Rodorf.de
Polizeiliches Grundlagenwissen für Studium und Praxis 

Home Inhaltsverzeichnis : Umgang mit der Demokratie

Moralische Krisen im Deutschland von heute

Inhaltsverzeichnis:

01 Allgemeines zur moralischen Krise
02 Moral im griechischen Stadtstaat
03 Tugend des Erfolges
04 Moral des Westens
05 Verlorengegangene Tugenden
06 Politisches Ethos von heute
07 Kampf gegen rechts
08 Moral der Gutmenschen
09 Menschengemachter Klimawandel
10 2029 muss die Bundeswehr kriegsfähig
sein
11 Bundeswehr gestern bis heute
12 Wiedereinführung der Wehrpflicht?
13 Kriegs- und Kriegsspieleindustrie
14 Friedensdemonstrationen klein CSD groß
15 Schulden sind
Sondervermögen
16 Gefährdung der Sozialsysteme
17 Zerfallende
Werteordnung
18 Die naive Gesellschaft von heute
19 Vernebelte Demokratenwelt
20 Wortverdreher entlarven
21 Zusammenfassung
22 Quellen

01 Allgemeines zur moralischen Krise

TOP

Die moralische Krise von heute, die sich nicht von den vielen anderen Krisen trennen lässt, weil unmoralisches Verhalten immer ursächlich für aufgetretene Missstände ist, lässt sich, in Anlehnung an Alasdair MacIntyre, als ein Verlust von Tugenden verstehen, die sich in der Unfähigkeit äußern, zentrale moralische Fragen als gesamtgesellschaftlich akzeptierte Verhaltensnormen überhaupt wahrzunehmen.

An die Stelle der verloren gegangenen Tugenden sind nämlich heute verschiedenartige „Moralsysteme“ getreten, die sich gegenseitig weitgehend ausschließen und aus Bürgern Gegner und aus Gegnern sogar Feinde machen können.

Die Moral von heute ist, man sollte das bedauern, genauso beliebig geworden, wie die eigene Meinung über Gott und die Welt. Wie konnte es so weit kommen?

Alasdair MacIntyre: Die Neigung, diese Hypothese [gemeint ist die Beliebigkeit der Moral von heute] rundweg zu verwerfen, wird sicher sehr stark sein [denn wir halten uns ja alle für moralisch korrekt handelnde Menschen]. Unsere Fähigkeit, moralisch zu reden, uns von moralischen Überlegungen leiten zu lassen, unseren Umgang mit anderen in moralischen Begriffen zu definieren, ist nämlich für unsere Selbsteinschätzung von eminenter Bedeutung. Deshalb verlangt schon der bloße Gedanke an die Möglichkeit, in dieser Beziehung völlig unfähig zu sein, eine Änderung der Sichtweise dessen, was wir sind und tun, was allerdings sehr schwer zu erreichen ist [En01].

Warum?

Die Antwort auf diese Frage lässt sich in einem Satz zusammenfassen. Dieser Satz hat folgenden Wortlaut: 

Woran, meine Liebe glauben wir noch? [En02]

  • An die Meinungen und Parolen der Politiker?

  • An die Ausführungen der Experten, die behaupten, im Besitz der wissenschaftlichen Wahrheit zu sein?

  • An die Erwartungshaltung, dass die Russen 2029 Staaten der NATO angreifen werden?

  • An eine Weltregierung, die überall für Frieden und Gerechtigkeit sorgen wird?

  • An eine Energiewende, die das Klima retten wird?

  • An die Künstliche Intelligenz, die dazu in der Lage sein wird, menschliche Dummheit zu vermeiden?

Woran Menschen auch immer glauben mögen: Es scheint so zu sein, dass Worte wie Tugend und Moral nur dazu dienen, eigenes Wunschdenken mit wohlgesetzten Worten zum Ausdruck bringen zu können. Das Vorleben echter Tugenden stört in diesem Umgang mit Worten genauso, wie echte Moral.

02 Moral im griechischen Stadtstaat

TOP

Tugenden bezeichnete Aristoteles als Eudaimonia. Das ist ein Zustand des Gutgehens eines Menschen durch gutes Tun. Der Wortsinn bezieht sich auf den Zustand, wirklich glücklich und erfüllt zu sein, nicht nur flüchtiges Vergnügen zu erleben, sondern ein erfülltes Leben zu leben, in dem es darum geht, sein Potenzial aktiv zu kultivieren und in Übereinstimmung mit Vernunft und Tugend zu leben, sowohl im Privaten als auch im Gemeinschaftsleben.

Tugendhaft zu handeln, so wie Aristoteles das sah, bestand nicht darin, gegen eine Neigung zu handeln, sondern im Gegenteil aus der Neigung heraus Gutes zu bewirken, was, so würden wir das heute beschreiben, eine moralische Erziehung eine „éducation sentimentale“ einfordern würde.

Kurzum: Nur wer tugendhaft ist, kann auch tugendhaft handeln. Übertragen auf das Gemeinschaftsleben in einer Polis bedeutet das im aristotelischen Sinne Folgendes:

Alle freien Bürger verbindet ein Band der Freundschaft, denn Freundschaft selbst ist eine Tugend. Die Freundschaft, die Aristoteles vorschwebte, verkörperte ein gemeinsames Erkennen und Verfolgen des Guten im Sinne der Förderung des Allgemeinwohls. Diese Gemeinsamkeit ist, so lehrte das Aristoteles, wesentlich und ursächlich für die Bildung jeder Form von Gemeinschaft, die Stadt bzw. die Polis, wie die Stadtstaaten im antiken Griechenland hießen.

Wir müssen uns Freundschaft im Sinne von Aristoteles heute als die Teilnahme aller freien Bürger an dem gemeinsamen Projekt der Polis denken, die darin bestand, gemeinsam den Nutzen der Allgemeinheit zu mehren, die es erforderlich machte, die Unmittelbarkeit der Freundschaften des Einzelnen zu wecken und zu leben, sowohl zu dessen eigenem als auch zum Nutzen der Allgemeinheit.

Diese Vorstellung der politischen Gemeinschaft, an einem gemeinsamen Projekt beteiligt zu sein, ist der liberalen, individualistischen Welt von heute fremd. Es ist somit kein Wunder, dass in der Welt von heute Freundschaften nur noch im Privaten bestehen, während das Allgemeinwohl sich in den Händen von Gruppeninteressen befindet, die es im Sinne ihrer Interessenvertreter zu wecken, zu fördern und durchzusetzen gilt, egal welche Nachteile für andere damit verbunden sind.

Und was Konflikte anbelangt, die in einer Polis ja auch entstehen konnten, führte Aristoteles dies auf die Charaktermängel einzelner oder als das Ergebnis von unklugen politischen Maßnahmen zurück.

Natürlich setzten die Tugenden des Aristoteles auch Freiheit voraus, denn Freiheit ist die Voraussetzung für das Ausleben von Tugenden jeder Art, denn wer zum Kriegsdienst gezwungen wird, der kann nicht tapfer sein, denn Tapferkeit ist eine Charaktereigenschaft, die auf Freiwilligkeit beruht.

Das gilt im Übrigen auch für den Mut, das Mitgefühl, für Großzügigkeit, sowie für Treue, Integrität, Fairness, Selbstbeherrschung und auch für die Klugheit.

Bedauerlicherweise gibt es schon heute wieder in der offenen Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland eine Vielzahl von Situationen, in denen es besser ist, den Mund zu halten, um nicht ausgegrenzt zu werden. Das kann nicht gut sein für eine Demokratie, denn solch eine Demokratie befindet sich auf dem gefährlichen Holzweg in die Bedeutungslosigkeit.

Wie dem auch immer sei: Aristoteles erkannte nicht oder wollte nicht erkennen, dass auch eine Polis sich wandelt und somit dem Lauf der Geschichte ausgesetzt ist, und dass dieser Lauf der Geschichte auch die Tugenden verändert, denn in einer neuen Welt werden andere Tugenden benötigt, um im Lauf der Zeit dann wiederum durch neue Tugenden (Neuinterpretationen der alten) ersetzt zu werden, wenn das der Zeitgeist einfordert.

Wie dem auch immer sei:

  • Der Mensch ohne Kultur ist ein Mythos.

  • Der Mensch ohne Tugenden ist ein Barbar.

Alasdair MacIntyre: Unsere biologische Natur belegt sicher alle kulturellen Möglichkeiten mit Beschränkungen; aber der Mensch, der nur eine biologische Natur hat, ist ein Geschöpf, von dem wir [eigentlich] nichts wissen. In der Geschichte treffen wir nur auf Menschen mit praktischer Intelligenz, und das ist, wie wir gesehen haben, durch Tugenden beseelte Intelligenz. [...]. Das praktische Urteilen hat demnach nach Aristoteles vier wesentliche Elemente. Da sind zuallererst die Wünsche und Ziele des Handelnden [...]. Das Zweite ist [die] Behauptung des Inhalts, dass dies und jenes zu tun oder zu haben oder zu suchen das ist, was gut für den ist oder von dem und dem benötigt wird. [...]. Das dritte Element ist die Erklärung des Handelnden, etwas Erforderliches zu tun. Das vierte Element ist [...] die Handlung [En03].

Diese Handlung ist im Sinne von Aristoteles tugendhaft, wenn sie in Bezug sowohl auf die eigene Person als auch im Hinblick auf das Projekt der Polis, von allen als gut empfunden wird.

Ein solches Utopia hat es aber weder im antiken Griechenland, noch in der besten Demokratie, die Deutschland jemals hatte, das soll die von heute sein, also "Unseredemokratie", gegeben. Auch in Zukunft, wird dieses Utopia wohl kaum realisierbar sein, auch nicht mit KI.

Und was die Tugenden anbelangt? Die – zumindest die tradierten Tugenden – sind heute mehr oder weniger außer Mode gekommen. An deren Stelle sind Interessen getreten, verbunden mit den verwegenen Vorstellungen, im Besitz der Wahrheit zu sein, deren Schlüsselwörter „Nachhaltigkeit“ und „Alternativlosigkeit“ und „Diversität“ sind.

Was heute als Volk betrachtet wird, das kann neuerdings einem Kunstwerk entnommen werden, das seit kurzer Zeit im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, einem der vier Dienstgebäude des Deutschen Bundestages, sich den Vorbeigehenden präsentiert.

Wir (alle) sind das Volk.

Mehrere Plakate präsentieren dem Vorbeigehenden diese Botschaft in zwölf verschiedenen Sprachen: Arabisch, Bulgarisch, Deutsch, Englisch, Persisch (Farsi), Französisch, Kroatisch, Polnisch, Russisch, Rumänisch, Äthiopisch (Tingrinya) und Türkisch. Natürlich auf einem Hintergrund in Regenbogenfarben. Die vielen Flüchtlinge aus der Ukraine gehören nicht dazu. Grund dafür dürfte sein, dass die Plakate 2017 erstmals auf der Documenta 14 in Kassel gezeigt wurden, die übermittelte Botschaft entspricht somit nicht mehr vollumfänglich der Realität von heute.

Trotzdem:

Wir (alle) sind das Volk.

