Zurück
Inhaltsverzeichnis
01
Demokratie in der Pandemie
02
Was ist ein Ereignis?
03
Prinzipien der Gesetzgebung
04
Die Idee der Verantwortlichkeit
05 Was ist Freiheit?
06
Futurismus oder Zukunft
07
Zurück zur Pandemie von heute
08
Was ist zu tun?
09
Die Furcht vor der Freiheit
10
Schlusssätze
01
Demokratie in der Pandemie
TOP
Eine Pandemie trifft
alle. Ihr ist es egal, ob Staaten mit totalitären
Systemen, Entwicklungsländer, Industriestaaten oder liberale
Demokratien unter ihr leiden. Alle werden von der Pandemie heimgesucht.
Auf der Website des
Robert Koch Institutes (RKI) heißt es:
Was ist
eine Pandemie?
Eine
Pandemie bezeichnet eine weltweite Epidemie. Eine
Influenzapandemie wird durch ein neuartiges Influenzavirus
verursacht, das in der Lage ist, schwere Erkrankungen
hervorzurufen und sich gut von Mensch zu Mensch zu verbreiten.
Da dieser neue Erreger zuvor nicht oder sehr lange nicht in der
menschlichen Bevölkerung vorgekommen ist, ist das Immunsystem
nicht vorbereitet und daher auch nicht geschützt. Die
Influenza-Pandemien des vergangenen Jahrhunderts gingen mit
Erkrankungs- und Sterberaten einher, die übliche, auch schwere,
Influenzawellen übertrafen. Die Weltgesundheitsorganisation
weist darauf hin, dass auch ein pandemisches Virus, das bei
gesunden Menschen überwiegend vergleichsweise milde Symptome
verursacht, durch die hohe Zahl von Erkrankten in einem
begrenzten Zeitraum die Gesundheitssysteme eines Staates
überlasten könne, insbesondere in Entwicklungsländern.
Auch die
Gesundheitssysteme der nachfolgend aufgeführten europäischen
Länder befinden sich bereits am Rand ihrer Leistungsfähigkeit, wie das
die Inzidenzwerte der letzten 7 Tage zum Ausdruck bringen:
-
Portugal – 845,8
-
Gibraltar – 685,4
-
Andorra – 572,6
-
Spanien – 550
-
Tschechien – 443,5
-
Monaco – 415,1
-
Slowenien – 413,3
-
Großbritannien –
335,5
Statista.com vom
27.01.2021
In Europa werden täglich
gut 210 000 neue Fälle registriert. Seit Beginn sind ca. 725 000
Menschen an COVID-19 gestorben, aber auch mehr als die
Hälfte aller bestätigten Fälle sind genesen, so zumindest die
ungefähren Angaben der Johns Hopkins University,
einer privaten Universität in Baltimore, im US-Bundesstaat
Maryland.
Data4life:
Corona-Zahlen für Europa
02 Was
ist ein Ereignis?
TOP
Bereits 2014 versuchte
Slavoj Žižek in seinem
Buch „Was ist ein Ereignis?“, der Frage auf den Grund zu gehen,
was damit eigentlich gemeint ist, wenn wir von einem Ereignis
sprechen. In Anlehnung an den Autor gehe auch ich davon aus,
dass es sich bei wirklichen Ereignissen um Realitäten handelt,
die eine bestehende Ordnung in ihren Grundfesten erschüttert,
oder in grenzenloses Staunen versetze, wie das zum Beispiel am
21. Juli 1969 der Fall gewesen ist, als die beiden Amerikaner
Neil Armstrong und Buzz Aldrin den Mond betraten und damit
Geschichte schrieben. Andere Ereignisse, auch Ereignisse noch
bedeutsamerer Art, verdrängen wir gerne. Aber auch an das Datum der
ersten Mondbegehung durch den Menschen werden sich die meisten
nicht mehr erinnern, wohl aber an die Tatsache, dass dieses
Ereignis stattgefunden hat.
Wird auch die
Corona-Pandemie in 50 Jahren noch so in der Erinnerung präsent
sein, wie das Ereignis der ersten Mondbegehung?
Zweifel sind angebracht.
In der Onlineausgabe DER
SPIEGEL vom 29.01.2021 heißt es: Der Weg aus der
Jahrhundertpandemie hat begonnen.
Diese Überschrift suggeriert,
dass es so eine Pandemie, gemeint ist die von heute, in den letzten 100 Jahren noch gar
nicht gegeben hat. Das trifft aber nicht zu. Die
Spanische Grippe, die in den Jahren 1918
bis 1920 nicht nur in Europa, sondern auch in Amerika wütete,
kostete mehr Menschen das Leben, als die unvorstellbar große
Summe von Toten, die der Erste Weltkrieg einforderte.
Mit anderen Worten:
In den Jahren 1918/1920
tötete die spanische Grippe weltweit rund 50 Millionen Menschen.
Die aktuelle COVID-19-Pandemie lässt sich somit, zumindest was
die Anzahl der bisherigen Todesopfer anbelangt, mit der Anzahl
der Toten der Spanischen Grippe wirklich
nicht vergleichen.
