen Lösung und damit der Grenze, zumindest aber liegt dem technisch erfinderischen und konstruktiven Schaffen die Idee der vollkommenen Lösung zugrunde. Und die Idee ist entscheidend für die seelische Analyse [des technischen Menschen].

Mit anderen Worten: Wenn das Ziel erreicht ist, und die Maschine mehr kann, als der Mensch jemals zu leisten in der Lage ist, dann ist das Ziel des liberalen Fortschrittsglaubens erreicht. Dem Menschen ist es dann gelungen, sich überflüssig zu machen., denn dann gehört alle Macht den Maschinen.

Zu hoffen bleibt, dass dieser Albtraum niemals Wirklichkeit werden wird.

Wie dem auch immer sei: Das, was wir heute als KI bezeichnen und mit der positiv besetzten Sprachfigur der "Digitalen Revolution" beschreiben, das ebnet sozusagen den Weg in in eine Gesellschaft, in der Demokratie überflüssig werden könnte, denn Maschinen können nicht gewählt werden.

22 Demokratien im Niedergang

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Die westliche Welt - dazu gehört auch die Demokratie in Deutschland - steckt in der Krise, zumal sogar viele Menschen davon überzeugt sind, dass es die westliche Zivilisation gar nicht mehr wert ist, gerettet zu werden. Ich denke, dass diese Sicht der Dinge zwischenzeitlich von Soziologen gut belegt und auch in Deutschland als nachgewiesen angesehen werden kann.

Sie, die Soziologen und andere, gemeint sind die Zukunfts- und Friedensforscher, sagen nicht, dass der Westen sterben soll. Sie sagen auch nicht dass alle Ideale und Werte, die der Westen hervorgebracht hat, wertlos sind. Sie sagen aber, dass diese westliche Zivilisation, so wie sie auch in Deutschland zurzeit existiert, eine unhaltbare Katastrophe ist, die möglicherweise schon bald einen Kipppunkt erreicht haben wird, in dem eine Rettung dieser Zivilisation nicht mehr möglich erscheint.

Aber worin besteht diese Krise des Westens, die auch eine Krise der Demokratie in Deutschlands ist?

  • Ist es unsere Art, wie wir auf diesem Planeten leben?

  • Ist es die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen?

  • Die Art und Weise, wie wir Menschen in anderen Ländern und auf anderen Kontinenten behandeln?

  • Liegt es an den sozialen Strukturen in den westlichen Demokratien, die den Lebensstil hervorbringen und fördern, der die oben skizzierten Krisen hat entstehen lassen, die heute Anlass zu großer Sorge geben?

  • Ist es die sich ausbreitende Idee, dass es so nicht weitergehen kann?

  • Dürfen wir nicht so sein, wie wir sind?

Der Fragen und Zweifel gibt es viele, denn die westliche Zivilisation ist nicht erst seit heute völkermörderisch, imperialistisch, rassistisch und: zur Entmenschlichung neigend.

Der Westen, und das gilt auch für Deutschland, neigt sich hin zur Dystopie, besser gesagt, die Political Correctness des Westens von heute glaubt immer noch an die Erzählung, dass die Zukunft nicht erschreckend, sondern nachhaltig, klimaneutral, ökologisch und gerecht sein wird, weil es irgendwann in absehbarer Zeit unvermeidbar sein wird, den neuen Menschen so zu formen, das er genau so denkt und das tut, was die Elite der Gutmenschen für alternativlos hält und es aus diesem Grund auch keine nationalen Grenzen mehr geben wird, weil eine zentrale Weltregierung diesen Idealzustand zu managen vermag, was aber zurzeit deshalb nicht möglich ist, weil es einen Feind im Osten gibt, gemeint ist Russland, der jeglichen Fortschritt in diese Richtung verhindert und deshalb zuerst einmal besiegt sein muss, bevor wieder konstruktiv die Zukunft gestaltet werden kann.

Dabei wird aber übersehen, dass die westliche Welt nicht nur aus glaubensfähigen Ideologen, sondern überwiegend aus ganz normalen Menschen besteht, die so ganz allmählich den Glauben an die Kompetenzen ihre politischen Eliten verlieren.

Wie dem auch immer sei: Nicht nur der Glaube an den Himmel auf Erden, der zu erwarten ist, wenn wir alle erst einmal nachhaltig geworden sind, auch kulturell ist der Westen von heute vapid, womit im hier zu erörternden Sachzusammenhang gemeint ist, dass die vom modernen bzw. postmodernen Westen geschaffene Kultur schon seit Jahren nicht nur daran leidet, irgendwie nichtssagend und dumm zu sein, sondern sich auch inhaltlich von jeglicher Form von Schönheit entleert wurde.