Die Frage, die sich in einigen Jahren stellen wird, lautet: Welche Sprache wird in Deutschland die dominierende Sprache sein? Diese Frage soll nicht zum Ausdruck bringen, dass „etwas verhindert werden muss, was dem Volk der Vielen schadet“, sondern lediglich zum Ausdruck gebracht werden soll, dass Wörter in ihrer Bedeutung von heute mit ganz anderen Vorstellungsbildern verbunden sind, als das noch vor gut 50 Jahren der Fall war, denn noch in den 1970er Jahren lebte in Deutschland ein weitgehend kulturell homogenes Volk.

Was man unter einem Volk auch immer verstehen mag? Bei der Auflistung der Sprachen auf dem oben genannten „Kunstwerk“ fällt auf, dass – nach dem Arabischen an erster und dem Bulgarischen an zweiter Stelle – die deutsche Sprache erst die Drittplatzierte ist.

Wie dem auch immer sei: In Deutschland hat das Wort Volk offensichtlich nur noch eine rechtliche Bedeutung. Dass diese Sicht der Dinge in der Mehrheitsgesellschaft zunehmend auf Ablehnung stößt, und als anti-deutsch empfunden wird, gilt es dennoch zur Kenntnis zu nehmen, denn das Volk – wer oder was das auch immer sein soll – beginnt zu murren. Das war schon in biblischen Zeiten so und änderte sich erst, als Moses ein Machtwort gesprochen hatte.

Anders ausgedrückt: Von der Politik wird zunehmend erwartet, dass sie sich zuerst für das Wohl des tatsächlichen Volkes zu sorgen hat, auch wenn das dem woken Zeitgeist widerspricht.

03 Tugend des Erfolges

TOP

Erfolgreich sein bedeutet, auch im Sinne von Aristoteles, in einer bestimmten Stadt, heute würde man sagen, in einem bestimmten Staat, einem bestimmten Konzern oder einer bestimmten staatlichen Institution, zu akzeptieren, dass in „Gemeinschaften“ durchaus verschiedene Vorstellungen von benötigten Tugenden existieren können.

Was zur Zeit des Aristoteles im demokratischen Athen als gerecht angesehen wurde, das musste nicht unbedingt auch im aristokratischen Theben oder im militaristischen Sparta für gerecht gehalten werden.

Anders ausgedrückt: Das, was von der spitzfindigen Intelligenz der damaligen Zeit (Dichter, Musiker, Philosophen, kurzum von den Sophisten) als Tugenden angesehen wurde, das waren die Tugenden, die in der jeweiligen Stadt als solche angesehen wurden.

Mit anderen Worten: Es gab auch im antiken Griechenland nur die Gerechtigkeit wie sie in Athen, Sparta oder Theben als solche verstanden wurde. Zu Tugenden konnten somit durchaus unterschiedliche Verhaltensweisen erklärt werden, indem die Wörter entsprechend definiert und mit Bedeutungsinhalten angereichert wurden. Das führte im Laufe der Zeit in der Regel dazu, dass unter Gerechtigkeit nur noch das verstanden wurde, was dem Stärkeren nutzte.

Das aber konnte auf Dauer gesehen nicht gut gehen, denn sowohl in Athen als auch in Theben und in Sparta sorgten die Mächtigen dafür, dass der vortreffliche (tugendhafte) Bürger überflüssig wurde, denn diejenigen, die die Polis lenkten, fühlten sich nicht mehr an die tugendhafte Vernunft gebunden, die eigentlich nur Gutes zutage bringen konnte.

Aus diesem Grunde verloren sich die Werte der antiken griechischen Demokratie relativ schnell im Laufe der Geschichte, nicht abrupt, aber in einem schleichenden Prozess.

Daran hat sich im Prinzip bis heute nichts geändert, denn anders lässt sich die zunehmende Unordnung in der „besten Demokratie aller Zeiten in Deutschland von heute“ (Unseredemokratie) kaum erklären, zumal die vier Kardinaltugenden, die im 12. Jahrhundert formuliert wurden, sowieso kaum noch jemand kennt:

  • Gerechtigkeit

  • Weisheit

  • Tapferkeit

  • Besonnenheit.

Diese Tugenden, die auch von Aristoteles als solche akzeptiert worden wären, wurden im 12. Jahrhundert durch drei theologische Tugenden ergänzt, die Aristoteles nicht einmal kannte:

  • Glaube

  • Hoffnung und

  • Liebe.

Da es sich bei den Menschen aber um unvollkommene Wesen handelt, wurde in dieser Zeit auch die Sprachfigur der Sünde erfunden, um untugendhaftes Verhalten bezeichnen zu können. Erfunden wurde in dieser Zeit auch das Fegefeuer und alle aus diesem Begriff ableitbaren Merkwürdigkeiten.

Jacques le Goff (1914 bis 2014) ein französischer Historiker, beschreibt in seinem Buch „Die Geburt des Fegefeuers“, die damit verbundene geistige Revolution, denn bis zum Ende des 12. Jahrhunderts gab es das Wort Purgatorium nicht als Substantiv. Es gab bis dahin kein Fegefeuer.

Während die Scholastiker das Fegefeuer befürworteten, stieß es bei den Häretikern und bei den Griechen auf Ablehnung. Dazu gehörten auch die Waldenser, die dafür über Jahrhunderte verfolgt und massakriert wurden.

Jacques le Goff: Die vom Fleisch erlösten Geister [die Toten] werden in der Tat an drei Stätten empfangen: Das Paradies nimmt die Geister der Vollkommenen auf, die Hölle die ganz Schlechten, das Reinigungsfeuer diejenigen, die weder ganz gut noch ganz schlecht sind. So werden die Vollkommenen an einem Ort der Vollkommenheit, die ganz Schlechten an einem Ort des Übels, und die durchschnittlich Schlechten an einem durchschnittlich unangenehmen Ort empfangen, der weniger furchtbar als die Hölle, aber schlimmer als die Welt ist [En04].

Später sollte es sogar durch die Leistung von Ablasszahlungen den Nachkommen der Verstorbenen möglich sein, die Verstorbene von ihren lässlichen Sünden sozusagen freikaufen zu können, etwa nach dem Motto: Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt.

Mit anderen Worten: Ein sündhaftes und nicht an der Einhaltung von Tugenden orientiertes Leben erhielt dadurch einen Wert für denjenigen, dem es gelang, Gläubige davon zu überzeugen, dass so ewiges Leben im Himmel erkauft werden konnte.

04 Moral des Westens

TOP

Ohne das Christentum wäre das Entstehen eines solchen Moralbegriffs wohl kaum möglich gewesen. Ausgehend von den aristotelischen Tugenden, die Thomas von Aquin bekannt waren, wurde ein „Tugendbild“ konstruiert, das Aldasir MacIntyre sinngemäß wie folgt beschreibt:

Aldasir MacIntyre sinngemäß: Das Christentum verlangte nicht nur eine Vorstellung von charakterlichen Mängeln oder Untugenden, sondern auch eine Vorstellung von den Übertretungen des göttlichen Gesetzes, von Sünden. Als der wahre Schauplatz von Tugenden und Moral wurde aber der Wille des Menschen angesehen. Zwischenstufen gab es nicht. Da Tugend ein richtiges Urteil einfordert, konnte nur ein tugendhafter Mensch ein moralisch guter Mensch sein [En05].

Ob das auch noch heute so ist, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Festzustellen ist, dass sich menschliche Entwicklung innerhalb der Geschichte entfaltet, so dass aus Vergangenheit Gegenwart wird, die sich der Zukunft zuwendet. Daraus lässt sich der Schluss ableiten, dass Menschen, die sich von ihrer Vergangenheit befreien wollen und traditionelles Denken, wozu auch die Vorstellungen über Tugend und Moral gehören, nicht mehr für zeitgemäß halten.

05 Verlorengegangene Tugenden

TOP

Unbestreitbar ist aber, dass auch eine Demokratie von Tugenden lebt. Insoweit gilt auch heute noch die Binsenwahrheit, dass jede Bürgerin und jeder Bürger für das Wohl des Ganzen mitverantwortlich ist, zumindest klingt das in der Parole an, dass „wir unsere Demokratie verteidigen müssen“. In Bezug auf das Ausleben so genannter politischer Tugenden dürfte es jedoch zuerst einmal zielführender sein, die Tugenden aufzulisten, die ein dauerhaftes friedliches Zusammenleben in einer offenen Gesellschaft, die eine Demokratie ja sein will, überhaupt ermöglichen.

Auf die nachfolgend aufgelisteten Tugenden darf kein demokratisch organisiertes Gemeinwesen verzichten:

  • Verantwortungsbewusstsein

  • Dialogfähigkeit

  • Zivilcourage

  • Bereitschaft, für eigene Überzeugungen einzustehen

  • Bereitschaft, sich gegen Ungerechtigkeit zu wehren

  • Klugheit und Weisheit

  • Gerechtigkeitsempfinden und Solidaritätsverständnis

  • Tapferkeit und Mut

  • Kompromissbereitschaft

  • Respekt vor dem politischen Gegner

  • Bereitschaft zum Wahrsprechen

  • Bereitschaft, Fehler einzugestehen und Irrtümer zu korrigieren.

All diese Tugenden in einer Person vereint vorzufinden, dürfte wohl als ein aussichtsloses Bemühen zu bewerten sein, vergleichbar etwa mit der Suche tibetanischer Mönche nach einem geeigneten Nachfolger des heutigen alt gewordenen Dalia Lama, einem erleuchteten Wesen, das sich aus Mitgefühl reinkaniert hat, also bewusst wieder in die Welt der Menschen hineingeboren wurde, um dort das Leid fühlender Menschen mindern zu können.

Ob es den tibetanischen Mönchen gelingen wird, erneut einen würdigen erleuchteten Nachfolger zu finden, darüber wird die Zukunft entscheiden.

Wie dem auch immer sei: Von den Gläubigen wird angenommen, dass nach dem Tod eines Dalai Lama seine Wiedergeburt gefunden werden kann.

Und wie sieht das in einer Demokratie im Hinblick auf die berechtigte Forderung des Volkes aus, sich durch würdige Vertreter politisch vertreten zu lassen?

Allein die Suche nach geeigneten Bewerbern dürfte mit der Erkenntnis verbunden sein, dass, um überhaupt auf einer Parteiliste als Kandidat aufgelistet zu werden, von dieser Partei Tugenden eingefordert werden, die von aufgestellten Individuen weitgehend widerspruchslos nicht nur beachtet, sondern auch befolgt werden müssen.  Das bedeutet im Klartext, nichts anderes zu tun und zu wollen, als die Position der Fraktion zu vertreten, der sie angehören. Bei Abstimmungen in den Parlamenten heißt das schlicht und ergreifend: Fraktionsdisziplin, obwohl es im Artikel 38 Abs. 1 des Grundgesetzes heißt:

Art 38 Abs. 1 GG
(1)
Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt. Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen.