Dafür aber hat das
COVID-19-Virus die gesamte Weltwirtschaft mehr oder weniger
lahmgelegt und dadurch eine Situation geschaffen, die es
weltweit bisher wirklich noch nicht in diesem Umfang gegeben
hat.
Deshalb wäre es mehr als
unvernünftig, das COVID-19-Virus einfach zu verdrängen und es so
zu behandeln, als gebe es dieses Virus gar nicht. Das Gegenteil
dürfte der Fall sein. Dieses Virus und die von ihm ausgelösten
Folgen zu unterschätzen, wäre wirklich ein unverzeihlicher
Fehler.
Wie dem auch immer sei.
Das Virus ist auf jeden
Fall ein
Ereignis, dessen Dauer heute bedauerlicherweise noch nicht
einmal abzusehen ist, obwohl landauf und landab eine Strategie
eingefordert wird, die aufzeigen soll, wann dieses Übel denn nun
endlich beendet sein wird, denn solch einer
bedrohlichen und unvorhersehbaren Zukunft sollte so schnell wie
möglich ein Ende bereitet werden.
Der italienische
marxistische Schriftsteller, Philosoph und Aktivist in der
Tradition der Autonomen, Franco Berardi (* 1948), würde das oben
skizzierte Ereignis etwa wie folgt „entängstigen“:
Nie in
unserem Leben haben wir einer Situation gegenübergestanden, die
so voller revolutionärer Chancen steckt. Nie in unserem Leben
sind wir so ohnmächtig gewesen. Nie sind Intellektuelle und
Politiker so stumm gewesen, so unfähig einen Weg zu finden, der
eine neue mögliche Richtung zeigen könnte.
Franco Bifo
Berardi. After the Future. Oakland 2011. Seite 175
Um dann an anderer
Stelle wieder realitätsbewusster zu werden, indem er sich zur
Zukunft etwa wie folgt äußert:
Die Zukunft, so „Bifo“,
existiert nicht mehr - heute haben wir einen Futurismus ohne
Zukunft.
Seiner Überzeugung nach
geht es heute in die Krise, denn die Zukunft war auf der Seite
der Revolution. Die aber hat sich heut nur noch als ein großer
und mächtiger Mythos erhalten können, an den nur noch wenige
glauben:
Die Zukunft ist vorbei.
Warum?
Die
Vergangenheit hat keine Solidarität zwischen den Menschen in den
Fabriken, in den Schulen, in den Zentren geschaffen. Die
neoliberale Politik ist somit gescheitert, aber die soziale
Autonomie ist [dennoch] nicht entstanden.
Franco Bifo
Berardi. After the Future. Oakland 2011. Seite 13
So scheint es auch in
der Corona-Krise zu sein. Die neoliberale Politik stößt an ihre
Grenzen, und soziale Autonomie ist weiterhin ein Fremdwort, denn
helfen muss der Staat.
Wer denn sonst?
Der Gesetzgeber und die
anderen politischen Verantwortung tragenden Staatsorgane, so
eine weit verbreitete Erwartungshaltung, werden
das schon richten. Vielleicht wäre es doch besser, diesen Satz
mit einem Fragezeichen zu beenden.
Allein in NRW wurde
binnen eines Jahres die Coronaschutzverordnung drei Mal neu
gefasst. Auch die aktuelle Fassung befindet sich sprachlich auf einem Niveau, das sich
dem normalen Lesen nicht mehr erschließt und auch Leserinnen und
Leser, die an das Lesen juristischer Texte gewöhnt sind, schnell
an ihre Grenzen bringt.
03
Prinzipien der Gesetzgebung
TOP
Allein die Überschrift
fordert dazu auf, sich zumindest kurz mit Jeremy
Bentham (1748-1832), einem englischen Philosophen und
Sozialreformer, auseinanderzusetzen, der in einem Buch mit der
Überschrift „Prinzipien der Gesetzgebung“ schon vor gut 190
Jahren das niedergeschrieben hat, was heute noch gilt.
Jeremy Bentheim
schreibt:
Es
verhält sich mit der Regierung so, wie mit der Heilkunst: Ihre
alleinige Aufgabe besteht in der Wahl der Übel. Jedes Gesetz ist
von Übel, denn jedes Gesetz beschränkt die Freiheit: Die
Regierung, ich wiederhole es, hat nur die Wahl der Übel.
Worauf
hat sich der Gesetzgeber bei der Wahl zu besinnen? Er muss sich
zweier Dinge versichern: 1) dass in jedem Falle die Ereignisse,
die er zu verhindern sucht, wirkliche Übel sind; 2) dass diese
Übel größer sind als diejenigen, die er anwendet, um sie zu
verhindern (Seite 67).
An anderer Stelle heißt
es:
Das
öffentliche Wohl sei das Ziel des Gesetzgebers: die allgemeine
Nützlichkeit sei das höchste Prinzip in der Gesetzgebung. Die
Erkenntnis des Wohls der Gemeinschaft, von deren Interessen es
sich handelt, bildet die Theorie, die Auffindung es zu
verwirklichen, die Praxis.