Anders ausgedrückt: An die Stelle des Schönen wurde das Hässliche, das Zersetzende, das Formlose bzw. das monoton Langweilige gesetzt, ergänzt durch das Perverse, das heute - in einem nicht mehr zu übersehenden Verlust von Scham - in jeder deutschen Großstadt bestaunt werden kann, denn wer modisch sein will, der zeigt heute bereitwillig, was er so zu bieten hat. Bei einem Stadtbummel mit meiner Frau in der Münsteraner Innenstadt begegnete uns im August 2025 eine junge Frau, die in fleischfarbiger Kleidung, die sie wie ein Gazkörperkondom umgab,von uns erst auf den zweiten Blick als eine bekleidete Frauen wahrgenommen werden konnten.

Wie dem auch immer sei: Ich erspare es mir, an dieser Stelle zu Bildern zu verlinken, die nackte Männer und nackte Frauen bei der Teilnahme an einem Christopher Street Days in Berlin zeigt. Und damit ich nicht missverstanden werde. Ich käme niemals auf den Gedanken, einem Menschen in seinem privaten Bereich vorschreiben zu wollen, was unter Scham oder sexueller Freiheit zu verstehen ist. Im Gegensatz zu nicht der Öffentlichkeit zugänglichen Räumen kollidiert schamloses Verhalten aber immer noch, zumindest in den meisten Polizeigesetzen in Deutschland ist das so, mit dem unbestimmten Rechtsbegriff der öffentlichen Ordnung, der vorsieht, dass zumindest die Einhaltung eines Mindestmaßes von Sitta, Anstand und Moral von einem jedermann eingefordert werden kann.

Die Frage, die sich nunmehr stellt, lautet:

Warum sollten vernünftige Personen wollen, dass auch das Ausleben schamverletzender Freiheiten in der Öffentlichkeit die Freiheit ist, nach der wir uns alle so sehnen?

Wir brauchen die westliche Zivilisation nicht vor äußeren Kräften zu retten, wir hätten schon genug damit zu tun, sie vor uns selbst zu retten.

Wenn wir auf unseren „gesunden Menschenverstand“ hören, dann wissen wir, dass der Ruf nach einer Neuausrichtung nicht darin besteht, die westliche Zivilisation vor der Korruption durch fremde Kulturen oder vor den Gefahren neuer Denkweisen zu retten. Die notwendig werdende Neuausrichtung hat vielmehr vorrangig darin zu bestehen, die westliche Kultur von dem mörderischen, tyrannischen und unterdrückenden Alptraum zu befreien, der heute in ihrem Inneren von dort lebenden Menschen erzeugt wird.

Anders ausgedrückt: Die westliche Lebensweise – gemeint ist der American Way of Life – muss nicht erhalten werden, er muss reformiert, notfalls sogar beendet werden.

Wir können so nicht weitermachen, wie wir das heute für normal halten, denn wir können unseren Planeten, unseren Geist, unsere Herzen und unsere Seelen nicht dadurch retten, indem wir unsere Erzählungen durch Feindbildern vergiften, die wir benötigen, um andere für die Krisen, unter denen wir leiden und die wir selbst verursacht haben, verantwortlich machen zu können.

Und wir dürfen uns auch nicht für besser, menschlicher, intelligenter und wichtiger halten, als das andere Kulturen auch für sich mit gleichem Recht einfordern können.

Anders ausgedrückt: Wir müssen den Mut aufbringen, uns in der Dunkelheit, in der wir uns zurzeit noch bewegen, nach einer Zukunft zu sehnen, die weltweit ein friedliches Zusammenleben der Kulturen ermöglichen könnte, denn der Weg, auf dem wir uns zurzeit befinden, führt irgendwo hin, wo wirklich keiner von uns leben möchte, was ja bei einem Atomkrieg ja auch wohl nicht zu erwarten ist.

Deshalb müssen wir uns umdrehen, denn nichts an unserer alten Art, Dinge zu tun bzw. getan zu haben, kann hinweggedacht werden, ohne dass die Wirklichkeit von heute eine andere wäre.

Vieles von dem, was wir in der Vergangenheit taten, führte in die Krise von heute und wird diese weiter verschärfen, wenn das Weiterso nicht in vernünftige Bahnen gelenkt werden kann..