Und was die Tugenden der Regierenden anbelangt, die ja auch die Interessen des ganzen Volkes zu vertreten haben, lässt sich feststellen, dass die Politik von heute die politischen Interessen der Mehrheit entweder nicht wahrnehmen will, oder nicht wahrnehmen kann, weil das Wahlvolk, also die Stimme des Volkes, nach der Überzeugung der politischen Eliten, gar nicht beurteilen kann, was für das Allgemeinwohl gut und richtig ist, treu nach dem Motto: „Vox populi, vox Rindvieh“ [En06], einem Diktum, das Franz-Josef Strauß zugeordnet wird, als er sich 2011 zur Volksabstimmung im Freistaat Bayern äußerte.

06 Politisches Ethos von heute

TOP

Das politische Ethos der politischen Eliten von heute lässt sich als eine innere Haltung beschreiben, die es für klug hält, die noch gestern verkündeten Wahrheiten bereits morgen durch andere Wahrheiten zu ersetzen.

Anders ausgedrückt: Das politische Ethos von heute lässt sich mit einem Wort umfassend beschreiben. Dieses Wort heißt:

Opportunismus.

Dieses Wort setzt eine Geisteshaltung voraus, die auf der prinzipienlosen Bereitschaft zur Anpassung basiert. Als Tugend lässt sich solch eine Haltung nicht verstehen, es sei denn, dass alles, was in den Jahrhunderten zuvor unter Tugenden verstanden wurde, heute keine Geltung mehr für sich in Anspruch nehmen kann, denn zur politischen Tugend gehörte bereits im antiken Griechenland die Bereitschaft zum Wahrsprechen.

Michel Foucault benutzte, was den Mut zum Wahrsprechen anbelangt, dafür lieber das griechische Wort „Parrhesia“, womit er eine Tugend meinte, die darin besteht, frei zu reden, also darin besteht, den Mut aufzubringen, der erforderlich ist, um etwas beim Namen zu benennen (rückhaltlose Offenheit bei der Benennung von Missständen). Diese Tugend, so kann es bei Michel Foucault nachgelesen werden, erfordert viel Mut, weil dadurch die Zuneigung von Freunden verspielt und möglicherweise sogar der Zorn des Volkes sich gegen den Mutigen richten kann.

Diese Art des Wahrsprechens setzt voraus, dass der Redner weiß, dass das wahr ist, was er sagt. Und weil er den dazu erforderlichen Mut aufbringt, die Wahrheit auszusprechen, ist er sogar dazu bereit, die damit verbundenen Konsequenzen zu ertragen.

Wie dem auch immer sei: Der Wahrsprechende handelt aus inneren moralischen, sozialen und politischen Motiven oder Verpflichtungsgefühlen. Wahrsprechen und die Sorge um sich und für die Allgemeinheit gehören somit zusammen. Und was lässt sich daraus für die Demokratie von heute ableiten? Die Antwort von Michel Foucault auf diese Frage lautet:

Michel Foucault: Die Demokratie ist nicht der privilegierte Ort der parrhesia, sondern im Gegenteil der Ort, an dem die Ausübung der parrhesia am schwersten ist [En07].

Aus diesem Grunde scheuen Politiker von heute das Wahrsprechen genauso wie der Teufel das Weihwasser. Aufgabe der Politik von heute scheint es vielmehr zu sein, die Wählerinnen und Wähler zu beruhigen, Probleme schönzureden, zu ihrer Lösung einen Arbeitskreis einzurichten oder etwas zu versprechen, was schon morgen so nicht gemeint gewesen sein kann.

Aus der Sicht von heute drängt sich sozusagen die Erkenntnis auf, dass es die oben beschriebene „Parrhesia“ offensichtlich niemals gegeben hat. Warum auch? Nicht eingehaltene Wahlversprechen sind keine Wählertäuschung und können somit auch nicht den Tatbestand des Wahlbetruges erfüllen, weil die Tugend des Wahrsprechens heute komplett außer Mode gekommen ist.

Wenn sich daran nichts ändern wird, dürfte das für den Erhalt der Demokratie in Deutschland gefährlich werden.

07 Kampf gegen rechts

TOP

Stets und unvermeidlicherweise unterschätzt jeder von uns die Anzahl dummer Individuen, die sich in Umlauf befinden [En08].

Die – gemeint sind die dummen Individuen – gibt es in allen politischen Lagern, die Parteien der so genannten Mitte eingeschlossen.

Anders ausgedrückt: Das Dummsein ist kein Privileg der Abgeordneten DER LINKEN und auch kein Privileg der Abgeordneten der AfD in den Parlamenten.

Dumm hingegen ist es, die gewählten Abgeordneten der AfD als Nazis, Rassisten, Sexisten oder Faschisten zu bezeichnen, denn insbesondere durch die Klassifizierung als Nazis und Faschisten wird die wohl dunkelste Zeit deutscher Geschichte so weit verharmlost und normalisiert, dass vergessen wird, was sich in der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte tatsächlich ereignet hat.

Wer heute die 10 Millionen Wählerinnen und Wähler der AfD als Nazis, Faschisten und Rassisten beschimpft, verfügt über eine besorgniserregende Geschichtsvergessenheit, was zur Folge haben wird, dass der Nationalsozialismus ja doch nicht so grausam gewesen sein kann, denn die Nazis von heute stören zwar die Political Correctness, sehen aber ansonsten aus wie andere Otto-Normal-Bürger auch. Sie ziehen nicht als Schlägertrupps durchs Land und auch ihr „unerhörtes Verhalten“ in den Parlamenten unterscheidet sich kaum von dem „unerhörten Verhalten“ anderer Parteien, durch das Debatten in den Parlamenten heute gestört werden.

Wie dem auch immer sei: Was benötigt wird, das ist aus der Sicht der Gutmenschen eine Brandmauer, die die Guten vor den Bösen schützen soll, um den inneren Frieden der „unserer“ Demokratie nicht zu gefährden, denn ohne AfD wird alles besser. Das ist sozusagen das 1. Gebot von heute.

Persönliche Anmerkung: Mich erinnert diese Sichtweise an das Lied von Pippi Langstrumpf - Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt. Wer so eine Demokratie erhalten will, dürfte sich wohl eher als ihr Totengräber erweisen, denn eine Partei, die von 25 Prozent aller Wählerinnen und Wähler auf demokratische Art und Weise gewählt worden ist, lässt sich allein durch Wunschdenken nicht beseitigen.

Nur zur Erinnerung: Byzanz galt im 15. Jahrhundert als eine uneinnehmbare Stadt, deren Stadtmauer von Angreifern nicht überwunden werden konnten. Dennoch: Der Legenda nach war eine unbewachte Pforte am 29. Mai 1453 offen. Durch sie konnte die Vorhut der osmanischen Truppen in die Metropole eindringen, Verwirrung bei den Verteidigern stiften, die Tore öffnen und mit Hilfe der Hauptmacht die Stadt erobern. Stefan Zweig hat diese Eroberung durch Unachtsamkeit der Verteidiger in seinem Buch "Sternstunden der Menschheit" meisterhaft beschrieben. 

Stefan Zweig: Die Eroberung von Byzanz

08 Moral der Gutmenschen

TOP

Gutmenschen halten ihre Art des Denkens und Handelns für alternativlos. Dadurch unterscheiden sie sich von den guten Menschen, zu denen - im Gegensatz zu den Gutmenschen - auch die Bereitschaft gehört, Andersdenkende nicht nur zu respektieren, sondern sogar über deren Vorschläge zu debattieren. Die Moral der Gutmenschen lässt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen. Diese Sätze haben folgenden Wortlaut:

  • Wir sind im Besitz der Wahrheit

  • Wer nicht so denkt wie wir, wird ausgegrenzt

  • Wer unsere Wahrheit bezweifelt ist ein Verschwörungstheoretiker

  • Wer abweichende Meinungen vertritt verbreitet Fake News.

Anders ausgedrückt: Der Gutmensch darf von niemandem kritisiert werden, ist aber seinerseits dazu berechtigt, andere ungestraft zu mobben und zu diffamieren.

Gutmenschen sind somit das Gegenteil von guten Menschen. Ein Gutmensch will einfach nur gut sein, indem er dem Zeitgeist seiner Blase, der er angehört, vollumfänglich entspricht. Er profiliert sich – wo immer ihm das möglich ist – als Verbreiter von Werten, die für alternativlos angesehen werden. Ein Gutmensch blüht sozusagen im Licht seiner Werte auf. Das aber ist das Gegenteil eines guten Menschen, denn ein guter Mensch entscheidet sich auch dann für das Gute, wenn er sich dadurch angreifbar macht, möglicherweise sogar sein Ansehen, seine Reputation, möglicherweise sogar seine Karriere aufs Spiel setzt.

In besten Deutschland aller Zeiten ist solch eine Ausgrenzung von Menschen, die nicht die gewünschte Meinung vertreten, nicht mehr ungewöhnlich, was sogar im Ausland als ein deutlicher Verlust demokratischer Werte angesehen und kritisiert wird.

Wie dem auch immer sei: Heute reicht es schon aus, den Zorn der Gutmenschen auf sich zu ziehen, wenn eine Bundestagsabgeordnete der CDU im Ausland (Ungarn) der Bundestagsabgeordneten Alice Weidel (AfD) freundlich lächelnd die Hand schüttelt, weil man sich beim konservativen ungarischen ThinkTank MCC getroffen hat. So einfach dekodieren Gutmenschen heute das Böse im Normalen. Wie dem auch immer sei. Schon Hannah Arendt erkannte in der Banalität des Bösen die Ursache darin, dass Menschen ausgegrenzt und zu Parias erklärt werden konnten. In Ihrem Buch „The Life of the Mind“ aus dem Jahr 1978 heißt es:

Hannah Arendt: Die traurige Wahrheit ist, dass das meiste Böse von Menschen gemacht wird, die sich zwischen Böse und Gute nicht entschieden haben.

Dieses Zitat ist nunmehr schon 47 Jahre alt. In dieser Zeit hat sich viel verändert. Heute scheint es bereits so weit gekommen zu sein, dass viele Gutmenschen von heute nicht einmal mehr zwischen gut und böse unterscheiden zu können, denn gut kann ja nur das sein, was der eigenen Wahrheit entspricht. Und weil das stimmt, kann ein Weiterdenken nur der Wahrheit Schaden zufügen.

Das gilt auch für die nachfolgenden Botschaften, die nicht hinterfragt werden dürfen:

  • Der Klimawandel ist menschengemacht

  • Die Bundeswehr muss 2029 kriegsfähig sein

  • Die Wiedereinführung der Wehrpflicht ist notwendig

  • Die Kriegsindustrie sichert Wohlstand und Wachstum

  • Schulden sind Sondervermögen

  • Die Sozialsysteme sind ungefährdet

  • Deutschland muss noch bunter werden.

09 Menschengemachter Klimawandel

TOP

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine bestimmte Person dumm ist, besteht unabhängig von jedweder anderen Eigenschaft derselben Person [En09].

Das gilt natürlich auch für mehrere Personen, einschließlich der Anhänger von wissenschaftlich vertretenen Expertisen und natürlich auch für Ideologen und auch für alle Gutmenschen mit ihren jeweils für unumstößlich erklärten Glaubensgrundsätzen. Hinter all diesen Experten, Glaubensjüngern und von der eigenen Sichtweise überzeugten Menschen existiert, man kann es nicht oft genug wiederholen, dennoch Dummheit, denn, wie heißt es doch so schön über dem Tor des Orakels von Delphi:

Erkenne dich selbst.