Diesem
Prinzip der Nützlichkeit, ohne weiteres ausgedrückt, wird wenig
widersprochen: Man betrachtet es sogar als eine Art von
Gemeinplatz in der Moral und Politik. Allein die fast allgemeine
Zustimmung, die es findet, ist nur scheinbar. Man knüpft an
diese Prinzipien nicht dieselben Begriffe; man gibt ihm nicht
dieselbe Geltung und so sind denn auch die Folgerungen durchaus
nicht einstimmig und gleichförmig (Seite 1).
Jeremias Bentham.
Prinzipien der Gesetzgebung. Elibron Classics 2007
Und exakt an dieser
Stelle befinden wir uns wieder im Hier und im Jetzt. Das, was
der Gesetzes- und Verordnungsgeber geregelt hat, versteht der
Normalbürger nicht mehr und die Vielfalt von Meinungen und
Verhaltensempfehlungen werfen immer wieder die Frage auf, die da
lautet:
Wer hat Recht?,
verbunden mit den Vorwürfen an Verantwortung tragende Politiker,
doch endlich etwas zu tun, was mehr Licht erzeugt, als eine
kleine Kerze im Dunkeln eines tiefen Tunnels.
04 Die
Idee der Verantwortlichkeit
TOP
Wenn wir jemanden für
etwas verantwortlich machen, so betrachten wir ihn und sein Tun
im Licht von Regeln und von Vorstellungen über Sollen und
Dürfen. Kündigen wir jemandem an, dass wir ihn für etwas
verantwortlich machen, so sagen wir damit: "Wir werden dein Tun
daran messen, ob es den Regeln entspricht, und wenn wir einen
Verstoß gegen die Regeln feststellen, so werden wir dich dafür
bestrafen."
Beim Maut-Desaster und
bei der Wirecard-Affäre scheint diese Regel jedoch in
Vergessenheit geraten zu sein, zumal es zurzeit Wichtigeres zu
regeln gilt, nämlich sich darüber einig zu werden, nach welchen
Regeln trotz Impfdesaster (Stillhalten, Abblocken, Wegducken)
geimpft werden soll, und welches Regelwerk
vorgibt, wann Kitas und Schulen endlich wieder geöffnet werden
dürfen.
In Krisenzeiten sind das
keine leicht zu lösenden Aufgaben, zumal der Verbreitungsgrad
des COVID-19-Virus sich beharrlich weigert, Regeln überhaupt
anzuerkennen. Seiner Natur entspricht es vielmehr, Verhaltensregeln zu
erzwingen, die keiner will.
Die Freiheit und
Unfreiheit unseres Willens spiegelt sich somit in der Art und
Weise wieder, wie wir diese Zeit erleben. Die Analyse unserer
Zeiterfahrung ist deshalb ein Leitfaden für das tiefere
Verständnis der Erfahrung von Freiheit und Unfreiheit.
Und was die Zeit
anbelangt, die erfahren wir heute anders, als das vor gut 200
Jahren der Fall war, als Jeremias Bentham über die Freiheit
nachdachte.
Damals befand sich die
Entwickelung einer liberalen Demokratie noch in den
Kinderschuhen, denn es dauerte viele Jahrzehnte, bis ein
liberaler Staat greifbare Konturen bekam. Das geschah erstmalig
in der Neuen Welt, in Amerika, als sich die Vereinigten Staaten
von Amerika 1776 vom Königreich England lossagten und eigene,
liberale und republikanische Wege gingen, um dann später, nach
dem Ende des Ersten Weltkrieges und erst recht nach dem Ende des
Zweiten Weltkrieges, sich als Mutterland der liberalen
Demokratie mit Sendungsbewusstsein zu präsentieren und sich so
auch aufzuführen.
Dieses
Sendungsbewusstsein dürfte Donald Trump nachhaltig beschädigt
haben.
Wie dem auch immer sei.
Zuerst einmal soll kurz
der Frage nachgegangen werden, warum Freiheit heute in
Unfreiheit endet. Grund dafür ist unter anderen ein in letzter
Zeit häufig verwendetes Wort.
Dieses Wort lautet:
Alternativlos.
Das bedeutet nichts
anderes als: Ich oder wir können nicht anders.
Richtig
ist, dass es uns unmöglich ist, im Voraus abschließend wissen zu
können, was wir wollen und tun werden. Nicht deshalb, weil
vieles an unserem Willen im Dunkeln liegt und uns überraschen
kann (obwohl auch das wahr ist). Der Grund ist vielmehr der,
dass der jeweils letzte Gedanke, in dem uns das vermeidlich
abschließende Wissen vor Augen steht, durch sein Auftreten einen
Willen hervorbringen kann, der dieses Wissen Lügen straft.
Peter Bieri. Das
Handwerk der Freiheit. Hanser Verlag – Seite 82
Ich könnte auch etwas
ganz anderes wollen, so Peter Bieri an anderer Stelle. Meine Erfahrung von
Zukunft wäre dann eine ganz andere.