Wir müssen dennoch nicht rückwärts gehen, und wir müssen auch nicht stehen bleiben. Wir müssen uns vielmehr weiterentwickeln. Das ist eines der Wesensmerkmale, die eine Demokratie ausmachen.

23 Schlusssätze

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Überall in der westlichen Welt steckt die Demokratie in der Krise und droht, auseinanderzubrechen. Sie hat nicht nur an Ansehen verloren, sie steht sogar Veränderungen entgegen, die diesen Verfall noch stoppen könnte.

Anders ausgedrückt: Um den so genannten Status quo erhalten zu können, versucht die exekutive Autorität durch die Ausweitung ihrer Macht notwendig werdende Veränderungen zu verhindern, zumindest aber zu verzögern. Wenn das so weitergeht, und es zu wirklich existenziellen Krisen kommen sollte, muss damit gerechnet werden, dass die Demokratie scheitern wird, denn dann verfügt der Souverän nur noch über zwei Alternativen: die Revolution oder die Unterordnung unter einen neuen Cäsar.

Wenn „wir, das Volk“, keinen Einfluss mehr darauf haben, wie wir regiert werden, wenn wir keine Möglichkeit mehr haben, uns gegen den Missbrauch unseres Vertrauens und die Verletzung unserer Rechte zu schützen und auch über keine Möglichkeiten verfügen, den Bemühungen der Regierung entgegenzuwirken, sondern unsere Kritik und unsere Stimmen nur noch durch noch mehr Meldestellen im Netz zum Schweigen gebracht werden, dann wird die „UnsereDemokratie“ Wirklichkeit geworden sein, in der jede Äußerung, die dazu geeignet sein könnte, den Staat und seine Einrichtungen zu delegitimieren, folgenschwere Erziehungsmaßnahmen nach sich ziehen wird.

Das dies zu einer Überlastung der Staatsanwaltschaften führt, das sei an dieser Stelle nur am Rande erwähnt. Tatsache ist, dass die Staatsanwaltschaften in Deutschland schon seit längerer Zeit aufgrund steigender Fallzahlen, darunter auch zahlreiche Anzeigen wegen Hass und Hetze im Netz, stark überlastet sind. Sogar der Deutsche Richterbund (DRB) warnt, dass die Zahl der offenen Fälle auf fast eine Million angewachsen ist und Personal fehlt, um mit der Entwicklung Schritt zu halten.

Das als Fortschritt zu bezeichnen, fällt schwer. Wie aber soll es auch möglich sein, in einer offenen Gesellschaft etwas Neues zu schaffen, wenn alle gleich denken? Dem niederländischen Physiker und Nobelpreisträger Gerard ´t Hooft ist insoweit zuzustimmen, wenn er feststellt:

Der Grund, warum es nichts Neues gibt, ist, dass alle gleich denken.

Eine Demokratie, in der alle gleich denken, wäre natürlich auch das Gegenteil dieser Staatsform, sozusagen deren Dekonstruktion, denn die Demokratie lebt von der Meinungsfreiheit, wozu auch unbequeme Meinungen gehören, die mit den eigenen nicht kompatibel sind und natürlich auch von der Bereitschaft, fehlerverursachendes Verhalten zu ändern und zu korrigien, auch wenn das schwerfallen sollte, wovon auszugehen ist, denn wer ändert schon gern seine Meinung.