André Glucksmann hat diesen Satz wie folgt ergänzt:

André Glucksmann: Dummheit – das sind wir. Und umgekehrt. Aus diesem Kreis gibt es kein Entrinnen. Er ist teuflisch, aber er gab den Philosophen zu denken. Historische Bedeutung erhielt diese Feststellung, als Sokrates, Nummer 1 unter den Philosophen, auf den Spruch des Orakels: „Erkenne dich selbst“, die richtige Antwort fand. Mit seinem „Ich weiß, dass ich nichts weiß“, fasste er eine neue Art der Selbstreflexion in Worte, undogmatisch und ohne den Ehrgeiz, mehr zu wissen all die anderen oder eine Krankheit heilen zu können, die ihm selbst gänzlich unbekannt war. „Erkenne dich selbst“ fordert behutsam dazu auf: „Wisse, dass du nichts weißt“, und ergänzt: „Erkenne die Dummheit in dir.“ [En10]

Und jetzt zum Thema: Bei dem Glauben an den von Menschen gemachten Klimawandel, so der Sinneswandel in den Vereinigten Staaten von Amerika, soll es sich um menschliche Dummheit und nicht um wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse handeln.

Es würde zu weit führen, an dieser Stelle zu den „Pros und den Kontras“ auch nur ansatzweise Stellung zu beziehen. Hinsichtlich des Versagens in der menschlichen Geschichte sollen hier nur die Schlusssätze des Buches von Peter Frankopan: „Zwischen Erde und Himmel – Klima – Eine Menschheitsgeschichte“ zitiert werden:

Peter Frankopan: Recht behalten wird unterm Strich der britische Rechnungshof, der unlängst meinte, die Lösung des Klimaproblems sei ganz einfach. Am Ende werde nicht der Mensch, sondern die Natur die Nettoemissionen auf null bringen. Sie tut dies mit einer katastrophalen Entvölkerung, ob durch Hunger, Seuchen oder Krieg. Wenn dann weniger Menschen fossile Brennstoffe verfeuern, Wälder abholzen und Rohstoffe ausbeuten, wird der menschliche Fußabdruck drastisch schrumpfen, und wir kommen dem nachhaltigen Paradies unserer erträumten Vergangenheit näher. Vielleicht gelingt uns die mit friedlichen Mitteln – ein Historiker würde allerdings nicht darauf wetten [En11].

In dem „Fiskal risk Report“ des britischen Rechnungshofes heißt es unter Bezug auf Pandemien, den Klimawandel und die Kosten der Staatsverschuldung wie folgt:

Fiskal risk report: Diese drei Risiken sind sehr verschiedene Natur, aber dennoch einige wichtige Merkmale haben sie gemeinsam. Es gibt große Unsicherheit sowohl hinsichtlich des Timings als auch der damit verbundenen Kosten. Sie sind gekennzeichnet durch Nicht-Linearitäten oder durch „Schneeballeffekte“, bei denen die Kosten dramatisch eskalieren können, bis hin zu so genannten Kipppunkten (Seite 3).

An anderer Stelle heißt es:

Das liegt nicht nur an den störenden Auswirkungen der damit verbundenen wirtschaftlichen Schocks bei den Staatseinnahmen und bei den nicht dem freien Ermessen unterliegenden (diskretionären) Ausgaben, denn Regierungen sind durch solche Ereignisse unmittelbar betroffen, weil solche katastrophale Risiken, wenn sie Wirklichkeit werden sollten, sozusagen naturgegeben sind und somit im Vorfeld weder gemanagt noch kostenmäßig eingeschätzt werden können. Das bedeutet, dass der Privatsektor solche Ereignisse nicht ohne aktive staatliche Intervention zu bewältigen vermag. Das wiederum besagt, dass die Regierung sozusagen dazu verpflichtet ist, einzugreifen, um sozusagen als „Versicherer letzter Instanz“ zu fungieren (Seite 29) [En12].

Und was den menschengemachten Klimawandel anbelangt: Amerika hat sich im Juli 2025 von der Klimahysterie in Europa verabschiedet. Unter der neuen Führung von Lee Michael Zeldin vollzieht die US-Umweltbehörde EPA eine spektakuläre Kehrtwende, denn CO2 soll nicht länger als Schadstoff gelten.

Lee Michael Zeldin ist ein US-amerikanischer Politiker und Klimaleugner. Von Januar 2015 bis Januar 2023 vertrat er den Bundesstaat New York im US-Repräsentantenhaus. Seit dem 30. Januar 2025 ist er Chef der US-Umweltschutzbehörde Environmental Protection Agency im Kabinett Trump II (Wikipedia).

In Deutschland würde Lee Michael Zeldin als gesichert rechtsextrem eingestuft und vom Verfassungsschutz beobachtet. Möglicherweise würde seine Wohnung von der Polizei sogar morgens um 6 durchsucht, wenn er sich entsprechend in den sozialen Medien sozusagen verschwörungstheoretisch geäußert hätte.

Wie dem auch immer sei: Die Frage, die unbeantwortet bleiben muss, ist die Frage: Wer ist der Dumme:

  • Der Klimaleugner?

  • Der Klimagläubige?

  • Der Zweifler?

  • Der Besserwisser?

  • Der Verfassungsschutz?

Oder gehören wir etwa alle dazu, weil wir die in uns wirkende Dummheit erkennen und auch gar nicht verstehen könnten.

10 2029 muss die Bundeswehr kriegsfähig sein

TOP

Ein dummer Mensch ist ein Mensch, der einem anderen Menschen oder einer anderen Gruppe von Menschen einen Schaden beibringt, ohne zugleich einen Gewinn für sich selbst dabei herauszuziehen, oder sogar einen Verlust erleidet [En13]

In der Regierungsbefragung im Bundestag betonte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) am Mittwoch, dem 5. Juni 2024, dass die Ukraine [...] weiterhin unterstützt werden müsse. „Ein Einbruch unserer Unterstützung hätte fatale Folgen“, sagte Pistorius. Die Lieferung etwa des Patriot-Flugabwehrraketensystems leiste wichtige Beiträge: „Jeder Euro zählt.“ Ein russischer Sieg käme teurer am Ende als die Unterstützung für die Ukraine heute. „Wir müssen bis 2029 kriegstüchtig sein“, so der Minister. „Wir müssen Abschreckung leisten, um zu verhindern, dass es zum Äußersten kommt.“ [En14]

Dass solch eine „Kriegsfähigkeit“ eine Bundeswehr voraussetzt, die diesem Anspruch überhaupt entsprechen kann, davon geht auch der Verteidigungsminister aus.

Wie dem auch immer sei: Pistorius bestätigte in der Regierungsbefragung vom 5. Juni 2025 die von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bereits am 14. Mai 2025 vorgetragene Haltung der Bundesregierung, die zum Ausdruck brachte, dass es notwendig sei, der Bundeswehr alle finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen, die sie brauche, „um konventionell zur stärksten Armee Europas zu werden“. Und: Deutschland bleibt an der Seite der Ukraine [En15].

11 Bundeswehr gestern bis heute

TOP

Die Bundeswehr wurde 1955 sozusagen aus dem Nichts aufgestellt. Die Truppenstärke umfasste 101 Soldaten. Im Laufe der Zeit wuchs die Truppenstärke jedoch kontinuierlich an, und die Bundeswehr entwickelte sich zu einer wichtigen Armee innerhalb der NATO. In seinem Buch „Die Bundeswehr“ beschreibt der Militärhistoriker Sönke Neitzel die damalige Situation der Bundeswehr wie folgt:

Sönke Neitzel: Doch es fehlte an allem: Ausrüstung, Munition, Unterkünften und Übungsplätzen. Während des rasanten Aufbaus machte sich der Mangel an qualifizierten Ausbildern besonders bemerkbar.

An anderer Stelle, die Situation der Bundeswehr in der Zeit des Kalten Krieges betreffend, heißt es wie folgt:

Sönke Neitzel: Eine Kürzungsrunde löste die nächste ab. Die Verteidigungsausgaben erreichten 2005 mit 1,07 Prozent des BIP ihren historischen Tiefststand. Auch die Zahl der Soldaten verringerte sich deutlich: Die im Zwei-plus-Vier-Vertrag ausgehandelten 370.000 Mann waren vier Jahre später schon wieder Makulatur. 1994 hieß es, die Bundeswehr solle bis auf 250.000 Mann abgebaut werden, was 2005 erreicht wurde. Auch bei der Wehrpflicht ging es nur in eine Richtung: 1991 wurde der Dienst auf zwölf Monate reduziert, 1996 auf zehn, 2002 auf neun, schließlich 2009 auf sechs und 2011 ganz ausgesetzt. Die anstehenden Aufgaben glaubte man auch mit weniger Soldaten erfüllen zu können.

Zeitenwende 2022: Zur so genannten Zeitenwende, die Bundeskanzler Scholz am 27. Februar 2022, drei Tage nach dem russischen Angriff auf die Ukraine verkündete, zitiert Sönke Neitzel in seinem Buch den Generalleutnant des Heeres der Bundeswehr, der auch Inspekteur des Heeres ist, wie folgt:

Sönke Neitzel: Am frühen Morgen des 24. Februar 2024 gegen vier Uhr, überschritten die ersten russischen Truppenverbände die Grenze zur Ukraine. Der Inspekteur des Heeres, Alfons Mais, schrieb an diesem Morgen auf LinkedIn: „Ich hätte in meinem 41. Dienstjahr im Frieden nicht geglaubt, noch einen Krieg erleben zu müssen. Und die Bundeswehr, das Heer, das ich führen darf, steht mehr oder weniger blank da [En16].

Personalbestand der Bundeswehr 1959 bis 2024: Die Statistik zeigt den Personalbestand der Bundeswehr (Jahresdurchschnittsstärke von Soldatinnen und Soldaten) in den Jahren von 1959 (248 800) bis 2024 (180 876). Für das Jahr 2031 hat das Verteidigungsministerium sich eine Zielmarke von 203.000 Soldatinnen und Soldaten gesetzt.

Ausgewählte statistische Zahlen von Statista.com:

  • 1960 - 258.080

  • 1983 - 495.875

  • 2000 - 318.713

  • 2011 - 206.091

  • 2020 - 183.969

  • 2024 - 180.876 [En17]

Die Frage, auf die es bisher noch keine überzeugende Antwort gibt, lautet: Woher sollen die fehlenden 23.000 Soldatinnen und Soldaten kommen?, und: Liegt das wirklich im Interesse der europäischen Länder, die sich auch heute noch an das Nazideutschland und dessen Militärmacht erinnern?

Wie dem auch immer sei: Für das Jahr 2031 hat das Verteidigungsministerium sich eine Zielmarke von 203.000 Soldatinnen und Soldaten gesetzt.

12 Wiedereinführung der Wehrpflicht?

TOP

Die SPD setzt bei der Personalgewinnung für die Bundeswehr auf höhere Löhne statt auf eine Rückkehr zur Wehrpflicht. „Wer sein Leben für unser Land aufs Spiel setzt, muss einen deutlich höheren Sold bekommen als bisher“, sagte SPD-Verteidigungspolitiker Droßmann.