Und so ist es auch bei
der Zukunft einer Gesellschaft.
Das Fatale am Hier und
Heute ist aber, dass das COVID-19-Virus zeitlos ist und auch
keine Zeit kennt. Das Virus existiert und es ist ihm völlig
egal, wie unser Wille damit umgeht. Fest steht, dass wir zwar
das Virus wegdenken können und meinen können, dass es gar nicht
existiert. Das ändert aber nichts daran, dass es sich weiter
verbreitet, und das so schnell wie möglich, denn das gehört
sozusagen „zu seiner Natur“.
Was dabei im
besonderen Maße schmerzt, ist die Tatsache,
dass dieses Virus, obwohl es keinen Willen hat, uns einen
„Willen“ aufzwingt, ob wir das nun wahrhaben wollen oder nicht.
Und das ist für den
Menschen von heute eine schier unerträgliche Beeinträchtigung
seiner Freiheit. Und da das Virus für seine Existenz nicht zur
Verantwortung gezogen werden kann, müssen der Staat und seine
Organe für die Folgen der Existenz dieses Virus verantwortlich
gemacht werden, denn dem Staat muss es doch wohl möglich sein,
eine Strategie zu entwickeln, wie es diesem Virus sozusagen
„besorgt“ werden kann.
Seine Bürgerinnen und Bürger zu schützen,
das ist doch geradezu der Sinn und der Zweck eines Staates, oder
etwa nicht?
Strategie, das bedeutet
aber, davon ausgehen zu können, dass die Verantwortlichen über
einen Masterplan verfügen, der langfristiges, aber auch
kurzfristiges Handeln erkennen lässt, der sozusagen einen
Durchbruch erwarten lässt, der zum Sieg führt, da er zum Handeln
auffordert und der, um mit der Denkweise von Machiavelli
fortzufahren, als ein erfolgversprechender Schlachtenplan,
besser gesagt als eine Kriegskunst zu verstehen ist, ein
todbringendes Virus endgültig besiegen zu können.
Mit anderen Worten:
Verantwortlich für
Sicherheitsfragen in den liberalen Demokratien von heute sind
immer die anderen, denn Verantwortung kann, wenn überhaupt, nur
die eigene Lebensführung angehen, obwohl auch hinter diese
Aussage dicke Fragezeichen zu stellen sind.
Warum?
05 Was
ist Freiheit?
TOP
Freiheit
ist ein Zustand von vollkommener Abwesenheit von Regierung und
Gesetz, und das heißt, alles, was ein Individuum wollen kann,
kann es auch tun. Auch wenn sich dieser Zustand als unhaltbar
erweist, wird diese Definition der natürlichen Freiheit im
„Naturzustand“ zu einem regulativen Ideal: Freiheit ist
idealerweise die Fähigkeit des Handelnden, zu tun, was immer man
will.
Im
Gegensatz zur antiken Theorie, demgemäß Freiheit nur durch
tugendhafte Selbstbeherrschung zu erlangen war, definiert die
moderne Theorie Freiheit als die größtmögliche Befriedigung der
Begierden.
Patrick J. Deneen.
Warum der Liberalismus gescheitert ist. Müry Salzmann-Verlag –
Seite 76
Dieser heute gängige
Freiheitsbegriff, der sich in den zurückliegenden 250
Jahren langsam, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges dafür aber
um so schneller entwickelt hat , zuerst in den Köpfen der Aufklärer und
seit gut 70 Jahren noch schneller in den Köpfen von Ökonomen
durchgesetzt hat, unterscheidet sich grundlegend von den
Freiheitsvorstellungen der Jahrtausende davor, beginnend etwa
mit den großen Denkern der griechischen Antike (Sokrates,
Platon, Aristoteles und anderen), deren Gedanken dann später von den
christlichen Scholastikern aufgegriffen und fortgeschrieben
wurden.
Hier die Kurzfassung:
Bis ins 16. Jahrhundert
galt Freiheit als ein Zustand der Selbstregulierung, der das
Gemeinwesen und jeden Einzelnen vor der Tyrannei bewahren
sollte. Es wurde daher angenommen, dass Freiheit Disziplin und
Übung und die Anerkennung einer Ordnung voraussetzte, bei der es
sich zur Zeit der christlichen Denker um Gottes Ordnung
handelte, die zu hinterfragen als Gotteslästerung
angesehen wurde.
Freiheit, das war ein
Akt der Selbstfindung und Selbsterziehung, die hart erarbeitet
werden musste. Sie setzte eine Geistesschulung voraus, die
heute, man mag das bedauern, nicht mehr zum Bildungsbegriff des
21. Jahrhunderts gehört, der heute von lediglich vier Buchstaben dominiert wird:
MINT.
MINT:
Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.
Für
Geisteswissenschaften ist im Lehrplan kaum noch Platz.
Wie dem auch immer sei.
Die Wurzeln des
Liberalismus lagen nachweisbar in dem Bestreben, die bestehende
gottgegebene Ordnung aufzubrechen, um dem Individuum die
Freiheit gewähren zu können, die ihm von Natur aus zustand.