24 Quellen

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Endnote_01
The National Security Archive - George Washington University
https://nsarchive2.gwu.edu/nukevault/ebb480/#:~:text=This%20was%20President%20
Kennedy%27s%20first%20exposure%20to,%22And%20we%20call%2
0ourselves%20the%20human%20race.%22
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Endnote_02
Ebd. Heiko Ritz, Seite 247
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Endnote_03
Ebd. Heiko Ritz, Seite 248
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Endnote_04
Wilfried Loth. Die Teilung der Welt – Geschichte des Kalten Krieges 1941 – 1955 – DTV 10. Auflage 2002, Seite 212
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Endnote_05
Regierungserklärung von Bundeskanzler Willy Brandt vor dem Deutschen Bundestag in Bonn am 28. Oktober 1969.
https://www.willy-brandt-biografie.de/wp-content/uploads/
2017/08/Regierungserklaerung_Willy_Brandt_1969.pdf
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Endnote_06
Ebd. Hauke Ritz, Seite 165
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Endnote_07
Theodore Roosevelt: Amerikanismus, hersg. Von Paul Raché, Leipzig 1929, Seite 15 – zitiert nach: Karlheinz Weissmann. Rechts oder Links – Von der Notwendigkeit politischer Unterscheidung, JF-Edition 2025, Seite 124
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Endnote_08
Ebd. zitiert nach Karlheinz Weissmann, Seite 125
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Endnote_09
Los Angeles Times. September 15, 1996, Part M; Page 5. AS THE GREAT TOCQUEVILLE NEVER SAID.
https://www1.cmc.edu/pages/faculty/JPitney/bctocq.html
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Endnote_10
Hauke Ritz. Vom Niedergang des Westens zur Neuorientierung Europas. Promedia-Verlag, 3. Auflage 2025, Seite 42
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Endnote_11
Francis Fukuyama, Ende der Geschichte, Seite 435
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Endnote_12
Alexis de Tocqueville: Über die Demokratie in Amerika. 1835, Band II, Buch 4, Kapitel 6.
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Endnote_13
Ebd. Karlheiß Weissmann, Seite 156
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Endnote_14
Herbert Marcuse. Der eindimensionale Mensch. Online verfügbar unter:
https://azinelibrary.org/nonenglish/
Marcuse-Der_eindimensionale_Mensch.pdf
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Endnote_15
Kolja Zydatiss/Mark Feldon. Interregnum - Was kommt nach der liberalen Demokratie, Langen Müller Verlat 2024, Seite 70
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Endnote_16
Studie McKinsey 2021: Studie: Deutschland hat bei Klimawende vergleichsweise gute Ausgangsposition.
https://www.mckinsey.de/news/presse/22-01-25-net-zero-transition
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Endnote_17
Deutsche Bank vom 11. 11. 2020: Klimaneutralität: Sind wir bereit für eine ehrliche Debatte?
https://www.dbresearch.de/PROD/RPS_DE-PROD/PROD0000000000513784/
Klimaneutralit%C3%A4t%3A_Sind_wir_bereit_f%C3%BCr_eine_ehrlich.xhtml
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Endnote_18
Fareed Rafiq Zakaria (20. Januar 1964 in Bombay, Indien) ist ein indisch-US-amerikanischer Journalist. Er ist Redakteur des Time Magazine und moderiert die wöchentliche TV-Sendung Fareed Zakaria GPS auf CNN. Wikipedia
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Endnote_19
Die Auflösung der UdSSR und der „Unipolare Moment“ des US-Imperialismus.
https://www.wsws.org/de/articles/2019/10/14/bvan-o14.html
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Endnote_20
Charles Krauthammer. The unipolar Moment. Seiten 25 bis 28.
https://users.metu.edu.tr/utuba/Krauthammer.pdf
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Endnote_21
Ebd. Hauke Ritz, Seite 36
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Endnote_22
Russia Is Finished. The unstoppable descent of a once great power into social catastrophe and strategic irrelevance. By Jeffrey Tayler.
https://www.theatlantic.com/magazine/archive/
2001/05/russia-is-finished/302220/
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Endnote_23
Hauke Ritz. Vom Niedergang des Westens zur Neuorientierung Europas. Promedia-Verlag, 3. Auflage 2025, Seite 152
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Endnote_24
Anderweltonline.com vom 10. August 2025: Am Gängelband der Demokratie.
https://www.anderweltonline.com/klartext/klartext-20252/
am-gaengelband-der-demokratie/
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Endnote_25
Anderweltonline.com vom 10. August 2025: Ausland zunehmend entsetzt über Demokratie-Abbau in Deutschland.
https://journalistenwatch.com/2025/08/11/ausland-zunehmend-
entsetzt-ueber-demokratie-abbau-in-deutschland/
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Endnote_26
TheGermanZ.de vom 21. August 2025: Vereinigte Staaten werfen Deutschland wachsende Demokratiedefizite vor.
https://www.the-germanz.de/vereinigte-staaten-werfen-
deutschland-wachsende-demokratiedefizite-vor/
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Endnote_27
O´Sullivans Law:
https://www.urbandictionary.com/define.
php?term=O%E2%80%99Sullivan%E2%80%99s%20Law
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Endnote_28
Ernst-Wolfgang Böckenförde. Recht, Staat, Freiheit, Suhrkamp Verlag 1991
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Endnote_29
Zeit.de vom 19. Juli 2025: Mehrheit der Deutschen ist laut Umfrage gegen ein Verbot der AfD.
https://www.zeit.de/politik/deutschland/
2025-07/afd-verbot-umfrage-deutschland
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Endnote_30
Ebd. Marcuse, Seite 38
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