Dafür spricht auch der historisch hohe Anstieg des Verteidigungshaushaltes, denn die Landes- und Bündnisverteidigung hat höchste Priorität.

Für 2025 sind über 86 Milliarden Euro für die Bundeswehr vorgesehen. Neben mehr Geld gibt es auch einen weiteren Zuwachs: „Klar ist, wir brauchen Personal“, bekräftigte Verteidigungsminister Boris Pistorius. „Personal, das den Panzer fährt und die Drohnen bedient und die Flugzeuge wartet. Der Haushaltsplanentwurf sieht deshalb auch rund 10.000 neue militärische und 1.000 zivile Planstellen vor.“ [En18]

Und was die Wiedereinführung der Wehrpflicht anbelangt? Eine Mehrheit in Deutschland ist dafür, mit Ausnahme derjenigen, die zur Wehrpflicht verpflichtet werden sollen.

Anders ausgedrückt: Die Mehrheit der Jungen ist gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht. Laut ZDF-Politbarometer lehnen sie mehr als die Hälfte der 18- bis 34-Jährigen ab [En19].

13 Kriegs- und Kriegsspieleindustrie

TOP

Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, wie die politische, wirtschaftliche oder bürokratische Macht das Gefährlichkeitspotential eines dummen Menschen steigert. Aber wir müssen auch erklären und verstehen, was eigentlich eine dumme Person so gefährlich macht, oder anders ausgedrückt: worin die Macht der Dummheit besteht [En20].

Dass diese Frage nicht nur im Hinblick auf die Dummheit von Einzelpersonen zu stellen ist, dürfte unbestreitbar sein, zumal es die Dummheit der Gruppeninteressen sind, die weitaus größeren Schaden anrichten können, als das Einzelpersonen im Normalfall überhaupt möglich ist, Deshalb bedarf es im Hinblick auf die Macht der Dummehit dringend weiterführender Überlegungen.

Kriegsindustrie im Aufbau: Dieses Wort erinnert einfach zu sehr an die Kriegsindustrie im Dritten Reich, deshalb heißt das gleiche Unternehmen im Neusprech von heute „Verteidigungsmarkt“.

Es vermag insoweit nicht zu verwundern, dass Führungskräften bereits heute Fortbildungen zum Thema: „Lerne, wie mit Krieg Profit generiert werden kann“ angeboten werden. Bezug nehmend auf Veröffentlichungen im Handelsblatt heißt es auf den Nachdenkseiten.de wie folgt:

Nachdenkseiten.de vom 2.8.2025: Sehr geehrte Damen und Herren, der Verteidigungsmarkt wandelt sich rasant. Neue sicherheitspolitische Prioritäten, milliardenschwere Investitionen und technologische Entwicklungen schaffen ein dynamisches Umfeld für Unternehmen, die bereit sind, neue Wege zu gehen. Doch der Einstieg in diese hoch regulierte Branche erfordert fundiertes Wissen, strategisches Geschick und ein klares Verständnis der Akteure, Prozesse und Rahmenbedingungen [En21].

Und auf der Website des Handelsblattes hieß es bereits am 23.5.2025 unter der Überschrift „Rüstungsstandort Deutschland: Zeit zu handeln“ wie folgt:

Handelsblatt.com: Mit ihren Technologien, ihrer Innovationskraft und ihrer Erfahrung ist die deutsche Verteidigungsindustrie ein verlässlicher Partner für die Sicherheit Deutschlands und Europas. Von meiner Seite aus gibt es schon jetzt eine Zusage: Die deutsche Sicherheits- und Verteidigungsindustrie sieht sich Stand heute in der Lage, die Bundeswehr bis 2029 mit der nötigen Ausrüstung kriegstüchtig auszustatten.

Voraussetzung hierfür ist jedoch eine klare Kommunikation seitens der Politik: Welche Kapazitäten werden in welcher Stückzahl und bis wann benötigt, beauftragt und abgerufen? Unterstützende Rahmenbedingungen, agile Prozesse und langfristige Finanzierungszusagen sind der Schlüssel zum Erfolg. Mit der neuen Strategie wurde ein wichtiger Grundstein gelegt.

Jetzt liegt es an uns allen, diesen Weg konsequent weiterzugehen und die Sicherheitsinteressen Deutschlands und Europas nachhaltig zu sichern [En22].

Das Wort Nachhaltigkeit wurde von mir fett hervorgehoben, um die Mehrdeutigkeit dieses Wortes hervorzuheben. Und damit auch die spielende Generation sozusagen spielerisch am Krieg Gefallen finden kann und soll, vermag es ebenfalls nicht zu überraschen, dass auch die Kriegsspiele produzierende Gameindustrie entsprechend gefördert wird, denn seit Anfang August werden der Computerspiel-Branche, nach einem zweijährigen Stillstand, wieder Fördergelder in Millionenhöhe zur Verfügung gestellt. Unternehmen können beim Bundesministerium für Forschung und Technologie entsprechende Anträge stellen und auch Projekte staatlich finanzieren lassen, deren Fertigstellung mehr als ein Jahr in Anspruch nimmt.

Heise.de vom 18.7.2025: Ein starkes Signal für die Branche. Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) setzt mit dem neuen Förderaufruf Ankündigungen aus dem schwarz-roten Koalitionsvertrag um. Der bisherige Teilantragstopp wird damit aufgehoben und die Unterscheidung nach Projektgrößen entfällt künftig. Zudem hat das Ressort den maximale Zuschuss pro Projekt vervierfacht auf bis zu 8 Millionen Euro.

Games sind eine bedeutende Wachstums- und Innovationsbranche für unser Land“, betonte Bär. Die neue Regierung wolle mit dem erweiterten Förderansatz „ein starkes Signal“ setzen und den Entwicklern wieder Planbarkeit und Verlässlichkeit ermöglichen [En23].

Aber: Viele der durch die Bundesregierung geförderten Spiele enthalten Inhalte, deren Spektrum von strategischer Kriegsführung bis zu aktionsreichen Gefechten reicht.

Und: In Deutschland ist Spielsucht die vierthäufigste psychische Erkrankung bei Jugendlichen.

Der Aufruf an die Jugend anlässlich des Weltjugendtreffens in Rom von Papst Leo XIV. am Samstag, den 2. August 2025, ist insoweit wirklich berechtigt, als er vor gut  800.000 Jugendlichen sagte:

Papst Leo XIV: Seid mutig! Versteckt euch nicht hinter Bildschirmen. Die Welt braucht eure Stimme, euren Glauben, euere Hoffnung [En24].

14 Friedensdemonstrationen klein CSD groß

TOP

Am 2.8.2025 fand in Berlin unter dem Motto „Weltfrieden, für ein Leben in Frieden und Freiheit“ eine Kundgebung von „Querdenken-30“ und „Wir sind viele“ statt. Das fünfte Jahr in Folge wurde dazu aufgerufen, sich für Frieden und Freiheit zu versammeln. Während der Veranstalter von 10.000 Teilnehmern ausging, sprach die Polizei von lediglich 1.700 Menschen.

Das Thema scheint wohl nicht so wichtig gewesen zu sein, denn anders ist diese Reaktion der Gleichgültigkeit im Hinblick auf das, was zurzeit geschieht und wirklich Anlass zur Sorge gibt, nicht zu verstehen.

Ganz anders der Zulauf bei zwei Christopher Street Days:

CDS Berlin im Juli 2025: In Berlin hat unter dem Motto „Nie wieder still!“, der Christopher Street Day begonnen. Laut den Veranstaltern zogen Hunderttausende Menschen durch die Stadt. Bei einer kleinen Gegendemonstration gab es Festnahmen. [...]. Zahlreichen Demonstrant:innen nutzten die „Zirkuszelt“-Bemerkung von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) als Vorlage für kreative Botschaften. Auf Schildern standen unter anderem Sprüche wie „Genau mein Zirkus“ oder „Manege frei für Demokratie, Vielfalt und Liebe“.

Merz hatte die Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU), zum CSD keine Regenbogenflagge auf dem Bundestag zu hissen, mit den Worten verteidigt: „Der Bundestag ist ja nun kein Zirkuszelt.“ [En25]

Gut einen Monat später nahmen an einer CSD-Demonstration in Hamburg gut 260.000 Menschen teil.

NDR.de vom 3.8.2025: In Hamburg sind am Sonnabend Zehntausende Menschen bei der CSD-Demo für die Rechte und den Schutz von queeren Menschen auf die Straße gegangen. Der Umzug stand unter dem Motto: „Wir sind hier, um zu bleiben. Queere Menschen schützen.“

Heute haben wir - als queere Community und als Stadt Hamburg - ein unübersehbares Zeichen gesetzt: Wir gehören zu dieser Gesellschaft, und wir fordern uneingeschränkt die gleichen Rechte.“ Jetzt sei die Politik in der Pflicht. Der Schutz queerer Menschen müsse ausdrücklich im Grundgesetz verankert werden [En26].

Ich überlasse es Ihnen, liebe Leserinnen  und liebe Leser, die Notwendigkeit der oben nur kurz skizzierten Ereignisse zu bewerten. Das gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für die EU: Warum?

KI-erstellter Text: Im Jahr 2012 wurde der Europäischen Union der Friedensnobelpreis verliehen. Das Nobelkomitee in Oslo ehrte damit die Friedensarbeit der EU und ihrer Vorgängerorganisationen, die über sechs Jahrzehnte hinweg Frieden, Versöhnung, Demokratie und Menschenrechte in Europa gefördert haben.

Die offizielle Begründung des Nobelkomitees lautete: Die Europäische Union und ihre Vorgänger haben über sechs Jahrzehnte hinweg einen entscheidenden Beitrag zur Förderung von Frieden, Versöhnung, Demokratie und Menschenrechten in Europa geleistet.

Von dieser Friedenssehnsucht ist heute nicht mehr viel übrig geblieben. Weder in Deutschland (mit Ausnahme der schweigenden Mehrheit, auf die aber nicht gehört wird) noch in der EU wird für Frieden demonstriert, denn sowohl Deutschland als auch die EU scheinen nur ein Ziel zu kennen: So schnell wie möglich wieder kriegsfähig zu werden. Koste es, was es wolle.

15 Schulden sind Sondervermögen

TOP

Menschen, die nicht dumm sind, unterschätzen stets das Gefährlichkeitspotential dummer Menschen [En27].

Dummheit – man kann das auch als eine Methode der Verdummung ansehen – beginnt dort, wo Worten ihre ursprüngliche Bedeutung entzogen wird. Wer das hinnimmt, ohne sich zu fragen: Wohin soll oder kann das führen?, bei dem handelt es sich um einen Menschen, der nicht mehr daran gewöhnt ist, selbständig zu denken. Die damit verbundene Gefahr der Neuinterpretation von Worten hat George Orwell in seinem Buch „1984“ treffend formuliert:

KI-generierter Text mit Google: George Orwells Roman „1984“ enthält mehrere bekannte Zitate, die das Konzept von Neusprech veranschaulichen, einer Sprache, die von der totalitären Regierung verwendet wird, um Gedanken zu kontrollieren. Dazu gehören „Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke“ und „Der Große Bruder sieht dich“. Hier sind einige weitere Zitate und Erläuterungen:

  • Krieg ist Frieden.