Dieser im 16. Jahrhundert erstmalig gedachte Gedanke hat sich
bis heute weiter entwickelt und zwischenzeitlich wohl seinen
Höhepunkt erreicht, der sich wie folgt in einem Satz
zusammenfassen lässt.
Der Freiheit des
Einzelnen gebührt der absolute Vorrang.
Sinn von Freiheit ist
es, autonome Personen zu schaffen, die einer umfassenden
staatlichen Kontrolle (Zuwendung) bedürfen.
Mit anderen Worten:
Eine der Hauptaufgaben
des liberalen Staates wird heute in der aktiven Befreiung der
Menschen aus sämtlichen einschränkenden Verhältnissen gesehen.
Im Mittelpunkt der
liberalen Theorie steht die Befreiung von dem, was die Erfüllung
unserer Wünsche und Sehnsüchte natürlicherweise behindert. Und
wenn dazu die Geldmittel fehlen, dann gibt es ja - Gott sei Dank
- die
Möglichkeit, Kredite aufzunehmen. Am besten eignen sich dazu
Sofortkredite, damit sofort konsumiert werden kann, denn sparen ist heute gleich
Dummheit, denn wer spart, verliert Geld. Nicht umsonst beklagen
sich bereits große Versicherungen darüber, dass durch die
Null-Zins-Politik sozusagen alle Sparer enteignet werden, denn
Sparen wirft keinen Gewinn mehr ab.
Schulden machen.
Das
scheint heute der Schlüssel für die Zukunft zu sein.
Auf die sich daraus
ergebende Schuldknechtschaft, also das Ende von Freiheit, soll
an dieser Stelle nur hingewiesen werden.
Das gilt sowohl für den
autonomen Schuldner, als auch für den "autonomen?" Staat, und erst
recht für nachkommende Generationen, denen verschwenderische
Generationen Schulden hinterlassen haben, die wohl kaum jemals
wieder zurückgezahlt werden können.
Aber was soll´s.
Kennzeichnend für das
moderne Denken ist die Ablehnung, besser gesagt die vehemente
Zurückweisung einer viele Jahrhunderte gültigen Definition von
Freiheit zugunsten derjenigen, die uns heute geläufig ist.
Freiheit, diesem Wort
sind, in der Bedeutung von heute, zudem ergänzende Signalwörter
hinzuzufügen, die aufzeigen, was heute mit Freiheit eigentlich
gemeint ist.
Freiheit ist:
Zwang zum Fortschritt
und vor allen Dingen die Zwanghaftigkeit wirtschaftlichen
Wachstums, denn würde das Wachstum zum Stillstand kommen, allein
das würde ausreichen, liberale Demokratien zusammenbrechen zu
lassen, falls dieser Stillstand längere Zeit andauern sollte.
Wachstum, das ist
folglich die Droge der Freiheit von heute.
Und in diesem Sinne sind
alle liberalen Demokratien „Drogensüchtige“.
Die Devise von heute
lautet: Mehr ... noch mehr ... und ...
immer weiter so.
Warum?
Der
Liberalismus kann nur unter der Voraussetzung einer ständigen
Zunahme der verfügbaren und konsumierbaren materiellen Güter und
damit auch einer ständig fortschreitenden Eroberung und
Beherrschung der Natur funktionieren.
Patrick J. Deneen.
Warum der Liberalismus gescheitert ist. Müry Salzmann-Verlag –
Seite 66
06
Futurismus oder Zukunft
TOP
Der Futurismus ist nicht
neu. Seine Anfänge dürften kaum älter als 110 Jahre
zurückliegen. Er nahm seinen Ausgang im Jahr 1909, als der
Italiener Filippo Tommaso Marinetti (1876
bis 1944) sein erstes „Futurist Manifesto“ veröffentlichte, dass
in den avantgardistischen Kreisen überall in Europa mit
Begeisterung gelesen und zu leben versucht wurde.
1909 heißt es im
Manifest des Futurismus:
-
Wir erklären, dass
die Herrlichkeit der Welt um eine neue Schönheit bereichert
worden ist: die Schönheit der Geschwindigkeit
-
Schönheit kann es
nur noch im Kampf geben
-
Wir stehen auf dem
äußersten Vorgebirge der Jahrhunderte
-
Wir wollen den Krieg
verherrlichen – diese einzige Hygiene in der Welt
-
Wir wollen alle nur
denkbaren Museen, Bibliotheken und Akademien zerstören und
gegen den Moralismus, den Feminismus und gegen jede Feigheit
kämpfen, die auf Zweckmäßigkeit und Eigennutz beruht.
Und an anderer Stelle
heißt es:
Wollt ihr euere besten
Kräfte wirklich in dieser unnützen Bewunderung der Vergangenheit
vergeuden, aus der ihr schließlich erschöpft, ärmer und
geschlagen hervorgehen werdet?
1912 heißt es im
technischen Manifest des selben Autors:
-
Beschleunigung des
Lebens, das schon heute einem schnellen Rhythmus unterliegt
-
Abscheu vor dem
Altbekannten.
-
Liebe zum Neuen und
Unvorhergesehenen.
-
Abscheu vor dem
stillen Dahinleben
-
Liebe zur Gefahr und
Bereitschaft zum alltäglichen Heldentum
-
Zerstörung aller
Jenseitsvorstellungen und gesteigerte Wertschätzung des
Individuums, das sein Leben leben will
-
Vervielfältigung und
Entgrenzung der menschlichen Ambitionen und Wünsche
-
Verachtung der Liebe
-
Leidenschaft, Kunst
und Idealismus des Sports. Begriff des „Rekords“ und Liebe
zu ihm
-
Verspottung der
himmlischen Ruhe und der unantastbaren Landschaft.
Filippo Tommaso
Marinetti – Manifeste des Futurismus – Matthes & Seitz – 2018 –
Seite 66 ff
Und auf Seite 13 heißt
es:
Wir
stehen auf dem äußersten Vorgebirge der Jahrhunderte: ...
Weshalb sollten wir zurückblicken, wenn wir die geheimnisvollen
Tore des Unmöglichen aufbrechen wollen? Zeit und Raum sind
gestern gestorben. Wir leben bereits im Absoluten, haben wir
doch die ewige, allgegenwärtige Geschwindigkeit längst
erschaffen.
Gut 100 Jahre später
skizziert der Italiener Franco Berardi (* 1948), auch „Bifo“
genannt, eine völlig andere Vorstellung von Zukunft.
Seine radikale
Zukunftsvision lässt sich wie folgt zusammenfassen:
Sowohl die politische
Praxis als auch das politische Denken verliert den Blick für die
Zukunft. Es gerät in eine Krise. Die analytischen,
psychologischen und libidinösen Strukturen der revolutionären
Politik des 20. Jahrhunderts fühlten sich damals der zeitlichen
Form des Futurismus verpflichtet. Die Zukunft war damals auf der
Seite der Revolution. Es war ein großer und mächtiger Mythos,
der Glaube an die Revolution.
Diese Zukunft ist
vorbei.
Ihre letzten Kräfte
wurden nicht nur durch den Finanzkapitalismus, sondern auch
durch die kapitalistische Produktionsweise zerstört, deren Ziel
es ist, mit ihrem expansiven Streben noch mehr Mehrwert zu
erzeugen.
Franco Berardi.
After the Future. AK Press. Oakland – 2011
– Einleitung
Zukunft, so heißt es bei
Franco Berardi, ist heute der digitale Futurismus einer
verkabelten Ideologie, die im letzten Jahrzehnt des zwanzigsten
Jahrhunderts aufblühte. Hinzuzufügen wäre noch, dass dieser
Futurismus heute bereits die ganze Welt in seinen Bann gezogen
hat.
07
Zurück zur Pandemie von heute
TOP
Wie kann es sein, dass
trotz aller technischen Möglichkeiten über die Menschen heute
verfügen, ein so winziger Virus, COVID-19 ist ja gut tausendmal
kleiner, als ein Haar dünn ist, nicht mit gewohnter
Geschwindigkeit ausgemerzt werden kann.
Das ist uns doch bei den
Insekten in kurzer Zeit gelungen.
Warum dauert das bei der
Beseitigung eines lästigen Virus so lange?
Fragen, nichts als
Fragen.
Die Antwort lautet: Der
Mensch von heute ist ratlos und staunt und erinnert sich daran,
dass menschlichem Wünschen und Wollen Grenzen gesetzt sind.
Aber lange Wartezeiten,
erst recht nicht beim Übertreten von Grenzen, das lässt der
Zeitgeist von heute noch nicht zu. Das geht nicht. Probleme
müssen sofort gelöst werden, und dafür ist der Staat zuständig.
Dessen Aufgabe ist es,
mich zu schützen.
Professionell, schnell,
zumutbar und am besten ohne Einschränkungen.
Das aber kann nicht
funktionieren.
Warum nicht?
Ein Virus bewegt sich.
Das ist die schlichte
Wahrheit.
Bewegung aber bedeutet
Veränderung, und die wiederum muss bei den davon Betroffenen ein
kollektives Bewusstsein auslösen, dass dieses Virus nur
gemeinsam neutralisiert werden kann. Das bedeutet im
Umkehrschluss, dass sich ein Kollektiv bewusst verändern muss,
um Erfolg haben zu können.
Das ist die eigentliche
Bedeutung von Bewegung. Und das ist auch die eigentliche Krise,
in der sich liberale Demokratien heute befinden, denn eine
Bewegung, die der Krise ein Ende bereiten könnte ist das letzte,
was dieses System benötigt, um überleben zu können.
Deshalb halten wir alle so krampfhaft am Status quo fest.
Diesbezüglich ist das Virus viel effektiver.
Wir wissen nämlich, dass
sich das Virus jeden Tag aufs Neue verändert, und das in einem
Tempo, das wir noch nie zuvor erlebt haben.
08 Was
ist zu tun?