  • Freiheit ist Sklaverei.

  • Unwissenheit ist Stärke.

Auf diesem Niveau befindet sich auch die Sprachfigur des Sondervermögens.

16 Gefährdung der Sozialsysteme

TOP

Es wäre ein schwerer Fehler, anzunehmen, dass die Zahl der Dummen in einer sich im Niedergang befindlichen Gesellschaft höher sei, als in einer sich im Aufstieg befindlichen Gesellschaft. Beide sind gleichermaßen mit demselben Prozentanteil von Dummheit geschlagen. Der Unterschied zwischen beiden Gesellschaften besteht darin, dass es in der sich im Niedergang befindlichen Gesellschaft den dummen Mitgliedern der Gesellschaft von den anderen Mitgliedern gestattet wird, aktiv zu werden [En28].

Es würde zu weit führen, an dieser Stelle alle Aktivitäten auch nur aufzulisten, mit denen Wirtschaftswachstum erzeugt werden soll. Viel wahrscheinlicher als ein Wachstum für alle, dürfte mit einer Kürzung im Sozialbereich oder mit einem Anstieg der Steuern zu rechnen sein, die beide vorrangig die sozial Schwachen treffen wird.

Wie dem auch immer sei: Ein Land, das auf Kriegswirtschaft setzt, wird soziale Leistungen reduzieren müssen. Deutschland ist ein solches Land. Eine Kriegswirtschaft steht aber nicht nur ganz im Widerspruch sowohl zum Artikel 26 des Grundgesetzes, sie lässt sich auch nicht mit den Zielen der UN-Charta in Übereinstimmung bringen. Beide setzen nicht auf Kriegstüchtigkeit, sondern auf Friedenstüchtigkeit.

Art 26 Abs. 1 GG
(1) Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen.

Und was den friedensfördernden Auftfag der UN anbelangt?

KI-Google: Die UN-Charta ist das Gründungsdokument der Vereinten Nationen und legt die Grundlagen für die Friedenssicherung und internationale Sicherheit fest. Sie enthält Bestimmungen, die darauf abzielen, Konflikte zu verhindern, beizulegen und nach einem Konflikt wiederherzustellen. Zentrale Organe wie der Sicherheitsrat sind mit der Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit betraut und können Entscheidungen treffen, die für die Mitgliedstaaten bindend sind.

 Schöne Worte, aber nichts als Worte.

17 Zerfallende Werteordnung

TOP

Wenn es um Werte geht, dann wissen wir doch alle, dass das, was gut ist, in der Regel auch alt ist, denn das Neue muss sich ja erst noch bewähren, um als gut, brauchbar, schlecht oder unbrauchbar eingestuft werden zu können.

Dennoch: Wer die neuen Werte von heute ablehnt oder sie kritisiert, muss im Deutschland von heute mit starkem Gegenwind rechnen, denn den richtigen Werten von heute haftet das Gütesiegel der Alternativlosigkeit an.

Wahrscheinlich wird ein Kritiker, der diese Alternativlosigkeit in Frage stellt, sofort als: konservativ, rechts oder rechtsextrem stigmatisiert, verbunden mit dem Vorwurf, ein Verschwörungstheoretiker zu sein, wenn geltend gemachte Einwände anders nicht zurückgewiesen werden können. Und um der Alternativlosigkeit besonderen Nachdruck zu verleihen, werden Andersdenkende als Nazis, Faschisten, Rassisten oder Sexisten bezeichnen, als islamophob oder als Putin-Versteher.

Anders ausgedrückt: Die Glaubenssätze von heute lauten:

  • Konsum ist die erste Bürgerpflicht

  • Wir müssen bis 2029 kriegstauglich werden.
    Wer diese Werte einer genaueren Analyse unterzieht, wird Folgendes feststellen:

  • Die Werte von heute werden von oben diktiert, oft durch undurchsichtige, supranationale Institutionen, verbunden mit dem Gummiwort „Nachhaltigkeit“ das so nichtssagend ist, wie andere Gummiworte auch

  • Die modernen Werte von heute richten sich meist (ausschließlich) an die primitiven Triebe des Einzelnen wie Egoismus, Emotionalität, Lust und Stolz, bezüglich derer die Menschheit nach Jahrtausenden an Erfahrung gelernt hatte, dass sie streng einzuhegen sind.

Werden diese Werte gelebt, führt das nachweisbar zum Zerfall von Familien und Völkern – und bei einer machtrelevanten Mehrheit zur blanken Dummheit, die darin besteht, Zusammenhänge einfach nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen. Und wer es sich tatsächlich zumutet, täglich Nachrichten zu sehen, der wird feststellen, wie selbstverständlich das Böse heute bereits geworden ist. Das, was in solch einer Welt der westlichen Demokratien der Einzelne zu seiner Entspannung benötigt, das ist eine Kunst, der aber ebenfalls die Schönheit abhandengekommen ist und eine pervertierte Unterhaltung, die als schön zu bezeichnen, Geschmacklosigkeit voraussetzt. Anders ausgedrückt: Pornografie wird gesellschaftsfähig, das Hässliche wird zur Schönheit erklärt, während das Schöne verhöhnt oder durch dessen Gegenteil ersetzt wird.

18 Die naive Gesellschaft von heute

TOP

Wie töricht, dumm, einfältig, unvorsichtig, unüberlegt bzw. irrational muss eine Gesellschaft sein, die annimmt, dass:

  • Wenn die AfD erst einmal verboten wird, alles wieder gut ist

  • Sich auch die Ostdeutschen dann wieder zu „unserer Demokratie“ bekehren und bekennen werden

  • Die freiheitlich demokratische Grundordnung dann wieder aufblühen wird

  • Es dann keine anderen als rein willkürlich fabrizierte Unterschiede mehr zwischen Männern und Frauen gibt

  • Die Kultur aufblühen wird, wenn Muslime ihren Glauben hier nicht nur praktizierten, sondern ihn in der Öffentlichkeit auch so ausleben können, wie das einst beim Christentum der Fall gewesen ist

  • Es sich bei den Kriminalitätsbelastungszahlen der meist männlichen jungen Asylanten um Fake News handelt

  • Warnungen vor den negativen Folgen unkontrollierter Masseneinwanderung nach Deutschland völlig unberechtigt sind

  • Wir dringend Zuwanderung benötigen, um die Renten mit den Beiträgen der Neuzugänge sichern zu können

  • Die Sanierung des Gesundheitssystems lediglich ein gerechteres Beitragssystem voraussetzt

  • Die Zuwanderung von Millionen in die Sozialsysteme die Bürgerinnen und Bürger des Landes nicht überfordern wird

  • Bezahlbarer Wohnraum nichts mit den Ansprüchen der Flüchtlinge und Zuwanderer zu tun hat, menschenwürdig untergebracht zu werden

  • Schulen ihrem Bildungsauftrag auch dann nachkommen können, wenn mehrheitlich in den Klassen kein Deutsch mehr gesprochen wird

  • Daran zu glauben, dass es nicht die Zuwanderer sind, die sich zu integrieren haben, sondern das es die "Biodeutschen" sind, die sich neuen Lebensformen öffnen und sich diesen auch anpassen müssen

  • Die Energiewende dem Wirtschaftsstandort Deutschland eine blühende Zukunft bescheren wird

  • Schulden in Billionenhöhe Deutschland nicht überfordern werden

  • Der Glaube an die „Modern Money Theory (MMT)“ verkennt, dass am Ende dieses Weges der "Erleuchtung in eine unbegrenzte Verschuldung" die Superinflation stehen wird

  • Eine Kriegswirtschaft Wachstum schafft und sichere Arbeitsplätze ermöglicht, obwohl der Mehrwert der Aufrüstung nur einem Zweck dient: Werte zu zerstören

  • Meinungen unterdrückt oder als Straftaten verfolgt werden müssen, die den Staat und seine Einrichtungen delegitimieren, was auch immer das sein mag. Aber diesbezüglich ist die Exekutive sicherlich kreativ genug, um Sprachhülsen mit Inhalten zu füllen

  • Daran glaubt, dass die Empörungsbereitschaft der Bevölkerung in Deutschland ungestraft ignoriert werden kann.

Diese Liste ließe sich fortschreiben. Sie reicht aber aus, um erkennen zu können, dass sich die Anzahl der aus Dummheit begangener Irrtümer fortsetzen wird, wenn über diese Irrtümer nicht gesprochen werden darf, zumindest nicht auf eine Art und Weise, die als Delegitimierung des Staates und seiner Einrichtungen verstanden werden kann.

19 Vernebelte Demokratenwelt

TOP

In einer Welt, in der es – zumindest scheint das in Deutschland bereits so zu sein – immer schwerer wird, zwischen Dummheit und Vernunft klare Grenzen zu ziehen, hat es das Wahrsprechen sehr schwer. In solch einer Situation kann es durchaus hilfreich sein, sich an das heranzuwagen, was Meister Li Hongzhi herausgefunden zu haben glaubt, dem Gründer der spirituellen Qigong-Praktik Falun Gong (auch bekannt als Falun Dafa), die er 1992 in China ins Leben rief.

Diese Bewegung kombiniert Elemente des Buddhismus, Taoismus und Qigong und betont die Prinzipien von Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht.

Li Hongzhi Philosophie geht von einer „vernebelte Welt“ aus, in der der Menschen für die Errettung aller Lebewesen und die Errettung des Himmelskörpers und aller Kosmen geschaffen ist. Es gibt, so seine Lehre, auch einen guten Grund für diesen „Nebel“, denn der wird sich niemals nach dem Wunsch der Menschen auflösen, denn die vernebelte Welt, in der Menschen leben, wurde vom Schöpfer zur Rettung der Himmelskörper und aller Lebewesen und somit auch zur Rettung der Menschen vor sich selbst geschaffen, denn wenn es einfach zu dolle wird, dann lässt der Schöpfer den Nebel einfach dichter werden, so dass der Mensch sich um das Naheliegende und nicht mehr um seine Vernichtung kümmern muss.

Meister Li Hongzhi: Mit anderen Worten, diese „vernebelte“ Existenzweise der menschlichen Gesellschaft ist eine besondere Gesellschafts- und Lebensform, die vom Schöpfer geschaffen wurde, um alle Lebewesen zu erretten. Die Menschen leben im Nebel und deshalb ist es egal, wen man um Auflösung des Nebels bittet, es wird nichts nützen. Kein einziges Lebewesen, vom Himmel bis zur Erde, wagt, diese Umgebung zur Errettung aller Lebewesen zu zerstören [En29].

Übrigens: Meister Li Hongzhi wurde bereits viermal für den Friedensnobelpreis nominiert und wurde vom Europäischen Parlament für den Sacharow-Preis für geistige Freiheit vorgeschlagen. Außerdem wurde er mit dem International Religious Freedom Award von Freedom House geehrt. Weltweit gibt es etwa 100 Millionen Anhänger seiner Bewegung.