TOP
Norwegen bewältigt die
Pandemie bisher relativ gut, im europäischen Vergleich sind die
norwegischen Infektionszahlen die niedrigsten des gesamten
Kontinents. Nicht zuletzt, weil die norwegische Regierung nicht
vor der schnellen Umsetzung strikter Maßnahmen zurückscheut. Das
gilt ebenso bei der Reaktion auf die neu aufgekommene Mutante:
Um zu verhindern, dass
sie sich weiter ausbreitet, macht Norwegen seine Grenzen dicht:
Wer nicht im Land wohnt, darf nicht einreisen. Ausnahmen gibt es
lediglich für den Warenverkehr und für das Gesundheitspersonal.
Dabei handele es sich um die strengsten Einreisebeschränkungen
seit März des vergangenen Jahres.
Der Tagesspiegel
vom 29.01.2021. Wo die Politik gegen Corona erfolgreich ist –
und wo sie versagt.
Im Gegensatz zu Norwegen
wird in Deutschland diskutiert, vorgeschlagen und verworfen,
Expertenrat wird eingeholt und dieser dann sofort hinterfragt, weil
nicht ausreichend viele Experten aus unterschiedlichen
Disziplinen gefragt wurden. Und was die Einigkeit der
Lösungswege zwischen Bund und Ländern anbelangt, ist
Verbindlichkeit ein Wort, nach dem erfolglos gesucht werden
muss. Allein die Impfkampagne wurde auf eine Art und Weise
vorbereitet, die aufzeigt, dass es einfach zu viele gibt, die
sich gegenseitig im Weg stehen.
Das, was zurzeit für die
Vernunft der Bürgerinnen und Bürger spricht, ist ihre
zustimmende Haltung zu den bestehenden Einschränkungen.
Im Politbarometer Januar
II 2021 heißt es unter anderem:
Akzeptanz der geltenden Corona-Maßnahmen:
Auch die
bis Mitte Februar verlängerten und weiter verschärften
Corona-Regelungen werden von einer Mehrheit von 56 Prozent (plus
5 im Vergleich zu Mitte Januar) als gerade richtig angesehen, 28
Prozent (unverändert) plädieren für eine weitere Verschärfung
und nur 14 Prozent (minus 4) halten sie für übertrieben. Die
Anhänger der AfD sehen das als einzige Partei-Anhängergruppe
ganz anders: Von ihnen halten 62 Prozent die aktuellen Maßnahmen
für übertrieben.
Politbarometer
Januar II 2021
Dieses Umfrageergebnis
macht deutlich, dass die Stimme des Volkes nicht die Stimme von
Rindviechern ist, wie Franz Josef Strauß das einmal im Bundestag
gesagt hat:
Vox Populi, Vox Rindvieh! Lang
ist´s her, dass ein Politiker so etwas Abschätziges über seine
Wähler sagen konnte, ohne an Popularität einzubüßen. Es war -
Ironie der Geschichte - die Zeit, als demokratisch gewählte
Abgeordnete und
Regierende noch hohe
Reputation in der Bevölkerung besaßen. Denn die Bürger waren
doch meist sehr einverstanden mit der Vertretung durch die von
ihnen Gewählten.
Südkurier vom
24.11.2016: Populisten geben sich gerne als besonders basisnah.
Stimmt aber nicht.
Ob das weiterhin für den
Umgang mit der Pandemie Geltung haben wird, bleibt abzuwarten.
Zumindest die "Querdenker" und auch die AfD scheinen da ganz
anderer Meinung zu sein.
Vielleicht überwiegt
aber auch in den noch vor uns liegenden Monaten die Furcht vor der Freiheit.
09 Die
Furcht vor der Freiheit
TOP
1941 erschien in New
York ein auch heute noch viel gelesenes Buch von Erich
Fromm, das in der deutschen Übersetzung den
Titel „Die Furcht vor der Freiheit“ trägt. Das aber ist eine
nicht nachvollziehbare Fehlübersetzung des Originaltitels, der
da lautet: „Escape from Freedom“, also „Flucht aus der
Freiheit“.
Diesem Originaltitel
lassen sich auch die folgenden Zitate besser zuordnen, die
Antwort auf die Frage geben könnten, was aus der Sicht von Erich
Fromm „Freiheit“ für den heutigen Menschen
bedeuten könnte.
Er [der
Mensch] hat sich von äußeren Fesseln befreit, die ihn daran
hindern könnten, das zu tun und zu denken, was er für richtig
hält. Er möchte die Freiheit haben, nach seinem Willen zu
handeln, wenn er nur wüsste, was er will, denkt und fühlt. Aber
eben das weiß er nicht. Er richtet sich dabei nach anonymen
Autoritäten und nimmt ein Selbst an, das nicht das seine ist. Je
mehr er das tut, um so ohnmächtiger fühlt er sich, um so mehr
sieht er sich gezwungen, sich anzupassen. Trotz allem dick
aufgetragenen Optimismus und trotz aller äußerlichen Initiative
ist der heutige Mensch vom Gefühl einer tiefen Ohnmacht erfüllt,
so dass er wie gelähmt herannahenden Katastrophen
entgegenstarrt.