Und was lässt sich daraus ableiten? Wir alle stochern wie Blinde im Nebel des fluiden Zeitgeistes herum, der – je nach geistigem Zustand einer Gesellschaft – alle nur denkbaren Formen des Denkens und Fühlens hervorbringen kann, sowohl im Guten als auch im Schlechten. Und damit sich in der verwirrten Meinungsvielfalt von heute, die von namhaften Psychologen in Deutschland bereits schon seit Jahren als neurotisch bezeichnet wird, sich wieder freies Denken durchsetzen kann, wird es unverzichtbar sein, den Irrglauben der Alternativlosigkeit, den Ideologien zu pflegen und zu fördern nicht müde werden, wieder dahin zu verbannen, wo dieses Denken hingehört: in die“ Anstalt zur Förderung des vernünftigen Denkens“.

20 Wortverdreher entlarven

TOP

Der Demokratieverfall, verbunden mit einem rapid sich beschleunigten Verlust von Moral und Tugenden, nähert sich zurzeit erkennbar verschiedenen Kipppunkten, die schon bald unumkehrbar sein und und somit zum Demokratieverfall führen werden. Wie heißt es doch so schön im 91. Brief von Seneca an seinen lieben Freund Lucilius:

Seneca: Was immer eine lange Reihe von Generationen unter vielen Mühen, mit huldreicher Hilfe der Götter aufgebaut hat, das zertrümmert und macht zunichte ein einziger Tag. Ein langer Aufschub gewährte dem heraneilenden Unglück, wer von einem Tag sprach: eine Stunde, ein Augenblick genügt, um ganze Reiche niederzuwerfen. Es wäre ein ziemlicher Trost für unsere Schwäche und für unsere Belange, wenn alles so langsam zugrunde ginge, wie es entsteht: Nun aber erfolgt das Wachstum schleppend, rasch der Niedergang. Nichts im privaten, nichts im öffentlichen Bereich ist von Dauer; der Menschen wie der Städte Schicksal wandeln sich. Mitten in den friedlichen Verhältnissen ereignet sich Schreckliches, und ganz ohne aufregende Ursachen von außen bricht das Unheil hervor, von wo man es am wenigsten erwartet hätte [En30].

Ausgehend von diesem Seneca-Zitat hat Ugo Bardi in seinem Buch „Der Seneca-Effekt“ aufgezeigt, warum Systeme – und dazu gehören auch Demokratien – kollabieren, wenn sie ihren Höhepunkt überschritten haben und sozusagen für jedermann erkennbar wird, dass sich ein System sozusagen im Verfall befindet, denn wie sonst ist es möglich, dass Umfragen zu der Erkenntnis geführt haben, dass die deutschen Wähler:

  • Einwanderungen aus islamistisch geprägten Ländern kritisch sehen

  • Abschiebungen straffällig gewordener Migranten einfordern

  • Eine Arbeitspflicht für Migranten befürworten

  • Sozialleistungen nicht nur für geflüchtete Ukrainer einschränken wollen

  • Gegen Geldverschwendung beim Umbau sowohl des Bundeskanzleramtes als auch des Amtssitzes des Bundespräsidenten sind

  • Diätenerhöhungen der Abgeordneten kritisch bewerten

  • Die Anzahl der Beamten und der von diesen aufgeblähten Bürokratie einschränken wollen

  • Versprochene Steuersenkungen anmahnen

  • Meinungsfreiheit einfordern

  • Einen Politikwechsel verlangen

  • Eine Mehrheit unzufrieden mit der Merz-Regierung ist (Stand August 2025).

Diese nur unvollständig skizzierte Gemengelage lässt erkennen, dass ein System in Unordnung geraten ist, das dringend notwendiger Korrekturen bedarf. Geschieht das nicht, dann können weitaus geringere Anlässe als die oben genannten Probleme zu einem Kollaps des Gesamtsystems führen.

Um das zu verhindern, dürfte es unvermeidbar sein, das bestehende System – gemeint ist „die beste Demokratie, die Deutschland jemals hatte“, wieder vom Kopf auf die Beine zu stellen, so dass sich eine Demokratie erneuern kann, ohne dass daraus eine Postdemokratie werden muss, in der nur noch die vom Staat verordnete Political Correchtness von einer ausufernden Bürokratie geduldet wird und jede davon abweichende Meinung verfolgt wird, die zu ermitteln in die objektiven Hände einer nichts übersehenden KI gewegt werden muss, um jegliche Abweichung bekämpfen zu können.

Anders ausgedrückt: Es muss verhindert werden, dass die Regierung über Mittel verfügt, um Menschen in ihrem Sinne erziehen zu können.

Die nachfolgende Auflistung staatlicher Bemühungen von heute, denen Einhalt geboten werden muss, können hier ebenfalls nur punktuell aufgelistet werden, um aufzeigen zu können, was verhindert beziehungsweise wieder auf ein erträgliches Maß zurückgeschnitten werden muss:

  • Die freie Ausübung der Meinung darf weder - Ausnahme bei schweren Straftaten - überwacht noch zum Schweigen gebracht werden

  • Das gilt auch für Meinungen, die nicht mit den Narrativen der Exekutive und deren Bürokraten übereinstimmen

  • Fakten dürfen nicht verhandelbar und auch nicht zu Verschwörungstheorien erklärt werden

  • Geschichte darf nicht neu geschrieben werden. Das ist bereits dann der Fall, wenn jeder konservativ denkende Mensch als ein Nazi, ein Faschist, ein Rassist oder ein Sexist bezeichnet werden darf

  • Die Staatsbürgerschaft ist heute kein Geburtsrecht mehr, sondern ein Privileg, das Rechte und Ansprüche in dem Maße gewährt, wie es die Mehrheit im Staate für geboten hält

  • Digitale Plattformen zensieren heute Ansichten, die als „unbequem“ für den Staat angesehen werden, solch ein "Blockwartdenken" zerstört jede demokratische Gesellschaft, die eine solche tatsächlich sein will

  • Bildung wird umgestaltet, um kritisches Denken zu entmutigen und ideologische Konformität durchzusetzen

  • Regierungsdienste, die einst geschaffen wurden, um dem öffentlichen Wohl zu dienen, werden heute dazu benutzt, Loyalität zu belohnen, Dissens zu bestrafen und die Massen durch selektive Hilfe und ideologische Indoktrinationen zu kontrollieren

  • Das wirtschaftliche Chaos wird im wahrsten Sinne des Wortes durch den Ausbau einer Kriegsindustrie eingehegt, um so wieder Wachstum und Wohlstand zu generieren

  • Korruption wird nicht bestraft. Es wird belohnt - solange sie dem Machterhalt dient

  • Während all dies geschieht, wird alles getan, um die Bürger abzulenken, zu spalten und zu verblöden. Der nackte Busen eines Starlets verdient mehr Aufmerksamkeit, als die eigentlichen Probleme der Zeit

  • Ängste werden verbreitet und der eigenen Kultur wird der Kampf erklärt

  • Nach und nach wird die Freiheit beschränkt, ersetzt durch eine immer ausufernde Bürokratie, die dafür sorgt, dass sich alle so verhalten, wie es die Postdemokratie von morgen für geboten hält.

Wie dem auch immer sei: Wenn „wir“, die Wählerinnen und Wähler, kein Mitspracherecht mehr darüber haben, wie „wir“ nach erfolgter Wahl regiert werden wollen – wenn „wir“ keine Möglichkeit mehr haben, uns davor zu schützen, dass „unser“ Vertrauen missbraucht und „unsere“ Rechte verletzt werden, weil nach der Wahl nicht mehr das gilt, was noch vor der Wahl vollmundig versprochen wurde, wenn „wir“ also keine Möglichkeit mehr haben, den Bemühungen der Regierung entgegenzuwirken, unsere Stimmen mit Verbindlichkeitsanspruch zum Ausdruck zu bringen, dass es so nicht geht, dann bedarf es irgendwann nur eines kleinen Anlasses, um ein System – gemeint ist die Demokratie von heute – kollabieren zu lassen.

Das aber muss verhindert werden.

21 Zusammenfassung

TOP

Die moralische Krise von heute ist ohne den Verlust von Tugenden nicht erklärbar, denn, so heißt es bereits im Volksmund: Tugendhaftigkeit zeigt sich durch den Verzicht auf das Mögliche – zugunsten des Richtigen.

Und: Nicht Gehorsam macht tugendhaft, sondern die Einsicht in das, was richtig ist, auch ohne Befehl. An einer Erziehung zur vernunftgelenkten Einsicht im hier skizzierten Sinne fehlt es aber heute an allen Ecken und Kanten. Die Tugend, die heute erwünscht ist, das ist die Tugend der „Folgsamkeit“, geformt und gefördert durch betreutes Denken. Eine Demokratie aber, die zukunftsfähig bleiben will, bedarf nicht nur der Freiheit des Denkens, sondern auch der Akzeptanz von Regeln, die, losgelöst von nachlesbaren gesetzlichen Normen, zum allgemein akzeptierten Wertekanon eines gebildeten Charakters gehören, obwohl es auch hier Grenzen gibt.

Man sollte es nicht für möglich halten, aber auch die Tugenden müssen ihre Grenzen haben.
Immanuel Kant (1724-1804)

Zurück zu dem, was eine demokratische Gesellschaft tatsächlich auf Dauer gesehen zusammenhalten kann.

Alasdair MacIntyre: Als Aristoteles die Gerechtigkeit als wichtigste Tugend des politischen Lebens pries, tat er das, um anzudeuten, dass einer Gemeinschaft, der die praktische Übereinstimmung über eine Vorstellung von Gerechtigkeit fehlt, auch die notwendige Grundlage einer politischen Gemeinschaft fehlen muss. Gerade das Fehlen einer solchen Grundlage bedroht daher unsere eigene Gesellschaft. Denn das Ergebnis der Geschichte [...] bestand [und besteht auch weiterhin] nicht nur in der Unfähigkeit, sich über einen Tugendkatalog zu einigen, und in der noch grundlegenderen Unfähigkeit, sich über die relative Bedeutung der Tugendbegriffe innerhalb eines Moralsystems zu einigen, in dem auch die Begriffe des Rechts und der Nützlichkeit, eine zentrale Stellung einnehmen [sondern wohl auch in der fehlenden Bereitschaft, überhaupt tugendhaft zusammenleben zu wollen] [En31].

Dennoch: Auch wenn über Tugenden viel geschrieben wurde und die meisten Tugenden heute meist milde belächelt werden, wird dennoch wohl niemand in Frage stellen wollen, das moralisches Handeln eher Freunde und nur selten Feinde schafft.

Alasdair MacIntyre: Wenn es dazu kommt, dass sich die Tradition der Tugenden in regelmäßigen Abständen erneuert, dann geschieht das immer im Alltag, immer durch das Engagement einfacher Leute und im Kontext unterschiedlicher Praktiken, zu denen auch das Führen und Erhalten einer Familie und eines Haushalts, einer Schule, einer Klinik oder einer lokalen Form der politischen Gemeinschaft gehört. Diese Erneuerung ermöglicht es den einfachen Personen, die herrschenden Modi des moralischen und sozialen Diskurses sowie die Institutionen, die in diesen Modi zur Geltung kommen, in Frage zu stellen [En32].

Mit anderen Worten: Die Eliten - bzw. die, die sich dafür halten - haben nie das letzte Wort. Die werden sich anpassen müssen, wenn das gemeine Volk das so will. Das aber setzt voraus, dass die Bürgerinnen und Bürger sich wieder daran erinnern, wie das geht: klug und weise zwischen Gut und Böse, richtig und falsch, unterscheiden zu können.

Die Unfähigkeit oder der Unwille der politischen Eliten, die Realität anzuerkennen, ist heute das wohl größte Problem, sowohl im Innern Deutschlands, als auch in der Europäischen Union, insbesondere auch im Hinblick auf den Ukraine-Krieg.

Wie dem auch immer sei: Heute verdunkeln die Narrative eines jedes Landes die Realitäten, obwohl die Krisen einfach nicht mehr übersehen werden können, die anzugehen die politischen Eliten aber nicht in der Lage sind, weil dadurch deren Wähler vergraut werden könnten. Sie vertrauen darauf, dass Kipppunkte nicht eintreten werden.

Anders ausgedrückt: Wir befinden uns in einer Zeit, in der nur noch Glück, oder das Besinnen auf Tugenden wie Klugheit, Mut, Tapferkeit, Gerechtigkeit und natürlich auch die Bereitschaft zur Mäßigung, die westlichen Demokratien zu retten vermag.

Seneca: Es wäre ein Trost, wenn alles mit derselben Langsamkeit zugrunde ginge, wie es entsteht, aber es geht nur langsam voran, während der Zusammenbruch schnell kommt.

Eine Erkenntnis der Chaostheorie lautet:

Sogar der Flügelschlag eines Schmetterlings vermag einen Sturm auszulösen.

Wie dem auch immer sei: Mengzi (um 290 v. Chr.), der bedeutzendsten Nachfolger des Konfuzius, verfügte bereits vor mehr als 2300 Jahren über eine Einsicht, die sich auch heute als hilfreich und heilsam erweisen könnte.

Schun-Yü Kun sprach: Heutzutage ist die Welt am Ertrinken; was ist der Grund, dass Ihr, Meister, sie nicht rettet?

Mengzi sprach: Ist die Welt am Ertrinken, so muss man sie retten durch Verkündigung der Wahrheit [En33].

Die aber scheint im Deutschen Bundestag seit mehr als 20 Jahren unter die Räder gekommen zu sein.

Am 13. September 2002 sagte Angela Merkel - damals noch nicht im Amt der Bundeskanzlerin -  im Bundestag an die SPD gewandt Folgendes:

Angela Merkel(CDU):  Herr Clement, auch wenn Sie hier mit noch so treuen Augen über die Zuwanderung sprechen: Sie wissen doch, wie es ist. Die Menschen im Lande wissen, dass Ihr Gesetz keine Begrenzung von Zuwanderung bietet. Es wird keine einschränkenden Maßnahmen geben. […] Die Menschen im Lande wissen auch, dass Herr Schily am Anfang dieser Legislaturperiode gesagt hat ...

Zwischenruf Gert Weisskirchen (Wiesloch,SPD):

Hören Sie doch auf zu lügen!

... diesen Satz hätte ich nicht gesagt; regen Sie sich doch nicht auf –, dass das Maß des Zumutbaren überschritten ist. Sie wissen, dass in Deutschland spätestens nach PISA völlig klar ist: Bevor wir eine neue Zuwanderung bekommen, müssen wir erst einmal die Integration der bei uns lebenden ausländischen Kinder verbessern. […] Sie haben keine einzige Mark dafür vorgesehen, das Problem, dass in Berlin-Kreuzberg 40 Prozent der ausländischen Kinder und Jugendlichen weder einen Schul- noch einen Berufsabschluss haben, zu beseitigen. Trotzdem reden Sie über mehr Zuwanderung. Mit uns haben Sie die Alternative; wir werden das ändern.

Angela Merkel beendete ihre Rede mit folgendem Satz:

Die Politik der gebrochenen Versprechen wird beendet – das wird das Ergebnis des 22. September sein.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der FDP)

Rede im Volltext ab Seite 25610/11

Am 22. September 2002 gewann Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) mit knapper Mehrheit die Bundestagswahl.

Hinsichtlich des Wahrsprechens im Deutschen Bundestag hat sich seitem nichts Grundlegendes geändert, außer der Tatsache vielleicht, dass das Wort Lüge heute mit einem Verweis verbunden sein kann und zwar auch dann, wenn es darum geht, die ausgesprochene Unwahrheit beim Namen zu nennen.

Wie dem auch immer sei:

13 Jahre später, in der Nacht vom 4. auf den 5. September 2015 öffnete die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Grenzen nach Österreich, um etwa 1,5 Millionen Flüchtlingen die Einreise in das Bundesgebiet zu ermöglichen.

22 Quellen

TOP

Endnote_01
Alasdair MacIntyre: Der Verlust der Tugend – Zur moralischen Krise der Gegenwart, Campus Verlag 2006, Seite 15
Zurück

Endnote_02
Weiße Pferde 1985 - Georg Danzer
Zurück

Endnote_03
Alasdair MacIntyre: Der Verlust der Tugend – Zur moralischen Krise der Gegenwart, Campus Verlag 2006, Seite 217
Zurück

Endnote_04
Jacques le Goff. Die Geburt des Fegefeuers. Klett-Cotta 1984, Seite 207
Zurück

Endnote_05
Vgl. Ebd. Aldasir MacInttyre Seite 225 und 226
Zurück

Endnote_06
Bayerische Staatszeitung vom 21.10.2011. Der mündige Bayer. Bürgerbegehren im Freistaat.
https://www.bayerische-staatszeitung.de/staatszeitung/politik/
detailansicht-politik/artikel/der-muendige-bayer/#topPosition
Zurück

Endnote_07
Michel Foucault: Die Regierung des Selbst und der anderen II. Der Mut zur Wahrheit. Suhrkamp Verlag (Frankfurt/M) 2010, Seite 83
Zurück

Endnote_08
Carlo M. Cipolla: Allegro ma non troppo: Die Rolle der Gewürze und Die Prinzipien der menschlichen Dummheit, Wagenbach Verlag 4. Auflage 2022, Seite 53
Zurück

Endnote_09
Ebd. Carlo M. Cipolla, Seite 56
Zurück

Endnote_10
André Glucksmann. Die Macht der Dummheit, DVA 1985 – Seite 30
Zurück

Endnote_11
Peter Frankopan: Zwischen Erde und Himmel – Klima – eine Menschheitsgeschichte. Rowohlt Verlag 2023, Seite 844
Zurück

Endnote_12
Office for Budget: Fiscal risks report 2021.
https://obr.uk/docs/dlm_uploads/Fiscal_risks_report_July_2021.pdf
Zurück

Endnote_13
Ebd. Carlo M. Cipolla, Seite 63
Zurück

Endnote_14
Befragung der Bundesregierung: Boris Pistorius: Wir müssen bis 2029 kriegstüchtig sein.
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/
2024/kw23-de-regierungsbefragung-1002264
Zurück

Endnote_15
Regierungserklärung vom 14. Mai 2025: Merz: Bundeswehr soll „konventionell zur stärksten Armee Europas“ werden.
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/
2025/kw20-de-regierungserklaerung-merz-1064956
Zurück

Endnote_16
Neitzel, Sönke. Die Bundeswehr: Von der Wiederbewaffnung bis zur Zeitenwende (Beck’sche Reihe 2966) (S.124). C.H.Beck. Kindle-Version.
Zurück

Endnote_17
Anzahl der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr¹ von 1959 bis 2024.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/
495515/umfrage/personalbestand-der-bundeswehr/
Zurück

Endnote_18
Devense-network.com vom 24. Juni 2025: Neuer Haushalt – „Wir nehmen richtig viel Geld in die Hand“
https://defence-network.com/neuer-haushalt-
richtig-viel-geld-in-die-hand/
Zurück

Endnote_19
Zdfheute.de vom 28.6.2025: Debatte in Deutschland: Zurück zur Wehrpflicht? Was junge Menschen sagen.
https://www.zdfheute.de/politik/deutschland/wehrpflicht-bundeswehr-
politbarometer-junge-menschen-jugendliche-100.html
Zurück

Endnote_20
Ebd. Carlo M. Cipolla, Seite 73
Zurück

Endnote_21
Nachdenkseiten.de vom 2.8.2025: Wer glaubt, dass den allgegenwärtigen Kriegstreibern das Vokabular ausgeht, irrt. Hier eine neue Schöpfung: „Verteidigungsmarkt“.
https://www.nachdenkseiten.de/?p=136808
Zurück

Endnote_22
Handelsblatt Live vom 23.5.2025: Rüstungsstandort Deutschland: Zeit zu handeln.
https://live.handelsblatt.com/ruestungsstandort-
deutschland-zeit-zu-handeln/
Zurück

Endnote_23
Heise.de vom 18.7.2025: Neuer Aufruf: Forschungsministerium verstärkt die Games-Förderung.
https://www.heise.de/news/Neuer-Aufruf-Forschungsministerium-
verstaerkt-die-Games-Foerderung-10493332.html
Zurück

Endnote_24
Tichyseinblick.de vom 3.8.2025: Papst Leo XIV. begeistert 800.000 Jugendliche.
https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/aus-aller-welt/
papst-leo-xiv-begeistert-800-000-jugendliche/
Zurück

Endnote_25
Tagesschau.de vom 27.7.2025: Christopher Street Day. Hunderttausende beim Berliner CSD.
https://www.tagesschau.de/inland/regional/berlin/rbb-
hunderttausende-menschen-zum-berliner-csd-erwartet-100.html
Zurück

Endnote_26
NDR.de vom 3.8.2025: Rekord bei CSD-Demo: 260.000 Menschen feiern in Hamburg.
https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/260000-menschen-
feiern-bei-csd-demo-in-hamburg,csd-206.html
Zurück

Endnote_27
Ebd. Carlo M. Cipolla, Seite 79
Zurück

Endnote_28
Ebd. Carlo M. Cipolla, Seite 81
Zurück

Endnote_29
Meister Li Hongzhi, 30. September 2024. Warum ist die menschliche Gesellschaft ein Ort im Nebel.
https://www.epochtimes.de/falun-gong/warum-ist-die-
menschliche-gesellschaft-ein-ort-im-nebel-a4889588.html
Zurück

Endnote_30
Seneca. Briefe an Lucilius. Reclam Bibliothek 2014. Seite 420, 14. Buch
Zurück

Endnote_31
Ebd. Alasdair MacIntyre, Seite 325
Zurück

Endnote_32
Ebd. Alasdair MacIntyre, Seite 378
Zurück

Endnote_33
Mengzi. Von der Freiheit des Menschen, Marixverlag 2012, Buch IV, Seite 135
Zurück

Fehler, Verbesserungsvorschläge und Fragen richten Sie bitte an:

info@rodorf.de

--------------------------------------------------------------

Die Pflege und der Unterhalt dieser Webseite sind mit Kosten
verbunden. Aus diesem Grunde können die anderen Kurse, die das polizeiliche Grundlagenwissen betreffen, nicht unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden.

Polizeiliches Grundlagenwissen
Printausgaben und E-Books
www.polizeikurse.de