Erich
Fromm. Furcht vor der Freiheit. Deutsche
Verlags-Anstalt Stuttgart 1983 – Seite 219
Untersucht man, so Erich Fromm, die psychologischen Reaktionen
einer Gesellschaftsgruppe, so hat man es mit der
Charakterstruktur der Mitglieder dieser Gruppe, d.h. mit
individuellen Personen zu tun. Wir interessieren uns hier jedoch
nicht so sehr für die Besonderheiten, durch welche sich diese
Personen voneinander unterscheiden, sondern für den Teil ihrer
Charakterstruktur, welcher den meisten Mitgliedern der Gruppe
gemeinsam ist.
Erich
Fromm. Furcht vor der Freiheit. Deutsche
Verlags-Anstalt Stuttgart 1983 – Seite 237
Erich
Fromm bezeichnet diesen Charakter als
Gesellschafts-Charakter, denn diesen Begriff versteht er
als
einen Schlüsselbegriff für das Verständnis von
Gesellschaftsprozessen überhaupt, denn dieser
Gesellschafts-Charakter ist dynamisch und unterliegt
einem ständigen Anpassungsprozess an bestehende menschliche
Bedürfnisse.
Und, was wesentlich ist:
Dieser Gesellschafts-Charakter bestimmt
dann seinerseits nachhaltig das Denken, Fühlen und Handeln des
einzelnen Menschen in einer Gesellschaft.
Wir sollten uns darauf
einigen, dass das COVID-19-Virus nicht nur Veränderungen in unserem Denken
einfordert hat, sondern auch in Zukunft einfordern wird, weil
auch dann, wenn das Virus "besiegt" sein sollte, was durchaus in
Zweifel gezogen werden kann, nachhaltige Verhaltensänderungen erforderlich
sein werden.
Darüber aber wird zurzeit noch nicht diskutiert.
Vielleicht ist es dazu ja auch noch zu früh.
Die Zeit wird es schon
bringen.
Nach der Bundestagswahl 2021, denn Politiker, die dem Volk die
Wahrheit sagen, haben keine Aussicht, gewählt zu werden.
10
Schlusssätze
TOP
Am 8. Juni 1987 hielt
Aleksandr Solschenizyn in der Harvard-Universität einen Vortrag
zu folgendem Thema:
Eine gespaltene Welt
Wenn die Welt nicht an
ihr Ende gekommen ist, so steht sie doch vor einer großen Wende
in der Geschichte, die in ihrer Bedeutung der Wende vom
Mittelalter zur Renaissance gleichkommt. Sie wird von uns einen
geistigen Aufschwung verlangen, wir werden uns auf eine neue
Höhe der Vision erheben müssen, auf eine neue Ebene des Lebens,
wo unsere physische Natur nicht verflucht wird wie im
Mittelalter, aber, was noch wichtiger ist, unser geistiges Wesen
nicht mit Füßen getreten wird wie in der Moderne.
Dieser Aufstieg wird dem
Aufstieg auf die nächste anthropologische Stufe ähnlich sein.
Keiner auf der Erde hat
einen anderen Weg übrig als - nach oben.
https://www.solzhenitsyncenter.org/a-world-split-apart
(Übersetzung von mir)
2011, also gut 25 Jahre
später, heißt es bei Franco Beradi in seinem Buch „After the
Future“ wie folgt:
Die Zukunft hat uns im Stich gelassen. Unsere
Verantwortung ist es nun, zu entscheiden, was als Nächstes
kommt.
Zukunft, das ist die
Ankündigung von etwas ganz Wichtigem.
Aber:
Die Wahrnehmung der
Zukunft verändert sich, denn die Zukunft ist keine natürliche
Dimension des Verstandes, sie ist vielmehr eine Projektion, eine
Vorstellung, eine mit Wünschen angereicherte Imagination, die
sich zudem von Tag zu Tag ändern kann, denn sie unterliegt dem
Wandel der Kulturen, in denen vorausschauend gedacht wird.
Die
Zukunft ist der Raum, den wir noch nicht kennen, den wir erst
noch entdecken und ausfüllen müssen.
Natürlich wissen wir [auch], dass eine Zeit nach der Gegenwart
kommen wird, aber wir erwarten nicht, dass sie die Verheißungen
der Gegenwart erfüllen wird.
After the Future.
Franco Berardi. AK Press Oakland 2011, Seiten 24 und 25
(Übersetzungen aus dem Englischen von mir).
Der „Zeitgeist von
heute“ legt die Vermutung nahe, dass sich die liberale
Demokratie in einer Krise befindet, nicht erst seit der
Pandemie.
Die korrekte Frage würde
aber lauten:
Welche Krise?
Auch wenn hier
sprachlich der Singular verwendet wird, dürfte dennoch deutlich
werden, dass es der Krisen viele gibt ... zu viele.
Diese Thematik wird auf dieser Website im Monat März 2021
erörtert.
Zurück
TOP
|